Lange Zeit schien der europäische Einigungs- und Integrationsprozeß eingeschlafen zu sein. Insbesondere das Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschland glich einer Beziehung, der das Feuer fehlte. Erst die Rede des deutschen Außenministers Fischer1 an der Humboldt-Universität in Berlin entfachte die Diskussion über die zukünftige Gestaltung der Europäischen Union neu. Welche Vorschläge des französischen Außenministers Védrine 2 oder seines deutschen Amtskollegen Fischers hinsichtlich der Gestaltung eines kommenden Europas Wirklichkeit werden, sollten die nächsten Jahre zeigen.
Nicht erst seit jenen Äußerungen wird die Idee eines europäischen Föderalismus diskutiert. Bestrebungen bezüglich der Schaffung einer Europäischen Verfassung, die konsensfähige Regelungen für einen europäischen Finanzausgleich enthalten muß, wurden nicht zuletzt durch die oben erwähnten Beiträge Vorschub geleistet. Trotzdem scheint die Realisierung eines solchen Vorhabens aus der gegenwärtigen Perspektive wenig wahrscheinlich. Zu groß sind die innereuropäischen, tagespolitischen Dissonanzen. Die anstehende Osterweiterung der Gemeinschaft, aber auch andere Fragen lassen erahnen, daß die „Vereinigten Staaten von Europa“3 noch lange Zeit Utopie bleiben werden. Allerdings geben die kürzlich verabschiedete europäische Grundrechtescharta sowie die Vorhaben der im Dezember 2000 in Nizza anstehende Regierungskonferenz Hoffnung auf eine weitere Annäherung der europäischen (Völker)-Gemeinschaft.
Es stellt sich nun die Frage, wie der zukünftige europäische Föderalismus insbesondere unter dem Aspekt der Erweiterung der Union aussehen könnte. Zur Klärung dieser Frage ist es notwendig, das gegenwärtige System des europäischen Finanzausgleichs zunächst näher zu beleuchten. Die Darstellung desselben in explizierter Form4 soll hier nach einigen einführenden Überlegungen in kurzer Form erfolgen. Aus dem komplizierten Gefüge des europäischen Finanzausgleichs ergeben sich jedoch auch Wirkungen, die möglicherweise politisch gewollt, ökonomisch jedoch kaum oder selten vertretbar sind. Viele dieser Maßnahmen werden unter dem Schlagwort der Kohäsion zusammengefaßt. Teil dieser Arbeit soll es somit auch sein, diesen Aspekt der integrationsfördernden europäischen Politik aufzugreifen und näher zu beleuchten. Europa befindet sich im Wandel; nicht zuletzt aus diesem Grund wird es kaum möglich sein, alle angesprochene Sachverhalte in ihrer Gänze darzulegen.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Abgrenzung der Arbeit
- Gedanken zum Föderalismus
- Der Europäische Finanzausgleich
- Aufgaben und Ausgaben der Europäischen Union
- Der passive Finanzausgleich
- Kritikpunkte am passiven Finanzausgleich der EU
- Einnahmen der Europäischen Union
- Kritik am System des europäischen Finanzausgleichs
- Aufgaben und Ausgaben der Europäischen Union
- Kohäsionspolitik und die Erweiterung der EU
- Bilanz und Perspektive
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Europäischen Finanzausgleich und dessen Problematik im Kontext des europäischen Integrationsprozesses. Der Fokus liegt auf der Analyse der aktuellen Strukturen des Finanzausgleichs und der Herausforderungen, die sich durch die Erweiterung der EU ergeben. Dabei werden insbesondere die Aufgaben und Ausgaben der Europäischen Union sowie die Einnahmen und die Kritik am System des europäischen Finanzausgleichs beleuchtet. Darüber hinaus wird die Bedeutung der Kohäsionspolitik für die Integration der neuen Mitgliedsstaaten untersucht.
- Europäischer Finanzausgleich
- Kohäsionspolitik
- Erweiterung der EU
- Föderalismus in der EU
- Wirtschaftspolitische Integration
Zusammenfassung der Kapitel
Abgrenzung der Arbeit
Dieses Kapitel stellt die Problemstellung der Arbeit vor und erläutert den aktuellen Stand der Debatte um die Zukunft der Europäischen Union. Es wird deutlich, dass die Diskussion über die Gestaltung eines kommenden Europas und die Realisierung eines europäischen Föderalismus eine zentrale Rolle spielen.
Gedanken zum Föderalismus
Hier werden die theoretischen Grundlagen des Föderalismus in Bezug auf die Europäische Union dargelegt. Der Autor bezieht sich dabei auf verschiedene Autoren und analysiert die Rolle des Föderalismus im Kontext der europäischen Integration. Es wird die Bedeutung des Finanzausgleichs für die Bewältigung von Aufgaben im europäischen Staatenverbund und die Notwendigkeit einer angemessenen Balance zwischen nationalen und europäischen Interessen hervorgehoben.
Der Europäische Finanzausgleich
Dieses Kapitel untersucht die Funktionsweise des europäischen Finanzausgleichs. Es werden die Aufgaben und Ausgaben der EU, insbesondere der passive Finanzausgleich und die Kritik an dessen Funktionsweise, analysiert. Der Fokus liegt auch auf den Einnahmen der EU und der Kritik am gesamten System des europäischen Finanzausgleichs.
Kohäsionspolitik und die Erweiterung der EU
In diesem Kapitel wird die Bedeutung der Kohäsionspolitik für die Integration neuer Mitgliedsstaaten in die EU behandelt. Die Auswirkungen der Erweiterung auf den europäischen Finanzausgleich und die Herausforderungen, die sich daraus ergeben, werden beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen des europäischen Finanzausgleichs, der Kohäsionspolitik, der Erweiterung der EU, des Föderalismus und der wirtschaftlichen Integration. Weitere zentrale Begriffe sind die Aufgaben und Ausgaben der Europäischen Union, die Einnahmen der EU, der passive Finanzausgleich und die Kritik am System des europäischen Finanzausgleichs.
- Citar trabajo
- Heiko Bubholz (Autor), 2000, Probleme des Europäischen Finanzausgleichs, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5540