Aufgabe dieser Arbeit ist es die Problemfelder, in die die Neuroscience gegenwärtig gerät, ausfindig zu machen, und diese mit philosophischen Überlegungen zu konfrontieren, um so Platz für mögliche Lösungsansätze zu machen. Die Hirnforschung reduziert mich auf neuronale-physikochemische Hirnprozesse und behauptet, dass alle meine Handlungen durch das neuronale Geschehen im Gehirn determiniert sei. Idiosynkratisch behauptet diese weiter, dass mein Bewusstsein nicht mehr und nicht weniger als eine Gehirnaktivität sei. Mein Schmerzerlebnis das ich jetzt und hier habe wäre nichts weiter als ein physisch-neuronaler Zustand und bringen mich auf einem Gipfel der Verzweiflung, indem sie mir mein Selbst- und mein Ich rauben. Als blanke Illusionen werden diese als Ballast der Alltagspsychologie abgeschafft und durch das Cerebrum als Maß aller Dinge ausgetauscht. Ist das aber in der Tat so, dass unser Geist eine Marionette sei, die am Faden des neuronalen Geschehens zappelt?
Das erste Kapitel ist ein Annäherungsversuch um den Dreh- und Angelpunkt der Neurowissenschaften besser verstehen zu können und anhand von Gerhard Roths und Wolf Singers Auffassungen, ohne den Anspruch das man sich auf diese beschränkt, Schlüsselbegriffe wie "Reduktionismus", "Physikalismus", "Determinismus" in den Kontext der Neurobiologie näher unter der Lupe zu nehmen. Dabei wird gezeigt, dass die scheinbar gegenwärtig en vogue Neurowissenschaft die Bewusstseinszustände durch einen Materialismus oder Reduktionismus explizieren wollen, indem diese die psychischen Phänomene entweder durch physische Vorgänge erklären oder sie auf solche reduzieren. Ob es überhaupt konkrete Zusammenhänge von Bewusstsein und Gehirnprozesse gibt, wird in den nachfolgenden Kapiteln problematisiert.
Das zweite Kapitel widmet sich ganz und gar des Gehirn-Bewusstsein-Problems. In welchen Verhältnissen steht Geist zu Körper? Gibt es den Geist als eigene Entität oder ist es das Produkt neuronaler Vorgänge? Kann man psychische Phänomene von physischen Phänomene unterscheiden? In welcher Kausalitätsverhältnis steht den das Gehirn zum Bewusstsein, und vice versa? Kann man noch von einem freien Wille sprechen oder sind wir neurodeterminiert? Solche und andere Fragen verstehen sich als Leitfaden für die Untersuchung des psychophysischen Problems.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitendes
- Das Neuro-Land - ein kleiner Sprung für den Neurowissenschaftler, ein riesiger Sprung für die Menschheit
- 1.1. Hasta la vista, Seele! - Gerhard Roth und Wolf Singer
- Der nicht-reduktive Physikalismus
- Neurobiologischer Konstruktivismus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Herausforderungen, denen die Neurowissenschaften gegenwärtig gegenüberstehen, und versucht diese Herausforderungen mit philosophischen Überlegungen zu konfrontieren, um so Platz für mögliche Lösungsansätze zu schaffen. Sie analysiert die Diskrepanz zwischen den neurowissenschaftlichen Erklärungsmustern und den empirischen Ergebnissen, insbesondere im Hinblick auf die Naturalisierung des menschlichen Geistes.
- Reduktionismus, Physikalismus und Determinismus in der Neurowissenschaft
- Das Verhältnis von Geist und Körper
- Die Problematik der Bewusstseinsforschung
- Der freie Wille im Lichte der Neurowissenschaften
- Kritik an den neurodogmatischen Ansätzen der Hirnforschung
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel analysiert die Schlüsselbegriffe Reduktionismus, Physikalismus und Determinismus im Kontext der Neurobiologie, basierend auf den Auffassungen von Gerhard Roth und Wolf Singer. Es beleuchtet den Versuch der Neurowissenschaften, Bewusstseinszustände durch Materialismus oder Reduktionismus zu erklären, indem sie psychische Phänomene entweder durch physische Vorgänge erklären oder sie auf solche reduzieren.
- Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Gehirn-Bewusstsein-Problem und untersucht das Verhältnis von Geist und Körper. Es werden verschiedene dualistische und monistische Positionen vorgestellt, wie den cartesischen Dualismus, Poppers Drei Welten-Theorie, den Behaviorismus, die Identitätstheorie und den Funktionalismus.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen wie Reduktionismus, Physikalismus, Determinismus, Neuro-Determinismus, Neuro-Reduktionismus, Leib-Seele-Problem, Bewusstsein, Gehirn, Geist, Körper, freier Wille, dualistische Positionen, monistische Positionen, neurobiologischer Konstruktivismus, naturalistische Theorie des Geistes.
- Quote paper
- Mihai Daniel Udrea (Author), 2015, Leib-Seele-Problem. Neurowissenschaft zwischen Erscheinung und Wesen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/542701