Von vielen Seiten wird prophezeit, daß die Osterweiterung der EU den Lähmungstod dieser institutionellen Gemeinschaft bedeuten könnte. Auch einige Wirtschaftswissenschaftler befürchten vor dem Hintergrund der aktuell lahmenden Konjunktursituation der Weltwirtschaft eine Handlungsunfähigkeit und die Aushöhlung der Errungenschaften der Europäischen Union. Zwar bin auch ich - metaphorisch gesprochen - der Ansicht, daß ein Luftballon bei einem plötzlichen Aufblasen zu zerplatzen droht; befüllt man ihn jedoch behutsam, nach und nach mit Luft, so hat der Gummi mehr Zeit, seine produktionstechnisch bedingten Unausgeglichenheiten zu kompensieren. Vor diesem Bild erscheint die Maximalforderung nach der Aufnahme von 12 neuen Mitgliedsstaaten vielleicht doch etwas überzogen. Andererseits muß man sich die politische Situation in den Kandidatenstaaten vor dem Hintergrund einer Abweisung durch die EU vorstellen. Solch eine Situation könnte vielleicht eine „Mauerblümchen-Haltung“ größerer Teile der Gesellschaft in einem zunächst abgewiesenen Staat erzeugen, die dann mit der neuen Europäischen Sicherheits- und Verteidigungsstrategie im Widerspruch stehen könnte. Die folgende Arbeit soll überprüfen, ob die Unionspartner mit dem Vertrag von Nizza, dem Ergebnis der letzten wichtigen Regierungskonferenz vor der Erweiterung, tatsächlich ihr eigenes „Todesurteil“ unterschrieben haben, wie von vorschnellen Zungen behauptet wird, oder ob sowohl die Institutionen der Union, als auch die nationalen Einzelstaaten ihre Hausaufgaben ordentlich gemacht haben. Einerseits hatte man mit dem gut durchdachten und blendend funktionierenden EG-System die RGW-Staaten endgültig in der wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung überbieten könnten, und hatte somit ja eigentlich den Zusammenbruch des russisch dominierten „Ost-Gefüges“ mitverursacht. Andererseits schien die EG/EU - und deren Einzelstaaten nach dem Zusammenbruch des Ostblocks zunächst jedoch etwas überfordert: die Transformationsstaaten Mittel- und Osteuropas forderten schnell von den Westeuropäern die Einlösung des Versprechens, daß die EG/EU für alle Europäer da sei. Für dieses Szenarium hatten sich offensichtlich die wenigsten Politikwissenschaftler einen Trumpf zurückbehalten.
Inhaltsverzeichnis
- A Vorüberlegungen, Vorwort
- B Die Veränderungen in der EU vor der Osterweiterung
- C
- 1. Die finanzielle Dimension
- 1.1. Agrar- und Strukturfonds
- 1.2. Die Heranführungsstrategie für Kandidaten an die EU
- 2. Der politische Aspekt
- 2.1. Veränderungen durch Nizza und die Beitrittsperspektive
- 2.2. Mehr Handlungsfähigkeit und Legitimität der EU?
- 3. Die ökonomischen Folgewirkungen
- 3.1. Investitionen in den MOE-Staaten
- 3.2. Der EURO und die EZB
- 1. Die finanzielle Dimension
- Fazit, Trends und Erwartungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Text analysiert die Auswirkungen der Osterweiterung der Europäischen Union auf die EU-Institutionen, insbesondere in Bezug auf die finanziellen, politischen und ökonomischen Dimensionen. Er untersucht, ob die EU mit dem Vertrag von Nizza eine nachhaltige Erweiterung bewältigen kann, oder ob diese zu einer Überlastung und Handlungsunfähigkeit der Union führt.
- Die finanziellen Herausforderungen der Osterweiterung, insbesondere die Auswirkungen auf Agrar- und Strukturfonds
- Die politische Integration der Beitrittskandidaten in die EU und die damit verbundenen Veränderungen
- Die ökonomischen Folgen der Erweiterung, einschließlich der Auswirkungen auf Investitionen in den MOE-Staaten und den Euro
- Die Bedeutung des Vertrags von Nizza für die Erweiterung und die Zukunft der EU
- Die Rolle der Sicherheits- und Verteidigungspolitik im Kontext der Erweiterung
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text beginnt mit einer Einführung in die Thematik der Osterweiterung der EU und den damit verbundenen Herausforderungen. Im ersten Kapitel wird die finanzielle Dimension der Erweiterung beleuchtet, wobei der Fokus auf den Auswirkungen auf die Agrar- und Strukturfonds sowie die Heranführungsstrategie für Beitrittskandidaten liegt. Im zweiten Kapitel wird der politische Aspekt der Erweiterung behandelt, einschließlich der Veränderungen durch den Vertrag von Nizza und die Beitrittsperspektive. Im dritten Kapitel werden die ökonomischen Folgen der Erweiterung analysiert, mit einem besonderen Schwerpunkt auf Investitionen in den MOE-Staaten und die Rolle des Euros. Die Arbeit schließt mit einem Fazit ab, das die wichtigsten Trends und Erwartungen in Bezug auf die Osterweiterung der EU zusammenfasst.
Schlüsselwörter
Osterweiterung, EU, Vertrag von Nizza, Agrar- und Strukturfonds, politische Integration, ökonomische Folgen, MOE-Staaten, Euro, Sicherheits- und Verteidigungspolitik, Handlungsfähigkeit, Legitimität.
- Quote paper
- Peter Becker (Author), 2003, Die finanzielle Dimension der EU-Osterweiterung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57104