Die Aktivitäten der regionalen Warlords und deren Milizen behindern den Prozess des Wiederaufbaus und der Demokratisierung Afghanistans erheblich. Übergriffe auf die Zivilbevölkerung und zivile Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, militärische Zusammenstöße zwischen Milizen verfeindeter Warlords, sowie Einschüchterungen, Erpressungen und Landnahme durch bewaffnete Kämpfer sind immer noch alltäglich. Die nach der Absetzung der Talibanregierung sprunghaft angestiegene Opiumproduktion sowie der damit verbundene Schmuggel von Drogen und Waffen ist ein weiteres großes Problemfeld, in dem die Warlords stark involviert sind. Viele der Problemfelder und Hindernisse für den nation-building Prozess kulminieren in den Aktivitäten der Warlords. Ziel dieser Arbeit ist es zu untersuchen, inwiefern die Warlords und ihre „Gewaltökonomien“ zentrale Hindernisse für die Demokratisierung und den Wiederaufbau Afghanistans darstellen.
Kernfragen der vorliegenden Arbeit sind unter anderem die Frage nach den historischen Ursachen der gegenwärtigen Gewaltstrukturen in Afghanistan, sowie die Frage, wie sich diese „Privatisierung von Gewalt“ auf den Demokratisierungsprozess auswirkt. Dabei wird hier besonders auf die ökonomischen Grundlagen der Macht der Warlords eingegangen werden. Besonderen Raum wird dabei dem Opiumanbau eingeräumt, der in der agrarisch geprägten Wirtschaft Afghanistans eine dominierende Rolle spielt und die Kabuler Regierung vor enorme Probleme stellt.
Eine weitere zentrale Frage ist, ob und inwiefern sich die Ambitionen der Warlords unter Umständen in den nation-building Prozess einbinden lassen können, und welche Gefahren eine Einbeziehung der Warlords in die Regierung mit sich bringen könnte.
Im Anschluss an die Situationsanalyse soll im Folgenden dann die Frage untersucht werden, ob aufgrund der ethnischen und tribalistischen Strukturen in Afghanistan sowie dem Herrschaftsanspruch regionaler Führer eine föderale Organisation des Landes eine tragfähige Konzeption zur Lösung politischer Machtkämpfe darstellen würde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Erbe des Krieges
- Regionale Machthaber und die Tradition regionaler Herrschaft
- „Gewaltmarkt“ und Kriegsökonomien
- Die Rolle der Warlords im nation-building Prozess
- Teil des Problems - Teil der Lösung?
- Föderalismus - Ein tragfähiges Konzept?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der Warlords in Afghanistan und deren Einfluss auf den Demokratisierungsprozess und den Wiederaufbau des Landes. Dabei wird besonders auf die ökonomischen Grundlagen der Macht der Warlords, insbesondere den Opiumanbau, eingegangen.
- Historische Ursachen der gegenwärtigen Gewaltstrukturen in Afghanistan
- Auswirkungen der „Privatisierung von Gewalt“ auf den Demokratisierungsprozess
- Ökonomische Grundlagen der Macht der Warlords, insbesondere der Opiumanbau
- Möglichkeiten und Gefahren der Einbeziehung der Warlords in den nation-building Prozess
- Tragfähigkeit einer föderalen Organisation Afghanistans im Hinblick auf die ethnischen und tribalistischen Strukturen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit beleuchtet die aktuelle Sicherheitslage in Afghanistan und die dominierende Rolle regionaler Machthaber, insbesondere der Warlords. Sie stellt die zentrale Problematik der Arbeit dar: den Einfluss der Warlords und ihrer „Gewaltökonomien“ auf den Demokratisierungsprozess und den Wiederaufbau Afghanistans.
- Das Erbe des Krieges: Dieses Kapitel untersucht die historischen Ursachen der gegenwärtigen Gewaltstrukturen in Afghanistan. Es werden die Folgen des sowjetischen Einmarsches und des darauf folgenden Bürgerkriegs sowie die Rolle der Warlords in diesen Konflikten analysiert.
- Regionale Machthaber und die Tradition regionaler Herrschaft: Dieses Kapitel befasst sich mit der Tradition regionaler Herrschaft in Afghanistan und der Rolle der Warlords als lokale Machthaber. Es untersucht die ökonomischen Grundlagen ihrer Macht, insbesondere den Opiumanbau und den Schmuggel.
- „Gewaltmarkt“ und Kriegsökonomien: Dieses Kapitel analysiert die Rolle der Warlords in der „Gewaltökonomie“ Afghanistans. Es werden die ökonomischen Anreize für Gewalt und die Verbindung von Gewalt und Profit untersucht.
- Die Rolle der Warlords im nation-building Prozess: Dieses Kapitel untersucht den Einfluss der Warlords auf den nation-building Prozess in Afghanistan. Es analysiert die Herausforderungen, die die Warlords für den Aufbau staatlicher Strukturen und die Durchsetzung von Recht und Ordnung darstellen.
- Teil des Problems - Teil der Lösung?: Dieses Kapitel diskutiert die Frage, ob und inwiefern sich die Warlords in den nation-building Prozess integrieren lassen. Es werden die möglichen Vorteile und Gefahren einer Einbeziehung der Warlords in die Regierung und den Staatsaufbau analysiert.
- Föderalismus - Ein tragfähiges Konzept?: Dieses Kapitel untersucht, ob eine föderale Organisation Afghanistans eine tragfähige Konzeption zur Lösung politischer Machtkämpfe darstellen würde. Es werden die ethnischen und tribalistischen Strukturen Afghanistans und die damit verbundenen Herausforderungen für den Staatsaufbau analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema des nation-building in Afghanistan im Kontext des Krieges gegen den Terror. Schwerpunkte liegen auf der Analyse der Gewaltstrukturen, der Rolle der Warlords, den ökonomischen Grundlagen ihrer Macht, insbesondere dem Opiumanbau, und den Herausforderungen für den Demokratisierungsprozess. Dabei werden Themen wie ethnische und tribalistische Strukturen, regionale Machtverhältnisse, „Gewaltökonomien“ und die Integration der Warlords in den Staatsaufbau beleuchtet.
- Quote paper
- Marius Sauter (Author), 2005, Nation-building im Schatten der Warlords - Konfliktlinien in Afghanistan, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57549