Judeoespanol. Sephardengemeinden und ihre Sprache im Osmanischen Reich


Dossier / Travail, 2002

20 Pages, Note: 2


Extrait


1 Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Begriffe

2. Geschichte der Juden in Spanien
2.1. Die ersten Juden in Spanien
2.2. Die Juden unter römischer Herrschaft
2.3. Die Juden unter germanischer Herrschaft
2.4. Die Juden unter maurischer Herrschaft
2.5. Die Juden unter christlicher Herrschaft

3. Sprache und Kultur der Sepharden
3.1. Sefardí vor 1492?
3.2. Sprachentwicklungen des Judenspanisch
3.3. Sephardische gemeinden im Osmanischen Reich
3.4. Charakteristika des Judenspanisch
3.4.1. Phonetik
3.4.2. Lexik
3.4.3. Spuren spanischer Dialekte
3.4.4. Ein Beispiel
3.5. Ladino

4. Heutige Situation der Sepharden

Kommentar

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die Sprache der spanischen Juden, das Judeoespañol, ist geschichtlich wie auch sprachlich ein einzigartiges Phänomen.

Dieser jüdisch-spanische Dialekt, der Verwandtschaft zum Altspanischen vorweist und sich erst nach der Vertreibung der Juden im Jahre 1492 aus Spanien bildete, ist ohne seinen geschichtlichen Hintergrund nicht zu verstehen.

Aus diesem Grund werde ich nach dem ersten Teil, in dem wichtige Begriffe im Zusammenhang mit den spanischen Juden erklärt werden, im zweiten Teil die Geschichte Spaniens bis 1492 und die jeweiligen Bedingungen für die jüdischen Gemeinden, die seit etwa 100 v. Chr. in Spanien lebten, darstellen. Hierzu werde ich die Herrschaftszeiten der verschiedenen Völker, die in dieser Zeit über Spanien regierten, darstellen und besonders auf die Herrschaftszeit der Mauren und der christlichen Könige eingehen.

Der dritte Teil befasst sich dann mit der Sprache der 1492 aus Spanien geflüchteten Juden. Zunächst geht es um die an verschiedenen Orten unterschiedliche Entwicklung des Judenspanisch und hierbei insbesondere um die Entwicklung der Sephardengemeinden und ihrer Sprache im Osmanischen Reich. Dann werden die sprachlichen Charakteristika des Judenspanisch dargestellt und ein Beispiel für das Judenspanisch unserer Zeit gegeben. Dann wird eine besondere Form des Judenspanisch, das Ladino, näher erklärt.

Im vierten Teil möchte ich schließlich die heutige Situation der Sepharden und ihrer Sprache und ihre zukünftige Entwicklung darstellen.

Ich hoffe mit dieser Hausarbeit einen guten Überblick über die Geschichte und Sprache der Sepharden zu geben.

1. Begriffe

Die jüdische Überlieferung bezeichnet die Iberische Halbinsel mit dem hebräischen Namen Sepharad.[1] Deshalb nannten sich die spanischen Juden nach ihrer Vertreibung aus Spanien 1492 Sephardim um ihre Herkunft auszudrücken und um sich als Juden des Mittelmeerraumes von den Aschkenasim in Zentral- und Nordeuropa zu unterscheiden. Die Sepharden haben eigene Traditionen, Rituale und Gebete.

Die Sprache der Sepharden wird als sefardí, judeoespañol, judenspanisch oder djudezmo bezeichnet.

2. Geschichte der Juden in Spanien

2.1. Die ersten Juden auf der Iberischen Halbinsel

Nach der Überlieferung der spanischen Juden kamen ihre Vorfahen schon bald nach der Flucht aus Jerusalem, dort hatte Nebukadnezar von Babylon den Tempel und das Reich Juda zerstört, also um 586 v. Chr. auf die Iberische Halbinsel.[2] Die ersten Beweise für jüdisches Leben in Spanien sind allerdings erst auf 100 bis 50 v. Chr. datiert, es handelt sich hierbei um Grabsteine in Tarragona, Córdoba und Mérida.[3]

Die Überlieferung, daß Juden schon im 6. Jahrhundert v. Chr. die Iberische Halbinsel besiedelten, hat daher womöglich eher den Wert einer Tradition und macht eine Aussage über die tiefe Verbundenheit die die Sepharden mit Spanien empfanden.

2.2 Die Juden unter römischer Herrschaft

In den Städten der römischen Provinzen in Spanien gab es zahlreiche jüdische Gemeinden. Auch brachten die Römer jüdische Sklaven nach Spanien, die aber nach den Geboten der Tora von den jüdischen Gemeinden freigekauft wurden und als freie Menschen lebten.[4]

2.3 Die Juden unter der Herrschaft germanischer Stämme

Seit dem 4. Jahrhundert zogen verschiedene Germanenstämme durch Spanien, Vandalen, Sueben, und Alanen gründeten Herrschaftsgebilde, die Westgoten im 5. Jahrhundert ein stabiles Reich das bis zur Eroberung Spaniens durch die Mauren bestand. Zunächst waren diese Germanenstämme arianische Christen und das Zusammenleben mit ihnen bereitete für die Juden wenig Probleme. Im Jahre 689 ließ sich der Westgotenkönig Rekkared katholisch taufen und sofort setzte eine judenfeindliche Politik ein die in Verfolgungen, Zwangstaufen und Vertreibungen ihren Ausdruck fand.[5]

Die Zahl der in den ersten Jahrhunderten in Spanien lebenden Juden läßt sich nur schwer schätzen, die Gemeinden bestanden meist aus höchstens 100 Mitgliedern, aber sie waren in den meißten Städten anzutreffen.[6]

2.4. Die Juden unter maurischer Herrschaft

Im Jahre 711 setzte der Berber Tariq ibn Sijjad über das heutige Gibraltar auf die Iberische Halbinsel über und eroberte innerhalb von 20 Jahren für den Sultan Musa ibn Nusseiri ganz Spanien, mit Ausnahme Galiziens und des Pyrinäengebiets.[7] Um 750 wurden die Berber von den Ummajjiden, einer Kalifendynastie, abgelöst, das Emirat von Córdoba wurde errichtet und bestand fast 400 Jahre.

Juden und Christen lebten nun also unter muslimischer Herrschaft, ihre Rechte und Pflichten wurden durch den Omar-Pakt[8] geregelt. In der ganzen muslimischen Welt gilt der Omar-Pakt um den Umgang mit den Dhimmijjun[9], also den Juden und Christen, zu regeln.

Juden wie Christen waren frei in der Ausübung ihres Glaubens solange sie den Islam nicht störten. So durften sie keine neuen Kirchen oder Synagogen bauen, jedoch Alte wiederaufbauen oder Gottesdienste in Privathäusern abhalten. Es war verboten, Juden und Christen zwangszubekehren.[10]

Juden mußten eine spezielle kennzeichnende Kleidung tragen: Männer einen gelben Kreis auf der Brust, einen gelben Turban und eine gelbe Bauchbinde, Frauen einen gelben Schleier.[11] Die Dhimmijjun mußten eine besondere Kopfsteuer, die Djizya, entrichten und die politische Autorität des Islams anerkennen. Sie konnten fast alle Berufe ausüben, in erhaltenen Urkunden findet man jüdische Ärzte, Kaufleute, Finanzbeamte, Winzer, Bauern, Handwerker jeder Art und Seefahrer.[12] Die maurischen Herrscher hatten aber auch ein starkes Interesse an ihren jüdischen Untertanen, schließlich hatten diese Beziehungen in der ganzen Welt bis hin zum Hof des fränkischen Königs.

Alles in allem kann man sagen, daß die Juden unter der Herrschaft der Ummajjiden nicht schlecht lebten. Mit den islamischen Vorgaben konnte man sich arrangieren, unauffällig leben und erfolgreich arbeiten. Die Herrschaftszeit der Ummajiden wird auch oft „das goldene Zeitalter der Juden in Spanien“ bezeichnet.[13]

Ende des 10. Jahrhunderts drängte Mohammed ibn Amr, der Wesir und Feldherr am Hof des letzten Ummajidenkalifen Hischam II. war, zum Krieg gegen die christlichen Königreiche. Er eroberte Barcelona und Santiago de Compostela. Zu dieser Zeit wurden Christen und Juden verdächtigt, Spione für die christlichen Königreiche im Norden zu sein. Eine Verfolgungswelle gegen Nichtmuslime begann und vor allem Christen aber auch viele Juden flohen in die christlichen Königreiche Léon, Navarra, Kastilien und Aragón.

Nach dem Tode des des letzten Ummajjidenkalifen 1032 zerfiel das Reich im viele kleine Emirate, die untereinander zerstritten waren. Aber auch an diesen kleinen Höfen kamen Juden zu hohen Ehren, denn diese jungen und instabilen Reiche waren auf fähige Berater angewiesen.

Zum Ende des 11. Jahrhunderts setzten die christlichen Königreiche erneut die Reconquista fort, 1085 eroberte Alfons VI. Toledo zurück. Die maurischen Emirate holten Jussuf ibn Taschkin aus der Dynastie der Almoraviden zur Hilfe, der schließlich Alfons besiegte und nach und nach die kleinen muslimischen Emirate in Besitz nahm. Die Almoraviden waren fanatische Moslems, sie hoben die Dhimmjjun -Gesetze zwar nicht auf, wandten sie aber restriktiv an.

Die Almoraviden konnten sich allerdings nicht sehr lange in Spanien behaupten, um 1150 wurden sie von den Almohaden abgelöst. Sie führten den Heiligen Krieg gegen die Christen fort und eroberten die zuvor verlorenen Gebiete zurück. Sie veranlassten, nach 400jährigen und weitgehend harmonischen Zusammenleben von Muslimen, Juden und Christen, eine neue Verfolgungswelle gegen Nichtmuslime, allerdings nicht aus religiösen Gründen. Juden und Christen wurden wieder verdächtigt, Spione für die christlichen Königreiche im Norden zu sein. Deshalb flüchteten viele Juden und Christen in die verbliebenen christlichen Königreiche Aragón und Kastilien.

1212 verließen die Almohaden Spanien nachdem sie in der Schlacht von Las Navas de Tolosa von den christlichen Königreichen vernichtend geschlagen worden waren. Neue Christliche Königreiche wurden gegründet und alle Gebiete zurückerobert sodaß am Ende des 13. Jahrhunderts nur noch Granada unter muslimischer Herrschaft war, was noch 200 Jahre so bleiben sollte.

[...]


[1] Leroy (1991) S.13

[2] Leroy (1191) S.13

[3] Ben-Chanan (1999) S. 7

[4] Ben-Chanan (1999) S. 7

[5] Ben-Chanan (1999), S. 8

[6] Leroy (1991) S.18

[7] Ben-Chanan (1999), S.8

[8] Omar-Pakt: Omar war unmittelbarer Nachkomme des Propheten, der Text stammt aus dem 8.

Jhrd. Leroy (1991) S.24 - 25

[9] Schutzbürger minderen Rechts ; Ben-Chanan (1999) S. 9

[10] Leroy (1991) S.25

[11] vergl. Leroy (1991) S.25; Ben-Chanan (1999) S.9

[12] Ben-Chanan (1999) S.11

[13] Ben-Chanan (1999)S.12

Fin de l'extrait de 20 pages

Résumé des informations

Titre
Judeoespanol. Sephardengemeinden und ihre Sprache im Osmanischen Reich
Université
Johannes Gutenberg University Mainz  (Romanisches Semina)
Cours
Proseminar: Diatopische und Diastratische Varietäten des Spanischen
Note
2
Auteur
Année
2002
Pages
20
N° de catalogue
V54005
ISBN (ebook)
9783638493000
ISBN (Livre)
9783656813224
Taille d'un fichier
473 KB
Langue
allemand
Mots clés
Judeoespanol, Proseminar, Diatopische, Diastratische, Varietäten, Spanischen
Citation du texte
Katrin Morras Ganskow (Auteur), 2002, Judeoespanol. Sephardengemeinden und ihre Sprache im Osmanischen Reich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54005

Commentaires

  • Pas encore de commentaires.
Lire l'ebook
Titre: Judeoespanol. Sephardengemeinden und ihre Sprache im Osmanischen Reich



Télécharger textes

Votre devoir / mémoire:

- Publication en tant qu'eBook et livre
- Honoraires élevés sur les ventes
- Pour vous complètement gratuit - avec ISBN
- Cela dure que 5 minutes
- Chaque œuvre trouve des lecteurs

Devenir un auteur