In dieser Arbeit soll gezeigt werden, dass der revolutionäre Prozess auf Kuba von starken Widersprüchen durchdrungen ist. Die idealistischen Grundsätze der Revolution – das Streben nach Gerechtigkeit, Gleichheit und Freiheit – werden aus heutiger Perspektive getrübt durch die repressiven Züge des kubanischen Staates unter Fidel Castro.
Dieser Antagonismus lässt sich ebenfalls in der zweiten Phase der französischen Revolution wiederfinden. Während der sogenannten „Schreckensherrschaft“ unter Maximilien de Robespierre von 1793 bis 1794 wurde im Namen der Freiheit ein Terrorregime legitimiert, das zehntausenden Franzosen das Leben gekostet hat. Durch eine Parallelisierung mit dieser düsteren Phase der französischen Revolution sollen die Diskrepanzen innerhalb der kubanischen Revolution offengelegt werden. Die geschilderte Herangehensweise führt zu der folgenden zentralen Fragestellung: Inwiefern lassen sich sowohl auf einer institutionellen, als auch ideologischen Ebene, Parallelen zwischen dem totalitären Regime Fidel Castros und der Schreckensherrschaft unter Maximilien de Robespierre während der französischen Revolution herstellen?
Fidel Castro legitimierte die kubanische Revolution mit einem „Sieg der Freiheit über die Tyrannei“ (Zeuske 2000: 177). Er versprach dem unterdrückten kubanischen Volk eine „Restaurierung der politischen Freiheiten“ (Castro 2013: 66), mehr soziale Gerechtigkeit und einen demokratischen Verfassungsstaat. Der Sieg von Castros revolutionären „Bewegung des 26. Juli“ über den unbeliebten Diktator Fulgencio Batista am 1. Januar 1959 wurde deshalb stark von der kubanischen Bevölkerung unterstützt.
Im Verlauf der Geschichte hat sich jedoch gezeigt, dass Castro die großen Versprechen seiner „demokratischen Revolution der einfachen Leute“ (Castro 1961: 193) nicht eingelöst hat. Stattdessen verwandelte er Kuba innerhalb kurzer Zeit mit seinem totalitären Machtstil in einen repressiven Überwachungsstaat. Die gewaltsame Unterdrückung der politischen Opposition und die Militanz gegen Andersdenkende im Herrschaftssystem von Castro haben tiefe Narben in der kubanischen Gesellschaft hinterlassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die kubanische Revolution
- José Martí - ideologischer Urvater der kubanischen Revolution
- Fidel Castros Legitimation der revolutionären Gewalt
- Von der „demokratischen“ Revolution zum Totalitarismus
- Robespierres Schreckensherrschaft während der französischen Revolution
- Vergleich der revolutionären Maßnahmen
- Die revolutionäre Justiz
- Die Instrumentalisierung der Feindbilder
- Der gesellschaftliche Reinigungsprozess
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Diskrepanzen innerhalb der kubanischen Revolution und beleuchtet, wie der revolutionäre Prozess von Fidel Castro mit seinem totalitären Machtstil zu einem repressiven Überwachungsstaat führte. Im Vergleich mit der Schreckensherrschaft unter Robespierre während der französischen Revolution werden Parallelen in der Legitimation von Gewalt, der Instrumentalisierung von Feindbildern und dem gesellschaftlichen Reinigungsprozess aufgezeigt.
- Die kubanische Revolution als Prozess der Umgestaltung
- Die Ideale José Martís und ihre Verzerrung durch Castros Herrschaft
- Fidel Castros Legitimation von Gewalt im Namen der Demokratie
- Die Parallelen zwischen Castros Regime und der Schreckensherrschaft unter Robespierre
- Der Antagonismus zwischen revolutionären Idealen und repressiven Staatsstrukturen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Grundhypothese der Arbeit vor: Die kubanische Revolution, die mit dem Versprechen von Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie begann, entwickelte sich unter Fidel Castro zu einem totalitären Regime mit repressiven Zügen. Der Vergleich mit der französischen Revolution soll die Diskrepanzen innerhalb des kubanischen Revolutionsverlaufs aufzeigen.
Die kubanische Revolution
Dieses Kapitel behandelt die kubanische Revolution als einen historischen und ideologischen Prozess. Es wird betont, dass die Revolution in Kuba als ein permanenter Kampf für Unabhängigkeit verstanden wird, der mit den Aufständen der Ureinwohner, der Sklavenbefreiung und den Unabhängigkeitskriegen verbunden ist. Der Fokus liegt dabei auf dem von Fidel Castro geführten revolutionären Prozess von 1953 bis 1959 und der Fortführung dieses Prozesses nach der Machtübernahme 1959.
José Martí - ideologischer Urvater der kubanischen Revolution
Dieser Abschnitt widmet sich dem kubanischen Nationalhelden José Martí, der als größtes ideologisches Vorbild für Castro und die kubanische Revolution gilt. Martís Visionen von Unabhängigkeit, sozialer Gerechtigkeit, Bildung und einem verbesserten Gesundheitssystem hatten innerhalb der Revolution höchste Priorität. Seine anti-imperialistischen Überzeugungen und seine Forderung nach einem eigenständigen nationalen Bewusstsein bilden die Grundlage für das kubanische Selbstverständnis.
Fidel Castros Legitimation der revolutionären Gewalt
Fidel Castro versuchte zunächst, Batista auf rechtsstaatliche Weise zu entmachten, doch seine Klage wurde vom kubanischen Verfassungsgericht abgelehnt. Castro argumentierte jedoch, dass das Recht auf revolutionären Widerstand gerechtfertigt sei, da das bestehende System vom Diktator manipuliert wurde. Die Verfassung von 1940, die zwar von Batista abgesetzt worden war, diente Castro als Grundlage für seine Legitimation der revolutionären Gewalt.
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- Severin Pehlke (Autor), 2018, Die Jakobiner der Karibik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/538879