Jugendsprache. Linguistische Merkmale, Sexualisierung, Anglizismen und der Einfluss der Medien


Term Paper, 2019

15 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Definition der Jugendsprache

2. Charakteristika und linguistische Merkmale der Jugendsprache
2.1 Jugendsprache heute
2.2 Sexualisierung
2.3 Abkürzungen
2.4 Anglizismen

3. Einfluss der Medien auf den Gebrauch der Jugendsprache

4. Sprachverfall oder Sprachwandel?

5. Bedeutung der Zukunft

Schlusswort

Vorwort

Das Thema unserer Hausarbeit ist die Jugendsprache. Durch unsere Recherchen kamen wir auf bestimmte Hauptfaktoren, die wir im folgenden Text weiter beleuchten möchten. Zunächst wird die Jugendsprache näher definiert, darüber hinaus werden die charakteristischen und linguistischen Merkmale dargestellt. Darauf aufbauend wird die Entwicklung und der heutige Stand der Jugendsprache näher erörtert. Als Schlüsselmerkmal dieser Verwendung steht die Sexualisierung und außerdem die Verwendung von Anglizismen und Abkürzungen. Ausschlaggebend ist zudem der Einfluss der Medien auf die heutigen Jugendlichen und deren Sprache. Führt dieser zum Sprachverfall? Obendrein möchten wir einen Ausblick geben. Was bedeutet das Ganze für die Zukunft? Wie wird sich die Jugendsprache entwickeln? Welche Faktoren sind dabei zu beachten? Welches Fazit ziehen wir daraus?

1. Definition der Jugendsprache

Laut den Autoren Bahlo et al. (2019), wird Jugendsprache wie folgt benannt.

Die Nutzer der Jugendsprache haben verschiedene Altersstufen, wobei sie sich größtenteils auf die Jugendphase begrenzen. Sie hat unterschiedliche sprachliche Muster, nicht einheitliche Merkmale und wird in unterschiedlichen Kommunikationsbedingungen verwendet.

Zu den Funktionen der Jugendsprache zählen außerdem:

- die Identitätsfindung in der Auseinandersetzung mit Rollen- und Statuszuschreibungen durch die gesellschaftliche Norm,
- die emotionale oder soziale Verbundenheit mit dem Angesprochenen zum Ausdruck zu bringen,
- die Abgrenzung von Erwachsenen,
- aber auch die Benennung von Tatsachen, welche im Rahmen jugendlicher Lebenswelten existieren.

Die Jugendsprache und ihre Entwicklung unterliegt dem gesellschaftlichen Wandel und verändert sich dadurch stetig von Generation zu Generation.

So wurden zum Beispiel in den 1980er Jahren positive Dinge noch als dufte oder knorke bezeichnet, während heute von den Jugendlichen Wörter wie porno oder cool bevorzugt werden. Er zeichnet sich durch eine geringere Orientierung an Normen aus, wodurch wiederum der sprachlichen Kreativität kaum Grenzen gesetzt sind und neue sprachliche Praktiken entwickelt werden können. Aus diesen Gründen wird angenommen, dass dies Auswirkungen auf den gesamten Sprachgebrauch der Menschheit hat, welche im Kapitel 2 genauer erläutert werden.

Es handelt sich sozusagen um eine Jugendliche Variation der Sprache. Diese jugendlichen Ausdrucksweisen verwenden sie vor allem in der Kommunikation mit Freunden und nicht in der Öffentlichkeit, da es sich dort um eine andere Kommunikationsform handelt (vgl. Bahlo et al., 2019, S. 1-40).

2. Charakteristika und linguistische Merkmale der Jugendsprache

Der Autor, Bahlo et al. (2019), widmet sich in seinem Buch „Jugendsprache“, der Untersuchung von linguistischen und charakteristischen Merkmalen der Jugendsprache. In den folgenden Absätzen dieses Kapitels wird darauf eingegangen, was hier als die gemeinsame Basis der Jugendsprache angesehen wird, ohne dabei einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu können.

Hierbei ist festzustellen, dass es keine einheitliche Jugendsprache gibt und sich diese vielmehr um die Formen der Äußerungen handelt. Diese Äußerungsformen bilden sich aus gruppeninternen Kommunikationen heraus und nehmen die unterschiedlichsten Formen an durch geographische, soziale und historische Bedingungen. Während einige der unten aufgeführten sprachlichen Merkmale nur in der Jugendphase auftreten und stattfinden, werden andere wiederum auch in der darauffolgenden Adoleszenz und dem Erwachsenenalter verwendet.

Als besonders charakteristisch werden in der Literatur der Wortschatz und bestimmte Stilmittel genannt, auf welche im Folgenden eingegangen wird.

Somit stellt sich die Frage, welche linguistischen Merkmale und Charakteristika kennzeichnen die jugendliche Kommunikation?

Lexikon:

Die Lexik ist der Wortschatz oder das Vokabular einer Sprache. Wenn über die Jugendsprache diskutiert wird, so handeln diese Gespräche meist von seinem Wortschatz oder dessen Veränderungen. Die Ausdrücke der Jugendlichen werden schnell durch andere ersetzt und sind aus diesen Gründen sehr kurzlebig. Beispiele für die Veränderungen der Sprache können der gesellschaftliche Wandel sein.

Auch geht Bahlo et al. (2019) wie Androutpoulos (1998: S. 372 f.) davon aus, dass sich der Wortschatz zyklisch erneuert. Hierbei werden vier allgemeine Prozesse aufgezählt, die den Erneuerungsprozess kennzeichnen. Diese sind in Einklang mit soziokulturellen Entwicklungen zu betrachten und stehen in Verbindung zueinander.

1. Der erste Punkt beinhaltet, dass Worte veralten oder ihre Funktion verlieren und daraufhin ersetzt oder ergänzt werden müssen. (Bsp.: die Worte dufte, famos oder wonnig werden z.B. zu geil, cool)
2. Im zweiten Punkt wird auf die Erweiterung des Wortschatzes eingegangen. Die Wörter werden in unterschiedlichen Kontexten verwendet: Das jugendsprachliche Wort „behindert“, welches auf eine Behinderung eines Menschen zurückzuführen ist, drückt eine negative Einstellung zu einer Sache aus (Das finde ich aber behindert!). Hierbei hat das Wort jedoch nicht zwangsweise mit einer Behinderung zu tun und scheint eine diskriminierende Verwendung gesellschaftsfähig zu machen.
3. Im dritten Punkt wird über die Erneuerung des Wortschatzes gesprochen. Hierbei entstehen neue Wörter und Wortvariationen aufgrund von morphologischen oder semantischen Verfahren. (z. B. Angetörnt, rum-gelabert, an-kacken etc.).
4. Im vierten und letzten Prozess wird über das Verfestigen des Wortschatzes gesprochen. Im Laufe der Zeit gehen Worte entweder in den alltäglichen Bereich des Sprachgebrauches über (z.B. geil, cool) oder geraten in Vergessenheit (z.B. Knorke oder wonnig).

Morphologie

Die Morphologie ist der Aufbau von Wörtern und Wortformen. Durch die Untersuchung der Wörter und ihrer Veränderungen setzt sie diese in Beziehung zu den damit verbundenen Bedeutungen und Bedeutungsveränderungen. Durch diese regelhaften Bildungen können auf einfache Weise bestehende Wörter neu gebildet oder verändert werden.

Das sicherlich produktivste Verfahren der jugendlichen Wortbildung ist die Komposition. Zu den Komposita zählen Wortbildungen, die aus verschiedenen schon vorhandenen Wörtern zusammen gesetzt wurden. Jugendliche verwenden dabei speziell Worte, die als umgangssprachlich, derb oder vulgär vermerkt sind. Die Bestandteile der Komposita sind stets ausdrucksstark - entweder wertend oder intensivierend. Sie werden häufig verwendet, um Personengruppen (z.B. Gangsterschlampen, Obermacker) oder Orte (z.B. Chillwiese) zu beschreiben, um eine Sache zu benennen, welche nicht gegenständlich ist (z.B. Gefühle, Vorgänge, Handlungen etc.) oder Übermaß (z.B. über-geil, mega­cool) auszudrücken und für wertende Vulgärausdrücke (z.B. Scheißtyp, Kackbratze). Ebenfalls kann gesagt werden, dass auch Worte wie Obermacker, als Provokation und Anrede beziehungsweise als Grußform für einen Menschen innerhalb der Kommunikation genutzt wird.

Derivation ist die Bezeichnung für ein Verfahren der Wortbildung.

Es bezeichnet somit ebenfalls die Veränderung eines Basiswortes durch Wortbildungen. Hier ändert sich die Bedeutung und somit findet ein Wortwechsel statt. Nachsilben wie -mäßig oder -ig werden an Wörter angehängt, um auszudrücken, wie etwas oder jemand ist: hammer-mäßig, chill-ig, spaß-ig.

Auch die Nachsilben -i oder -o erweisen sich in jugendlichen Sprechweisen als gruppenübergreifend produktiv (z.B.: Softi, Papi, logo, ).

Die Modifikation ist die Beifügung von Zusatzinformation zu einem Wort, einer Phrase, einem Satz, durch ein anderes sprachliches Element wie z.B. einer Vor- oder Nachsilbe.

Charakteristische Beispiele zeigen sich bei Wörtern, die mit der Vorsilbe rum- (= nicht ziel gerichtet handeln, z.B. rum-eiern, rum-labern, rum-frotzeln) modifiziert und somit verändert wurden. Vorsilben wie an-, ab-, rum- oder rein- können von den Jugendlichen theoretisch jedem Verb vorangestellt werden (an-kacken, an-labern, rein-hauen etc.). Eine Besonderheit stellen die Vorsilben dar, die etwas intensivieren (z.B.: super-, ultra-, mega-, affen-). Abgesehen von wenigen Ausnahmen (wie z.B. mega- und super), kommen sie nur in Kombination mit anderen Wortteilen vor. Durch ihren Einsatz wird das Wort intensiviert. Es erhält eine zusätzliche Wertung: Das war megageil/ affenstark/ ultrasoft usw. Diese Intensivierung geht häufig mit einer Bedeutungserweiterung einher, um dem Gesagtem mehr Ausdruck zu verleihen.

Semantik

Die Semantik ist die Lehre von der Bedeutung sprachlicher Zeichen. Hierbei handelt es sich um Wörter, Wortgruppen und Sätze.

Ein charakteristisches Merkmal der deutschen Jugendsprache ist die Bedeutungsveränderung. Jugendliche drücken sich oftmals bildlich aus, nutzen die potenzielle Mehrdeutigkeit, deuten bestehende Wörter um oder geben häufig verwendeten Ausdrücken variable Inhalte. Hagelschaden bezeichnet somit Cellulite oder Lauch wird zum Synonym für einen dünnen Menschen. Auch wird das Wort scheiße als Synonym für die Ablehnung einer bestimmten Handlung, einer Situation oder einem Verhalten gegenüber genannt und bezeichnet keine Fäkalien.

Ebenso sind Bedeutungserweiterungen wie fett oder porno grundlegende Merkmale für Jugendsprache. Wobei es sich hierbei nicht explizit um erotisches Filmmaterial handelt, sondern um die veränderte Bedeutung, welche hierbei super, sehr gut oder schön heißen könnte.

Syntax

Die Syntax bezeichnet die Lehre vom Satzbau. Sie legt fest, wie aus einzelnen Wörtern sinnvolle Sätze entstehen.

Ein häufig diskutiertes Beispiel stellen die Partikel dar. Die Gebrauchsintensität des >Füllwortes< lässt es zu einem signifikanten jugendsprachlichen Merkmal werden. Ey kann in Hinblick auf kommunikative Aufgaben und betreffende Gestaltungen gesprochener Äußerungen verschiedene Funktionen erfüllen. Zunächst einmal kann sie als Verstärker eingesetzt werden (Und dann zeigen wir dem mal wo der Hammer hängt, ey!). Am Anfang des Satzes dient sie der emotionalen Färbung der Anrede und hilft etwa das Rederecht zu erhalten (Ey, darf ich mal was sagen oder Ey, ich bin auch mal dran). Als Gesprächspartikel beendet sie häufig den Redebeitrag und übergibt das Rederecht. Die Partikel wie z.B. ey kommt oftmals in ausdrucksstarken Sprechhandlungen vor, da sie syntaktisch >einfach< gebildet werden können (z.B. Boa ey! Echt ey! Alter ey!). Jugendliche bringen damit ein subjektives Erlebnis, eine Meinung oder eine Bewertung zum Ausdruck (z.B. voll scheiße, ey! oder Das war ja krass, ey.). Aber auch in kommunikativen Sprechweisen werden die Partikel verwendet. Durch ihren Einsatz gelingt es, Gesprächsabfolgen zu unterteilen und Gesprächsrollen zu verteilen (z.B.: Und dann meine Mutter heute ey, du glaubst gar nicht wie sehr sie sauer war. Meine Güte ey!). Die Verwender*innen ziehen darüber hinaus, durch diese Partikel, auch die Aufmerksamkeit der Zuhörer*innen auf sich.

Ein weiteres formales Merkmal sind auffällige Strukturmuster, wie floskelhafte Phrasen. Wiederkehrende und häufig vertretene Gesprächsphrasen haben dazu geführt, dass Jugendsprache mit einer Vielzahl von floskelhaften Phrasen in Verbindung gebracht wird. Dabei vermischen sich die Wörter oftmals aus standard- oder umgangssprachlichen Wörtern und bilden somit floskelhafte Phrasen. So wird z.B. Mach den Mund zu in Mach den Kopp zu abgewandelt. Die Struktur des Satzes wird beibehalten, es werden lediglich einzelne Bestandteile ausgetauscht. Wodurch sich eine Veränderung der Aussage erkennen lässt und so viel heißt wie: Hör auf zu denken. Ein anderes bekanntes Strukturmuster der Jugendsprache, das auch in der Umgangssprache verwendet wird, ist: Du bist/hast wohl/ das stellvertretend für Du spinnst steht. Um die Formel zu füllen, werden sowohl Metaphern (Du hast wohl'n Knall.), als auch abwertende Adjektive (Du bist wohl total bescheuert.) verwendet. Diese Floskeln sind bereits heute in die Umgangssprache übergegangen. Dies liegt daran, dass solche Phrasen schnell veralten und sich der Wortschatz verfestigt. Das Verfahren, vorhandene und bereits etablierte Phrasen und Sätze zu variieren, indem Metaphern aus unterschiedlichen Bereichen eingebaut werden, bleibt jedoch weiterhin produktiv. Und ist mit dem zyklischen Erneuerungsprozess der Sprache, welcher unter dem Punkt Lexikon genant wurde, zu erklären. Auch das Sprichwort „ Auge machen “, welches ursprünglich dem türkischen Raum stammt, wird hier verwendet. Es bedeutet so viel wie missgünstig sein und dem anderen etwas nicht zu gönnen (vgl. Bahlo et al., 2019, S. 55-73).

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Excerpt out of 15 pages

Details

Title
Jugendsprache. Linguistische Merkmale, Sexualisierung, Anglizismen und der Einfluss der Medien
Grade
1,3
Author
Year
2019
Pages
15
Catalog Number
V520449
ISBN (eBook)
9783346129765
ISBN (Book)
9783346129772
Language
German
Keywords
Charakteristika der Jugendsprache, Medieneinfluss, Anglizismen, Lexik, Semantik, Morphologie, Syntax, Abkürzungen, Sprachwandel, Sprachverfall
Quote paper
Luisa H. (Author), 2019, Jugendsprache. Linguistische Merkmale, Sexualisierung, Anglizismen und der Einfluss der Medien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/520449

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