Autismus und soziale Integration. Soziale und therapeutische Hilfeansätze


Dossier / Travail, 2006

19 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Ein Gedicht

2 Einleitung

3 Autismus und Gesellschaft
3.1 Was ist Autismus?
3.2 Beeinträchtigungen im Bereich der sozialen Kompetenz
3.3 Autismus und soziale Isolation
3.4 Die heutige Lebenssituation von Autisten

4 Therapeutische Hilfeansätze
4.1 Die Verhaltenstherapie
4.2 Die Sprachtherapie
4.3 Die Aufmerksamkeits- Interaktions- Therapie (AIT)

5 Soziale Hilfeansätze
5.1 Hilfe durch die Familie
5.2 Aufenthalte in Heimen
5.3 Integration durch Kindergarten und Schule
5.4 Integration durch Ausbildung und Beruf
5.5 Integration durch betreute Wohngruppen

6 Fazit und eigene Stellungnahme

7 Literaturverzeichnis

1 Ein Gedicht

„Ich siegesarmes, autistisches Wesen,
lebensfroh,
doch abhängig von der Zuwendung Lebensstarker,
erfreue die Welt mit meiner Existenz.
Was wäre die Erde ohne meine Träume,
dringend, fordernd,
äußerste Kraft von meiner Umgebung verlangend,
aber auch meiner Umgebung eine andere Welt schenkend,
in der Träume Ergebnisse entwerten,
die die Wirklichkeit liefert.
Träume sind Tugenden der Seele,
gut für suchendes, wesensbildendes Denken,
gut gegen alle Verkrustung,
gut gegen alle Stagnation.
Ich, Igel Gottes, bin gut gedacht,
different siegend, unterschiedlich handelnd.
Gott hat mich gewollt. Ich bin gut geraten.“
(Rohde, 1999, S. 5)

2 Einleitung

Die vorliegende Hausarbeit setzt sich mit dem Thema „Autismus und soziale Integration- therapeutische und soziale Hilfeansätze“ auseinander.

In Deutschland leben heute etwa 40 000 Einwohner mit autistischen Störungen. Durch die wissenschaftliche Forschung, die Medien und durch eine immer umfangreicher werdende Literatur, ist dieses Störungsbild mittlerweile einer breiten Bevölkerungsschicht bekannt.

Es stellt sich jedoch die Frage, ob der Bekanntheitsgrad ausreicht, um diesen Menschen mit Akzeptanz zu begegnen und ihnen genügend Möglichkeiten zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu bieten. Wie groß ist überhaupt die Unterstützung durch Therapien, soziale Einrichtungen oder Angehörige und wie können diese zur Integration beitragen? Diese Thematik soll im Laufe der Arbeit beantwortet und erläutert werden.

Im ersten Teil wird neben der Frage „Was ist Autismus?“, das Störungsbild des Autismus unter dem gesellschaftlichen Aspekt der sozialen Lage eines Autisten betrachtet. Es stellt sich die Frage nach der Lebenssituation dieser Menschen und nach ihren sozialen Fähigkeiten. Denn vor allem in unserer heutigen Gesellschaft erfahren diese eine immer größere Bedeutung. Ohne soziale Kompetenzen und mit einem Verhalten das nicht der Norm entspricht wird man schnell als Außenseiter betrachtet und hat ohne Hilfe kaum eine Chance sich in die Gesellschaft einzufügen.

Im zweiten Abschnitt werden mögliche Hilfen für Autisten durch Therapien dargestellt. Es werden nur einige ausgewählte Therapieformen erläutert, da die in der heutigen Zeit vorliegende Vielzahl von Autismustherapieverfahren den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Wichtiger ist es, einmal einen Überblick über einzelne aktuelle Möglichkeiten zu gewinnen und darzustellen, wie und in welcher Weise einem Autisten durch eine bestimmte Therapie, im Hinblick auf eine soziale Integration, geholfen werden kann.

Im dritten und letzten Abschnitt dieser Arbeit werden dann soziale Hilfemöglichkeiten eines Autisten betrachtet, die neben den therapeutischen Möglichkeiten einen weiteren wichtigen Bestandteil der Weiterentwicklung eines Autisten ausmachen. Es wird in diesem Teil das soziale Umfeld miteinbezogen, in das Autisten im Laufe ihrer Entwicklung hineingeraten können. Dabei stellt sich vor allem die Frage nach der Unterstützung, die einem Autisten durch seine Umgebung (Familie, Institutionen etc.) gewährleistet werden kann und was für Chancen aufgrund dessen zur besseren Integration in unsere Gesellschaft bestehen.

Das Thema des Autismus erachte ich als besonders interessant, da ich selber schon in Kontakt mit autistischen Menschen gekommen bin und weiß, wie befremdlich ein autistisches Kind oder eine autistische Person wirken kann.

Meiner Meinung nach sind die mangelnden sozialen Fähigkeiten und somit auch die fehlenden sozialen Kontakte das, was eine Person mit autistischen Störungen und deren soziales Umfeld am meisten beeinträchtigt und häufig große Schwierigkeiten bereitet. Man weiß nicht, wie man mit diesem Menschen am besten kommunizieren soll, oder wie man mit ihnen umgehen kann. Häufig ist man durch seine eigene Unsicherheit nicht fähig mit ihnen Kontakt aufzunehmen und sie sind, aufgrund ihres Störungsbildes, ihrerseits nicht in der Lage von sich aus auf uns zuzugehen.

Der Schwerpunkt in dieser Arbeit liegt daher, neben dem Bereich der therapeutischen Unterstützung, besonders auf dem Bereich der sozialen Unterstützung, als Hilfe um die sozialen Fähigkeiten eines Autisten zu erweitern und ihm ein aktives Leben in unserer Gesellschaft zu ermöglichen. Es soll jedoch allgemein veranschaulicht werden, durch welche Therapien, Institutionen oder Personen, eine Beteiligung am gesellschaftlichen Leben eventuell möglich werden kann und ob es in allen Fällen nötig ist, einen Autisten komplett gesellschaftsfähig zu machen.

Ziel dieser Arbeit ist es, sich ein Stück weit von einer defizitären Sichtweise des Autismus abzugrenzen und den Blick auf die Möglichkeiten und Chancen eines Menschen mit diesem Störungsbild zu lenken.

3 Autismus und Gesellschaft

Im folgenden Kapitel soll ein Überblick über die Symptomatik von autistischen Störungen gegeben werden, um den Zusammenhang mit der sozialen Kompetenz eines Autisten herzustellen. Unter sozialer Kompetenz werden hierbei Fähigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich verstanden, die für eine erfolgreiche soziale Interaktion und somit auch zu einer sozialen Integration nötig sind (z.B. Kommunikationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen und Wahrnehmung).

Es soll verdeutlicht werden, aufgrund welcher Symptome Autisten von sich aus nur schwer zu einer selbstständigen sozialen Integration in der Lage sind.

Auf spezielle autistische Störungen, wie z.B. auf das Asperger Syndrom, das Rett- Syndrom oder den atypischen Autismus wird hierbei nicht eingegangen, da diese Differenzierungen zu tiefgehend wären und für diese Arbeit nicht benötigt werden.

3.1 Was ist Autismus?

Der Autismus gilt als schwere Entwicklungsstörung mit unterschiedlichen Symptomen und wird in den Klassifikationsschemata ICD-10 und DSM-IV unter dem Oberbegriff der „autistischen Störung“ beschrieben.

Einige Kernsymptome werden im Folgenden genannt:

- Eine qualitative Beeinträchtigung der zwischenmenschlichen Beziehungen
- Eine schwere Beeinträchtigung der Kommunikation und der Phantasie
- Deutlich eingeschränkte Interessen und Entwickeln von stereotypen Verhaltensmustern
- Beginn im Verlauf der ersten 36 Lebensmonate

Die wichtigsten Auffälligkeiten, die in den vier oben genannten Bereichen bestehen, sind die Störungen der Sprache und der Kommunikation, der Wahrnehmung, der Verhaltensmuster und der sozialen Kontakte.

(Vgl. www.familienhandbuch.de)

Im nächsten Abschnitt werden diese Auffälligkeiten näher beschrieben, da sie die wichtigsten Beeinträchtigungen im Bereich der sozialen Kompetenz eines Autisten darstellen und somit auch ein Hindernis zu einer erfolgreichen sozialen Integration sein können.

3.2 Beeinträchtigungen im Bereich der sozialen Kompetenz

Sprache und Kommunikation

Ungefähr die Hälfte aller autistischen Kinder lernt nie, sich laut sprachlich zu äußern. Ihre Sprache entwickelt sich entweder gar nicht oder verzögert und sie können sich anderen nicht verständlich machen. Die meisten Kinder zeigen Stereotypien und Wiederholungen im sprachlichen Bereich. Beim Sprechen verwenden sie keine Mimik und Gestik, so dass ihre nonverbale Kommunikation sehr wenig über sie aussagt. Sie verwenden die Sprache nicht als Kommunikationsmittel sondern in mechanischer Weise. Häufig sind grammatische Fehler, die Erfindung neuer Wörter und eine monotone Sprechweise ihrer Sprache.

Häufig besser als ihr aktives Sprachvermögen ist ihr Sprachverständnis, aber auch in diesem Bereich entnehmen sie den Sinn eher aus der Situation oder aus dem Alltagszusammenhang. Sie haben auch Schwierigkeiten, die Bedeutung von Gesten oder von metaphorischen, bildhaften Äußerungen zu entschlüsseln und können z.B. mit Ausdrücken wie „ ich habe ein Brett vor dem Kopf“ oder „du gehst mir auf die Nerven“ nichts anfangen.

(Vgl. Kastner-Koller und Rollet, 2001, S. 13, Remschmidt, 2002, S.18, www.familienhandbuch.de )

Die Wahrnehmung

Im Bereich der Wahrnehmung bevorzugen Autisten häufig bestimmte Geräusche (z. B: Flugzeuge, Staubsauger, Musik etc.), sind fasziniert von optischen Reizen, die sie eventuell auch selbst herstellen (drehende Kreisel, Muster etc.) und wenden sich intensiv ihrer sachlichen Umwelt zu. Sie reagieren sehr sensibel auf normale Alltagsgeräusche und neigen dazu, ihr Umfeld mit Belecken oder Schnüffeln zu

entdecken, was in den meisten Fällen auf Unverständnis stößt. Besonders betroffen in der Wahrnehmung sind also die Fernsinne wie Sehen und Hören. In der Autistischen Wahrnehmung funktioniert des Weiteren der Informationsfilter für die Umwelt nicht. Eindrücke und Informationen erdrücken sie geradezu und das Herausfiltern von wichtigen Informationen ist zum Scheitern verurteilt. Dies macht sie besonders empfindlich für öffentliche Plätze und jegliche Menschenansammlungen, wie es in Cafés oder auch in der Schule der Fall ist.

Schwierig für Menschen mit autistischen Störungen ist auch das Wiedererkennen von Personen und Dingen, da sie diese nie richtig anschauen und ihren Blick eher gesenkt halten.

(Vgl. Kastner- Koller und Rollet, 2001, S. 31, www.familienhandbuch.de)

Verhaltensmuster

Typische Verhaltensmuster autistischer Menschen sind bestimmte Rituale oder zwanghafte Gewohnheiten, die auf jeden Fall eingehalten werden müssen (z.B. immer der gleiche Schulweg). Wichtig ist auch eine gleich bleibende Umgebung (z. B. eine bestimmte Aufstellung der Spielsachen). Des Weiteren faszinieren Autisten beliebte Tätigkeiten oder Bewegungen, die sie stundenlang ausführen können, ganz von der Außenwelt abgekapselt (z. B. einen Stein anschauen, sich schaukeln).

Werden sie bei diesen Aktivitäten gestört oder wird etwas in ihrer nahen Umgebung verändert, können Angst- und Panikzustände, Selbstverletzungen und Aggressionen die Folge sein.

Autisten haben eine große Angst vor Veränderungen und probieren so selten Unbekanntes und Neues aus. Als Folge dessen lernen sie kaum etwas dazu und begrenzen sich ganz auf das Leben in ihrer eigenen Welt.

Interessieren sie sich jedoch für ein bestimmtes Thema, so verfolgen sie dieses mit abnormaler Intensität. Hier kommen spezielle Begabungen, unabhängig von der Intelligenz, zum Vorschein, die man diesen Menschen gar nicht zugetraut hätte (außerordentliche Gedächtnisleistungen, musikalische Fähigkeiten etc.)

(Vgl. Weiß, 2002, S. 17, www.familienhandbuch.de )

Soziale Interaktionen

Soziale Kontakte gestalten sich für Autisten sehr schwierig. Sie sind in der Kindheit meist unfähig Bindungen aufzubauen, spielen keine Rollenspiele und lernen auch nicht durch Nachahmung ihrer Umwelt. Sie sind aufgrund dessen später nicht fähig, Absichten in den Handlungen der Mitmenschen zu erkennen, ein Bild vom Anderen zu entwickeln, emotionale Äußerungen in ihrer Mimik, Gestik und Sprachmelodie richtig zu verstehen und angemessene Beziehungen zu Mitmenschen aufzubauen. Sie nehmen im Gespräch keinen Augenkontakt auf und können ihren Gesichtsausdruck, ihre Gestik und ihre Körperhaltung einer Situation nicht angemessen anpassen. Das Bedürfnis Emotionen oder besondere Vergnügungen mit anderen zu teilen fehlt und Autisten ignorieren ihre Mitmenschen, sowie auch deren Bedürfnisse häufig völlig.

(Vgl. Weiß, 2002, S. 15, www.familienhandbuch.de)

3.3 Autismus und soziale Isolation

Es ist wichtig zu wissen, dass Autisten zwar nie vollständig heilbar, aber durchaus lernfähig sind. Soziale Verhaltensweisen sind bis zu einem gewissen Grad erlernbar

und bei vielen Autisten kann dies mit der Unterstützung von anderen gelingen.

(Vgl. Kastner- Koller und Rollet, 2001, S. 1).

Eine soziale Isolation ist bei früher Förderung und mit viel Engagement also vermeidbar. Daher sind Therapien und soziale Ressourcen je nach Schwere des Autismus und den Bedürfnissen des Kindes entsprechend zu nutzen.

Schwierig wird es nur wenn diese Kinder sich selbst überlassen bleiben und von niemandem geleitet und unterstützt werden. Ohne den Zugang zu soziokulturellem Wissen durch Andere, bleiben sie von der Gesellschaft ausgeschlossen. Dann

stagnieren sie in ihrer Entwicklung und verfangen sich vollständig in ihren Verhaltensweisen.

(Vgl. Capps und Sigman, 2000, S. 118-119).

[...]

Fin de l'extrait de 19 pages

Résumé des informations

Titre
Autismus und soziale Integration. Soziale und therapeutische Hilfeansätze
Université
University of Applied Sciences Esslingen
Note
1,7
Auteur
Année
2006
Pages
19
N° de catalogue
V52538
ISBN (ebook)
9783638482233
ISBN (Livre)
9783638761239
Taille d'un fichier
528 KB
Langue
allemand
Annotations
Einzeiliger Zeilenabstand
Mots clés
Autismus, Integration, Hilfeansätze
Citation du texte
Bianca Seitz (Auteur), 2006, Autismus und soziale Integration. Soziale und therapeutische Hilfeansätze, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52538

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