Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Buch „Das alte Südwestafrika“ von Heinrich Vedder, welches hinsichtlich der Fragestellung untersucht wird, ob von Vedder eine objektive wissenschaftliche Analyse der Geschichte Namibias verfasst wurde oder eine rein subjektive, historische Darstellung für ein spezielles Publikum. Durch eine biografische und exemplarische inhaltsanalytische Methode wurde sein Lebenswerk kritisch hinterfragt. Es zeigte sich. dass in Vedders Buch selten ein objektiver Erkenntnisansatz beobachtet werden konnte. Vielmehr konnte nachgewiesen werden, dass er durch den Wunsch ein ganz spezielles deutsches, koloniales Publikum anzusprechen, dessen Erwartungen zu bestätigen und dessen Ansichten zu rechtfertigen, sich in seinem selbst formulierten Anliegen, die namibische Geschichte zu entwirren, einschränkte. Die Transparenz und Qualität von „Das alte Südwestafrika“ leidet nicht nur darunter, dass Vedder nicht ohne Angaben von Literatur schreibt, er erfindet auch Quellen und Motive der indigenen Sprachgruppen, die eindeutig zum Ziel haben, den Leser in die Irre zu führen. Mit der Konstruktion einer extremen Krisensituation im „alten“ Namibia, der Implizierung von Gewalt und Tyrannei auf Seiten der indigenen Sprachgruppen und der Darstellung der Hilflosigkeit der namibischen Völker auf jeder einzelnen Seite von „Das alte Südwestafrika“, beschreibt Vedder die Notwendigkeit einer Intervention durch Dritte und rechtfertigt, erklärt und entschuldigt somit nicht nur die Missionstätigkeit, sondern auch den Aufbau einer kolonialen Administration. Er bestätigt alte Stereotype von der Primitivität der indigenen Sprachgruppen, hat durch sein hohes Ansehen unter den deutschen Siedlern wahrscheinlich das Verständnis der rassistischen Beziehung der weißen zu den schwarzen Bewohnern Namibias entscheidend geprägt, und scheitert somit auch als Ethnologe, beziehungsweise Völkerkundler.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Fragestellung
- Leben und Werk Heinrich Vedders
- „Das alte Südwestafrika“
- Vedders Publikum und Anliegen
- Vedders Publikum
- Vedders Absichten beim Schreiben von „Das alte Südwestafrika“
- Vedders Quellen und Referenzen
- Exemplarische, inhaltliche Analyse
- Die Gliederung des Buches
- Vedders völkerkundliche Ansätze
- Vedders Kulturverständnis und die Entstehungsgeschichte des Buches im historischen Kontext
- Kapitel Erster Teil I. Entdeckung und Erforschung
- Die Konstruktion der Kriegssituation zwischen Nama und Herero von 1850-1860
- Vedders Publikum und Anliegen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit zielt darauf ab, Heinrich Vedders Buch „Das alte Südwestafrika“ exemplarisch zu analysieren und kritisch zu hinterfragen. Ziel ist es, die wissenschaftliche Objektivität des Werkes im Kontext seiner Entstehung zu beleuchten und dessen Einfluss auf die Geschichtsschreibung Namibias zu untersuchen.
- Heinrich Vedders Leben und Werk als Historiker, Missionar und Geschichtenerzähler
- Vedders Publikum und seine Absichten beim Schreiben von „Das alte Südwestafrika“
- Die wissenschaftliche Arbeitsweise Vedders und die Nachprüfbarkeit seiner Quellen
- Die exemplarische Analyse der inhaltlichen Authentizität des Buches, insbesondere im Hinblick auf die völkerkundlichen Ansätze und das Kulturverständnis
- Die Konstruktion der Kriegssituation zwischen Nama und Herero in Vedders Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und gibt einen Überblick über die Analyse von „Das alte Südwestafrika“. Der zweite Teil widmet sich Heinrich Vedders Biographie und analysiert seine Rolle als Historiker, Missionar, Geschichtenerzähler, Linguist und Politiker im zeitgeschichtlichen Kontext. Dabei wird versucht, Einblicke in seine Philosophie und sein Weltverständnis zu gewinnen.
Der dritte Teil untersucht Vedders Anliegen beim Schreiben von „Das alte Südwestafrika“, analysiert sein Publikum und hinterfragt seine wissenschaftliche Arbeitsweise anhand der Quellen und Referenzen. Anschließend wird exemplarisch die inhaltliche Authentizität des Werkes beleuchtet, wobei die Gliederung, die völkerkundlichen Ansätze, das Kulturverständnis und die Argumentationsstruktur im Kapitel „Entdeckung und Erforschung“ untersucht werden.
Der Hauptteil endet mit einer Analyse von Vedders Beschreibungen der sozialen und politischen Konflikte in Südwestafrika in den 1850er Jahren.
Schlüsselwörter
Heinrich Vedder, „Das alte Südwestafrika“, Namibische Geschichte, Kolonialgeschichte, Völkerschreibung, Kulturgeschichte, Mission, Sprachwissenschaft, Herero, Nama, Kriegssituation, Objektivität, Subjektivität.
- Quote paper
- Sebastian Dürrschmidt (Author), 2005, Die Geschichte Namibias in Vedders "Das alte Südwestafrika" , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52709