In dieser Arbeit soll die Rolle des Europäischen Gerichtshofes im Prozess der europäischen Integration untersucht werden. Dabei soll vor allem untersucht werden, ob es eine Diskrepanz zwischen den in den Europäischen Verträgen festgeschriebenen Aufgaben des EuGH und der tatsächlichen Praxis des EuGH gibt.
Als analytischer Rahmen zur Klärung dieser Frage soll der von Fritz W. Scharpf entwickelte Akteurszentrierte Institutionalismus dienen. Ziel der Untersuchung soll es sein, ob der Europäische Gerichtshof im Sinne des Akteurszentrierten Institutionalismus als korporativen Akteur eingestuft werden kann. Dieses Ergebnis würde mit dem festgeschriebenen Aufgabenfeld des EuGH innerhalb der EU Verträge korrelieren. Der analytische Rahmen des Akteurszentrierten Institutionalismus beleuchtet in der Regel ein konkretes Politikfeld, und so soll in dieser Arbeit auch die Policy im Bereich der wirtschaftlichen Integration, genauer gesagt im Bereich des freien Warenverkehrs des EU Binnenmarktes dazu dienen, um aus ihr Schlüsse für die Rolle des EuGH zu ziehen. Aus diesem Grund können die Ergebnisse dieser Arbeit auch nicht generell auf den kompletten Prozess der europäischen Integration angewendet werden, sondern nur bezogen auf den Prozess der wirtschaftlichen Integration.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der analytische Rahmen des Akteurszentrierten Institutionalismus
- Der institutionelle Rahmen
- Der Begriff des Akteurs
- Der korporative Akteur
- Die Herausbildung von Präferenzen bei korporativen Akteuren
- Die Aufgaben des EuGH in den EG Verträgen
- Die allgemeinen Grundsätze bei der Auslegung der EG Verträge
- Der Vorrang des Gemeinschaftsrechts
- Pfadabhängigkeit
- Das Ursprungslandprinzip innerhalb des freien Warenverkehrs
- Das „Cassis de Dijon\" Urteil als Zeichen für eine Verselbstständigung des europäischen Rechtes durch den EuGH
- Das Ursprungslandprinzip auf dem Gebiet der EU Niederlassungsfreiheit
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) im europäischen Integrationsprozess. Im Fokus steht die Frage nach einer möglichen Diskrepanz zwischen den im Vertrag festgelegten Aufgaben des EuGH und seiner tatsächlichen Praxis. Als analytisches Modell dient der akteurszentrierte Institutionalismus von Fritz W. Scharpf. Das Hauptziel ist die Einordnung des EuGH als korporativer Akteur im Sinne dieses Modells und die Korrelation dieses Ergebnisses mit seinem definierten Aufgabenbereich.
- Die Rolle des EuGH im europäischen Integrationsprozess
- Analyse der Diskrepanz zwischen den vertraglichen Aufgaben des EuGH und seiner Praxis
- Anwendung des akteurszentrierten Institutionalismus als analytisches Modell
- Einordnung des EuGH als korporativer Akteur
- Bezugnahme auf den freien Warenverkehr im EU-Binnenmarkt
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung skizziert die Forschungsfrage der Arbeit: die Untersuchung der Rolle des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) im Prozess der europäischen Integration und die Frage nach einer möglichen Diskrepanz zwischen seinen vertraglichen Aufgaben und seiner tatsächlichen Praxis. Der akteurszentrierte Institutionalismus wird als analytischer Rahmen vorgestellt. Die Arbeit konzentriert sich auf den Bereich des freien Warenverkehrs als konkreten Politikbereich, um aus diesem Schlüsse für die Rolle des EuGH zu ziehen. Die Ergebnisse werden explizit auf den Bereich der wirtschaftlichen Integration begrenzt.
Der analytische Rahmen des Akteurszentrierten Institutionalismus: Dieses Kapitel erläutert den akteurszentrierten Institutionalismus als analytisches Gerüst der Arbeit. Es beschreibt den Institutionalismus als eine Synthese verschiedener Theorien, die Aspekte des Neo-Institutionalismus, der Spieltheorie und des Neofunktionalismus vereint. Insbesondere werden die Komponenten des institutionellen Rahmens, der Akteure, Akteurskonstellationen und Interaktionsformen hervorgehoben. Die Definition von Institutionen im Rahmen des akteurszentrierten Institutionalismus wird präzisiert, wobei die Auffassung Scharpfs betont wird, Institutionen als Regelsysteme zu betrachten, die Handlungsspielräume für Akteure schaffen.
Der institutionelle Rahmen: Dieses Kapitel vertieft die Diskussion um den Begriff „Institution“ im Kontext des akteurszentrierten Institutionalismus. Es werden unterschiedliche politikwissenschaftliche Definitionen beleuchtet, von der rein regulierenden Sicht der Rational-Choice-Theorie bis hin zu umfassenderen Ansätzen, die Institutionen als eigenständige, handlungsfähige Gebilde betrachten. Scharpfs Auffassung, dass Institutionen als korporative Akteure verstanden werden können, die innerhalb von Regelsystemen handeln, wird im Detail erklärt und für die weitere Analyse des EuGH als relevant positioniert.
Der Begriff des Akteurs: Dieses Kapitel definiert den Begriff des Akteurs im akteurszentrierten Institutionalismus, wobei die drei zentralen Merkmale Fähigkeiten, Wahrnehmungen und Präferenzen hervorgehoben werden. Es wird betont, wie der institutionelle Kontext sowohl die Handlungsressourcen als auch die Wahrnehmungen und Präferenzen von Akteuren, insbesondere korporativer Akteure, beeinflusst. Die institutionellen Regeln bestimmen die Ziele und Werte, die von den Akteuren verfolgt werden.
Schlüsselwörter
Europäischer Gerichtshof (EuGH), Europäische Integration, Ateurszentrierter Institutionalismus, Korporativer Akteur, Freier Warenverkehr, Gemeinschaftsrecht, Pfadabhängigkeit, Cassis de Dijon, Ursprungslandprinzip, Niederlassungsfreiheit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Die Rolle des EuGH im europäischen Integrationsprozess
Was ist der Gegenstand der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Rolle des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) im europäischen Integrationsprozess. Sie konzentriert sich auf die Frage, ob eine Diskrepanz zwischen den im Vertrag festgelegten Aufgaben des EuGH und seiner tatsächlichen Praxis besteht. Der Fokus liegt auf dem freien Warenverkehr als konkretem Politikbereich.
Welches analytische Modell wird verwendet?
Als analytisches Modell dient der akteurszentrierte Institutionalismus von Fritz W. Scharpf. Der EuGH wird als korporativer Akteur innerhalb dieses Modells betrachtet, und seine Rolle wird mit seinem definierten Aufgabenbereich korreliert.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Rolle des EuGH im europäischen Integrationsprozess, die Analyse der Diskrepanz zwischen seinen vertraglichen Aufgaben und seiner Praxis, die Anwendung des akteurszentrierten Institutionalismus, die Einordnung des EuGH als korporativer Akteur und den Bezug auf den freien Warenverkehr im EU-Binnenmarkt. Die Ergebnisse sind explizit auf den Bereich der wirtschaftlichen Integration begrenzt.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zum akteurszentrierten Institutionalismus (inkl. institutionellem Rahmen und Akteursbegriff), ein Kapitel zu den Aufgaben des EuGH in den EG-Verträgen, ein Kapitel zum Vorrang des Gemeinschaftsrechts, ein Kapitel zur Pfadabhängigkeit (inkl. Ursprungslandprinzip und dem "Cassis de Dijon" Urteil) und ein Fazit. Jedes Kapitel wird im Inhaltsverzeichnis detailliert aufgelistet.
Was wird unter dem "akteurszentrierten Institutionalismus" verstanden?
Der akteurszentrierte Institutionalismus wird als Synthese verschiedener Theorien (Neo-Institutionalismus, Spieltheorie, Neofunktionalismus) beschrieben. Er betont Institutionen als Regelsysteme, die Handlungsspielräume für Akteure schaffen. Institutionen werden dabei auch als korporative Akteure betrachtet, die innerhalb dieser Regelsysteme handeln.
Welche Rolle spielt der Begriff des "korporativen Akteurs"?
Der EuGH wird als "korporativer Akteur" im Sinne des akteurszentrierten Institutionalismus eingeordnet. Dies bedeutet, dass seine Fähigkeiten, Wahrnehmungen und Präferenzen durch den institutionellen Kontext beeinflusst werden und er innerhalb des bestehenden institutionellen Rahmens handelt.
Welche Bedeutung hat das "Cassis de Dijon" Urteil?
Das "Cassis de Dijon" Urteil wird als Beispiel für eine mögliche Verselbstständigung des europäischen Rechts durch den EuGH im Kontext der Pfadabhängigkeit betrachtet. Es illustriert, wie der EuGH durch seine Entscheidungen den europäischen Integrationsprozess mitgestaltet.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselbegriffe sind: Europäischer Gerichtshof (EuGH), Europäische Integration, Ateurszentrierter Institutionalismus, Korporativer Akteur, Freier Warenverkehr, Gemeinschaftsrecht, Pfadabhängigkeit, Cassis de Dijon, Ursprungslandprinzip, Niederlassungsfreiheit.
Wie wird die Rolle des EuGH in Bezug auf den freien Warenverkehr untersucht?
Der freie Warenverkehr dient als konkreter Politikbereich, um die Rolle des EuGH zu analysieren und Schlüsse über seine tatsächliche Praxis im Vergleich zu seinen vertraglichen Aufgaben zu ziehen. Hierbei spielen das Ursprungslandprinzip und die Niederlassungsfreiheit eine wichtige Rolle.
Wo finde ich weitere Informationen?
Diese FAQ liefern einen Überblick über den Inhalt der Arbeit. Für detaillierte Informationen wird auf den vollständigen Text verwiesen.
- Quote paper
- Marco Krebs (Author), 2005, Der Europäische Gerichtshof als korporativer Akteur im Prozess der europäischen Integration, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57301