Die Reformation im königlichen Ungarn


Hausarbeit, 2016

20 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Hauptteil

I. Die Verhältnisse vor 1526
1. Humanismus und europäische Vernetzung
2. Missstände innerhalb der Kirche
3. Die Verbreitung der Reformation vor der Schlacht von Mohâcs

II. Der Verlauf der Reformation nach 1526
1. Die Auswirkungen der Schlacht von Mohâcs
2. Wichtige Etappen der Reformation im königlichen Ungarn
a) Der Fortgang der ersten Phase der Reformation
b) Die zweite Phase der Reformation und der Aufstieg des Calvinismus
c) Die Entwicklung bis zu König Maximilian 1

Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Im Jahre 1525 gehörten 80 bis 85 Prozent der Einwohner des noch ungeteilten Königreiches Ungarn der römisch-katholischen Kirche an; um das Jahr 1570 herum hatte sich dies bereits grundlegend geändert: Nun waren 75 Prozent der Menschen auf dem Gebiet des alten Ste- phansreiches Protestanten, davon wiederum etwa zwei Drittel Calvinisten, ein Drittel Luther­aner und eine nicht näher bestimmbare Anzahl Antitrinitarier, wobei die Anhänger der neuen Glaubensrichtungen in jedem der drei Landesteile die Mehrheit ausmachten.1 Es stellt sich die Frage, wie diese neue Situation innerhalb von nur zwei Generationen eintreten konnte. In die­ser Arbeit soll daher der Verlauf der Reformation in Ungarn von ihren spätmittelalterlichen Vorbedingungen bis etwa 1570 dargestellt werden. Für die Zeit nach 1526, dem Jahr der Schlacht von Mohâcs, soll dabei lediglich ein Teil des Landes, nämlich das habsburgisch be­herrschte königliche Ungarn in den Blick genommen werden.

Als erstes müssen hierfür einige der Faktoren thematisiert werden, die die Reformation in Un­garn begünstigten, unter anderem der Humanismus und die Missstände in der Kirche. Danach wird auf die Verbreitung der Reformation vor 1526 eingegangen, um im zweiten Kapitel so­gleich die Bedeutung des wichtigsten Ereignisses dieses Jahres, der Schlacht von Mohâcs, für die Reformation hervorzuheben. Der Rest der Ausführungen widmet sich dann wichtigen Wegmarken der Reformation im königlichen Ungarn bis circa 1570, zum Beispiel der lutheri­schen Confessio Pentapolitana aus dem Jahre 1549 und dem Aufstieg des Calvinismus.

Neben der umfangreichen, oft leider unübersetzten ungarischen Fachliteratur sind zahlreiche auf Deutsch verfasste Werke zur ungarischen Reformation verfügbar, dominiert von den Bei­trägen Gabriel Adriânyis, welche die Reformation aus katholischer Perspektive untersuchen.2 Von den übrigen Publikationen ist besonders die neuere, von Franz Brendle und Anton Schindling herausgegebene Gesamtdarstellung aus der Feder Mârta Fatas zu erwähnen.3 Den neuesten Forschungsstand gibt ein von Fata und Schindling herausgegebener Sammelband wieder, dessen Schwerpunkt auf der schweizerischen Richtung der Reformation liegt.4

Hauptteil

I. Die Verhältnisse vor 1526

Das Jahr 1526 gilt wegen der darin ausgetragenen Schlacht von Mohâcs als wichtiger Wende­punkt der ungarischen Geschichte.5 Dies wird auch bezüglich der Reformation so gesehen,6 und die Betrachtung der Reformation speziell im königlichen Ungarn setzt die Teilung des Landes, die sich erst nach 1526 abzeichnete,7 ja gerade voraus. Trotzdem müssen noch einige frühere, gesamtungarische Entwicklungen, ohne die sich die Reformation im königlichen Un­garn nicht verstehen lässt, sowie die Verbreitung der Reformation vor 1526 thematisiert wer­den. Letzteres ist insbesondere für das Gebiet des späteren königlichen Ungarn relevant.

1. Humanismus und europäische Vernetzung

Die Verbreitung des Humanismus in Ungarn beruhte auf seiner Förderung durch das König­tum und beschleunigte nach dem Aufkommen protestantischer Lehren deren Rezeption. Der wichtigste Förderer des Humanismus war Matthias I. Corvinus (König 1458-1490), unter dem Ungarn als das „andere Italien“ galt. Besonders seit seinem Herrschaftsantritt, also ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, beeinflusste der Humanismus die obersten Kleriker und Laien im Lande stark und verursachte eine Verweltlichung der kirchlichen und höfischen Hi­erarchien, da viele Stellen fortan mit humanistisch gebildeten Personen besetzt wurden. Diese Entwicklung griff in der Zeit der jagiellonischen Könige schließlich auch auf den niederen Klerus, den Landadel und das städtische Bürgertum über und beförderte eine kritische Hal­tung zur Aristokratie und zum hohen Klerus. Der mit der Verbreitung der humanistischen Bil­dung einhergehende steigende Bedarf an Büchern musste jedoch mangels ungarischer Dru­ckereien bis weit ins 16. Jahrhundert hinein meist aus ausländischen Quellen gedeckt werden.8 Trotz allem gelang im mittelalterlichen Ungarn keine dauerhafte Universitätsgründung. Dies zwang viele Studenten, ausländische Bildungszentren aufzusuchen, etwa Krakau, Padua, Pa­ris, Prag oder Wien, was ihnen den Vorteil verschaffte, dort direkt den aktuellsten Stand der Wissenschaft zu erfahren. Diese Bildungsaufenthalte im Ausland waren eines von mehreren Zeichen einer guten europäischen Vernetzung Ungarns. Dazu kamen kulturelle, kirchliche und dynastische Verbindungen zum Ausland als weitere günstige Vorbedingungen für die Refor­mation. Auch die geographische Lage als Tor zum Balkan und nach Osten bedeutete eine enge wirtschaftliche Verflechtung mit Europa, bis die türkische Expansion die durch Ungarn ver­laufenden Handelswege im 16. Jahrhundert schloss. Ferner darf nicht vergessen werden, dass die Nachbarschaft zur Orthodoxie und die sich daraus ergebenden Kontakte die Idee eines von Rom unabhängigen Christentums in Ungarn nicht völlig abwegig machten.9

2. Missstände innerhalb der Kirche

Neben der Ausbreitung des Humanismus lassen sich in der ungarischen Kirche des Spätmit­telalters moralische Verfallserscheinungen und andere Missstände finden. So missbrauchte der Adel die ihm anvertrauten hohen geistlichen Ämter, um Nachwuchs unterzubringen, sodass auch Laien zu Bischöfen wurden. Des Weiteren häuften viele Bischöfe verbotenerweise meh­rere Pfründen an, um ihren hohen Lebensstandard zu halten. Kirchenvermögen behandelten sie wie erbliches Privatvermögen, was 1521 sogar per königliches Dekret legalisiert wurde; manche unterschlugen der Krone zustehende Einkünfte. Da sich die Bischöfe im Übrigen häu­fig am Königshof oder als Diplomaten im Ausland aufhielten, mussten sie ihre pastoralen Aufgaben vernachlässigen, konnten ihre Diözesen nicht in Ordnung halten und setzten Vertre­ter ein, die nur finanzielle Vorteile anstrebten. Diese Verhältnisse färbten schließlich auf den niederen Klerus ab, der zum Beispiel den Zölibat missachtete, zugleich aber in ärmlichen Ver­hältnissen lebte und zu ungebildet war, um die kirchliche Lehre weiterzugeben. Die Kirche verlor also insgesamt an Glaubwürdigkeit, was sich etwa darin niederschlug, dass sie 1500 in Ungarn noch 120.000 Gulden an Ablassgeldern einnahm, 1525 nur noch 4.000. Das Volk be­hielt indessen seine tiefe Religiosität, wurde dadurch auf den Verfall der Kirche aufmerksam und wünschte sich religiöse Erneuerung, was der Verbreitung der Reformation zugute kam.10

3. Die Verbreitung der Reformation vor der Schlacht von Mohacs

Der Beginn der ersten Phase der ungarischen Reformation wird um 1521 angesetzt. Wann ge­nau Luthers Schriften Ungarn erstmals erreichten, lässt sich nicht sicher ermitteln. Es ist je­doch anzunehmen, dass schon ab 1518 deutschsprachige Drucke und Flugschriften von Kauf­leuten und Studenten nach Ungarn gebracht wurden. Daher verbreitete sich das Luthertum zu Anfang der 1520er Jahre zuerst unter den deutschsprachigen Bewohnern des Stephansreiches und den des Deutschen mächtigen Angehörigen des Königshofes. Erstere lebten vor allem in den Städten, besonders in den oberungarischen Bergbaustädten, wo es ein mehrheitlich deut­sches Bürgertum gab. Auch die Studenten, die es in der Folge vermehrt nach Wittenberg zog, waren bis 1529 allesamt deutschsprachig. Das Luthertum wurde deshalb vom magyarischen Adel zunächst als eine „deutsche“, mit den Herrschaftsansprüchen des Hauses Habsburg ver­bundene Religion bekämpft.11

Dementsprechend waren die Jahre bis Mohâcs von Versuchen geprägt, die lutherische Lehre wieder zu unterdrücken, welche bis 1526 in der Tat nur wenige Hundert Anhänger finden soll­te. 1521 ordnete Bischof Georg Szatmâri12 in allen Kirchen die Verkündung der päpstlichen Exkommunikationsbulle gegen Luther an. Zwei Jahre später wurde auf dem Reichstag zu Ofen ein Gesetz13 erlassen und von Ludwig II. (König 1516-1526) bestätigt, das Lutheranern die Todesstrafe und die Einziehung ihres Vermögens androhte. Der Reichstag zu Râkos ver­schärfte14 dies - allerdings ohne königliche Bestätigung - im Jahre 1525 noch, indem er jeder­mann erlaubte, Lutheraner festzunehmen und zu verbrennen, was von manchen auch umge­setzt wurde. Diese Reichstagsbeschlüsse stellten die strengsten antilutherischen Gesetze Ost­mitteleuropas dar, zeigen aber zugleich, dass es zu dieser Zeit noch nicht viele Lutheraner ge­geben haben kann, wenn man mit ihnen so umgehen zu können glaubte.15

In der Literatur wird vermutet, dass „die Gesetze deshalb so streng [waren], weil der ungari­sche Adel den Markgrafen Georg von Brandenburg, der angeblich Luthers Lehren unterstütz­te, nicht leiden konnte“16. Georg der Fromme von Brandenburg-Ansbach (1484-1543), ein Verwandter des jagiellonischen Königshauses - seinen Beinamen bekam er für die energische Einführung der Reformation in Brandenburg-Ansbach im Jahre 1528 -, fungierte als Erzieher und Vormund seines Neffen Ludwig II.; er war ein früher und überzeugter Anhänger Luthers, dessen Sache er auch in Ungarn förderte, etwa indem er nach dem Reichstag von 1523 im kö­niglichen Hofrat durchsetzte, vor der Entscheidung eines Konzils nichts gegen die Reformati­on zu unternehmen, gleichzeitig aber reformationsfreundliche deutsche Gelehrte an den Ofe­ner Königshof berief, wodurch sich in Europa das Gerücht ausbreitete, dass der ganze ungari­sche Hof lutherisch geworden sei.17

Zu den Sympathisanten Luthers am Königshof soll auch Königin Maria (1505-1558), die Ehefrau Ludwigs II. und Schwester Kaiser Karls V. und Erzherzog Ferdinands, gehört haben. Nach der Schlacht von Mohâcs schickte Luther ihr ein Trostschreiben nach Pressburg, das al­lerdings an Ferdinands Hof ankam, woraufhin dieser es mitsamt einem tadelnden Begleitbrief an seine Schwester weiterleitete. Der sich daran anschließende Briefwechsel18 zwischen den beiden gilt als Beleg dafür, dass Maria dem Luthertum zuneigte und Luthers Werke gelesen hatte.19 Wie dem auch sei, hielten die äußerst scharfen Maßnahmen der magyarischen „Natio­nalpartei“ gegen die „deutsche Religion“ nicht lange: 1526 wurden auf dem zweiten Reichs­tag zu Râkos die vorangegangenen Gesetze gegen die Lutheraner wieder aufgehoben, um im Angesicht des türkischen Vormarsches die Geschlossenheit des Landes zu stärken.20

II. Der Verlauf der Reformation nach 1526

Wie am Anfang von Kapitel I dargelegt, gilt das Jahr der Schlacht von Mohâcs als bedeuten­der Einschnitt für die ungarische Reformation. Ob es nun aber gerade auf Mohâcs ankam oder ob die eben dargestellten Entwicklungen auch allein zur weiteren Ausbreitung der Reformati­on in Ungarn geführt hätten, ist umstritten. In älteren Werken wird Ersteres noch als übertrie­ben, der konfessionellen Voreingenommenheit katholischer Historiker geschuldet abgetan und der gleiche Erfolg für die Reformation angenommen, wenn sich die Schlacht von Mohâcs nicht ereignet hätte.21 Die neuere Forschung verfolgt hingegen einen anderen Ansatz: Wäh­rend die Ausbreitung der Reformation in Ungarn laut Gabriel Adriânyi „nicht durch die Re­formbedürftigkeit der katholischen Kirche bedingt [war], sondern vielmehr durch die politi­sche Situation, die nach 1526 entstand“22, geht Mârta Fata den Mittelweg und sieht Mohâcs als entscheidenden Auslöser für den großen Erfolg der Reformation.23 Dem soll sich hier an­geschlossen und weder der Entwicklung der Kirche vor 1526 noch den Folgen von Mohâcs ausschließliche Relevanz zugemessen werden. Als nächstes ist daher auf die Auswirkungen der Schlacht auf verschiedenen Ebenen von Staat und Kirche und schließlich auf die wichtigs­ten Etappen der Reformation im königlichen Ungarn einzugehen.

1. Die Auswirkungen der Schlacht von Mohacs

Am 29. August 1526 erlitt ein ungarisches Heer unter Führung König Ludwigs II. bei Mohâcs eine vernichtende Niederlage gegen die zahlenmäßig weit überlegenen Türken. In der Schlacht ließen neben der halben ungarischen Streitmacht zahlreiche hohe weltliche und geistliche Würdenträger, darunter mehr als die Hälfte aller ungarischen Bischöfe, ihr Leben, und König Ludwig II. ertrank auf der Flucht. In der Folge zogen sich die Türken zwar wieder zurück; um die Nachfolge des kinderlosen Königs entbrannte jedoch ein Streit zwischen dem Woiwoden von Siebenbürgen, Johann Zâpolya (1487-1540), und Ferdinand von Habsburg (1503-1564), der bereits Ludwigs böhmische Krone erlangt hatte. Zâpolya wurde am 11. No­vember 1526 von der Mehrheit des ungarischen Adels in Stuhlweißenburg, Ferdinand am 6. Dezember desselben Jahres von einer Minderheit in Pressburg zum ungarischen König ge­wählt. Daraufhin fochten die beiden einen Bürgerkrieg um die Vorherrschaft in Ungarn aus, in dem der Habsburger zunächst die Oberhand behielt und am 3. November 1527 in Stuhlwei­ßenburg als Ferdinand I. gekrönt wurde. Zâpolyas Partei fand 1528 die Unterstützung der Tür­ken, deren erneuter Vormarsch nach dem Tode Zâpolyas schließlich zur Dreiteilung des alten Stephansreiches führte: Der Norden und Westen standen als „königliches Ungarn“ unter der Kontrolle Habsburgs, der mittlere Teil mit der Hauptstadt Ofen geriet unter direkte türkische Herrschaft, und im Osten bestand das von den Türken abhängige Fürstentum Siebenbürgen.24

Dieser Zerfall des alten Staates brachte eine starke Schwächung der königlichen Zentralge­walt mit sich, während sich die politische Position des hohen Adels, der Magnaten, verbesser­te. Sowohl Ferdinand I. als auch Johann Zâpolya hatten nun besondere Rücksicht auf jene zu nehmen, wenn sie nicht deren Wechsel in das jeweils andere Lager riskieren wollten. Ob­gleich selbst überzeugte Katholiken, mussten sie daher zulassen, dass die Magnaten kirchliche Güter und Vermögen zur Vergrößerung ihrer Machtbasis und als Kompensation für die Verlus­te von Mohâcs in Besitz nahmen, und taten dies auch selbst. Diese Säkularisationen, denen teils ganze Bistümer25 zum Opfer fielen, entzogen der Kirche ihre politisch-wirtschaftliche Grundlage. Dies bedeutete auch das Ende des kirchlichen Schulwesens und der Priesterausbil­dung, wodurch sich ein großer Mangel an Priesternachwuchs einstellte. Am anderen Ende der Hierarchie waren die Verluste an Führungspersonal in der Schlacht von Mohâcs für die Kirche so verheerend, dass von 1526 bis 1539 in ganz Ungarn nur drei geweihte Bischöfe amtierten. Viele Bischofssitze blieben vakant, was die Säkularisationen noch begünstigte, und wenn ei­ner der beiden Könige einmal einen neuen Bischof einsetzte - oft gab es für dasselbe Bistum je einen Kandidaten -, zögerte Papst Clemens VII. (1523-1534), ihn zu bestätigen, um nicht als Parteigänger Ferdinands oder Zâpolyas zu erscheinen. Als Zâpolya jedoch ein Bündnis mit den Türken schloss, wurde er von Clemens VII. exkommuniziert, was viele Magnaten und niedere Adlige dazu bewog, sich der zuvor noch als „deutscher Religion“ bekämpften Refor- mation zuzuwenden. Ähnliche Beweggründe hatten die Städte, und zwar vorwiegend diejeni­gen mit mehrheitlich deutschsprachiger Einwohnerschaft: Angesichts der geschwundenen kö­niglichen und kirchlichen Autorität sahen sie in der Reformation eine Chance auf mehr Auto­nomie, zumal sie ja schon vor 1526 lutherischen Einflüssen ausgesetzt gewesen waren.26

Schließlich löste die Niederlage von Mohâcs auch geistig-moralische Erschütterungen aus. Das ohnehin brüchige Vertrauen in die Kirche erodierte noch weiter, weil Ungarns Rolle als „Bollwerk der Christenheit“ (Antemurale Christianitatis) nun zweifelhaft erschien und die Kirche den türkischen Erfolg nicht sinnvoll erklären konnte. Protestantische Prediger spra­chen jetzt in Anlehnung an Luther von den Türken als „Geißel Gottes“ (Flagellum Dei), als einer Strafe für den Unglauben und die Sünden der Ungarn: Diese Mängel, der „geistige Tür­ke“, müssten erst überwunden werden, bevor auch der „irdische Türke“ besiegt werden kön­ne. Hierbei bot die lutherische Lehre, die die Missstände in der Kirche beim Namen nannte und Alternativen aufzeigte, den Ungarn eine starke innere Stütze, da man sich mit ihr auch in dauernder Lebensgefahr des Heils gewiss war und neue Hoffnung schöpfte.27

[...]


1 Vgl. Péter, Katalin: Die Reformation in Ungarn, in: Glatz, Ferenc (Hg.): European Intellectual Trends and Hungary (Études historiques hongroises 1990, Bd. 4), Budapest 1990, S. 39-52, hier S. 39; Fata, Mârta: Un­garn, das Reich der Stephanskrone, im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung. Multiethnizität, Land und Konfession 1500 bis 1700, hg. v. Brendle, Franz/ScHiNDLiNG, Anton (Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung, Bd. 60), Münster 2000, S. 65.

2 Siehe die acht im Literaturverzeichnis aufgeführten Titel.

3 Siehe Anm. 1.

4 Calvin und Reformiertentum in Ungarn und Siebenbürgen. Helvetische Bekenntnisse, Ethnie und Politik vom 16. Jahrhundert bis 1918 (Reformationsgeschichtliche Studien und Texte, Bd. 155), Münster 2010.

5 Vgl. Adriânyi, Gabriel: Art. Ungarn, in: LThK 10 (32001), Sp. 393-405, hier Sp. 394; Kohler, Alfred: Karl V., Ferdinand I. und das Königreich Ungarn, in: Fuchs, Martina/OBORNI, Teréz/UJVÂRY, Gâbor (Hgg.): Kaiser Ferdinand I. Ein mitteleuropäischer Herrscher (Geschichte in der Epoche Karls V, Bd. 5), Müns­ter 2005, S. 3-12, hier S. 8.

6 Vgl. Adriânyi, Gabriel: Beiträge zur Kirchengeschichte Ungarns (Studia Hungarica, Bd. 30), Mün­chen 1986, S. 11; Bérenger, Jean: Die Geschichte des Habsburgerreiches 1273 bis 1918, Wien/Köln/Wei- mar 1995, S. 208.

7 Vgl. Fata: Ungarn, S. 36-37.

8 Vgl. zum Ganzen Toth, William: Highlights of the Hungarian Reformation, in: ChH 9 (1940), S. 141-156, hier S. 145-146; Bucsay, Mihâly: Der Protestantismus in Ungarn 1521-1978. Ungarns Reformationskirchen in Geschichte und Gegenwart, Bd. 1: Im Zeitalter der Reformation, Gegenreformation und katholischen Re­form (Studien und Texte zur Kirchengeschichte und Geschichte. Erste Reihe, Bd. 3.1), Wien/Köln/Graz 1977, S. 38; Fata: Ungarn, S. 50; Brendle, Franz: Habsburg, Ungarn und das Reich im 16. Jahrhundert, in: Kühlmann, Wilhelm/SCHINDLING, Anton (Hgg.): Deutschland und Ungarn in ihren Bildungs- und Wissen­schaftsbeziehungen während der Renaissance (Contubernium. Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wis­senschaftsgeschichte, Bd. 62), Stuttgart 2004, S. 1-25, hier S. 8.

9 Vgl. zum Ganzen Toth: ChH 9 (1940), S. 141; Bucsay: Protestantismus, S. 36-37, 69; Adriânyi, Gabriel: Luthers Beziehungen zu Ungarn, in: Schäferdiek, Knut (Hg.): Martin Luther im Spiegel heutiger Wissen­schaft (Studium Universale, Bd. 4), Bonn 1985, S. 159-182, hier S. 159-160; Fata: Ungarn, S. 43; Hein, Mar- kus/HEiN, Éva Zs.: Art. Ungarn, in: TRE 34 (2002), S. 272-303, hier S. 281; Adriânyi, Gabriel: Geschichte der katholischen Kirche in Ungarn (Bonner Beiträge zur Kirchengeschichte, Bd. 26), Köln/Weimar/ Wien 2004, S. 77.

10 Vgl. zum Ganzen Szabo, Josef S.: Der Protestantismus in Ungarn, Berlin 1927, S. 4-5; Toth: ChH 9 (1940), S. 144-145; Fata: Ungarn, S. 42, 58-59; Adriânyi: Kath. Kirche, S. 100-101; Brendle: Habsburg, S. 7-8.

11 Vgl. zum Ganzen Szabo: Protestantismus, S. 6-7; Toth: ChH 9 (1940), S. 141-142, 147; Bucsay: Protes­tantismus, S. 43-44; Fabiny, Tibor: Luthers Beziehungen zu Ungarn und Siebenbürgen, in: Junghans, Hel- mar (Hg.): Leben und Werk Martin Luthers von 1526 bis 1546. Festgabe zu seinem 500. Geburtstag, Bd. 1, Göttingen 1983, S. 641-646, hier S. 641; Adriânyi: Luther, S. 166-167; Péter: Reformation, S. 40; Szabo, Andrâs: Calvinismus und Ethnie im Reich der Stephanskrone im 16. Jahrhundert, in: Fata/Schindling: Cal­vin u. Reformiertentum, S. 81-89, hier S. 81.

12 Humanist aus Kaschau (1457-1524); Studium in Krakau, seit 1493 in der königlichen. Kanzlei beschäftigt, häufte Pfründen an; 1499-1501 Bischof von Wesprim, 1501-1503 von Wardein, 1505-1522 von Fünfkir­chen, 1522-1524 Erzbischof von Gran und Primas von Ungarn; jedoch erst 1506 Priester, Förderer zahlrei­cher Humanisten (vgl. Adriânyi: Kath. Kirche, S. 90).

13 „Omnes lutheranos et illorum fautores ac factioni ipsi adhaerentes, tamquam publico haereticos hostesque sa- cratissimae virginis Mariae poena capitis et ablatione omnium bonorum suorum Majestas Regia, veluti catho- licus princeps, punire dignetur“, zit. nach Adriânyi: Luther, S. 169, Anm. 45.

14 „Lutherani omnes de regno extirpentur et ubicunque reperti fuerint non solum per ecclesiasticos, verum etiam per seculares personas libere capiantur et comburantur“, zit. nach ebd., S. 170, Anm. 56.

15 Vgl. zum Ganzen Szabo: Protestantismus, S. 7; Adriânyi, Gabriel: Die Ausbreitung der Reformation in Un­garn, in: UngJb 5 (1973), S. 66-75, hier S. 66; Fabiny: Luther, S. 641; Adriânyi: Luther, S. 166, 169-170; DERS.: Kirchengeschichte Ungarns, S. 11; Fata: Ungarn, S. 65; dies.: Deutsche und schweizerische Einflüsse auf die Reformation in Ungarn im 16. Jahrhundert. Aspekte der frühneuzeitlich-vormodernen Identität zwi­schen Ethnie und Konfession, in: Kühlmann/Schindling: Deutschland u. Ungarn, S. 53-91, hier S. 57.

16 Kovâcs, Péter E.: Erzherzog Ferdinand und Ungarn (1521-1526), in: Fuchs/Oborni/Ujvâry: Kaiser Ferdi­nand I., S. 57-78, hier S. 75. - Vgl. Bucsay: Protestantismus, S. 45.

17 Vgl. ebd., S. 43; Adriânyi: Luther, S. 164-166; Hein/Hein: TRE 34 (2002), S. 284; Adriânyi: Kath. Kir­che, S. 103-105. - Für den katholischen Kirchenhistoriker Adriânyi war Georg (und folglich auch dessen Zögling Ludwig) ein „Trunken- und Raufbold und ein Schürzenjäger“ und „in einem Sumpf von Wollust und Verschwendung versunken“ (Kath. Kirche, S. 104).

18 Im (bearb.) frz. Original abgedruckt bei Adriânyi: Luther, S. 179-182 (Teilübersetzungen ebd., S. 173-175).

19 Vgl. zum Ganzen ebd., S. 171-172; ders.: Kath. Kirche, S. 104-105. - Gegen eine Verbindung Marias zum Luthertum wendet sich Kovâcs: Erzherzog Ferdinand, S. 74: Zum einen habe Luther ihr ohne Einwilligung geschrieben, zum anderen habe sie Ferdinand selbst mitgeteilt, dass man Luther das Schreiben nicht verbie­ten könne, dass sie dies aber getan hätte, wenn es möglich gewesen wäre; vgl. hierzu Marias Brief an Ferdi­nand vom 15. April 1527, zit. nach Adriânyi: Luther, S. 179: « [...] Et quant â [sic] cette affaire, certes, Monsr., vous pouvez bien penser que je ne puis défendre â Luther d’écrire ce qu’il veut, soit â mon avantage, soit â mon désavantage, comme il a fait â beaucoup de princes de la chrétienté, lesquels le lui ont peu défen- du, de meme que l’empereur et vous ne pouvez le lui défendre. Certes, Monsr., s'il y avait un moyen par le- quel je puisse le lui défendre, je le ferais volontiers; mais je puis bien vous avertir en vérité du fait que je n’ai rien su dudit livret et il l’a écrit â mon insu et sans mon consentement, comme vous pouvez l’apprendre par le prologue. Pour cette raison, Monsr., je vous prie de me considérer excusée â ce sujet [...]. »

20 Vgl. Adriânyi: Luther, S. 170; ders.: Kath. Kirche, S. 105.

21 Vgl. Szabo: Protestantismus, S. 7; Toth: ChH 9 (1940), S. 143.

22 Kirchengeschichte Ungarns, S. 11; vgl. auch ders.: UngJb 5 (1973), S. 67-68. - Ob der Vorwurf konfessio­neller Voreingenommenheit auf den Katholiken Adriânyi zutrifft, vermag hier nicht beurteilt zu werden.

23 Vgl. Ungarn, S. 41: „[D]en religiös-kirchlichen und bildungspolitischen Reformbewegungen wäre im Ste- phansreich ohne die politische Katastrophe von Mohâcs [...] gewiß nicht ein derart großer Erfolg beschieden gewesen.“ - Vgl. neuerdings Juhâsz, Tamâs: Mirabilis est cursus verbi Dei! Die Entwicklung des Helveti­schen Bekenntnisses in Ungarn und Siebenbürgen, in: Fata/Schindling: Calvin u. Reformiertentum, S. 63­78, hier S. 67-68.

24 Vgl. zum Ganzen Adriânyi: Luther, S. 172-173; Heinisch, Reinhard R.: Ungarns Weg in die Habsburger­monarchie (1526-1790), in: Schödl, Günter (Hg.): Land an der Donau (Deutsche Geschichte im Osten Eu­ropas, Bd. 6), Berlin 1995, S. 197-218, hier S. 198-199, 201; Fata: Ungarn, S. 15, 36-37; Hein/Hein: TRE 34 (2002), S. 281-282; Brendle: Habsburg, S. 4-5.

25 Fata: Ungarn, S. 37: „Die Bistümer Neutra, Raab, Wesprim und Erlau wurden de facto säkularisiert, was die Auflösung der Hierarchie der alten Kirche in über 24 der insgesamt 72 Komitate im Stephansreich bedeute - te.“

26 Vgl. zum Ganzen Szabo: Protestantismus, S. 9-10; Toth: ChH 9 (1940), S. 144, 147-148; Adriânyi: Ung- Jb 5 (1973), S. 68-71, 73; Bucsay: Protestantismus, S. 46-47; Adriânyi: Kirchengeschichte Ungarns, S. 11-12; Bérenger, Jean: L’Europe de l’Est et du Nord, in: Chaunu, Pierre (Hg.): L’Aventure de la Ré- forme. Le monde de Jean Calvin, Paris 1986, S. 223-230, hier S. 225; Fata: Ungarn, S. 37-38; Hein/Hein: TRE 34 (2002), S. 283; Adriânyi: Kath. Kirche, S. 106-107; Toth, Istvân Gy.: Widersprüche der katholi­schen Erneuerung während der Herrschaft Ferdinands I., in: Fuchs/Oborni/Ujvâry: Kaiser Ferdinand I., S. 153-162, hier S. 156-158.

27 Vgl. zum Ganzen Szabo: Protestantismus, S. 5-6, 9; Bucsay: Protestantismus, S. 36, 47-48; Fabiny: Lu­ther, S. 642; Bérenger: Habsburgerreich, S. 211; Fata: Ungarn, S. 57; Hein/Hein: TRE 34 (2002), S. 283; Brendle: Habsburg, S. 9.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Reformation im königlichen Ungarn
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen  (Seminar für Neuere Geschichte)
Veranstaltung
Proseminar: DIe Habsburger und Ungarn (1526-1918)
Note
1,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
20
Katalognummer
V535433
ISBN (eBook)
9783346122582
ISBN (Buch)
9783346122599
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kommentar des Dozenten: "Eine inhaltlich und formal hervorragende Arbeit. Uneingeschränkt sehr gut (1,0)".
Schlagworte
Ungarn, Reformation, Königliches Ungarn, 1526, Mohács, Schlacht von Mohács, Katholische Kirche, Protestantismu, Protestanten, Calvinismus, Calvinisten, Lutheraner, Antitrinitarier, Habsburg, Confessio Pentapolitana, Gabriel Adriányi, Ungarische Geschichte, Humanismus, Matthias Corvinus, Kirchliche Mißstände, Johann Zápolya, Ferdinand I. von Habsburg, Matthias Biró Dévai, Nikolaus Oláh
Arbeit zitieren
Alexander Lauer (Autor:in), 2016, Die Reformation im königlichen Ungarn, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/535433

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