Spricht man von Kinder- und Jugendliteratur, deren Thematik sich mit den Geschehnissen des Holocaust auseinandersetzt, könnte man davon ausgehen, dass diese Literatur seit Ende des Dritten Reiches existiert. Dem ist aber nicht so. Im Gegenteil: Diese Literatur benötigte, ganz anders als die Erwachsenenliteratur, insgesamt eine sehr große Zeitspanne, bis sie die Ereignisse des Holocaust aufgriff. Die ist sicherlich auch auf die damaligen Erzählmuster zurückzuführen ist, die auf eine sogenannte heile Welt ausgerichtet waren und deshalb die Thematik nicht auffangen und verarbeiten konnten. Weitere Gründe für die ablehnende Haltung der Deutschen gegenüber der Verarbeitung des Themas in der EL sowie in der KJL sind nach Malte Dahrendorf1bei den Tätern der belastende Komplex von „Schuldgefühlen, Scham, Verdrängung, Leugnung, verletztem Nationalstolz“ und bei den Opfern die belastende „Problematik der Opferrolle, der Unbegreiflichkeit mangelnden Widerstands und der Selbstvorwürfe, dass man nicht genügend und nicht rechtzeitig etwas dagegen unternommen hat“.
Inhaltsverzeichnis
- Chronologie der Beschäftigung mit KJL über den Holocaust
- Erziehung nach Auschwitz/ Funktion der Darstellung des Holocaust in der KJL
- Zeitpunkt der Erziehung nach Auschwitz
- Darstellungsweise des Holocaust in der KJL
- Probleme der Darstellung des Holocaust in der KJL
- Problem der Unterhaltung
- Problem der Angemessenheit/ Darstellbarkeit
- Schwächen des Inhalts
- Problem der Zumutbarkeit/ Wahrheit
- Problematik im Umgang mit KJL über den Holocaust im Unterricht
- Didaktische und methodische Konsequenzen
- Gudrun Pausewang: Reise im August
- Zur Autorin
- Inhalt
- Charakteristik der Hauptpersonen
- Alice Dubsky
- Siegfried Dubsky
- Ruth Mandels
- Rebekka Mandels
- Paul
- Inhaltliche Analyse
- Didaktische Analyse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht die chronologische Entwicklung des Umgangs mit Kinder- und Jugendliteratur (KJL) über den Holocaust in der Bundesrepublik Deutschland. Dabei werden die Entstehung der Thematik in der KJL, ihre Entwicklung im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Debatten sowie die Herausforderungen und Probleme der Darstellung des Holocaust in der KJL analysiert.
- Chronologie der Beschäftigung mit KJL über den Holocaust
- Funktion der Darstellung des Holocaust in der KJL im Kontext von „Erziehung nach Auschwitz“
- Darstellungsformen und Herausforderungen im Umgang mit der Thematik in der KJL
- Problematik der Zumutbarkeit und Wahrheit in der Darstellung des Holocaust
- Didaktische und methodische Aspekte des Umgangs mit KJL über den Holocaust im Unterricht
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Abschnitt beleuchtet die Entwicklung der KJL über den Holocaust. Er zeigt, dass es lange Zeit eine Zurückhaltung gegenüber der Thematik gab, die erst gegen Ende der 1950er Jahre zu bröckeln begann. Die ersten Werke waren oft geprägt von einem „Helfer-Syndrom“, das die Juden als Opfer und die Deutschen als Helfer darstellte. Die Analyse zeigt, dass die Auseinandersetzung mit dem Holocaust in der KJL eng mit den politischen und gesellschaftlichen Debatten in der Bundesrepublik Deutschland verknüpft ist. Der Text beschreibt die zunehmende Bedeutung des Themas im Kontext der Studentenrevolte, der Prozesse gegen NS-Verbrecher und dem „Historikerstreit“.
Der zweite Teil des Textes befasst sich mit den Problemen der Darstellung des Holocaust in der KJL. Hier werden die Schwierigkeiten der Unterhaltung, der Angemessenheit, der Zumutbarkeit und der Wahrheit im Kontext der Thematik beleuchtet. Die Frage, ob und wie sinnvoll es ist, Kinder und Jugendliche mit der vollen Wahrheit der damaligen Realität zu konfrontieren, wird dabei zentrale diskutiert.
Schlüsselwörter
Kinder- und Jugendliteratur, Holocaust, „Erziehung nach Auschwitz“, Darstellungsprobleme, Zumutbarkeit, Wahrheit, Didaktik, Methodik, Holocaustliteratur, Opferrolle, Helfer-Syndrom, NS-Verbrechen, Studentenrevolte, „Historikerstreit“, Zeitgeschichte, politische Bildung.
- Arbeit zitieren
- Ewa Stock (Autor:in), 2003, Umgang mit Kinder- und Jugendliteratur über den Holocaust im Unterricht. Zu Gudrun Pausewangs "Reise im August", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57996