Die deutsche Presse unter der Pressepolitik Napoleons


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2005

18 Pages, Note: 1,7


Extrait


Gliederung

1. Einleitung

2. Die Machtübernahme Napoleons

3. Die Instrumentalisierung der Presse durch Napoleon

4. Pressepolitik Napoleons auf deutschem Territorium
4.1 Österreich und Preußen
4.2 Das linke Rheinufer und Norddeutschland
4.3 Der Rheinbund

5. Printmedien
5.1 Zeitungen
5.2 Zeitschriften
5.3 Intelligenzblätter

6. Folgen der Auflehnung gegen die Zensur

7. Der Sturz Napoleons durch die Presse

8. Schluss

Bibliographie

„Vier feindliche Zeitungen richten mehr Unheil an

als 10.000 Männer auf dem Felde.“

Napoléon Bonaparte

1. Einleitung

Napoléon Bonaparte wird noch heute als „größter Feldherr aller Zeiten“ gehandelt, ebenso als Visionär in Bezug auf ein geeintes Europa. Nach seinem Aufstieg zum Kaiser über Frankreich setzte er sich das Ziel, sich auch Resteuropa in Eroberungskriegen zu unterwerfen, mit geradezu durchschlagendem Erfolg.

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts befand sich ein Großteil Europas unter französischer, sprich napoleonischer Herrschaft. Wie es zur Übernahme vor allem des heutigen Gebiets der Bundesrepublik Deutschland kam, soll in der Folge unter Punkt 2 kurz erläutert werden.

Doch es waren nicht nur schlicht Territorien, die in Napoleons Hand fielen, es waren politische und wirtschaftliche Systeme unterschiedlichster Couleur - Königreiche, Herzogtümer, et cetera – die auch, und darum soll es im weiteren Verlauf dieser Arbeit hauptsächlich gehen, Pressewesen besaßen, die ebenso unter das französische Regime fielen. Napoleon machte sich die ausländische Presse unterwürfig und setzte sie für seine Zwecke ein. Wie er dies im Einzelnen vollbrachte, soll im Punkt 3 erörtert werden, die uneinheitlichen Voraussetzungen in den deutschen Territorien sind Thema im 4. Punkt.

Welche Art von Printmedien damals, zur Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert und zu dessen Anfängen, hauptsächlich auftraten, ist Sujet im Punkt 5.

Anschließend wird der Aspekt der Zensur mit besonderem Fokus auf dessen negative Auswirkungen für Widerständler beleuchtet und abschließend der Sturz Napoleons – eingeleitet durch die Presse – erläutert werden.

In ihrer Gesamtheit soll diese Arbeit einen umfassenden Blick auf Deutschland und dessen Pressewesen unter der Herrschaft Napoleons werfen.

2. Die Machtübernahme Napoleons

Um zu verstehen, wie Napoleon seine Macht über Frankreich hinaus auch über Europa und im Speziellen über die Territorien der heutigen Bundesrepublik Deutschland erstrecken konnte, muss man den Blick noch einige Jahre weiter zurück werfen, in die Zeit, als die Französische Revolution, die sich über 10 Jahre bis 1799 hinzog, ereignete.

Schon 1792, als König Ludwig XVI inhaftiert und der erste Nationalkonvent gewählt wurde, konnte Frankreich Teile des linken Rheinufers für sich erobern. 1795 trat Napoleon erstmals nennenswert in Erscheinung, als er den Oberbefehl über die französische Armee erhielt.

Am 9. November 1799 setzte er in einem Staatsstreich das Direktorium ab, erließ am 24. Dezember 1799 die Konsulatsverfassung und wurde selbst Erster Konsul. Damit war die Revolution innenpolitisch am Ende, wurde jedoch durch die Koalitionskriege und die napoleonischen Kriege in weite Teile Europas getragen, auch nach Deutschland.

1802 festigte Napoleon seine Macht, indem er sich durch einen Plebiszit zum Konsul auf Lebenszeit ernennen ließ.

Die absolute Alleinherrschaft sicherte er sich am 2. Dezember 1804, als er sich selbst zum Kaiser krönte, dabei bewusst auf kirchlichen Beistand in Form des zwar anwesenden, aber nicht an der Krönungszeremonie beteiligten Papstes verzichtete, um seinen alleinigen Universalanspruch auf Macht deutliche zu machen.

Im 4. Koalitionskrieg 1806 zerfiel das Heilige Römische Reich Deutscher Nationen nach fast über tausendjährigem Bestehen unter der Übermacht der französichen Armee.

Im selben Jahr wurde der Rheinbund gegründet, in dem sich 16 süddeutsche Staaten unter das Protektorat Napoleons begaben. Bis 1811 schlossen sich die meisten anderen deutschen Territorien bis auf Österreich und Preußen dem Rheinbund an.

1813 wurden die Franzosen bei der Völkerschlacht in Leipzig geschlagen, wodurch sie sich sukzessive vom deutschen Territorium zurückziehen mussten.

1815 beendete die vernichtende Niederlage gegen die Briten in Waterloo endgültig Napoleons Herrschaft über Europa. (vgl. Leick 2004: 138ff)

3. Die Instrumentalisierung der Presse durch Napoleon

„Regner avec la liberté de la presse.“

(Lindemann 1969 : 258 ; Zitat von Napoleon)

Noch heute sind die Meinungen über Napoleon geteilt – Größter Feldherr aller Zeiten, mit der Vision, Europa zu einen versus gnadenloser, manischer Despot.

So oder so, es steht außer Frage, dass sich der Korse auf dem Weg zur Herrschaft alles unterwürfig machte, was ihm im Wege stand und sich alles das zunutzen machte, was ihm helfen konnte.

Bei dieser Feststellung lässt sich die Brücke zum Pressewesen schlagen, die beide eben erwähnten Attribute in sich vereint.

Presse schafft öffentliche Meinung. So kann negative Presse das Wohlgefallen des Volkes in Hinblick auf seinen Machthaber schmälern, positive Berichterstattung kann das Volk einen, seinen Herrscher zu unterstützen.

Napoleon wusste genauestens über diesen Sachverhalt Bescheid und verschaffte sich Macht über die Presse, sowohl in Frankreich als auch in den besetzten Gebieten Rest-Europas. Er machte sich die Presse systematisch zunutze und setzte sie als aktives Instrument der Machterhaltung ein (vgl. Wilke 2000: 166). Schon am 17. Januar 1800, als er als Konsul zum ersten Mal Macht innehatte, verbot er 72 von 90 politischen Pariser Zeitungen durch ein erlassenes Dekret (vgl. Lindemann 1969: 257).

Seiner Auffassung nach war dieser Schritt legitim, denn der Artikel 47 der französischen Verfassung verpflichtete die Regierung, für die innere Sicherheit des Staates zu sorgen. Unruhe im Volk, ausgelöst durch eine Regierungskritische Berichterstattung, geht nach dieser speziellen Auslegung des Gesetzes nicht mit dem Sicherheitsgedanken konform. Nach einem französischen Grundsatz durfte nichts getan werden, „das geeignet wäre, eine Bevölkerung, die durch die Zeitgeschehnisse ohnehin erregt genug war, noch unruhiger zu machen.“ (Lindemann 1969: 258)

Also galt es, möglichst alle Printmedien zu kontrollieren. Die logische Konsequenz daraus war eine Reduktion der tagesaktuellen Zeitungen. Diesem Schritt jedoch stand eine nicht zu unterschätzende Barriere im Weg: Die Pressefreiheit, der „Gedanke von der Freiheit der Meinung als Menschenrecht“ (Fischer 1982: 63), die in Frankreich erst wieder seit der Revolution bestand und als wichtiger Bestandteil des revolutionären Geistes galt. Doch Napoleon stellte die Belange der Regierung über das Recht auf Information und Meinungsfreiheit und führte durch ein Edikt im Februar 1810 erneut die Zensur ein (vgl. Wilke 2000: 166f), verbunden mit einer Reihe Beschränkungen für das Printmedienwesen.

In Napoleons Worten stellt sich die Situation ungleich geschönter dar: „Die Denkfreiheit ist die erste Eroberung des Jahrhunderts und ich will die Pressfreiheit in meinen Staaten haben; aber ich will wissen, was für Gedanken und Ideen in den Köpfen umgehen.“ (Fischer 1982: 63), was im Klartext heißt, dass er eben diese Gedanken und Ideen nicht nur kennen, sondern kontrollieren wollte.

Laut dem erlassenen Gesetz mussten sich alle Drucker und Buchhändler um eine Lizenz bewerben, um ihr Geschäft weiterführen zu können. Napoleon wollte mit diesem Schritt die Zahl der Drucker beschränken, was effektivere Kontrollen deren Arbeit nach sich zöge. 1811 verfügte ein Dekret, dass in jedem Département nur noch eine Zeitung erscheinen durfte (vgl. Wilke 2000, 167), die nur unter strengen Auflagen gedruckt werden durfte. Eine redaktionelle Arbeit im politischen Ressort wurde dadurch unterbunden, dass alle Zeitungen gezwungen waren, politische Nachrichten nur aus dem offiziellen Regierungsorgan, dem Pariser „Moniteur“, nachzudrucken. Den Moniteur bezeichnete Heinrich von Kleist, ein Zeitgenosse, Publizist und leidenschaftlicher Gegner Napoleons, als „dasjenige Blatt, welches niemals lügt, aber hin und wieder verschweigt, was wahr ist.“ (Lindemann 1969: 258) Ein also durchaus hilfreiches Mittel, um ein Volk durch propagandistisch verfasste Erfolgsmeldungen hinter sich zu bringen.

Diese Erfolgsmeldungen, die es ja auch faktisch zur genüge gab, wollte Napoleon selbstverständlich schnellstmöglich an den Mann bringen. Zu diesem Zweck führte er auf seinen Feldzügen eine Druckerei mit, um eine Armeezeitung drucken zu lassen und Nachrichten über siegreiche Schlachten sofort verbreiten zu können (vgl. Wilke 2000: 166). Auf diesem Gebiet war der Korse Vorreiter, nach seiner Machtperiode kamen vermehrt so genannte „Feldzeitungen“ auf.

Dem Volk wurde also nur das zugänglich gemacht, was für die Regierung hilfreich erschien. Andere Meldungen wurden unter den Tisch gekehrt. Der schon erwähnte Heinrich von Kleist fasste dieses Verständnis der französischen Pressepolitik zur Napoleonischen Zeit in einer Satire namens „Lehrbuch der Französischen Journalistik“ zusammen. Auf pragmatisch-zynische Art erstellte er einen fiktiven Leitfaden, der die tatsächliche Situation recht gut widerspiegelt.

Unter anderem heißt es in dem „Lehrbuch“:

„ […] §5. Was das Volk nicht weiß, macht das Volk nicht heiß. §6. Was man dem Volk dreimal sagt, hält es für wahr. (…) §23. Dem Volk eine schlechte Nachricht vorzutragen? Man schweige davon…bis sich die Umstände geändert haben…in der Zwischenzeit unterhalte man das Volk mit guten Nachrichten. […]“ (Lindemann 1969: 260)

[...]

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Die deutsche Presse unter der Pressepolitik Napoleons
Université
University of Bamberg  (Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft)
Cours
Proseminar
Note
1,7
Auteur
Année
2005
Pages
18
N° de catalogue
V52579
ISBN (ebook)
9783638482530
ISBN (Livre)
9783656811800
Taille d'un fichier
551 KB
Langue
allemand
Mots clés
Presse, Pressepolitik, Napoleons, Proseminar
Citation du texte
Christian Ritter (Auteur), 2005, Die deutsche Presse unter der Pressepolitik Napoleons, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52579

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