„Die Fähigkeit zur „Unmenschlichkeit“ ist ein Gattungsmerkmal des Menschen.“1.) und Goethe beschrieb sein Idealbild folgendermaßen: „edel, hilfreich und gut sei der Mensch, denn das allein unterscheidet ihn von allen anderen Wesen, die wir kennen“. Der ersten Aussage kann nicht widersprochen werden, denn in den Nachrichten ist täglich von Kriegen und Folter die Rede, aber auch die Todesstrafe, welche auch heute noch in vielen Ländern an der Tagesordnung ist, zeigen dem Menschen seine „Unmenschlichkeit“ auf. Aufgrund des rasanten Fortschrittes der Technologie fällt es dem Menschen leichter als jedem anderen Lebewesen, die eigene Art zu reduzieren. Ein Ergebnis der komplexen Kultur ist das Mitgefühl mit anderen, in vielen Ländern gelten jedoch unterschiedliche Regeln und Normen und überall werden diese auch gebrochen. Die Möglichkeit, Altruismus aus der Perspektive der Religion zu erklären, welche einen großen Anteil an den heutigen ethischen Normen beinhaltet, werde ich verzichten, da es den Rahmen sprengen würde. Doch wie weit ist die Forschung heute? Ist die menschliche Spezies von Natur aus gut und nur die Gesellschaft macht sie böse, wie auch es schon Rousseau zu demonstrieren versuchte oder haben die Soziobiologen recht, nach denen „das Schlechte“ bereits in den Genen steckt? In erster Linie handelt der Mensch nach seinen eigenen Interessen und unterscheidet sich dabei nicht vom Tier, dessen ungeachtet hat er die Fähigkeit, sein Handeln zu reflektieren und zu korrigieren. Gibt es den „echten“ Altruisten oder ist das eine idealisierte Vorstellung, damit sich der Mensch doch vom Tier abhebt? Auf den nachfolgenden Seiten beschäftige ich mich mit den Thesen der Soziobiologie über Altruismus. Sie vertritt die Auffassung, dass altruistisches Verhalten letztendlich fast immer der Antrieb des Egoismus ist, um die eigene Fitness zu stärken, wobei Gene natürlich nicht intentional handeln. Im zweiten Teil beschäftige ich mich mit der Sonderstellung des Menschen, der als einziges Wesen in der Lage ist, sich sein Handeln bewusst zu machen und gegebenenfalls zu ändern. Doch warum wird altruistisch gehandelt und welche Rolle spielt Kultur dabei? Zum Schluss wende ich mich dem Gefangenendilemma zu und seiner Entwicklung zu einer evolutionär stabilen Theorie.
1.) Winkler und Schweikhardt, zit. nach Wuketits 2001, S.12.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konkurrenz
- Gruppenleben „Die egoistische Herde“
- Kooperation „Das egoistische Gen kooperiert“
- Gesamteignung
- Verwandtschaftselektion
- Reziproker Altruismus
- Kulturelle Gruppenselektion
- Bestrafungs- und Belohnungsprinzip
- Moral
- Bestrafungs- und Belohnungsprinzip
- Gründe des Konformismus
- „Der gute Ruf“
- Emotionen
- Das Gefangenendilemma
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Altruismus aus soziobiologischer Perspektive und beleuchtet die Frage, wie altruistisches Verhalten im Kontext von Konkurrenz und Kooperation entstehen und sich evolutionär durchsetzen konnte. Die Arbeit analysiert den scheinbaren Widerspruch zwischen altruistischem Verhalten und dem Prinzip der natürlichen Selektion.
- Konkurrenz und der Kampf um Ressourcen als Grundlage der natürlichen Selektion
- Die Rolle von Kooperation und Gruppenleben bei der Entwicklung von Altruismus
- Verwandtschaftsselektion und reziproker Altruismus als Mechanismen zur Erklärung altruistischen Verhaltens
- Der Einfluss von Kultur auf altruistisches Handeln beim Menschen
- Das Gefangenendilemma als Modell zur Erklärung der evolutionären Stabilität von Altruismus
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach den Ursachen und der evolutionären Durchsetzung von Altruismus in den Mittelpunkt. Sie kontrastiert die „Unmenschlichkeit“ des Menschen mit der Idee von angeborener Güte und diskutiert die soziobiologische Perspektive, die altruistisches Verhalten als letztlich egoistisch motiviert ansieht. Die Arbeit verspricht, die Thesen der Soziobiologie zum Altruismus zu untersuchen und die Rolle von Kultur bei altruistischem Handeln zu beleuchten.
Konkurrenz: Dieses Kapitel beleuchtet den scheinbaren Widerspruch zwischen Altruismus und Darwins Theorie der natürlichen Selektion. Es argumentiert, dass Individuen um Ressourcen und Fortpflanzungserfolg konkurrieren, was zu Interessenkonflikten führt, selbst innerhalb von Familienverbänden. Die begrenzten Ressourcen und die Konkurrenz um deren Zugang werden als zentrale Faktoren für das Überleben der Arten dargestellt. Die natürliche Selektion begünstigt dabei diejenigen Individuen, die im Kampf um Ressourcen und Fortpflanzung am erfolgreichsten sind.
Gruppenleben „Die egoistische Herde“: Dieses Kapitel erörtert die Bedeutung von Kooperation und Gruppenleben für die Entwicklung von Altruismus. Es werden Mechanismen wie Verwandtschaftsselektion und reziproker Altruismus vorgestellt, welche erklären, wie altruistisches Verhalten trotz des egoistischen Prinzips der natürlichen Selektion evolvieren und bestehen kann. Die Kooperation innerhalb von Gruppen wird als Strategie zur Steigerung der individuellen Fitness gesehen, wobei die engere Verwandtschaft des Nutznießers die Wahrscheinlichkeit altruistischen Handelns erhöht. Der reziproke Altruismus wird als Austausch von Gefälligkeiten über die Zeit betrachtet, der die langfristige Fitness steigert.
„Kultur und Natur“ - das Dilemma der Menschheit: Dieses Kapitel behandelt die Sonderstellung des Menschen und den Einfluss von Kultur auf altruistisches Verhalten. Es diskutiert kulturelle Gruppenselektion, wobei Normen und Werte als Mechanismen zur Förderung von Kooperation und Altruismus innerhalb der Gruppe dargestellt werden. Die Rolle von Bestrafung und Belohnung sowie die Bedeutung von Moral, Konformismus, sozialem Ruf und Emotionen als kulturelle Faktoren werden beleuchtet. Hier wird die These untersucht, dass kulturelle Mechanismen, die Altruismus fördern, dazu beitragen, dass menschliche Gesellschaften stabil bleiben.
Auf der Suche nach evolutionärer Stabilität: Das Kapitel konzentriert sich auf das Gefangenendilemma, das als mathematisches Modell zur Analyse von Kooperation und Altruismus dient. Es dient der Erklärung, warum sich Altruismus durchsetzen konnte und inwiefern Altruismus adaptiv ist, also die Überlebens- und Fortpflanzungschancen erhöht. Das Gefangenendilemma veranschaulicht die Komplexität der Entscheidung zwischen Kooperation und Defektion, und wie sich evolutionär stabile Strategien herausbilden können.
Schlüsselwörter
Altruismus, Soziobiologie, natürliche Selektion, Kooperation, Konkurrenz, Verwandtschaftsselektion, reziproker Altruismus, kulturelle Gruppenselektion, Moral, Konformismus, Gefangenendilemma, evolutionäre Stabilität, menschliche Natur.
Häufig gestellte Fragen zum Text: Soziobiologie des Altruismus
Was ist das zentrale Thema des Textes?
Der Text untersucht Altruismus aus soziobiologischer Sicht. Die Hauptfrage ist, wie altruistisches Verhalten trotz des Konkurrenzkampfes um Ressourcen entstehen und sich evolutionär behaupten konnte. Der scheinbare Widerspruch zwischen Altruismus und dem Prinzip der natürlichen Selektion steht im Mittelpunkt der Analyse.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Der Text behandelt die folgenden Themen: Konkurrenz und der Kampf um Ressourcen, die Rolle von Kooperation und Gruppenleben, Verwandtschaftsselektion und reziproker Altruismus, der Einfluss von Kultur auf menschliches altruistisches Handeln, und das Gefangenendilemma als Modell zur Erklärung der evolutionären Stabilität von Altruismus. Die einzelnen Kapitel befassen sich jeweils vertieft mit diesen Aspekten.
Wie wird Altruismus im Kontext von Konkurrenz erklärt?
Der Text beleuchtet den scheinbaren Widerspruch zwischen Altruismus und der natürlichen Selektion. Er argumentiert, dass Individuen um Ressourcen und Fortpflanzungserfolg konkurrieren, was zu Interessenkonflikten führt. Trotzdem kann Altruismus durch Mechanismen wie Verwandtschaftsselektion und reziproken Altruismus entstehen und sich evolutionär durchsetzen.
Welche Rolle spielen Kooperation und Gruppenleben?
Kooperation und Gruppenleben werden als entscheidend für die Entwicklung von Altruismus dargestellt. Der Text erklärt Mechanismen wie Verwandtschaftsselektion (Altruismus gegenüber Verwandten) und reziproken Altruismus (Austausch von Gefälligkeiten) als Strategien zur Steigerung der individuellen Fitness, trotz des egoistischen Prinzips der natürlichen Selektion.
Wie beeinflusst Kultur altruistisches Verhalten beim Menschen?
Der Text hebt die Sonderstellung des Menschen hervor und diskutiert den Einfluss von Kultur auf Altruismus. Kulturelle Gruppenselektion, Normen, Werte, Bestrafungs- und Belohnungsprinzipien, Moral, Konformismus, sozialer Ruf und Emotionen werden als kulturelle Faktoren betrachtet, die altruistisches Verhalten beeinflussen und stabilisieren.
Was ist das Gefangenendilemma und welche Rolle spielt es?
Das Gefangenendilemma dient als mathematisches Modell zur Analyse von Kooperation und Altruismus. Es veranschaulicht die Komplexität der Entscheidung zwischen Kooperation und Defektion und zeigt, wie sich evolutionär stabile Strategien, auch im Hinblick auf Altruismus, herausbilden können.
Welche Schlüsselbegriffe sind im Text relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Altruismus, Soziobiologie, natürliche Selektion, Kooperation, Konkurrenz, Verwandtschaftsselektion, reziproker Altruismus, kulturelle Gruppenselektion, Moral, Konformismus, Gefangenendilemma, evolutionäre Stabilität und menschliche Natur.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text beinhaltet Kapitel zu: Einleitung, Konkurrenz, Gruppenleben ("Die egoistische Herde"), "Kultur und Natur" - das Dilemma der Menschheit, Auf der Suche nach evolutionärer Stabilität, Zusammenfassung und Literaturverzeichnis.
Was ist die Zielsetzung des Textes?
Die Arbeit zielt darauf ab, Altruismus aus soziobiologischer Perspektive zu untersuchen und zu erklären, wie altruistisches Verhalten entstehen und sich evolutionär durchsetzen konnte. Der scheinbare Widerspruch zwischen Altruismus und dem Prinzip der natürlichen Selektion wird analysiert.
Welche Zusammenfassung der Kapitel bietet der Text?
Der Text liefert für jedes Kapitel eine Zusammenfassung, welche die zentralen Argumentationslinien und Ergebnisse des jeweiligen Kapitels kurz und prägnant zusammenfasst. Dies erleichtert ein schnelles Verständnis des Inhalts.
- Quote paper
- Susanne Müller (Author), 2006, Altruismus - "zwischen Natur und Kultur" - ein soziobiologischer Ansatz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57831