Im Verlauf dieser Arbeit werden die illusionsbildenden Prinzipien und Charakteristika von Werner Wolf erläutert und in der darauffolgenden Analyse auf das Kinderbuch "Johanna im Zug" angewendet. Wolf bezieht sich mit seinen Ausführungen auf ästhetische beziehungsweise narrative Illusion, die Übertragung seiner Schemata auf "Johanna im Zug" stellt somit zugleich eine neue Art und Weise der Analyse des Bilderbuches dar. Besonderer Schwerpunkt der Analyse soll auf den metaisierenden Verfahren liegen, um die Frage zu klären, ob die Metafiktion im vorliegenden Kinderbuch illusionsbildendes oder illusionsstörendes Funktionspotential birgt.
Die Selbstreflexion des Fiktionscharakters ist ein bekanntes Phänomen der Erwachsenenliteratur, welches aber schon lange nicht mehr nur als Technik postmoderner und/oder experimenteller Erzählliteratur angesehen werden kann und sich zusehends auch in der heutigen Kinder- und Jugendliteratur etabliert hat. Die Auswirkungen metaisierender Verfahren auf die kindliche Leserschaft wurden unter anderem von Scherer et al. untersucht. Ihre Ergebnisse der Bilderbuchrezeptionsforschung stellen das Element der Metafiktion im vorliegenden Kinderbuch als komplexe Herausforderung dar. Auf Grund der häufigen Perspektivwechsel und der dominanten Thematisierung der eigenen Artifizialität stufen sie "Johanna im Zug" zudem als "eine literar-ästhetische Herausforderung für Rezipient(inn)en aller Lebensalter" ein.
Das vorliegende Kinderbuch bietet auch mit einem Blick auf Schulunterricht großes Potential. Persönlich schätzt die Autorin das Bilderbuch als überaus geeignet ein, um Schülerinnen und Schülern die Vielfältigkeit des Mediums sowie den Facettenreichtum der Erzählstrukturen nahe zu bringen. Zudem wird gerade auch an "Johanna im Zug" deutlich, dass es sich bei dieser Art der Literatur keineswegs nur um Werke für Kinder handelt. Interesse und Aktualität des Untersuchungsgegenstandes sind damit für die vorliegende Arbeit nicht von der Hand zu weisen. Die Auswirkungen der Metafiktion sollen in der vorliegenden Arbeit jedoch nicht weiter in Bezug auf liter-ästhetische Bildung, sondern auf ihr illusionsbildendes Funktionspotential hin untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen
- Der Illusionsbegriff nach Werner Wolf
- Prinzipien der Illusionsbildung
- Charakteristika des illusionistischen Erzählens
- Illusionsstörung
- Das Bilderbuch Johanna im Zug
- Analyse des Bilderbuchs Johanna im Zug
- Illusionsbildende Prinzipien und Charakteristika in Johanna im Zug
- Metafiktion in Johanna im Zug
- Explizite Metafiktion
- Implizite Metafiktion
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert das Kinderbuch „Johanna im Zug“ von Kathrin Schärer im Hinblick auf die illusionsbildende Funktion der Metafiktion. Das Buch zeigt anhand der Selbstreflexion des Fiktionscharakters „Johanna“ beispielhaft, wie metafiktionale Elemente in der Kinderliteratur eingesetzt werden können. Die Arbeit untersucht, ob die Metafiktion in „Johanna im Zug“ eher illusionsbildend oder -störend wirkt.
- Analyse der illusionsbildenden Prinzipien und Charakteristika nach Werner Wolf
- Untersuchung der Auswirkungen von Metafiktion auf die Illusionsbildung im Bilderbuch
- Beurteilung des Funktionspotentials von Metafiktion in „Johanna im Zug“
- Einordnung der Metafiktion in „Johanna im Zug“ in den Kontext der Kinderliteratur
- Analyse der Metafiktion im Kontext der literar-ästhetischen Bildung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Untersuchungsgegenstand vor, „Johanna im Zug“, und erläutert die Relevanz der Metafiktion in der Kinderliteratur. Es wird auf die Ergebnisse der Bilderbuchrezeptionsforschung eingegangen, die die Metafiktion als Herausforderung für die kindliche Leserschaft identifizieren.
Das Kapitel „Theoretische Grundlagen“ behandelt den Illusionsbegriff nach Werner Wolf, der die Metafiktion als illusionsstörendes Element betrachtet. Es werden die Prinzipien der Illusionsbildung und die Charakteristika des illusionistischen Erzählens erläutert.
Das Kapitel „Das Bilderbuch Johanna im Zug“ bietet eine kurze Einführung in das Werk und dessen Inhalt.
Die „Analyse des Bilderbuchs Johanna im Zug“ befasst sich mit den illusionsbildenden Prinzipien und Charakteristika im Buch sowie mit der Frage, ob die Metafiktion in diesem Fall eher illusionsbildend oder -störend wirkt. Die Analyse untersucht sowohl explizite als auch implizite Metafiktion.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Illusionsbildung, Metafiktion, Kinderliteratur, Bilderbuch, Johanna im Zug, Werner Wolf, ästhetische Illusion, Illusionsdurchbrechung, Funktionspotential, Rezeption.
- Citation du texte
- Henrike Albert (Auteur), 2020, Illusionsbildung im Bilderbuch am Beispiel von "Johanna im Zug". Hat die Metafiktion illusionsbildendes oder illusionsstörendes Funktionspotential?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/542644