Hemmende und fördernde Einflüsse des medialen Umfelds auf die Lesekompetenz


Dossier / Travail, 2005

27 Pages, Note: 2,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Vergleich der Medienangebote
2.1 Stellenwerte des Buches und des Lesens
2.2 Der Zusammenhang zwischen Leseerziehung und Leseverhalten
2.3 Medienangebot und Mediennutzung
2.4 Lesekompetenz als Voraussetzung für Medienkompetenz

3 Hemmende Einflüsse des medialen Umfelds bei der Entwicklung von Lesekompetenz
3.1 Forschungsergebnisse
3.1.1 Hemmungshypothesen
3.2 Ursache und Wirkung
3.3 Relevante Erkenntnisse aus der pädagogisch-psychologischen Lese-Rechtschreib-Forschung
3.4 Befunde der Würzburger Studie zum hemmenden Einfluss des Fernsehens auf Lesekompetenzen

4 Fördernde Einflüsse des medialen Umfelds bei der Entwicklung von Lesekompetenz

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Fernsehen stellt für viele Kinder und Jugendliche eine der wichtigsten Freizeitbeschäftigungen dar und hat somit den Klassiker „Buch“ stellenweise verdrängt. Flüchtig betrachtet lässt sich ein hauptsächliches Motiv für das Fernsehen in einer Besserung der Stimmung und einer Abwechslung vom Alltag finden. Die Ablenkung wird oberflächlich gesehen, durch das Fernsehen einfacher erreicht, als durch das Lesen. Der Zuschauer erhält beim Einschalten sofort eine Zerstreuung von Alltagsproblemen und erfährt in dieser Form Entspannung und Abwechslung. Auf diese Weise wird Fernsehen leicht zur Gewohnheit und kann sogar einen Suchteffekt hervorrufen.

Seit der Fernseher in den 1950-er Jahren Einzug in die Wohnzimmer gehalten hat, wurden immer wieder Bedenken geäußert, dass der Fernsehkonsum schädliche Wirkungen haben könnte. Neben Befürchtungen im Hinblick auf die soziale und emotionale Entwicklung wird heute vor allem die Beeinträchtigung der Sprach- und Lesefertigkeiten von Kindern diskutiert. Über die Folgen des Fernsehens bei Kindern und Jugendlichen wird viel debattiert. Zu nennen sind hierbei hauptsächlich die schlechteren Schulleistungen der Kinder und Jugendlichen, welche täglich mehrere Stunden vor dem Fernsehgerät verbringen. Diese Beobachtung legt die Vermutung nahe, dass diese Entwicklung auf die geringe Lesehäufigkeit solcher so genannten Viel-Seher, welche sich durch erhöhten Fernsehkonsum auszeichnen, zurückzuführen ist.

Die folgende Hausarbeit beleuchtet verschiedene Forschungsansätze, welche hemmende, wie auch fördernde Einflüsse des medialen Umfeldes auf die Entwicklung von Lesekompetenz aufzeigen. Zum besseren Verständnis erfolgt im zweiten Gliederungspunkt eine Hinleitung zur Thematik, indem der Stellenwert des Buches und des Lesens in der heutigen Zeit herausgestellt wird. Im Anschluss daran wird ein kurzer Überblick über Leseerziehung und Leseverhalten gegeben, sowie ein Einblick in das Medienangebot, als auch die Mediennutzung, insbesondere des Fernsehens. Im Folgenden werden die verschiedenen Forschungsansätze vorgestellt, die seit der Einführung des Fernsehens diskutiert wurden und zu der heutigen Erkenntnis über hemmende und fördernde Einflüsse auf das Leseverhalten geführt haben. Hierbei wird klar ersichtlich, dass die Forschung eher die hemmenden Einflüsse des medialen Umfeldes auf Kinder und Jugendliche postuliert, während fördernde Einflüsse eher als Begleiterscheinung der Studien einhergingen. Abschließend werden die Ergebnisse in einer Schlussbetrachtung gesichert.

2 Vergleich der Medienangebote

2.1 Stellenwerte des Buches und des Lesens

Das Lesen konkurriert heute mit einer Vielzahl verschiedener Freizeitaktivitäten und Medienangeboten um die Aufmerksamkeit von Kindern, Jugendlichen, wie auch von Erwachsenen.

Der Informationsfluss ist schon längere Zeit nicht mehr nur auf Printmedien, wie Zeitungen, Zeitschriften und Bücher beschränkt, sondern weißt in der Zwischenzeit eine enorme Bandbreite auf. Möchte sich der Leser aktuelle Informationen besorgen, greift er zwar nach wie vor zur Tageszeitung. Für oberflächliche Unterhaltung jedoch, zieht der Leser, wie auch der Nicht-Leser, das Fernsehen den anderen Medien vor. Im Gegenzug dienen Zeitschriften zum Einen der Unterhaltung, zum Anderen der Informationsbeschaffung.[1] Verschiedenste Bedürfnisse werden offenbar durch das Lesen von Büchern und anderen Printmedien erfüllt, da trotz des enormen Angebotes an neueren Medien, ein Drittel der Jugendlichen noch regelmäßig zu Büchern greift.[2] Das Buch wird offenbar von der Bevölkerung genutzt, um tiefere Entspannung zu finden und dem Alltag ein wenig zu entfliehen.[3]

Wenn Jugendliche alleine sind, ist das Buch noch durchaus konkurrenzfähig und steht, laut verschiedenster Umfragen, mit dem Musikhören und Fernsehen auf einer Stufe. Wenn es darum geht, von den Alltagsproblemen Abstand zu gewinnen, greifen Kinder und Jugendliche somit viel eher zum Medium Buch. Das Fernsehen stellt hier keine Alternative dar, um vollkommen in eine andere Welt abzutauchen.[4]

Laut dem Lesebarometer fällt es Kindern und Jugendlichen mit zunehmendem Alter schwerer, ein Buch zu lesen. Gründe hierfür lassen sich im Zeitmangel, der fehlenden Ruhe und hohen Anforderungen in der Schule finden. Hier werden von den Schülern, allem Anschein nach, andere Prioritäten gesetzt.[5]

Es ist zu beobachten, dass Kinder aus höheren sozialen Schichten sich mehr mit Büchern beschäftigen als Kinder aus niederen sozialen Schichten.[6] Dabei ist es gerade wichtig im Kindesalter die Grundlagen der Lesefähigkeit zu erwerben, um eine gewisse Lesegeschwindigkeit vorweisen zu können, und damit die Fähigkeit, zur Erfassung des Inhalts sowie sprachlicher Ausdrucksfähigkeit.[7]

Lesen ist die Basis für die Teilhabe der Bürger an einer lebendigen, zukunftsfähigen Demokratie. Elternhaus und Bildungswesen, Politik und Wirtschaft haben den Auftrag, dafür zu sorgen, dass dieses Fundament gelegt wird und ein Leben lang tragfähig bleibt.[8]

Im Folgenden Gliederungspunkt sollen nun die drei wichtigsten Sozialisationsinstanzen, die für die Entwicklung von Lesegewohnheiten mitverantwortlich sind, näher beleuchtet werden.

2.2 Der Zusammenhang zwischen Leseerziehung und Leseverhalten

Wie oben bereits angedeutet, sind für die von Lesefreuden und Lesegewohnheiten, drei Sozialisationsinstanzen verantwortlich. An erster Stelle ist hier das Elternhaus zu nennen, gefolgt von dem Einfluss der Schulen. An dritter Stelle tragen Bibliotheken eine große Verantwortung im Bereich der Lesesozialisation.[9]

Die Chancen, Leser zu werden sind nach wie vor abhängig von der gesellschaftlichen Stellung der Familie und deren Bildungshintergrund. Eltern und Großeltern stellen Vorbilder dar, die die Freude an Literatur vermitteln. Der Umgang mit Büchern in der Familie nimmt Einfluss auf das spätere Leseverhalten. Kinder, die in Viel-Leser -Familien aufwachsen, lesen häufiger.[10]

Die Frage, welchen Einfluss die Familie, welchen die Schule für die literarische Sozialisation hat, lässt sich vielleicht etwas vergröbert so beantworten, dass die Familie eher verantwortlich dafür ist, ob überhaupt eine (stabile) Lesemotivation entsteht, während die Schule die Qualität des Lesens bestimmt.[11]

Die Kinder und Jugendlichen lassen sich schwerpunktmäßig in zwei Kategorien einteilen: Zum Einen in den Lesetypen und zum Anderen in den Bildertypen. Auch wenn beide Typen Mulit-Media-Nutzer sind, ist für den Lesetyp charakteristisch, dass seine Mediensozialisation durch die Eltern in Form von direkten Anleitungen zum Lesen erfolgt. Der Bildertyp hingegen erlernt sein Medienverhalten eher durch Nachahmung der elterlichen Mediennutzung. Die Herausbildung dieser beiden Typen ist allerdings von der sozialen Schicht unabhängig.[12]

Das konzentrierte Informationslesen wird von den Jugendlichen nur selten betrieben, obwohl dies für den Lesetyp charakteristisch ist. Jugendliche lesen meist mehrere Zeitschriften, Zeitungen und auch Bücher. Die Eltern haben sie zu diesem Verhalten angeleitet, wodurch sich das Leseverhalten der Jugendlichen weiterentwickelt hat. Intensive Printmediennutzer sehen etwas weniger fern, nutzen andere Medien wie Radio oder Kino allerdings nicht seltener als die Anderen. Die Jugendlichen, die dem Bildertyp zugeordnet werden können, lesen hingegen kaum. Für etliche Jugendliche stellt das Buch kein attraktives Medium mehr dar und scheint am ehesten verzichtbar.[13]

Das Buch muss sich demnach, um auch weiterhin als ein zeitgemäßes Unterhaltungs- und Informationsmedium wahrgenommen zu werden, den Bedürfnissen der Leser zwar nicht restlos anpassen, aber doch insoweit, dass es sich den neuen Wahrnehmungsformen der Leser nähert.[14]

Das Buch […] muss sich zum anderen auf die Suche nach einer Position nicht neben, sondern in der neuen multimedialen Unterhaltungs- und Lernkultur begeben, sich nicht als deren Gegenpart und Alternative, sondern als deren Bestandteil begreifen.[15]

Die zweite Sozialisationsinstanz, Schule, kann es ebenfalls schaffen, positive Leseerfahrungen zu vermitteln und die Kinder und Jugendlichen zum Lesen zu motivieren, wenn das Elternhaus dies nicht leisten kann. Die Schule erfüllt hierbei allerdings keine leichte Aufgabe, da mit steigendem Alter das Freizeit-Leseverhalten sprunghaft zurückgeht. Das Leseinteresse der Schüler wird an der Schule oftmals nicht gedeckt. Die Jugendlichen klagen über langweilige Bücher und Geschichten in der Schule, da diese als nicht mehr zeitgemäß angesehen werden.[16]

Die Leseförderung an Schulen muss mit zwei verschiedenen Zielgruppen arbeiten und dabei versuchen, beiden Gruppen gerecht zu werden. Eine Fraktion stellt die Gruppe der Viel-Leser dar, die jedoch das Lesen in der Schule langweilig findet. Der in den höheren Klassen steigende Schüleranteil stellt die andere Fraktion dar, die sich privat nicht mehr für das Lesen interessiert. Es muss nun nach Möglichkeiten gesucht werden, Nicht-Leser stärker in die Leseförderung einzubinden und sie für das Lesen zu begeistern.[17]

Öffentliche Bibliotheken, als dritte Sozialisationsinstanz, werden gerne von Schülern genutzt, die Büchern oder anderen Medien gegenüber aufgeschlossen sind. Die eine Nutzergruppe, liest häufig und verwendet die Bibliothek hauptsächlich als Zugang zum Medium Buch, während sich die andere, kleinere, Nutzergruppe der Bibliothek bedient, um Videos oder Software auszuleihen. Da sich die zweite Gruppe der Schüler häufig aus Schülern mit niedrigem Leseindex zusammensetzt, lässt sich daraus schließen, dass die Bibliothek auch für Wenig-Leser eine fundamentale Einrichtung darstellt. Diese Tatsache kann nützlich sein, das Angebot in Bibliotheken auch für Nicht-Leser weiter auszubauen und diese stärker mit dem Medium Buch zu verbinden.[18]

Lesen ist zunehmend in Mediennutzung allgemein eingebettet und geschieht in funktionaler Interdependenz mit anderen Formen der Mediennutzung.[19]

2.3 Medienangebot und Mediennutzung

Das Buch ist in den letzten Jahrzehnten einer starken Konkurrenz durch die so genannten neuen Medien ausgesetzt. Jugendliche wachsen in einer veränderten multimedialen Gesellschaft auf, so dass man sie auch als Multi-Media-Generation charakterisieren kann.[20]

Unter den Begriff der Mediengesellschaft fällt die gesellschaftliche Entwicklung, die mit intensiver technischer Medienausstattung einhergeht und auf ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen beruht.[21]

Bereits im frühen Kindesalter, noch bevor erste literarische Erfahrungen vorliegen, werden bereits die Wahrnehmungsgewohnheiten, wie die Unterhaltungsbedürfnisse der Kinder durch neue Medien geprägt. Die heutige Jugend wird nicht nur durch Medien, wie den Fernseher nachhaltig beeinflusst, auch der Computer und das Internet haben die Jugendlichen im Rahmen einer veränderten medialen Sozialisation durchlaufen.[22]

Der Informationsfluss ist schon längere Zeit nicht mehr nur auf Printmedien, wie Zeitungen, Zeitschriften und Bücher beschränkt.[23] Die Einführung des Fernsehens vor wenigen Jahrzehnten revolutionierte die Medienlandschaft wie kaum ein anderes Medium.


[...]

[1] Harmgarth, F. (1999): S. 39.

[2] Vgl. ebd., S. 25.

[3] Vgl. ebd., S. 39.

[4] Vgl. ebd., S. 26.

[5] Vgl. Harmgarth, F. (1999): S. 28.

[6] Vgl. Boeckmann, K./ Hipfl, B. (1989): S. 10.

[7] Vgl. Luger, K. (1985): S. 55.

[8] Harmgarth, F. (1999): S. 44.

[9] Vgl. ebd., S. 29.

[10] Vgl. Harmgarth, F. (1999): S. 29.

[11] Schön, E. (1996) S. 34.

[12] Vgl. Luger, K. (1985): S. 253f.

[13] Vgl. ebd., S. 254.

[14] Vgl. Ewers, H-H. (2002): S. 12.

[15] Ebd., S. 12.

[16] Vgl. Harmgarth, F. (1999): S. 33.

[17] Ebd., S. 34.

[18] Vgl. Harmgarth, F. (1999): S. 32f.

[19] Schön, E. (1996): S. 18.

[20] Vgl. Boeckmann, K. (1989): S. 9.

[21] Vgl. Rager, G./ Werner, P. (2004): S. 361.

[22] Vgl. Ewers, H.-H. (2002): S. 11.

[23] Vgl. Harmgarth, F. (1999): S. 39.

Fin de l'extrait de 27 pages

Résumé des informations

Titre
Hemmende und fördernde Einflüsse des medialen Umfelds auf die Lesekompetenz
Université
University of Mannheim
Note
2,7
Auteur
Année
2005
Pages
27
N° de catalogue
V58126
ISBN (ebook)
9783638524056
ISBN (Livre)
9783638662758
Taille d'un fichier
696 KB
Langue
allemand
Mots clés
Hemmende, Einflüsse, Umfelds, Lesekompetenz
Citation du texte
Daniela Schmitt (Auteur), 2005, Hemmende und fördernde Einflüsse des medialen Umfelds auf die Lesekompetenz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58126

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