In den letzten Jahrzehnten vollzog sich in rasanten Schritten ein Wandel im sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereich, der traditionelle Wertverständnisse und Rollenmodelle aufweichen und teilweise sogar aufbrechen ließ. Erkennen lassen sich diese veränderten Wert-und Lebensvorstellungen nicht nur an der Vielzahl von Menschen, die bezüglich Lebensstil, beruflicher Karriere und partnerschaftlicher Beziehung nach individueller Selbstverwirklichung streben, sondern auch daran, daß dieses Ziel von Frauen und Männern gleichermaßen verfolgt wird. Die Zuständigkeitszuweisung der Reproduktionsarbeit an die (Ehe-)Frauen ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Immer mehr Frauen nehmen für sich die gleichen Rechte im privaten und beruflichen Umfeld wahr und erweitern gerade im Hinblick auf berufliche Karrieren ihre Möglichkeiten enorm. Die Zunahme der Frauenerwerbstätigkeit in den letzten Jahrzehnten ist dafür genauso ein Anzeichen wie die zunehmende Qualifizierung von Frauen, welche nicht nur zu einer höheren Akademikerinnenzahl, sondern gerade auch in der freien Wirtschaft zu immer mehr Frauen in Management und leitenden Positionen führt. Basierend auf diesen gesellschaftlichen Wandel von Wert- und Rollenvorstellungen weckt im angloamerikanischen Sprachraum schon seit Ende der 60iger Jahre eine Entwicklung das Interesse von psychologischer und soziologischer Forschung: das Phänomen der „Dual-Career Families“ oder der „Dual-Career Couples“. Diese Doppelkarrierepaare, so die deutsche Übersetzung, sind heute schon längst keine Randgruppenerscheinung mehr. Eine Studie der Universität Chicago belegt, daß in den USA mittlerweile fast zwei Drittel aller Paare Doppelkarrierepaare sind. Und auch für Deutschland ergibt eine Studie der Bundeswehruniversität Hamburg, daß Dual-Career Couples (DCCs) zehn Prozent der verheirateten Doppelverdiener ausmachen. Die Besonderheit der DCCs liegt darin, daß sie nicht einfach nur zwei Partner mit zwei Einkommen darstellen, sondern daß beide Partner, meist hoch qualifiziert und karriere-orientiert sind und sich beruflich verwirklichen wollen. Diese Zielsetzung von beiden Partnern erfordert nicht nur eine ungemeine Koordinationsarbeit zwischen beiden Karrieren, sondern auch große Abstimmung beider Karrieren und der Beziehung. Stress- und Problemsituationen sind daher vorprogrammiert. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsbegrenzung, Besonderheiten von Dual-Career Couples und Gründe für ihren Bedeutungsanstieg
- Definitorische Bestimmung des Begriffs Dual-Career Couple
- Besonderheiten von Dual-Career Couples
- Bedeutungsanstieg von Dual-Career Couples durch soziokulturellen Wandel
- Berufliche und nicht-berufliche Koordination bei Dual-Career Couples
- Koordination zweier Karrieren
- Typologie der gemeinsamen Karriereplanung
- Muster einer gemeinsamen Karrierekoordination
- Commuting als Karrierekoordination und neue Lebensform
- Koordination von Karriere und Beziehung
- Vereinbarkeit von Karrieren und Familienplanung
- Aufteilung der Kinderbetreuung
- Aufteilung der Hausarbeit
- Einteilung von Freizeit und sozialen Kontakten
- Qualitative Vorzüge und negative Streßbereiche einer Dual-Career Beziehung
- Qualitätsbereiche: Erweiterte Autonomie und erhöhtes Selbstwertkonzept
- Streßbereiche in Interaktion und Identität
- Rollenkonflikt und Rollenüberlastung
- Konflikte in der Identität
- Lösungsstrategien für die Problematiken der Dual-Career Couples
- Personenzentrierte Strategien
- Paarzentrierte Strategien
- Strategien auf Seiten der Unternehmen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Problematik von Dual-Career Couples (DCCs), also Paaren, in denen beide Partner eine aktive Karriere verfolgen. Ziel ist es, die besonderen Herausforderungen und Herausforderungen einer solchen Lebensform zu beleuchten und die Koordinationsbedürfnisse sowohl zwischen den beiden Karrieren als auch zwischen den Karrieren und der Beziehung aufzuzeigen.
- Definitorische Einordnung des Begriffs Dual-Career Couple und seine Bedeutungszunahme
- Die Besonderheiten von DCCs im Vergleich zu anderen Doppelverdiener-Familien
- Die Koordination von Beruf und Beziehung, insbesondere im Hinblick auf Karriereplanung, Familienplanung und die Aufteilung von Hausarbeit und Freizeit
- Die positiven und negativen Aspekte einer Dual-Career Beziehung, insbesondere im Hinblick auf die Autonomie und den Selbstwert der Partner sowie die potentiellen Stressfaktoren
- Lösungsansätze für die Herausforderungen von DCCs auf individueller, partnerschaftlicher und unternehmerischer Ebene.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Bedeutung von Dual-Career Couples im Kontext des soziokulturellen Wandels dar und skizziert die Problematik der Doppelkarriere in Bezug auf die Koordinationsbedürfnisse von Beruf und Beziehung. Kapitel 2 definiert den Begriff Dual-Career Couple und beschreibt die Besonderheiten dieser Lebensform im Vergleich zu anderen doppelt erwerbstätigen Paaren. Außerdem werden die Gründe für die zunehmende Relevanz von DCCs erörtert. Kapitel 3 beschäftigt sich mit der komplexen Koordination von Karrieren und Beziehung. Es werden verschiedene Typologien der gemeinsamen Karriereplanung, Muster der Koordinationsarbeit und die Bedeutung des Commuting als Karriereform vorgestellt. Darüber hinaus werden die Herausforderungen der Vereinbarkeit von Karrieren und Familienplanung, die Aufteilung der Kinderbetreuung und Hausarbeit sowie die Organisation von Freizeit und sozialen Kontakten beleuchtet. Kapitel 4 untersucht die positiven und negativen Aspekte einer Dual-Career Beziehung. Die erweiterten Autonomie- und Selbstwertgefühle werden ebenso diskutiert wie die potenziellen Stressfaktoren, die sich aus dem Rollenkonflikt und den Konfliktpotenzialen in der Identität ergeben können. In Kapitel 5 werden Lösungsstrategien für die Problematiken der Dual-Career Couples vorgestellt, die sich sowohl auf die individuellen Partner, das Paar als auch auf Unternehmen beziehen.
Schlüsselwörter
Dual-Career Couples, Doppelkarrierepaare, Karrierekoordination, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Familienplanung, Kinderbetreuung, Hausarbeit, Rollenkonflikt, Stressmanagement, Lösungsstrategien, Unternehmenskultur.
- Citation du texte
- Bettina Dettendorfer (Auteur), 2001, Dual Career Couples - Karrierre in Beruf und Beziehung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58346