Seit den 60er Jahren ist das koedukative Unterrichten von Mädchen und Jungen an öffentlichen Schulen in der Bundesrepublik Deutschland zur Normalität geworden. Reine Mädchen- oder Jungenschulen sind hierzulande nur noch selten vorzufinden, da ein gesellschaftlicher Konsens hinsichtlich des gemeinsamen Unterrichtens beider Geschlechter besteht.
Trotz alledem gibt es Ausnahmen, in denen alte Klischees wieder aufkommen und die Frage nach dem Für und Wider des koedukativen Unterrichts neu gestellt wird. Eine dieser Ausnahmen bildet der Sportunterricht und es scheint, als wäre das gemeinsame Unterrichten von Mädchen und Jungen in diesem Fach nach wie vor eine besondere pädagogische Situation. So hat das Fach Sport eine von vielen Schülern, Lehrkräften und Eltern akzeptierte Sonderstellung im Fächerkanon inne, da es hier im Gegensatz zu allen anderen Fächern stets als natürlich empfunden wird, über Sinn und Unsinn, Vor- und Nachteile, Positives und Negatives der Koedukation zu diskutieren.
Viele Kritiker sehen Nachteile in der Realisierung koedukativen Sportunterrichts. Sie wenden ein, dass es zu große Unterschiede bezüglich der sportlichen Leistungsfähigkeit zwischen Mädchen und Jungen gibt und zudem die Interessen und Neigungen der Geschlechter im Sport zu verschieden seien. Befürworter hingegen sehen das soziale Lernen,wie es in Form einer Interaktion der Geschlechter beim koedukativen Lernen zum Tragen kommt, als entscheidendes Kriterium für ein gemeinsames Unterrichten.
Gerade in der heutigen Gesellschaft gewinnen soziale Kompetenzen zunehmend an Bedeutung. Sie werden im derzeitigen Berufsleben, wo ein immer größerer Wert auf Teamfähigkeit gelegt wird, als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt. Problematisch ist jedoch, dass Kindern heutzutage in ihrem familiären Umfeld soziale Kompetenzen nicht mehr ausreichend vermittelt werden, da sie oftmals als Einzelkinder aufwachsen, deren Eltern beide berufstätig sind und ihnen der soziale Kontakt zu Gleichaltrigen fehlt.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Vorgehensweise
- Geschlechterdiskurs in der Sportpädagogik
- Zum Begriff „Koedukation"
- Koedukation im Sportunterricht
- Geschlechtertypisierung im Kontext der peer-culture
- Theoretische Grundlagen zum sozialen Lernen
- Theoretische Grundlagen zur Unterrichtsmethode „Kooperatives Lernen"
- Kooperatives Lernen als Chance im gegenwärtigen Schulalltag
- Zur Begründung kooperativer Lernformen im Sportunterricht
- Definition kooperativer Lernformen
- Merkmale des kooperativen Lernens
- Gemeinsames Gruppenziel
- Spielraum für Entscheidungen
- Individuelle Verantwortlichkeit in Bezug auf das Gruppenziel
- Positive Interdependenz in Bezug auf den Lernprozess
- Rahmenbedingungen für kooperatives Lernen
- Zusammensetzung der Gruppe
- Die Rolle der Schüler
- Bereitschaft der Lernenden zur Kooperation
- Individuelle Kompetenzen zur Kooperation
- Die Rolle des Lehrers
- Auswahl der Unterrichtsmethoden
- Aufgabenstellung
- Begleiten der Lernprozesse
- Ergebnissicherung der Lem- und Gruppenprozesse
- Belohnungsstrukturen kooperativen Lernens
- Positive Wirkungsaspekte des kooperativen Lernens in bisherigen Studien
- Effekte kooperativen Lernens im Sportunterricht
- Problemebenen kooperativen Lernens im Sportunterricht
- Einsatzgebiete für kooperatives Lernen
- Zur Studie „Analyse geschlechtstypischer Handlungsmuster beim kooperativen Lernen in einem peer-basierten Sportunterricht" - Bisherige Befundlage -
- Fragestellung und Untersuchungsansatz
- Datenerhebung
- Datenaufbereitung und -auswertung
- Ergebnisse zu den Prozessvariablen (Fragestellung 1)
- Ergebnisse zu den Wirkungsvariablen (Fragestellung 2)
- Interpretation der bisherigen Ergebnisse
- Offene Befundlage
- Empirischer Untersuchungsansatz
- Offene Fragestellung
- Untersuchungsansatz
- Begründung der qualitativen Vorgehensweise
- Die Einzelfallanalyse
- Untersuchungsgegenstand
- Untersuchungsergebnisse
- Beschreibung der Lerngruppen
- Lerngruppe Fl.
- Lerngruppe Bl.
- Verlaufskizzen des Gruppengeschehens
- Verlaufsskizze der Lerngruppe Fl. (MZP 1)
- Verlaufsskizze der Lerngruppe Fl. (MZP 2)
- Verlaufsskizze der Lerngruppe Fl. (MZP 3)
- Verlaufsskizze der Lerngruppe Fl. (MZP 4)
- Verlaufsskizze der Lerngruppe Bl. (MZP 1)
- Verlaufsskizze der Lerngruppe Bl. (MZP 2)
- Verlaufsskizze der Lerngruppe Bl. (MZP 3)
- Verlaufsskizze der Lerngruppe Bl. (MZP 4)
- Analyse des Gruppengeschehens
- Auswahlkriterien für bestimmte Kinder
- Auswahl der Schlüsselszenen
- Lerngruppe Fl.
- Ausgewählte Kinder der Lerngruppe Fl.
- Begründung der Auswahl bestimmter Videosequenzen
- Schlüsselszene
- Lerngruppe Bl.
- Ausgewählte Kinder der Lerngruppe Bl.
- Begründung der Auswahl einer bestimmten Videosequenz
- Schlüsselszene
- Interpretation
- Fazit und Ausblick
- Abbildungsverzeichnis
- Literaturverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Geschlechtsspezifische Unterschiede im Sozialverhalten und in der Teamfähigkeit im Sportunterricht
- Die Rolle von geschlechtstypischen Handlungsmustern beim kooperativen Lernen
- Die Effektivität von kooperativen Lernformen im Sportunterricht
- Die Bedeutung von individuellen Charaktereigenschaften und Teamdynamik für den Lernerfolg
- Die Rolle der Lehrkraft bei der Gestaltung von kooperativen Lernprozessen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Examensarbeit befasst sich mit der Frage, ob Mädchen und Jungen im Sportunterricht unterschiedlich lernen, insbesondere im Kontext der Unterrichtsmethode "Kooperatives Lernen". Die Arbeit zielt darauf ab, aktuelle Befunde zu geschlechtstypischen Handlungsmustern im kooperativen Lernen im Sportunterricht zu analysieren und zu interpretieren. Dabei werden die Ergebnisse einer vorherigen Studie, die sich mit geschlechtstypischen Handlungsmustern im kooperativen Lernen in einem peer-basierten Sportunterricht befasst hat, herangezogen und mit Hilfe einer qualitativen Einzelfallanalyse weiter untersucht.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit stellt die Problemstellung und die Vorgehensweise dar. Es wird die Bedeutung von sozialen Kompetenzen im heutigen Schulalltag und die Sonderstellung des Sportunterrichts im Fächerkanon beleuchtet. Die zentrale Fragestellung der Arbeit lautet: Warum schneiden Mädchen im Bereich des sozialen Handelns in gemischtgeschlechtlichen Lernteams im Sportunterricht besser ab als das andere Geschlecht?
Im zweiten Kapitel wird der Geschlechterdiskurs in der Sportpädagogik näher betrachtet. Es werden die Vor- und Nachteile der Koedukation im Sportunterricht diskutiert und die geschlechtstypischen Handlungsmuster und Interaktionsstile von Mädchen und Jungen im schulischen Kontext beleuchtet.
Das dritte Kapitel befasst sich mit den theoretischen Grundlagen zum sozialen Lernen. Es werden verschiedene Definitionen des Begriffs "soziales Lernen" vorgestellt und die Lernziele Selbstbestimmungsfähigkeit, Mitbestimmungsfähigkeit und Solidaritätsfähigkeit im Kontext des sozialen Lernens erläutert.
Das vierte Kapitel widmet sich der Unterrichtsmethode "Kooperatives Lernen". Es werden die Chancen und Herausforderungen des kooperativen Lernens im gegenwärtigen Schulalltag dargestellt und die Begründung dieser Lernform im Sportunterricht erläutert. Die Merkmale und Rahmenbedingungen kooperativen Lernens werden detailliert beschrieben, und es werden die positiven Wirkungsaspekte sowie die Probleme dieser Lernform im Sportunterricht beleuchtet.
Das fünfte Kapitel präsentiert die Ergebnisse einer vorherigen Studie zu geschlechtstypischen Handlungsmustern im kooperativen Lernen in einem peer-basierten Sportunterricht. Es werden die Fragestellung und der Untersuchungsansatz der Studie sowie die Datenerhebung und -auswertung erläutert. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Mädchen im Vergleich zu Jungen höhere Werte in den Variablen aufweisen, die sich auf soziales Handeln beziehen, wie z.B. soziale Unterstützung und Selbsteinschätzung der Teamfähigkeit. Die Studie lässt jedoch einige Fragen offen, die in der vorliegenden Arbeit weiter untersucht werden sollen.
Das sechste Kapitel beschreibt den empirischen Untersuchungsansatz der vorliegenden Arbeit. Es wird die Begründung der qualitativen Vorgehensweise, die Einzelfallanalyse, sowie der Untersuchungsgegenstand erläutert. Die Arbeit zielt darauf ab, anhand von ausgewählten Videosequenzen zweier Lerngruppen das Interaktionsverhalten von Mädchen und Jungen im Kontext des kooperativen Lernens zu analysieren und zu interpretieren.
Das siebte Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Einzelfallanalyse zweier Lerngruppen. Es werden die Lerngruppen beschrieben, die Verlaufskizzen des Gruppengeschehens dargestellt und die ausgewählten Schlüsselszenen aus den Videosequenzen analysiert und interpretiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Dynamik innerhalb eines Teams einen größeren Einfluss als das Geschlecht hat und dass die Verhaltensunterschiede hinsichtlich der sozialen Kompetenzen eher im Charakterlichen zu finden sind als im Biologischen.
Das achte Kapitel fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick auf weitere Forschungsfragen. Es wird betont, dass die Teamfähigkeit und somit die sozialen Kompetenzen beim kooperativen Lernen sowohl von individuellen Charaktereigenschaften als auch von der Teamdynamik beeinflusst werden. Die Arbeit zeigt, dass die offene Unterrichtsmethode "Kooperatives Lernen" nicht in jedem Fall als ein Ort für Geschlechtskonflikte gesehen werden kann und dass die Rolle der Lehrkraft bei der Gestaltung von kooperativen Lernprozessen von großer Bedeutung ist.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Koedukation, den Sportunterricht, das kooperative Lernen, die Teamfähigkeit, Geschlechterrollen, geschlechtstypische Handlungsmuster, soziale Kompetenzen, Einzelfallanalyse und die Rolle der Lehrkraft.
- Quote paper
- Sandra Schweiker (Author), 2006, Lernen Mädchen und Jungen anders? Aktuelle Befunde und Perspektiven für den Sportunterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55480
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.