Schule im Nationalsozialismus unter besonderer Berücksichtigung der Erziehung von Jungen in der Volksschule


Proyecto/Trabajo fin de carrera, 2001

196 Páginas, Calificación: 1


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Grundlagen nationalsozialistischer Erziehung und Schulpolitik
2.1 Alfred Baeumler - Die Biographie
2.1.1 Baeumlers erziehungspolitische Grundsätze
2.1.2 Politische Bildung und Schule
2.2 Die Biographie Ernst Kriecks
2.2.1 Kriecks politisch-pädagogischer Denkansatz
2.2.2 Die Stellung von Schule und Unterricht
2.3 Die Vereinheitlichung des Schulsystems und des Bildungsangebotes

3 Nationalsozialistische Richtlinien und Lehrpläne für die Volksschule
3.1 Das Erziehungsziel der nationalsozialistischen
Volksschule
3.1.1 Der Erlass aus dem Jahre 1937
3.1.2 Die Reichsrichtlinien aus dem Jahre 1939
3.1.3 Beurteilung der Gesamtentwicklung des Lehrplangefüges im Nationalsozialismus
3.2 Richtlinien für die einzelnen Unterrichts- fächer
3.2.1 Rassekundlicher Unterricht in der Volksschule
3.2.2 Ziel des Deutschunterrichts: Stolz auf deutsche Art
3.2.3 Geschichtsunterricht als Fundament politischer Indoktrination
3.2.4 Die Leibeserziehung in der Volksschule
3.3 Zusammenfassung

4 Die Knabenerziehung in der Volksschule
4.1 Voraussetzungen
4.2 Die politische Situation der Knabenerziehung
4.3 Einzelaufgaben der Knabenerziehung
4.3.1 Erziehung zur Beherrschung der Natur und der Umwelt
4.3.2 Erziehung zur Eingewöhnung in Sitte, Kultur und Wesen des Volkes
4.3.3 Erziehung zu Familie und Ehe
4.3.4 Erziehung zu Wehrhaftigkeit, Kamerad- chaft, Führertum und Staatsgesinnung
4.4 Zusammenfassung

5 Schlussbemerkung

6 Abkürzungsverzeichnis

7 Literaturverzeichnis

8 Anhang
A. Die wichtigsten amtlichen Erlasse zur
(Volks-) Schulpolitik auf Reichs- und
Landesebene in chronologischer Folge.
B. Alle im Amtsblatt veröffentlichten Erlasse,
die sich mit den Kapiteln 3.2 bis 3.5 meiner
Ausarbeitung beschäftigen. Die Wiedergabe
dieser Richtlinien erfolgt ungekürzt.
C. Grundschul-Lehrplan einer vierten Klasse
einer Kölner Volksschule aus dem Jahr 1938

1 Einleitung

Die nationalsozialistische Gewaltherrschaft stellt auch heute noch ein zentrales historisches Erbe Deutschlands aus dem vergangenen 20. Jahrhundert dar, obwohl die Machtergreifung Hitlers und das Ende des Zweiten Weltkrieges nun schon mittlerweile 68 bzw. 56 Jahre zurückliegen. Die Bedeutung und das andauernde Interesse an unserer NS-Vergangenheit lässt sich nicht nur an den in den letzten Jahren immer wieder deutlich auflebenden Diskussionen, sowie den Ursachen und Folgen der sozial- und alltagsgeschichtlichen Aspekten dieser Zeit von 1933 bis 1945 ablesen. Gerade die aktuelle politische Problemlage weist auf die Relevanz dieser Thematik hin. Beispielhaft hierfür sind die bereits im letzten Jahr heiß diskutierten Regelungen und Gespräche über Reparationszahlungen und Abfindungen von NS-Zwangsarbeitern, die in diesen Tagen wieder aufleben. In den meisten Fällen stimmt dieses Interesse am Nationalsozialismus mit dem zeitlich absehbaren Verlust der unmittelbar am damaligen Geschehen Beteiligten überein. Die damals betroffene Generation im heutigen Alter von meist über 75 Jahren schwindet zusehends, so dass eine generelle Lückenhaftigkeit des bestehenden Quellenmaterials immer seltener durch Zeitzeugen ausgeglichen werden kann.

Meine Motivation, sich mit der Schulsituation, und im besonderen mit der Volksschule, im Nationalsozialismus auseinander zu setzen, erwuchs zu einem nicht unerheblichen Teil aus persönlichen Gesprächen mit Verwandten und Bekannten, welche die nationalsozialistische Zeit noch bewusst miterlebten. Aber auch Berichte aus Funk und Fernsehen, welche sich wieder verstärkt, auch aufgrund von immer wiederkehrenden Übergriffen von Rechtsradikalen auf ausländische Mitbürger, mit diesem Thema befassen, trugen ihren Teil dazu bei.

Die zwölf Jahre des nationalsozialistischen Regimes in den Jahren zwischen 1933 und 1945 brachten für das Schulwesen tief einschneidende Veränderungen. Sie waren zunächst von außen wenig wahrzunehmen, bewirkten jedoch im Unterricht und im Umfeld der Schule, in der Erziehung und in der Verwaltung in kurzer Zeit einen umfassenden Wandel aller Verhältnisse. Bald führten sie auch zu radikalen Umstrukturierungen der Schulorganisation. Doch konnten diese sich infolge des Krieges und des baldigen Ende des Regimes nicht mehr voll auswirken. Wohl auch deshalb ist manches nur unzureichend der Öffentlichkeit bewusst geworden und im Gedächtnis geblieben.

Die Einflussnahme der Nationalsozialisten auf die Schule vollzog sich mit einem Bündel von Maßnahmen in zwei Schüben. Deren Schwerpunkte lassen sich genau unterscheiden, überlagerten sich jedoch in den faktischen Auswirkungen vielfältig. Unmittelbares Ziel nach der Regierungsübernahme war es, die Vereinheitlichung des gesamten Schulsystems und die absolute Verfügungsgewalt über die Schule im ganzen Reichsgebiet zu erlangen, um in großer Breite einen Prozess politischer Umerziehung und Ideologisierung einzuleiten, der ähnlich das ganze Volk erfassen sollte. Lehrerschaft und Jugend schienen offensichtlich besonders geeignet, als Propagandisten der neuen nationalsozialistischen Bewegung und ihrer Lehre zu fungieren. Erst nach Jahren einer gewissen Konsolidierung der Macht folgten nach und nach Eingrif-

fe in das Organisationsgefüge der Schule, die dann jedoch grundlegende radikale Veränderungen mit sich brachten. Sie unterwarfen die Schule vollends der Macht- und Rassenpolitik der totalitären Staatsführung und ihren darauf einseitig zugeschnittenen Erlassen und

Lehrplänen.

Nicht alle beabsichtigten Ziele kamen indessen zum Zuge, weil der Eintritt in den Krieg und sein negativer Verlauf die Weiterführung zunächst be- und dann gänzlich verhinderten. Der Niedergang des Nationalsozialismus hinterließ – wie auf allen anderen Gebieten – auch auf dem des Schulwesens und der Bildung ein totales Chaos, aus dem mühsam der Weg zum Wiederaufbau gesucht werden musste.

Entsprechend diesem Aufriss ist die nachfolgende Darstellung der Schule im Nationalsozialismus unter besonderer Berücksichtigung der Erziehung von Jungen in der Volksschule strukturiert. Die Gliederung folgt einer strengen Chronologie, um deutlich die bestimmte Entwicklung heraus zu heben. Am Anfang stehen „die Grundlagen nationalsozialistischer Erziehung und Schulpolitik“ mit einem Einblick auf die beiden wohl wichtigsten Pädagogen dieser Zeit. Es folgen die „nationalsozialistischen Richtlinien und Lehrpläne für die Volksschule“, durch die restriktive Eingriffe in das bestehende Schulsystem stattfanden. Der letzte Teil befasst sich mit der Darstellung über die Knabenerziehung in der Volksschule, wobei auf Aspekte wie Wehrerziehung, Charakterbildung, Ordnung, Heimatliebe und Respekt vor Institutionen und Autoritäten.

Innerhalb dieser Kapitel sind die damaligen „Maßnahmen“, welche oft gleichzeitig eingeleitet oder durchgeführt wurden und die einander häufig überschnitten, entsprechend ihrer Zugehörigkeit zu bestimmten Themen-bereichen konzentriert. Dafür dienen als Grundlage die Gesetze, Verordnungen, Erlasse, Richtlinien, Verfügungen usw., die in den überlieferten Dokumenten, welche auch im Anhang zu finden sind, vorliegen. Diese ergeben den roten Faden nationalsozialistischer Schulpolitik, die von Staat und Partei zentral gesteuert wurde. Die

jeweiligen Verweise sind in der Regel unmittelbar im Text ausgewiesen.

Durch diese Arbeit wird eine Darstellung der Geschichte der Volksschule, in der Zeit des Nationalsozialismus unter besonderer Berücksichtigung der Erziehung von Knaben in der Volksschule gegeben, die zwei Ansprüchen genügen möchte: Zum einen sollen die grundlegenden Zusammenhänge anschaulich aufgezeigt und zum anderen am Beispiel der Volksschule eine kritische Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit angeregt werden.

2 Die Grundlagen nationalsozialistischer Erziehung und Schulpolitik

Die Erziehungspolitik des nationalsozialistischen Staates beginnt schon in der frühen Phase der Machtergreifung, 1933/34, und zwar einerseits damit, dass sie die nicht realisierten, aber vorbereiteten Pläne der Republik in die Tat umsetzt und die in Weimar nicht gelöste Bildungskrise diktatorisch bearbeitet. Zugleich zeigt die nationalsozialistische Erziehungspolitik andererseits auch ihr autoritäres Profil. Dem Rassismus als Grundlage dieser Ideologie entspricht es, dass bereits im Jahre 1933 jüdische Lehrer, Schüler und auch Schulverwaltungsbeamte aus dem Schulwesen ausgegrenzt bzw. in ihren Rechten gravierend beschnitten wurden. Die nationalsozialistisch-völkische Grundeinstellung bestimmt auch schon 1933 unmittelbar die Lehrpläne und Zielvorgaben. Den nationalsozialistisch-aggressiven Impulsen entspricht es, dass schon 1933/34 wehrgeistige Erziehung und sogar die Ideen eines Krieges in der Bildungsverwaltung, im Schulwesen und von den führenden Pädagogen des Nationalsozialismus diskutiert wurden. Mit zwei dieser Pädagogen möchte ich mich im Nachfolgenden beschäftigen, nämlich Alfred Baeumler und Ernst Krieck, welche die wohl einflussreichsten und die Pädagogik des Nationalsozialismus prägendsten Gestalten waren.

2.1 Alfred Baeumler - Die Biographie

Alfred Baeumler (1887-1968) wurde als Sohn eines Porzellanmalers in Neustadt an der Tafelspitz (Sudetenland) geboren, studierte Philosophie und Kunstgeschich-

te in Berlin , Bonn und München; er promovierte 1914 an der TH in Dresden mit seiner Dissertation Das Problem der Allgemeingültigkeit in Kants Ästhetik. Von 1915-1918 war Baeumler Kriegsteilnehmer der österreichischen Armee. 1929 zum ordentlichen Professor für Philosophie und Pädagogik berufen, wurde für Baeumler 1933 in Berlin ein Ordinariat für Politische Pädagogik an der Berliner Universität eingerichtet. Im gleichen Jahr trat er dann auch der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) ein. Alfred Baeumler war des weiteren seit 1934 Referent in Rosenbergs Dienststelle als „Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP1 und als Leiter für die Planung der „Hohen Schule“2 zuständig.

Nebenbei noch Herausgeber zweier führender Nationalsozialistischer Zeitschriften, nämlich der Internationale(n) Zeitschrift für Erziehung und der Weltanschauung und Schule, unterstand ihm die Deutsche Hochschule für Leibesübungen. Baeumler verlor nach 1945 seine Professur und wurde zunächst nach dreijähriger Internierung 1948 in einem Spruchkammerverfahren als belastet eingestuft, jedoch nur ein Jahr später in einem Revisionsverfahren als bloßer Mitläufer weitgehend freigesprochen.3

2.1.1 Baeumlers Politische Pädagogik

Alfred Baeumler galt wohl neben Ernst Krieck als der bedeutendste Pädagoge im Nationalsozialismus. Ziel seiner „Politischen Pädagogik4 war die Erschaffung eines „politischen Soldaten“.5 Dieser „politische Soldat6 sollte seiner „rassische Grundlebendigkeit“7 eines jungen Deutschen, nämlich seiner „Aktivität, Tatbereitschaft und Schwung8 erweckt werden, um so in Weiterbildung seiner Anlagen die ihm höchstmögliche Leistung für die „Volksgemeinschaft9 zu erwirken.

Denn „nur ein kriegerischer Machtstaat sei in der Lage, als magische Kraft die egoistischen Einzelnen zu den Opfern und Vorbereitungen zu zwingen, die eine Verwirklichung großer Kunstwerke voraussetze“.10

Es bedürfe allerdings bei dieser Pädagogik der Umsetzung einer Konstruktion eines Menschen aus der Politik, einer sogenannten überstaatlichen Persönlichkeit, der sich diese Wissenschaft unterordne, sich in ein politisch-ideologisches System einfüge und der konkreten historischen Situation stelle. Erst dann sei man in der Lage, sich der von der politischen Führung formulierten Aufgabe zu stellen, die traditionelle Pädagogik zu überwinden und sich neuen inhaltlich relevanten Aussagen zu widmen.11

Baeumler schreckte auch nicht davor zurück, zur Erlangung dieser Ziele von einem „europäischen Krieg12 zu sprechen, denn erst in diesem Zustand der Auslebung einer Art „Machtinstinkt13 und „Angriffsgeist14, finde der deutsche Mensch seine vollste Befriedigung. Hierin lassen sich ganz klare Übereinstimmungen mit Hitlers politischen Fernzielen erkennen: Schaffung neuen Lebensraumes im Osten (notfalls auch mit Hilfe von Krieg), Proklamation einer lebenslangen Erziehung aller Menschen im Staate und einer zugleich staatlichen Erziehung aller Jungen zum Soldaten.15 Dabei

„geht es darum, die kämpferisch- aktive Lebensform des Soldaten auch über die Zeit des Krieges hinaus zu erhalten und gegen jede mögliche Staats- und Gesellschaftsform zu verteidigen.“16

Das bedeutete für den jungen Mann oder auch Jugendlichen, dass er für die gesamte Dauer seines Lebens ein Sklave seines Landes sein sollte, dem nichts wichtiger erscheint, als sich und seinen Körper für den Kampf gegen andere Staaten zu stählen. Seine Gedanken und die Erfüllung seiner Wünsche sollten sich nur um Krieg dre-

hen, damit der deutsche Mensch so seine Erfüllung finde:

„Der Lebenstrieb des deutschen Menschen, sein Machtinstinkt, sein Angriffsgeist und Einsatzwille finden erst im Kriege selbst volle Befriedigung. Baeumlers Entwurf eines künftigen, nationalen Erziehungssystems ist ganz auf diese speziellen Bedürfnisse dieses Menschentypes zugeschnitten.“17

Die Urbilder des soldatischen, deutschen Menschen findet Baeumler in den noch barbarischen Anfängen der griechischen und deutschen Geschichte:

„Der heroisch-aktive Grieche sei dem germanischen Menschen in einer geistigen Urverwandtschaft verbunden Denn wie der Grieche kämpfe auch der Germane nicht für irgendwelche überpersönlich moralischen oder politischen Ziele, auch nicht für staatliche Ordnung.“18

Vielmehr geht es ihm darum

„in einer außerordentlichen Lage, sich selbst durchzusetzen und mutig seine Kriegsehre zu behaupten, darauf beruht seine Herren- und Kriegermoral.“19

Mittelpunkt seiner Aussage bildet der Begriff der „Bildsamkeit eines Menschen20, da dieser für Baeumler als Voraussetzung für die „Gesittung21 eines Menschen angesehen wird.

„Denn was soll Erziehung, wenn durch die Anlage schon alles vorbestimmt ist?“22

Aus diesem Grunde bedarf es für ihn einer Erziehung in der Gemeinschaft, nämlich einer „Nationalerziehung23.

Dabei „wird Nationalerziehung verstanden als langwährender, von gewachsenen Lebensordnungen und paramilitärischen Männerbünden getragener, von der Macht des totalen Staates gestützter Zuchtprozess, der den Individualismus und Rationalismus der modernen Zivilisation dadurch überwindet, dass er den einzelnen im Dienst am Ganzen die Erfüllung seines persönlichen Lebenssinnes erfahren lässt.“24

Gerade in dieser Aussage findet man zwei wesentliche Elemente der Baeumlerschen Erziehung, nämlich die zentrale Bedeutung, die er den „Männerbünden25 und der „Differenzierung nach Geschlechtern26 zuweist.

„Die Lösung der Erziehungsaufgaben des Staates entspricht ganz seinem Machtcharakter. Der ursprüngliche Staatsgründer, der militärische Genius, drängt sofort die Familien- und Hauserziehung zugunsten einer reinen Staatserziehung zurück. Das gilt jedoch nur für die Erziehung der männlichen Jugend“.27

Gerade diese

unterschiedliche soziale Bestimmung von Mann und Frau auch in der Erziehung zu wahren, gilt ihm daher als eine wesentliche Voraussetzung der nationalen Wiedergenesung“.28

Eingehend auf die Erziehung der Weimarer Republik sagt Baeumler, dass die Pädagogik nur auf „Gebildete29 und die „Bildung zum Individualisten30 Wert gelegt und das Resultat zum Untergang einer ganzen Nation geführt habe31.

2.1.2 Politische Bildung und Schule

Alles in allem spielt die „politische Pädagogik32 in Baeumlers Ansicht eine sehr wichtige Rolle, wobei für ihn auch der

„Lehrer nicht bloß Ausführer politischer Organe, sondern der, der den politischen Auftrag, den er vom Führer erhalten hat, in Eigenverantwortung ausführt“.33

Ganz anders sind da die Ansichten Hitlers, der Volksschullehrer als unfähig zum Lebenskampf34 und auch unfähig aus eigener Kraft schöpferisch zu sein hinstellt35. Sie sind für ihn „ein ganz besonders unselbständiges geistiges Proletariat36, „Dreckfinken37 und besitzen keine eigene „Persönlichkeit38. Hitler ist deshalb der Meinung, dass deren Erziehungsfähigkeiten und Erziehungserfolge „jedem deutschen Feldwebel unterlegen39 seien und aus diesem Grunde insgesamt ungeeignet, „die Jugend mit absoluter Autorität zu lenken!40 Gerade im Kleinkrieg zwischen der HJ, die genau diese Ansichten Hitlers auch vertrat und der Lehrerschaft, versuchte Baeumler, durch eine genaue Ausarbeitung ihrer jeweiligen besonderen Funktion innerhalb des nationalsozialistischen Erziehungssystems zu vermitteln.41 Dabei sollten die Lehrer das „neue Weltbild42 zuerst selbst „erringen43 und dann später an ihre Schüler weitergeben. Anders als für Hitler und HJ-Führer von Schirach war für Baeumler die Schule der „legitime Ort44, an der sich die Erziehung und Bildung vollziehen sollte.

„Es genügt keineswegs zu sagen, dass die Schule auch erziehe. Denn die Erziehung ist nicht etwas, was außer und neben der Bildung sich ereignet, sondern in dem die Schule die Kräfte des einzelnen durch Unterricht bildet, erzieht sie ihn zugleich für die Gemeinschaft“.45

Durch diese Erziehung konnte das Kind die ihm in der Volksgemeinschaft zugewiesenen Aufgaben besser erfüllen und nicht wie üblich eine Erziehung seiner selbst wegen

erhalten . Vor allem in der Schule sieht Baeumler den „legitimen Ort46 und im Unterricht der Schule die „eigentümliche Mittel der so verstandenen Bildung“.47

„Nur bei Wahrung ihrer Eigengesetze sei die Schule in der Lage, ihren politischen Auftrag sachgerecht zu erfüllen.“48

Baeumler wandte sich gegen den Versuch, die Kräfte der Aufwachsenden vorzeitig für bestimmte praktische Zwecke „abzurichten“.49 Abweichend zu Hitler sind Baeumler Schlagworte wie „gründlich und zäh zu bearbeiten50, „aufzwingen51, „heranzüchten52, „stählen53, „zweckentsprechend behandeln54 und „ausmerzen55 fremd. Dies lässt sich leicht damit erklären, dass sich Baeumler als Pädagoge sah und die Menschen aus ihrem eigenen Willen heraus erziehen, und nicht wie Hitler einfach nur Maschinen erschaffen wollte. Ferner findet man kaum Ausführungen seinerseits zu den weit verbreiteten Rasseideologien wie „Auslese56 und „Ausmerze57 der „Minderwertigen58. Vielmehr weicht er dieser Thematik aus und bringt seine eigene Interpretation seiner ideologischen Prämisse ein. Den Begriff der „Zucht59, welchen man ebenso in seinem Wortschatz findet, versteht Baeumler jedoch völlig anders. „Zucht 60 bedeutet für ihn nicht das Heranzüchten von gesundem

deutschen Körper, sondern die Ausbildung des Charakters als

personale Einwirkung von Angesicht zu Angesicht auf das Gemüt des Zöglings innerhalb des nationalsozialistischen Gemeinschaftslebens61:

Das rassekundliche Denken setzt nicht einem Prinzip der unbeschränkten Bildsamkeit das Prinzip der beschränkten Bildsamkeit entgegen, sondern es entdeckt erst das wahre Prinzip der Bildsamkeit. Ohne Einheit gibt es keine menschliche Existenz. Die Einheit des Charakters ist aber nicht statisch ruhend, sondern dynamisch bewegt. Sie ist eine Einheit der Richtung. Bildung vermag sich an diese vorgegebene Einheit immer nur anzuschließen, niemals vermag sie diese Einheit auf dem Weg über Intellekt und Umwelt hervorzubringen. Da es sich aber nicht um eine starre, unbewegliche Einheit handelt, sondern um eine relativ unbestimmte Einheit der Richtung, so entspringt hier die große Aufgabe der Erziehung: das, was fließend drängt, zu seiner eigenen höchsten Form zu bringen. Nicht von selbst gelangt in der menschlichen Sphäre das Lebendige zur vollkommenden Gestalt. Es bedarf der Erziehung in der Gemeinschaft. Nur durch die bildende Einwirkung der anderen gelangt die Seele zu sich selbst, wird sie das, was sie ist. Am Anfang steht die angeborene, aber noch unbestimmte Richtung des Charakters, am Ende die Klare bestimmte Form, in der der Charakter sich erfüllt“62.

Die Ausbildung des Charakters dürfte nicht mehr nur der Schule inne liegt, sondern der „Formationserziehung63, wie Baeumler diesen Teil der außerschulischen Stätten der Erziehung nannte. Besondere Aufgabe der „Formationserziehung64 war die „Formung des Charakters65, sowie die „Ausrichtung seiner Gesinnung66. Dort sollten in „Wettkämpfen67 die Charakterzüge des nordischen Mannes, nämlich „Mut68, „Tatbereitschaft69 und „Ehrbewusstsein70geweckt und gefördert71 werden.

Baeumlers großes Ziel war die Zusammenarbeit dieser beiden großen Erziehungseinrichtungen, nämlich die der

Schule und der Formationserziehung, also der von der Partei organisierten Beeinflussung, im vollen Bewusstsein ihres jeweiligen besonderen Auftrages. Erst dadurch werde es möglich sein, den politischen Sinn einer Gesamterziehung des nationalsozialistischen Deutschlands zu vollführen.72

2.2 Die Biographie Ernst Kriecks

Ernst Krieck (1882-1947), Sohn eines südbadischen Maurers und Kleinbauern, wuchs in ländlichen Verhältnissen auf und stieg wie viele begabte Kinder zur damaligen Zeit, über das „Lehrerseminar zum Volksschullehrer1 auf.

1910 erschien sein erstes literarisches Ergebnis Persönlichkeit und Kultur. Nach einigen Abhandlungen wie „Lessing und die Erziehung des Menschengeschlechts“ (Heidelberg 1913), „Die deutsche Staatsidee“ (Jena 1917), „Die Revolution der Wissenschaft“ (Jena 1920) und „Erziehung und Entwicklung“ (Freiburg 1921), veröffentlichte er im Jahre 1922 seine wohl grundlegendste Arbeit „Philosophie und Erziehung“ (Eugen Diederichs, Jena), die ihm die Ehrendoktorwürde an der Universität Heidelberg einbrachte.

Krieck begann 1928 als Dozent an der Pädagogischen Akademie in Frankfurt/Main, wurde jedoch aufgrund

einer pronazistischen Rede anlässlich einer Sonnenwendfeier im Herbst 1931 vom damaligen preußischen Kultusminister Adolf Grimme an die Pädagogische Akademie Dortmund strafversetzt, konnte jedoch bereits im Herbst 1932- nach dem Staatsstreich gegen Preußen- nach Frankfurt zurückkehren2

und

erhielt drei Monate nach Machtantritt der Nazis sogar den Ruf auf einen Lehrstuhl für Philosophie an die dortige Johann Wolfgang Goethe-Universität3.

Noch im gleichen Jahr trat Krieck der NSDAP bei und galt als ordentlicher Professor für Erziehungswissenschaft in Frankfurt und seit 1934 an der Universität in Heidelberg in den Anfangsjahren des Dritten Reiches als einer der einflussreichsten Pädagogen des Nationalsozialismus. Seine Schriften „Nationalpolitische Erziehung“ (Leipzig 1932), „Nationalsozialistische Erziehung, be-

gründet aus der „Philosophie der Erziehung“ (Osterwieck 1933) und „Wissenschaft, Weltanschauung, Hochschulreform“ (Leipzig 1934) erreichten mehrere hohe Auflagen und dienten „als Standardwerke der NS-Zeit4. „In den späteren Jahren ging der Einfluss Kriecks stark zurück5: Sein Hauptwerk, die dreibändige Völkisch-politische Anthropologie (Leipzig 1936-38) stieß auf verstärkte Kritik innerhalb der Partei. Ernst Krieck verstarb im März 1947 in einem amerikanischen Internierungslager.6

2.2.1 Kriecks politisch-pädagogischer Denkansatz

Krieck erscheint mir besonders deshalb interessant, weil sich gerade an seiner Person deutlich verfolgen lässt, wie die nationalsozialistische Strömung bereits

vor 1933 große Wirksamkeit entfaltet und so dem Nationalsozialismus7 – gerade auf dem Gebiet der Pädagogik– „keinen Wiederstand entgegenbringt, sondern seinen Tendenzen ganz und gar entgegenkommt.“8 Krieck hegt die Hoffnung auf einen „totalen Erziehungsstaat9,

„in dem neben dem gesamten pädagogischen Bereich alle Gebiete der Kultur, wie Kunst und Wissenschaft, Recht und Gesellschaft, von einer gemein-

samen, und zwar nationalen Staatsidee durchdrungen sein sollen.“10

Bereits im Jahr 1912 schreibt Krieck in der Wochenschrift „Volksschule“, dass das Zentralproblem des bestehenden deutschen Staates der moderne Erziehungsgedanke sei. Jeder Mensch sei bloß noch auf das Erwerbsleben aus, egal ob in der Kultur oder in der Schule, und eben so entstehe ein Staat von Individualisten. Ernst Krieck befindet, dass die gesamte Gegenwart und nicht nur die Erziehung in einer tiefen Krise stecke, und man aus dieser Krise nur gelangen könne, wenn sich das

„veraltete Bildungs- und Erziehungssystem bis hin zum einzelnen Erzieher in den Dienst an diese Idee stellen und sich von ihr ergreifen lassen“11 könne.

Seine Forderung deshalb:

„Eine neue Erziehung muss die alte Erziehung ablösen.“12

Diese Erziehung sollte sich, wie bei allen anderen Nazi-Pädagogen auch, in der Gemeinschaft abspielen. Der Einzelne war nichts, doch die Gemeinschaft alles, und was für eben dieses Kollektiv nutzbringend war, wurde von der Partei bzw. dessen Führer Adolf Hitler und seinen Pädagogen bestimmt.

„Erziehung vollzieht sich dabei für Krieck stets nur im engsten Anschluss an die ursprüngliche ge-

meinschaftsbildende Macht der Volksgemeinschaft, wobei jede Isolierung des einzelnen schon Verfall und Schwäche ist.“13

Diese Erziehung, so das Ziel, sollte den Einzelnen mit der Macht der Volksgemeinschaft in Übereinstimmung bringen.

Das nennt Krieck Herstellung der Harmonie, Steigerung des Einzellebens durch die Gliedschaft am Volk.“14

Ist diese Harmonie und eine Steigerung des Einzellebens erstmals hergestellt, so steht dem „Vollmenschen“ nichts mehr im Wege, und er entwickelt sich weiter für den Dienst am Staate.

Diese Entwicklung beschreibt das Streben zum Ideal, nämlich das Mitwirken des Einzelnen an der Gesellschaft. Dieses Mittun allerdings erfolgt nicht aus freien Stücken, sondern wird ihm von den oberen Machthabern befohlen, doch darauf geht Krieck nicht weiter ein, sondern verschweigt dieses. Weigert sich der Einzelmensch, an diesem Streben teilzuhaben, findet er, so die Meinung Kriecks, keine Erfüllung in seinem Leben:

„Es gibt keine dauernde und wahrhafte Steigerung des Einzellebens, das nicht in Wachstum und in durchgehender Harmonie verflochten wäre in das Werden der Gemeinschaft, in die Gliedschaft am Volk. Urgeist der Gemeinschaft, Entfaltung des Selbst im Gemeinschaftsleben, Darstellung seiner Totalität im erhöhten Selbst, in erhöhter Wirksamkeit und Verantwortlichkeit: das tut uns not, und es ist das Einzige, was uns not tut: es umschreibt den Begriff des Vollmenschen“.15

Anpassung also an die Volksgemeinschaft statt Erziehung zum Individualismus als höchstes Bildungsziel, so seine Zielvorstellung. Der „Vollmensch“, wie Krieck seine Schaffung des Menschen nennt, hat kein anderes Ziel, als nur seinem Volk zu dienen. Er stellt seine Bedürfnisse in den Dienst des Nationalsozialismus und findet so die Befriedigung, alles für seine Nation getan zu haben. Schon erschreckend, wenn man bedenkt, wie viele Menschen sich mit dem Nationalsozialismus identifiziert und die Befehle, die an sie gestellt wurden, auch ausgeführt haben.

Krieck kann man als Begründer des nationalsozialistischen Gedankengutes nennen, welcher die Verbreitungen der deutschen Rasse in Europa als Ziel hatte. Das zeigt sich lange bevor dem Machtantritt der Nazis im Jahre 1933.

„Schon in den frühen Schriften lässt Krieck keinerlei Zweifel daran, dass der Maßstab für den messianischen Grad der Verheißung Härte ist, mit der ein neuer unter Zucht erwachsener Volkstyp sich gegenüber seinen Nachbarn im Vernichtungskampf durchsetzt, um auf diese Weise seine Weltgeltung lebenskräftig unter Beweis zu stellen.“16

Genau diese Grundaussagen lassen sich ebenfalls bei Baeumler, Krieck und auch anderen Pädagogen finden. Hitler bedient sich gleichwohl dieser Argumentationen, wobei er aus der Reihe fällt, da dieser kein Pädagoge war, sondern vielmehr nur die pädagogischen Ansätze übernommen und zur Propaganda für seine nationalsozialistischen Zwecke verwandt hat. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass sich Hitler an den Schriften Kriecks orientiert hat, da man einige Parallelen findet. Allerdings kann dies nicht genau nachweisen werden, zumal sich in Hitlers „Mein Kampf“ keine Quellenangaben über mögliche Autoren befinden, dessen er sich bedient hat.

Fehler in der Erziehung sieht Ernst Krieck in der klassischen Epoche und macht dieser den Vorwurf, dass sie zu aristokratisch und individualistisch gewesen sei, in dem sie die sozialen Ungleichheiten förderte:

„Der Deutsche wurde auf ein abgetrenntes Reich reiner Erkenntnis vertröstet und sank in die Enge seiner bürgerlich – biedermeierischen Beschaulichkeit zurück Wissenschaft und höhere Bildung wurden zum Monopol der herrschenden Bürgerklasse, und die breite Masse wurde mit einem eben noch erträglichen Mindestmaß abgefertigt.“17

Aus diesem Grunde müsse wieder eine Bildung für alle installiert werden, eine sogenannte Gemeinschaftserziehung, um so allen die Nationalsozialistische Gesinnung zukommen zu lassen. Auch die Pädagogik müsse sich die-

sem Ganzen anschließen und besonders auch auf die Schule einwirken, da dies der Ort sei, an dem die Erziehung am Besten ansetzen könne. Dabei spielt für ihn, ebenso wie für Baeumler auch, der Lehrer als Vermittler dieser nationalsozialistischen Anschauung eine zentrale Rolle. Als Grundlage

„braucht vor allem der Lehrer selbst, was er dem Schüler vermitteln soll: eine Gesamtanschauung vom Leben der Nation.“18

Besitzt der Lehrer eben diese Grundlage, die er sich selbst durch Schriften und Lehrgänge, herausgebracht und organisiert vom Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB), angeeignet hat, so ist er qualifiziert, den Dienst an seinen Schüler zu begehen, um so selbst dazu beizutragen, eine Erziehung im Sinne des Nationalsozialismus durchzuführen und den Jungen zum Dienst für das Vaterland vorzubereiten. Verfügt er nicht über diese Fähigkeit, so wird er eben durch einen anderen Lehrer, der die Schüler für den Nationalsozialismus begeistern kann, abgelöst bzw. ausgetauscht. Krieck übersieht dabei, dass der Lehrer dabei nichts weiter ist, als eine Marionette des Reichserziehungsministeriums. So entsteht allmählich der von Krieck ersehnte reine Erziehungsstaat, der in der Lage ist, die Erziehungsideale, sowohl durch die Institution Schule als auch durch Parteiinstanzen, in das deutsche Volk hineinzutragen und die Früchte dieser Arbeit durch Erhalt von gestählten Soldaten, zu ernten.

Die Reine Erziehungswissenschaft

Ernst Kriecks pädagogischer Anspruch bestand darin eine „reine Erziehungswissenschaft19 ins Leben zu rufen , die sich nicht nur mit

„abstrakten vom Leben abgelösten Ziel- und Methodenproblemen“ beschäftigt, sondern andererseits „den Anschluss ans Leben dadurch gewinnt, dass die sich selbst in einen Zusammenhang von Kräften einbezogen weiß, die auch der Erziehung zugrunde allezeit liegen und die daher aufzudecken sind.“20

Seine wohl bekannteste Formulierung,

„die ewige Idee der Erziehung besagt: Erziehung ist eine überall und jederzeit in der Menschheit sich vollziehende geistige Grundfunktion. Erziehung ist überall und jederzeit vorhanden als ein ursprüngliches GeschehenErziehung wird damit als eine notwendige und ursprüngliche Gegebenheit vorausgesetzt; gleich wie Religion, Recht , Sprache, Gemeinschaft. Staat nicht erst aus irgendwelchen verstandsmäßigen, zweckhaften Überlegungen entspringen, sondern geistige Urgegebenheiten in der Menschheit sind. Alle Lebensfunktionen und Lebensformen üben von selbst, schon durch ihr bloßes Wirken und ihre Existenz, Erziehertätigkeit aus, welches auch ihr besonderer Daseinszweck und ihre Idee sei“.21

In dieser Abfassung begreift Krieck den Begriff der Erziehung sehr weit. Erziehung erstreckt sich für ihn nicht nur auf die Schule, sondern sie vollzieht sich dort, wo bestimmte Formen des Gemeinschaftslebens auf das Kind einwirken und es formen, ohne dass jedoch dabei eine bestimmte Absicht zugrunde liegt.

Das Kind wächst nun in diese Formen hinein und wird auch von ihnen geprägt. Allerdings hebt er immer wieder die sich von selbst vollziehende Erziehertätigkeit hervor, welche besagt, dass Erziehung mehr ist als nur schulischer Unterricht. Seiner Meinung nach beginnt diese bereits in der Zeit vor der Schule und endet auch nicht erst mit dem Verlassen dieser. Der Ansatz ist jedoch nicht neu von Krieck entwickelt, sondern dies haben bereits viele Pädagogen vor ihm erkannt. Es stellt sich daher die Frage,

„ob man die sogenannte funktionale Erziehung wirklich als einen bewussten, sich von selbst ergebenden Vorgang bezeichnen kann und ihn als solchen

der sogenannten intentionalen, also bewussten Erziehung, so scharf entgegensetzen darf.“22

Gibt es wahrlich eine Erziehungsform, die sich ganz ohne bewusste Absicht vollzieht? Meiner Meinung nach ist dabei immer ein Vorsatz vorhanden, sobald man von Erziehung als solcher spricht, egal ob man etwas bewusst oder unbewusst von seinen Schülern verlangt.

Jedoch bewirkt die reine Erziehungswissenschaft für ihn ,dass die Glieder der Gemeinschaft unter den selben Bedingungen dasselbe empfinden, dasselbe denken, auf dieselbe Weise handeln.“23

Genauer betrachtet bedeutet dies, dass eine Produktion von Menschen oder besser gesagt von menschlichen Maschinen stattfinden müsse, welche alle das gleiche fühlen, handeln und denken. Dieses Bild vom nationalsozialistischen Menschen führt Krieck zu seiner Aussage über sein sogenanntes „Grundgesetz der Erziehung24:

„Jede geistige Wirkung bildet das Menschentum in ihrem Bereich nach dem Vorbild und Bildungsgesetz der Macht, von dem sie selbst ausgeht“.25

Dieses „Grundgesetz der Erziehung26 bedeutet für seine „reine Erziehungswissenschaft27, dass der Mensch durch das Vorbild der herrschenden Macht geprägt wird und nach eben diesem Abbild auch lebt und handelt. Das Ergebnis dieser Erziehung bildet für Krieck eine „Ras-se28, die in der Lage ist, sich in der Welt durchzusetzen und zwar aufgrund ihrer biologischen und geschichtlichen Merkmale der Vergangenheit.

[...]


1 vergl. Keim, Wolfgang: Erziehung unter der Nazi-Diktatur. Band 1. Antidemokratische Potentiale, Machtantritt und Durchsetzung. Darmstadt: Primus Verlag, 1997, Seite 165f. Vergl. auch Joch 1971,

S. 291 ff

2 vergl. ebenda

3 vergl. ebenda

4 Lingelbach, Karl Christoph: Erziehung und Erziehungstheorien im nationalsozialistischen Deutschland: Ursprünge und Wandlungen des 1933-1945 in Deutschland vorherrschenden erziehungstheoretischen Strömungen; ihre politische Funktionen und ihr Verhältnis zur außerschulischen Erziehungspraxis des „Dritten Reiches“. Frankfurt/ Main: dipa-Verlag, 1987, S. 188ff.

5 Baeumler, Alfred: Männerbund und Wissenschaft. Berlin 1934, S. 63, 67, 129f.

6 ebenda

7 ebenda

8 ebenda

9 ebenda, S.164f, vergl. auch Baeumler Alfred, 1942, S.72f.

10 Lingelbach,Erziehung und Erziehungstheorien 1987, S.84.

11 ebenda, S.189.

12 ebenda, S. 93.

13 ebenda

14 ebenda

15 vergl. Recker, Marie-Luise: Vom Revisionismus zur Großmachtstellung. Deutsche Außenpolitik 1933 bis 1939. In: Bracher, Karl Dietrich/Funke, Manfred/Jacobsen Hans-Adolf(Hrsg.), Deutschland 1933-1945. Neue Studien zur Nationalsozialistischen Herrschaft, Bonn 1992, S.315-330 und Adolf Hitler, Mein Kampf, München 1937.

16 Lingelbach, Erziehung und Erziehungstheorien 1987, S.93.

17 ebenda

18 ebenda, S.82.Vergl. auch Baeumler, Alfred: Hellas und Germanien. In: 1943, S. 295ff.

19 ebenda, vergl. auch Baeumler, Alfred: Hellas und Germanien. In: 1943, S. 94f.

20 Baeumler, Alfred: Rasse als Grundbegriff der Erziehungswissenschaft, 1939. In: Alfred Baeumler: Bildung und Gemeinschaft, Berlin, S.81 ff

21 ebenda

22 ebenda S.81 ff.

23 Lingelbach, Karl Ch.: Erziehung und Erziehungstheorien im nationalsozialistischen Deutschland 1987, S.90.

24 ebenda

25 ebenda

26 ebenda, S.84.

27 ebenda, S.84. vergl. auch Baeumler, 1943, S.126f.

28 Lingelbach, Karl Ch.: Erziehung und Erziehungstheorien im nationalsozialistischen Deutschland 1987, S.85.

29 vergl. auch Baeumler, 1934, S.129.

30 ebenda, S.129.

31 vergl. ebenda

32 ebenda. S. 188f.

33 Lingelbach, Karl Ch.: Erziehung und Erziehungstheorien im nationalsozialistischen Deutschland 1987, S.191.

34 vergl. Hitler, Adolf: Mein Kampf. Zwei Bände in einem, München 1937 (Band I 1925. Band II 1927), S. 451ff. Vergl. auch das Gespräch im Führerhauptquartier am 12.April 1942. In: Flessau, Kurt-Ingo: Schule der Diktatur, München 1977, S. 22f.

35 ebenda

36 Picker, Henry: Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier 1941-1942, hrsg. von Percy Ernst Schramm, Stuttgart 1963, S. 273.

37 ebenda

38 ebenda.

39 ebenda

40 ebenda.

41 vergl. auch Baeumler: Bildung. In: 1942, S.110f und vergl. auch Lingelbach, Erziehung und Erziehungstheorien 1987, S. 95.

42 vergl. auch Baeumler: Die dt. Schule und ihre Lehrer. In: 1942, S. 107 und Lingelbach, 1987, S.196.

43 ebenda

44 Baeumler, Alfred: Die deutsche Schule und ihr Lehrer. In: 1942, S. 113f.

45 Lingelbach, Erziehung und Erziehungstheorien im nationalsozialistischen Deutschland 1987, S.197 vergl. auch Baeumler: Die dt. Schule und ihre Lehrer. In: 1942, S.115.

46 ebenda, S. 196, vergl. auch Baeumler, 1942, S. 113.

47 ebenda, S. 113.

48 Lingelbach, Karl Ch.: Erziehung und Erziehungstheorien im nationalsozialistischen Deutschland 1987, S.197.

49 ebenda.

50 vergl. Hitler, Adolf: Erziehungsgrundsätze des völkischen Staates. In: Mein Kampf, München 1937, S.451ff.

51 ebenda

52 ebenda

53 ebenda

54 ebenda

55 ebenda

56 Lingelbach, Karl Christoph, Erziehung und Erziehungstheorien im nationalsozialistischen Deutschland 1987, S.194.

57 ebenda

58 ebenda

59 Baeumler, Alfred: Die Grenzen der formalen Bildung. In: 1942, S. 85. Vergl. auch Lingelbach, Erziehung und Erziehungstheorien im nationalsozialistischen Deutschland 1987, S, 195f.

60 ebenda

61 Lingelbach, 1987, S.198.

62 ebenda, S.193f. vgl. auch Baeumler 1939.

63 Baeumler, Alfred: Weltanschauung und Schule,1944, S. 66f.

64 ebenda

65 Baeumler, Alfred: Die deutsche Schule in Gegenwart und Zukunft. In: 1942, S. 129. Vergl. auch Lingelbach, 1987, S. 198.

66 ebenda

67 Baeumler, Alfred: Mannschaft und Leistung. In: 1942, S. 159f. Vergl. auch Lingelbach, 1987, S. 197.

68 Baeumler, Alfred: Die deutsche Schule in Gegenwart und Zukunft. In: 1942, S. 129ff.

69 ebenda

70 ebenda

71 ebenda

72 vergl. auch Baeumler, 1944, S. 66f

1 vergl. auch Keim, Wolfgang: Erziehung unter der Nazi-Diktatur 1997, S.165.

2 ebenda

3 ebenda S.165.

4 ebenda S.166.

5 ebenda S.166

6 Zur Biographie vergl. Keim, Wolfgang: Erziehung unter der Nazi-Diktatur. Band 1. Antidemokratische Potentiale, Machtantritt und Machtdurchsetzung. Darmstadt: Primus Verlag, 1997.Vergl. auch Hoerdt 1936 und Kunz 1942.

7 Hojer, Ernst: Die Pädagogik Ernst Kriegs. In: Nationalsozialismus und Pädagogik. Kriecks. Studien und Dokumentationen zur deutschen Bildungsgeschichte. Band 5, Weinheim 1978, S.67.

8 ebenda

9 ebenda

10 ebenda, S.69

11 ebenda, S.72.

12 ebenda, S.72.

13 ebenda, S.73.

14 ebenda, S.73.

15 Krieck, Ernst: Die Revolution der Wissenschaft. Ein Kapitel

über Volkserziehung, Jena 1920, S.9.

16 Ernst Hojer, 1978, S.76. Vergl. auch Ernst Krieck: Die deutsche Staatsidee. Ihre Geburt aus dem Erziehungs- und Entwicklungsgedanken, Jena 1917, S.15.

17 vergl. Krieck: Revolution der Wissenschaft 1920, a.a.O., S.22.

18 vergl. auch Krieck: Die deutsche Staatsidee, 2. Auflage 1934, S.54.

19 Lingelbach: Erziehung und Erziehungstheorien im nationalsozialistischen Deutschland 1987, S. 65 f.

20 vergl. auch Hojer, 1996, S.54.

21 Krieck: Philosophie der Erziehung, Jena 1922, S.3. Vergl. auch Ernst Hojer, 1996, S.87.

22 ebenda, S.88.

23 Krieck: Die Philosophie der Erziehung, Jena 1922, S.176.

24 ebenda

25 ebenda, S.176.

26 ebenda

27 Lingelbach: Erziehung und Erziehungstheorien im nationalsozialistischen Deutschland 1987, S.65f.

28 Krieck: Die Philosophie der Erziehung, Jena 1922, S.176f.

Final del extracto de 196 páginas

Detalles

Título
Schule im Nationalsozialismus unter besonderer Berücksichtigung der Erziehung von Jungen in der Volksschule
Universidad
Justus-Liebig-University Giessen  (Institut für Erziehingswissenschaft)
Calificación
1
Autor
Año
2001
Páginas
196
No. de catálogo
V53051
ISBN (Ebook)
9783638486026
ISBN (Libro)
9783656784227
Tamaño de fichero
3383 KB
Idioma
Alemán
Notas
Diese Arbeit befasst sich allgemein mit der Schule im Nationalsozialismus. Zuerst werden die Grundlagen nationalsozialistischer Erziehung und die damit verbundene Schulpolitik abgehandelt.Über die nationalsozialistischen Richtlinien und Lehrpläne befasst sich diese Arbeit dann unter besonderer Berücksichtigung mit der Knabenerzeihung in der Volksschule.
Palabras clave
Schule, Nationalsozialismus, Berücksichtigung, Erziehung, Jungen, Volksschule
Citar trabajo
Daniel Biener (Autor), 2001, Schule im Nationalsozialismus unter besonderer Berücksichtigung der Erziehung von Jungen in der Volksschule, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/53051

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