Antonio de Nebrija und seine 'Gramática de la lengua castellana'


Trabajo Escrito, 2006

19 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhalt

1 Einleitung

2 Hauptteil
2.1 Nebrijas historisches Umfeld in Spanien
2.1.1 Politische Situation
2.1.2 Intellektuelles Klima
2.1.2.1 Situation an den Universitäten
2.1.2.2 Das Wirken der Dichter
2.1.3 Die Stellung der Kirche und ihr Einfluss auf die Sprache
2.1.4 Das Sprachbewusstsein
2.2 Einflüsse auf Nebrija und deren Auswirkungen auf die Gramática de la lengua castellana
2.2.1 Nebrijas Beziehung zu Sprachen und sein Wirken als Gelehrter
2.2.2 Italien und die humanistische Grammatik
2.2.2.1 Emanzipation von der scholastischen Philosophie
2.2.2.2 Der erste Humanist: Dante Alighieri
2.2.2.3 Der Wiederentdecker des klassischen Latein: Lorenzo Valla
2.3 Die Gramática de la lengua castellana
2.3.1 Aufbau der Grammatik
2.3.2 Entscheidende Neuerungen
2.3.3 Gründe für die Ignoranz und Ablehnung seiner Zeitgenossen
2.3.4 Bedeutung der Gramática de la lengua castellana und Kritikpunkte aus heutiger Sicht

3 Zusammenfassung

4 Bibliographie

1 Einleitung

Die Gramática de la lengua castellana[1] von Antonio de Nebrija (1441 – 1522) erschien im Jahre 1492 und ist eines der bedeutendsten dokumentierenden Werke, das die Entwicklung der spanischen Sprache aufzeigt. Mit dieser umfassenden Ausgabe schuf Nebrija die erste gedruckte Grammatik einer romanischen Sprache. Die von ihm festgelegte Terminologie und beschriebenen Sprachphänomene haben teilweise bis heute Gültigkeit.

Die GC ist deswegen so wichtig, weil sie in der Latein-dominierten Welt des 15. Jahrhunderts zum ersten Mal einer Volgare[2] eine Regelhaftigkeit zugesteht und deren Untersuchung und Festlegung ein ganzes Buch widmet. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde davon ausgegangen, dass nur die klassischen Sprachen wie Latein oder Griechisch feststehende Regeln besitzen. „Die Volkssprache galt dagegen noch als rudo y desierto (,rauh und ungepflegt’)“ (Bollée, Neumann-Holzschuh (2003, 84)).

Auch wenn die heutige Forschung den historischen Wert der GC erkannt hat, so muss betont werden, dass Nebrija für diese Leistung zu Lebzeiten keine Anerkennung bekam. Nach der Erstausgabe im Jahre 1492 wurde sie „im gesamten Siglo de Oro […] kaum beachtet und die nächste Auflage erschien erst im 18. Jh.“ (Bollée, Neumann-Holzschuh (2003, 87)). Für Nebrija, einen anerkannten Grammatiker der lateinischen Sprache, eine ungewohnte Erfahrung. Selbst die heutige Forschung bezieht häufig nur einzelne Aspekte der GC ein und polemisiert vor allem gegen den Prolog Nebrijas, dem häufig Nationalismus vorgeworfen wird, obwohl Nebrija und sein Leben sonst keinerlei Anzeichen für solch eine Vermutung liefern.

In dieser Hausarbeit möchte ich die Gründe untersuchen, wegen denen die GC zu Nebrijas Zeiten nicht die verdiente Anerkennung bekam. Dafür ist es notwendig, den Zeitgeist Spaniens im 15. Jahrhundert zu beleuchten sowie wichtige Einflüsse auf Nebrija zu zeigen, zu denen ganz besonders der Humanismus gehörte. Es soll gezeigt werden, dass Nebrijas Ansichten zum Kastilischen und sein Sprachbewusstsein für seine Zeit verfrüht waren. Er war gewissermaßen ein Trendsetter, dessen Weitsicht sich erst in der Entwicklung des Spanischen im Siglo de Oro bewiesen hat, als sich das Spanische ganz vom Lateinischen emanzipierte.

2 Hauptteil

2.1 Nebrijas historisches Umfeld in Spanien

2.1.1 Politische Situation

Um zu verstehen, warum Nebrija seinen Prolog genau auf diese Art geschrieben hat, muss man das politische Spanien des 15. Jahrhunderts kennen. Gerade das Erscheinungsjahr der GC, 1492, ging als Annus mirabilis in die Geschichte ein. Die „Katholischen Könige“ Ferdinand und Isabella hatten einige Zeit vorher, im Jahre 1479, ihre beiden Reiche Aragón und Kastilien/León durch ihre Heirat vereint. Die Verbindung schuf die Grundlage für eine Expansion, sowohl territorial als auch machtpolitisch. Da sonst nur noch das relativ kleine Königreich Navarra und Portugal im Westen existierten, hatten die Katholischen Könige großen Einfluss und Macht auf der iberischen Halbinsel. Mit den vereinten Kräften der beiden Königreiche gelang es am 2. Januar 1492 nach mehrjährigem Krieg Granada einzunehmen, die letzte Festung der Mauren. Somit war die Reconquista[3] beendet. Genauso wie nach territorialer strebten die Könige nach einer religiösen Einheit im Reich, so dass die Juden im selben Jahr durch ein königliches Edikt des Landes verwiesen worden, sofern sie sich nicht taufen lassen wollten. Das denkwürdige Jahr wurde durch die Entdeckung Amerikas durch den Spanier Christoph Columbus komplettiert. Vor diesem sehr kämpferischen und aktiven Hintergrund ist es klar, dass Nebrija so eine offenkundig nichtpolitische Sache wie eine Grammatik der Volgare rechtfertigen musste – “ein Unternehmen, das zu dieser Zeit (1492) nicht selbstverständlich war“ (Braselmann (1991, 175)). Er widmete die Grammatik im Prolog der Königin Isabella und erklärte, dass zur Ausweitung eines Reiches auch eine sprachliche Einheit und Begleitung nötig sei.

Una cosa hallo y saco por conclusión mui cierta: que siempre la lengua fue compañera del imperio y de tal manera lo siguió que junta mente començaron, crecieron y floreciero.[4]

„Nebrija betont hier den Parallelismus zwischen Sprache und Reich, bzw. Herrschaft; sie bedingen einander und gehören zusammen“ (Braselmann (1991, 419)). Der von Nebrija verwendete lengua-imperio-Topos hat im Prolog seinen Zweck allerdings nicht erfüllt, Königin Isabella war von dem Wert der GC scheinbar nicht überzeugt, obwohl sie laut Braselmann diese Schrift veranlasste hatte (Braselmann (1991, 418)).

2.1.2 Intellektuelles Klima

2.1.2.1 Situation an den Universitäten

Im Bereich der Wissenschaften war das Spanien des 15. Jahrhunderts eher rückständig. In ganz Europa brach zu dieser Zeit das mittelalterliche Wissenschaftssystem zusammen, und zu den Fachdisziplinen wie Medizin, Astronomie, Astrologie und Mathematik kamen im 15. Jahrhundert die studia humanitatis dazu, also die Grammatik, die Rhetorik, die Poetik, die Geschichte und die Moralphilosophie (Braselmann (1991, 150)). Spanien allerdings hält an dem System der septem artes liberales[5] fest. „Jede wissenschaftliche Neugier, jedes innovatorische Streben fehlte; man ,verwaltete’ gewissermaßen nur das Überlieferte.“ (Braselmann (1991, 170)). Zudem verschlechterten sich offensichtlich die Lateinkenntnisse auch bei den Gelehrten, und so konnten Theologen, Juristen und Mediziner die alten Bücher „nicht oder nur schwer lesen und somit ihre Hauptquellen nicht verstehen.“ (Braselmann (1991, 57)).

Nebrija, der an der Universität Salamanca Philosophie und Mathematik studiert hatte, verbrachte danach zehn Jahre in Italien, wo er mit dem neuen Geist Europas, dem Humanismus, in Berührung kam. Nach seiner Rückkehr nach Spanien und seiner Berufung als Grammatik-Professor nach Salamanca machte er sich zum Ziel, die Lehre zu reformieren und die Lateinkenntnisse an den Universitäten wieder zu verbessern. Nebrija hatte damit großen Erfolg, obwohl die Grammatik im Mittelalter nicht hoch angesehen wurde und auch im 15. Jahrhundert noch die unterste Stufe der Universitätslehre repräsentierte (Braselmann, (1991, 58)). Dennoch kann wohl die Rückständigkeit an den Universitäten als einer der Gründe gelten, aus denen die GC lange keinen Erfolg hatte.

2.1.2.2 Das Wirken der Dichter

Auch wenn das 15. Jahrhundert „einen undankbaren Platz in den Literaturgeschichten“ hat (Strosetzki, (1996, 35)), so ist das Wirken der spanischen Dichter doch für die Sprachgeschichte höchst interessant. Die Themen waren, der Zeit geschuldet, zumeist religiöser und moralischer Natur, aber geschrieben wurde meist auf Kastilisch. Die Verwendung der Volgare in der Literatur trug sicherlich auch zur Emanzipation der Volkssprache bei. Denn in der spanischen Diglossie[6] -Situation galt eigentlich Latein als die Kultur- und Literatursprache.

Die Literatur hatte mit zwei grundsätzlichen Problemen zu kämpfen. Zum einen war die Literatur dieser Epoche von Adligen bestimmt. Sie schrieben entweder selbst oder fungierten als Mäzene. Das Bürgertum hatte zu der Zeit nahezu keine Funktion in diesem Bereich, deswegen blieben die Themen eintönig. Die Dominanz des Adels führte zu „einem gespaltenen Literaturbegriff […]. Literatur als Bildung war verpönt; im Sinne eines höfischen Spiels gehörte sie jedoch zum Begriff des vollkommenen Adligen.“ (Strosetzki, (1996, 42)).

Das zweite Problem war der aus der Antike stammende Topos der armas y letras. Die Ansicht, dass die Dichtung die Verteidigungsbereitschaft des Ritters schwächen würde, hielt sich bis ins Siglo de Oro (Strosetzki, (1996, 41)), und führte dazu, dass die Dichter sich und ihr Tun immer wieder verteidigen mussten.

Also kein leichtes Umfeld für Dichter wie Jorge Manrique oder Juan de Mena. Doch es ist anzunehmen, dass gerade die Werke der spanischen Dichter für Nebrija wichtige Quellen für das Schreiben seiner GC waren. Diese Aussage lässt sich vor allem mit dem zweiten Buch der Grammatik begründen, das der Metrik gewidmet ist. Nebrija überträgt darin die Begriffe der lateinischen Metrik auf das Spanische und weist „die aus dem Lateinischen abgeleiteten Regeln und Figuren in den Werken Santillanas, Menas, Jorge und Gómez Manriques und anderer“ nach (Strosetzki, (1996, 47)). Mit der Feststellung, dass rhetorische Figuren und Versmaß auch in der Volkssprache möglich sind, wertet er das Kastilische auf und hebt es auf das Niveau der Distanzsprache Latein.

[...]


[1] Im Folgenden GC genannt

[2] Volgare bedeutet Volkssprache. So nennt man die Umgangssprache einer Bevölkerung überall dort, wo eine ältere Sprachform oder eine fremde Sprache in Religion, Wissenschaft oder auf der Bühne verwendet wird. In Falle Spaniens bezeichnete Volgare im 15. Jahrhundert das Kastilische. Latein als Sprache der römischen Eroberer wurde nicht auf der Straße gesprochen, sondern vor allem in wissenschaftlichen und religiösen Kontexten verwendet. (http://de.wikipedia.org/wiki/Volkssprache).

[3] Reconquista: „die Rückeroberung der von den Arabern besetzten Gebiete durch die christlichen Völker“ ((Bollée, Neumann-Holzschuh (2003, 42)).

[4] http://www.antoniodenebrija.org/prólogo.html

[5] Der Fächerkanon bestand aus dem Trivium (Grammatik, Rhetorik, Logik oder Dialektik) sowie dem Quadrivium (Arithmetik, Musik, Geometrie, Astronomie)

(http://www.phil.uni-passau.de/histhw/TutSchule/septem_artes.html)

[6] „Von Zwei- oder Mehrsprachigkeit […] spricht man, wenn ein Individuum über zwei oder mehrere Sprachen verfügt oder wenn in einer Gesellschaft zwei oder mehrere Sprachen gesprochen werden, […]. Eine Sonderform des Bilingualismus ist die Diglossie, worunter […] das Verhältnis von zwei Varietäten einer Sprache […] zu verstehen ist, die in einer Gesellschaft in komplementärer Verteilung verwendet werden und zwischen denen ein soziales Gefälle besteht: die ,high variety’ [Latein] wird in formalen Redesituationen und in der Schriftlichkeit verwendet (,Distanzsprache’), in der Schule gelernt, besitzt hohes Prestige und eine kodifizierte Norm; die ,low variety’ [Volgare, z.B. Kastilisch] ist informelle Umgangssprache (,Nähesprache’), wird als Muttersprache erworben, hat wenig oder gar kein Prestige und ist nicht kodifiziert.“ (Bollée, Neumann-Holzschuh (2003, 12)).

Final del extracto de 19 páginas

Detalles

Título
Antonio de Nebrija und seine 'Gramática de la lengua castellana'
Universidad
LMU Munich  (Romanistik)
Curso
Spanische Sprachgeschichte
Calificación
1,0
Autor
Año
2006
Páginas
19
No. de catálogo
V55875
ISBN (Ebook)
9783638507172
ISBN (Libro)
9783638765848
Tamaño de fichero
539 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Antonio, Nebrija, Gramática, Spanische, Sprachgeschichte
Citar trabajo
Claudia Ballhause (Autor), 2006, Antonio de Nebrija und seine 'Gramática de la lengua castellana', Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55875

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