Der Zusammenhang zwischen Bildungs- und Beschäftigungssystem in Deutschland und Frankreich


Term Paper, 1999

18 Pages


Excerpt


Inhaltsverzeichnis :

1. Problemstellung

2. Darstellung der Ergebnisse der soziologischen Untersuchungen
2.1. Ergebnisse der Untersuchungen bei deutschen Banken
2.1.1. Die Berufsausbildung in Deutschland
2.1.2. Anpassungsprozesse in deutschen Banken und Sparkassen
2.1.3. Betriebliche Aufstiegschancen; Dauer und Verlauf interner Karrierewege in Deutschland
2.2. Ergebnisse der Untersuchungen bei französischen Banken
2.2.1. Die Berufsausbildung in französischen Banken
2.2.2. Anpassungsprozesse französischer Banken und Sparkassen
2.2.3. Betriebliche Aufstiegschancen; Dauer und Verlauf interner Karrierewege in Frankreich

3. Der Einfluß des Bildungssystems auf das Beschäftigungssystem in Deutschland und Frankreich

4. Nutzen der soziologischen Untersuchungen aus pädagogischer Sicht
4.1. Pädagogische Beurteilung der Ergebnisse der deutschen und französischen Banken
4.2. Vorschläge zur Reorganisierung der Ausbildungsgänge in Deutschland und Frankreich und deren Beurteilung aus pädagogischer Sicht

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Problemstellung

Durch die wirtschaftliche und gesellschaftliche Tendenz, der immer weiter fortschreitenden Globalisierung, stellt sich sowohl wirtschaftlich, als auch gesellschaftlich die Frage nach Veränderungen. In soziologischen Untersuchungen wurden die Auswirkungen des Bildungswesens auf das Beschäftigungssystem aufgezeigt, sowie die Rückwirkungen des Beschäftigungssystems auf das Bildungswesen. Dabei konnten sehr unterschiedliche Ergebnisse in den Bereichen der Arbeitsorganisation, der Personalrekrutierung und dem Personaleinsatz für Deutschland und Frankreich beobachtet werden.

In dieser Seminararbeit sollen zunächst die Ergebnisse dieser Studien, unter besonderer Berücksichtigung der deutschen und französischen Banken, dargestellt werden. Danach sollen diese Untersuchungen nach deren Nutzen aus pädagogischer Sicht befragt werden. Es soll die Frage geklärt werden, wie das Bildungswesen gestaltet werden soll und kann, damit der Einzelne, der sich in diesem Bildungswesen befindet, in seiner Persönlichkeitsentwicklung gefördert wird und berufliche Leistungsfähigkeit erhält.

Dabei sollen die eventuell möglichen, oder notwendigen Konsequenzen aufgezeigt werden, falls diese einen Vorteil für die Entwicklung des Einzelnen bewirken könnten, soweit man diese aus den soziologischen Untersuchungen herleiten kann.

2. Darstellung der Ergebnisse der soziologischen Untersuchungen

Die soziologischen Studien haben das Ziel, „die veränderten Strategien in den Bereichen Rekrutierung, Berufsausbildung und Personaleinsatz, der Kreditinstitute in Deutschland und Frankreich zu untersuchen und zu analysieren, ob und inwieweit sie weiterhin von den jeweiligen nationalen Bildungsinstitutionen geprägt werden“(SIGRID QUACK / SWEN HILDEBRANDT, Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik 1995, S. 469)
Allgemein kann man feststellen, daß sich „das Duale System in Deutschland und das allgemeine schulisch- universitäre Bildungssystem in Frankreich als prägend für die betriebliche Ausbildungs- und Personalpolitik erweisen“(QUACK/HILDEBRANDT, a.a.O., S.467). Das Kreditgewerbe befindet sich, wie viele andere Wirtschaftszweige, seit geraumer Zeit in einem, durch die fortschreitende Internationalisierung und Marktsättigung der Finanzmärkte hervorgerufenem Reorganisationsprozeß. Dadurch werden in Deutschland und in Frankreich von den Kreditinstituten Anpassungsleistungen in den Bereichen der Personaleinstellung, der Aus- und Weiterbildung des vorhandenen Personals, sowie der Personaleinsatzstrategien erwartet, benötigt und auch durchgeführt.

Durch diesen Strukturwandel wurde der Konkurrenzdruck unter deutschen und französischen Banken erhöht. In den administrativen Funktionsbereichen („back office“) versuchte man die anfallende Bearbeitung durch Automation zu bewältigen, wohingegen im „front office“- Bereich ein höherer Bedarf an qualitativ besser ausgebildetem Personal notwendig wurde.

2.1. Ergebnisse der Untersuchungen bei deutschen Banken

2.1.1. Die Berufsausbildung in Deutschland

In Deutschland ist die Berufsausbildung im dualen System in allen Wirtschaftssektoren vorherrschend, wobei die Ausbildung zu „ca. 2/3 durch on-the-job training und fachliche Unterweisung in den Unternehmen und zu 1/3 durch theoretischen Unterricht in einer öffentlichen Berufsschule“(QUACK/HILDEBRANDT, a.a.O, S.470) stattfindet.

1990 nahmen 67% der Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren eine duale Berufsausbildung auf, und ca. 2/3 der deutschen Erwerbstätigen verfügten über einen entsprechenden Berufsbildungsabschluß.

Innerhalb der Ausbildung wird ein breites Grundwissen über alle Geschäftsbereiche der Banken bzw. Sparkassen vermittelt, wobei die Auszubildenden während ihrer Ausbildung die verschiedensten Funktionsbereiche ihres Ausbildungsbetriebes durchlaufen. Die Auszubildenden sammeln schon während ihrer Ausbildung Berufserfahrung, da eine obligatorische Ausbildungsphase die Unternehmenskreditabteilung ist , in der die Auszubildenden lernen, kleine und mittelständische Unternehmen nach deren Kreditrisiken zu beurteilen.

Die Ausbildungsquote (Auszubildende/Beschäftigte) liegt bei deutschen Banken bei 10% und ca. 90% aller bankspezifisch Beschäftigten verfügen über eine abgeschlossene Berufsausbildung, oder einem höherwertigen Abschluß. Der Beruf des/r Bankkaufmanns/frau hat von jeher hohes Sozialprestige, gute Aufstiegschancen, eine vergleichsweise hohe Ausbildungsvergütung, gute Einkommensaussichten nach Abschluß der Ausbildung und eröffnet den Zugang zu einer interessanten Berufstätigkeit.

Die Quote der Ausbildungsabbrecher liegt deutlich unter dem Durchschnitt der Gesamtwirtschaft. Ebenso gering ist das Arbeitslosigkeitsrisiko nach dem Ausbildungsende, mit einer knapp unter 3% liegenden Arbeitslosigkeit vergleichsweise gering, da die meisten Bankkaufleute von ihren Ausbildungsbetrieben übernommen werden (vgl. QUACK/HILDEBRANDT; a.a.O., S.471).

2.1.2. Anpassungsprozesse in deutschen Banken und Sparkassen

Die Einstellung neuer Mitarbeiter in deutschen Banken und Sparkassen erfolgt hauptsächlich über eine Ausbildung im dualen System. Die Banken haben die Anzahl ihrer Ausbildungsplätze seit dem Beginn der 80er Jahre kontinuierlich erhöht. Seit 1992 sind jedoch im Zuge der Rationalisierungen Rückgänge zu verzeichnen.

Tabelle 1 : Entwicklung der Auszubildenden *, der Beschäftigten ** und Ausbildungsquoten *** im Kreditgewerbe **** von

1980 bis 1993 (ab 1991 einschl. Ostdeutschland)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

* Bankkaufmann/frau und Sparkassenkaufmann/frau

** ohne Bundesbank

*** Berechnung : Gesamtbeschäftigte / berufsspezifische Auszubildende

**** gerundete Daten

Quelle : QUACK/HILDEBRANDT, a.a.O., S.473)

In den 80er Jahren haben deutsche Banken und Sparkassen verstärkt damit begonnen, Abiturienten für eine Ausbildung im dualen System einzustellen. Der Anteil der Abiturienten bei den Auszubildenden ist bei den Banken von 47% (1980) auf 74,4% (1990) angestiegen (siehe Tabelle 2). Die Banken erwarten, daß Abiturienten über mehr Schlüsselqualifikationen verfügen, welche für eine qualifizierte Beratung und die arbeitsorganisatorischen Konzepte (z.B. komplizierte Computersysteme) benötigt werden. Außerdem traut man einem Abiturienten eher Verantwortungsbewußtsein und Unabhängigkeit zu. Die Personalchefs der Banken sind der Meinung, daß ein Abiturient komplexere Produkte (z.B. Bausparverträge, etc.) einem Kunden besser erklären kann als z.B. ein Realschulabgänger.

Ein weiterer Grund für diesen Anstieg ist sicher auch der Anstieg des allgemeinen Bildungsniveaus, d.h. die allgemeine Zunahme höherer Schulbildung in Deutschland, was zu einem größeren Angebot besserer und höherer Qualifikationen bei Jugendlichen geführt hat.

Tabelle 2: Schulbildung der Auszubildenden * zum/r Bankkaufmann/frau im privaten Bankgewerbe (in %)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

* bis 1982 Gesamtbestand/ ab 1983: Neueinstellungen ab 1993 einschließlich neue Bundesländer

** Rundungsdifferenzen

Quelle : QUACK/HILDEBRANDT, a.a.O., S.474

Innerhalb der Banken und Sparkassen findet ebenfalls eine Zunahme des innerbetrieblichen Unterrichts statt, was zwar zu einem höheren theoretischen Wissen führt, jedoch zu Lasten eines on-the-job training geht. Die Bankausbildung weist in Deutschland den höchsten Anteil an theoretischem Unterricht auf, innerbetrieblich wie auch in der Berufsschule. Bei einer zweijährigen Ausbildung befindet sich der Auszubildende nur noch 90 Tage im Jahr „on-the-job“, d.h. die Auszubildenden haben vergleichsweise wenig Zeit um in ihrem tatsächlichen Arbeitsbereich zu Üben und zu Lernen (vgl. QUACK/HILDBRANDT, a.a.O., S.475).

Früher diente der innerbetriebliche Unterricht zur Vorbereitung der Auszubildenden auf den Berufsschulunterricht. Heute hingegen sollen den Auszubildenden mehr firmenspezifische Abläufe und produktspezifisches Wissen vermittelt werden. Die deutschen Banken sorgen durch diesen firmeninternen Unterricht dafür, daß ihre Auszubildenden die Qualifikationen erhalten die sie benötigen um sich bei der neuen Struktur und den neuen Anforderungen der Kundenbetreuung zurechtzufinden.

Ein Rückgang ist in der durchschnittlichen Ausbildungsdauer zu beobachten. Die wenigsten Auszubildenden erlernen ihren Beruf noch drei Jahre lang, 1990 z.B. absolvierten 66% aller Auszubildenden eine zweijährige und 34% eine zweieinhalbjährige Ausbildung (vgl. QUACK/HILDBRANDT, a.a.O., S.475). Ausschlaggebend für diese Entwicklung sind die höheren „Eingangsqualifikationen“ (höhere Schulbildung) der Auszubildenden, aber auch der Wunsch der Banken nach Reduzierung der Ausbildungskosten. Ein weiterer Punkt könnte sein, daß auch die Auszubildenden so schnell wie möglich ihre Ausbildung beenden wollen, damit sie richtig ins Berufsleben einsteigen können.

Die deutschen Sparkassen und Banken wenden ca. 6% der Lohn- und Gehaltssumme für die betriebliche Bildung auf, wobei einige größere Banken mehr Geld in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren, die Sparkassen hingegen das Hauptaugenmerk auf die Erstausbildung von Auszubildenden legen {je nach Institut 40% bis 70 % der Ausgaben} (vgl. QUACK/HILDBRANDT, a.a.O., S.475).

In letzter Zeit stellen deutsche Banken auch verstärkt Hochschulabsolventen ein, wobei mittlerweile schon 11% aller Bankangestellten einen Universitätsabschluß besitzen. Da immer häufiger Abiturienten eine Lehre absolvieren und danach an eine Hochschule wechseln (ca. 40 bis 60%), versuchen deutsche Banken durch Studienbegleitprogramme und Ferienjobs die Studenten an das „eigene Haus“ zu binden, um sie nach dem Abschluß ihres Studiums als hochqualifizierte Arbeitnehmer wieder einstellen zu können. Die Banken versuchen damit sich ihre „Investitionen“, die sie ja durch eine Ausbildung tätigen (bis zu 80000 DM für einen Auszubildenden), doch noch zu sichern.

2.1.3. Betriebliche Aufstiegschancen , Dauer und Verlauf interner Karrierewege

Innerbetrieblicher Aufstieg zu einem Firmenkundenberater stellt in deutschen Banken die Regel dar. Da die Arbeitnehmer in ihrer Ausbildung die Kreditabteilung durchlaufen haben, erfolgt i.d.R. ein Einsatz in einer Zweigstelle, wobei die Aufgaben dann meist im Privatkundengeschäft liegen. Nach einigen Jahren beruflicher Erfahrung erfolgt im allgemeinen ein Einsatz in der Kreditabteilung als Kreditsachbearbeiter, welcher sich über eine Zeitraum von zwei bis drei Jahren erstreckt. Diese Zeit wird durch innerbetriebliche und firmenexterne Weiterbildungsmaßnahmen begleitet. Einem deutschen Bankkaufmann ist es also frühestens möglich nach fünf bis sieben Jahren zu einem Firmenkundenbetreuer aufzusteigen, wobei er auch dort nicht ins kalte Wasser geworfen wird, sondern mit einem kleinen Kundenstamm beginnt und sich nach und nach einarbeitet. Bei dieser Aufstiegsmöglichkeit hängt, wie in Deutschland sehr Vieles, von den Abschlußnoten der erreichten Zertifikate ab.

2.2. Ergebnisse der Untersuchungen in Frankreich

2.2.1. Die Berufsausbildung in französischen Banken

Im Gegensatz zu dem deutschen Dualen System wird die berufliche Erstausbildung in einem vollzeitschulischen System vermittelt, welches dem öffentlichen Bildungswesen und somit dem Staat unterstellt ist.

Die traditionelle Lehre (Apprentissage) wie wir sie in Deutschland kennen bildet in Frankreich die Ausnahme und war lange Zeit nur auf das Handwerk beschränkt.

Bei der Berufsausbildung der Banken spielt das staatliche Bildungssystem nur eine untergeordnete Rolle. An die Stelle des Staates treten hier brancheneigene Bildungseinrichtungen, wie z.B. das Centre de Formation de la Profession Banciaire (CFPB).

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Details

Title
Der Zusammenhang zwischen Bildungs- und Beschäftigungssystem in Deutschland und Frankreich
College
University of Mannheim  (Lehrstuhl Erziehungswissenschaft I)
Course
Berufsbildungssysteme im internationalen Vergleich
Author
Year
1999
Pages
18
Catalog Number
V52770
ISBN (eBook)
9783638483926
ISBN (Book)
9783656793243
File size
579 KB
Language
German
Keywords
Zusammenhang, Bildungs-, Beschäftigungssystem, Deutschland, Frankreich, Berufsbildungssysteme, Vergleich
Quote paper
Freddy Baqué (Author), 1999, Der Zusammenhang zwischen Bildungs- und Beschäftigungssystem in Deutschland und Frankreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52770

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