Zahlungssysteme für den E-Commerce: Stand und Entwicklungstendenzen


Seminar Paper, 2002

17 Pages, Grade: 1,0


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Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Bezahlsysteme im Fokus des E-Commerce Marktes

2. Anforderungen an Zahlungssysteme im E-Commerce
2.1 Allgemeine Anforderungen
2.2 Spezifische Anforderungen an Zahlungssysteme im E-Commerce
2.2.1 Spezifische Anforderungen aus Sicht des Kunden
2.2.2 Spezifische Anforderungen aus Sicht des Händlers

3. Aktuell bestehende Zahlungssysteme im E-Commerce
3.1 Unterscheidung der Zahlungssysteme
3.2 Mikropayments
3.3 Makropayments
3.4 Erfüllungsgrad der Anforderungen aktuell bestehender Zahlungssysteme

4. Status quo der Zahlungssysteme für den E-Commerce

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Bezahlsysteme im Fokus des E-Commerce Marktes

Der E-Commerce-Markt wird boomen.[1] Kühne Prognosen über die Veränderungen des Wirtschaftslebens Deutschlands durch die neue Internetökonomie wurden noch im Jahr 2000 verkündet und euphorisch riesige Wachstumschancen in einem globalen E-Commerce-Markt vorausgesagt. So prognostiziert das Marktforschungsinstitut Forrester Research für das Jahr 2004, dass Deutschland die Vorreiterrolle übernehmend den mit Abstand größten elektronischen Markt in Westeuropa bilden wird.[2] Heute ist allerdings die Begeisterung von einst verflogen und einer realistischeren Einschätzung gewichen. Zu viele Risiken werden dem Kauf- und Zahlungsvorgang im Business-to-Consumer-Bereich nachgesagt. Denn zu den Wachstumshemmnissen zählen die Bezahlsysteme im E-Commerce. Ihnen widmet sich die vorliegende Arbeit. Sichere und effiziente digitale Zahlungssysteme bilden aber eine wesentliche Voraussetzung für das prognostizierte Wachstum.[3] Sie müssen mindestens vergleichbaren Qualitätsanforderungen wie den herkömmlichen genügen. Deshalb verfolgt diese Arbeit das Ziel erstens zu erschließen, welche allgemeinen und spezifischen Anforderungen an Zahlungssysteme im E-Commerce gestellt werden, zweitens einen aktuellen Überblick – im Sinne einer Bestandsaufnahme mit eingebundener Kategorisierung – bestehender Zahlungssysteme zu präsentieren sowie drittens eine Einschätzung der gegenwärtigen Entwicklungen zu leiten bzw. zukünftige Tendenzen zu prognostizieren. Dabei wird im E-Commerce nur der B2C-Bereich, also die Geschäfte zwischen Unternehmen und Endverbrauchern beleuchtet, die im gewerblichen Markt Zahlungssysteme nutzen. Auch sollen nur deutsche Bezahlsysteme im Fokus stehen, denn der überwiegende Teil der online abgewickelten Geschäfte wird national durchgeführt.

2. Anforderungen an Zahlungssysteme im E-Commerce

2.1 Allgemeine Anforderungen

Hier rücken zwei Begriffe besonders in den Blickpunkt: einerseits Akzeptanz und andererseits Flexibilität.

Vorrangiges Kriterium zur Erreichung einer umfassenden Marktdurchdringung eines Zahlungssystems im E-Commerce ist seine Akzeptanz. Akzeptanz setzt Vertrauen in die

Qualität und die Zuverlässigkeit des Zahlungssystems voraus. Mit einer größeren Verbreitung steigt im Rahmen des Netzeffekts die Nützlichkeit des Verfahrens, die Reputation und Werthaftigkeit des Produkts und des Systemanbieters. Dieser Netzeffekt bremst erfolglose Systeme aus und verhilft innovativen wie schon etablierten Anbietern die rasche Erreichung einer kritischen Masse,[4] ihre Produkte in einem breiten Kundenkreis und über Ländergrenzen hinweg zu etablieren.

Die Flexibilität des Zahlungssystems stellt die zweite allgemeine Anforderung dar. Sie wird unterteilt in Portabilität, Interoperabilität und Internationalität. Mit Portabilität fordert man die flexible Nutzung des Zahlungsverfahrens, d.h. dass der Kunde orts- und zeitunabhängig Transaktionen tätigen kann. Dies führt zur Verbreitung, zur Akzeptanzsteigerung und zur Aufwandsverringerung. Interoperabilität beschreibt das flexible Zusammenspiel und die Abstimmung des Zahlungssystems auf verschiedene Softwaresysteme von Kunde, Händler, Bank und Intermediär. Internationalität verfolgt das Ziel, ein allgemein anerkanntes Zahlungssystem zu etablieren, welches in einem globalen Marktplatz nationale Grenzen überschreitet, Währungsunterschiede reduziert und ein einheitliches Bezahlen ermöglicht.

2.2 Spezifische Anforderungen an Zahlungssysteme

2.2.1 Spezifische Anforderungen aus Sicht des Kunden

Von Seiten des Kunden werden vorzugsweise vier Anforderungen in folgender Rangfolge genannt: Kosten, Benutzerfreundlichkeit, Sicherheit und Anonymität. Priorität bei der Wahl eines Online-Zahlungssystems genießen die Kosten. Rund 70,5 Prozent aller Befragten akzeptieren keine bis geringe Kosten für die Registrierung und die Transaktion.[5] Will ein Zahlungssystem eine annähernd echte Alternative für klassisches Geld oder traditionelle Bezahlverfahren sein, so fordert der Kunde außerdem Wirtschaftlichkeit, Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Transaktion mit der Möglichkeit der Kostenkontrolle.

Beinahe zwei Drittel (61,8 Prozent) aller Käufer wählen ihr Bezahlsystem anhand der Benutzerfreundlichkeit aus.[6] Benutzerfreundlichkeit wird verstanden als einfache, bequeme Handhabung im Umgang mit dem Bezahlsystem gemessen in der Höhe des Kundenaufwands.[7] In Anlehnung an Henkel teilt sich dieser auf in:

1. den fixen Aufwand für den Einstieg in das Verfahren, d.h. Registrierungsaufwand, Beschaffungsaufwand für Zertifikate, Einrichtung eines Kontos, Kauf von Hardware, Installation von Software oder den Lernaufwand;
2. den Händler-fixen Aufwand, d.h. die Bereitschaft des Kunden zur erneuten oder wiederholten Dateneingabe;
3. den variablen, zahlungs- und systembedingten Aufwand, der verstanden wird als Zeitaufwand für Transaktionen, Medienwechsel für Transaktionen, Aufwand für den Aufladevorgang oder Kauf von Karten und
4. den ungeplanten Aufwand z.B. bei Konfigurationsschwierigkeiten.

Auf einen Nenner gebracht heißt die Forderung an die Systemanbieter: Minimierung des Kundenaufwands bei Maximierung der Nutzenstiftung.

Platz drei der Prioritätenskala nimmt die Anforderung der Sicherheit eines Zahlungssystems ein. Obgleich sich vielfältige Zugriffs-, Fälschungs- und Manipulationsmöglichkeiten ergeben, die die Forderung nach Zahlungssicherheit rechtfertigen, sind nur 14,9 Prozent der potenziellen Kunden bereit zusätzliche Kosten für Sicherheitsleistungen zu tragen.[8] Sicherheit sollte auf vielerlei Weise gewährleistet sein:

1. Durch die Ausgabe von digitalen Zertifikaten durch Zertifizierungsstellen erhält der Kunde Gewissheit über die Existenz und Identität des Händlers. Diese Siegel beinhalten die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen und der AGB’s, verbindliche Preisangaben und ein Widerrufs- und Rückgaberecht.[9]
2. Des Weiteren ermöglicht die Zahlungsabwicklung per Nachnahme, auf Rechnung oder Intermediär eine korrekte Ausführung des Geschäfts.
3. Die rechtlichen Bestimmungen begünstigen den Käufer, indem sie ihm keine Zahlungsverpflichtung bei missbräuchlicher Nutzung von Kreditkarten oder Zahlungen durch Banklastschriften Dritter einräumen, dem Händler aber eine 14-tägige Rücknahmeverpflichtung der Bestellung auferlegen.

Daneben sind für 61,3 Prozent der Online-Käufer die Installation einer zusätzlichen Software und für 51,4 Prozent die Anmeldung bei einer Vertrauensstelle durchaus akzeptierte Ansätze zur Steigerung der persönlichen Sicherheit.[10]

Die Wahrung der Anonymität des Kunden und ein vertraulicher Umgang mit seinen persönlichen Daten beim Kauf und bei der Zahlungsabwicklung ist eine bedeutende Anforderung, die aber nicht automatisch gewährleistet ist. Die Absicherung eines Restrisikos bei der Durchführung von Zahlungstransaktionen wird zukünftig durch Versicherungslösungen oder Haftungsübernahmen seitens Dritter einen hohen Stellenwert erhalten.[11]

2.2.2 Spezifische Anforderungen aus Sicht des Händlers

Drei essentielle Forderungen des Händlers an elektronische Bezahlsysteme sollen herausgestellt werden: Zahlungssicherheit, Kosten und technische Aspekte.

Die Gewährleistung der Zahlungssicherheit, d.h. die Gewissheit der Erfüllung des Kaufvertrags von Kundenseite aus wird auch durch den Begriff Authentifizierung beschrieben. Dieser setzt sich zusammen aus erstens Identifikation, eine eindeutige Wiedererkennung des Kunden, zweitens Nicht-Abstreitbarkeit der Transaktion und drittens Autorisierung des Käufers, welche die gültige und rechtmäßige Benutzung des Systems beinhaltet.[12] Eine Minderung des Risikos wird durch sogenannte Scoring Modelle, die die Plausibilität der Kundenangaben bewerten oder durch Sperrlisten des Systemanbieters erreicht. Absolute Gewissheit kann der Händler aber nur bei Transaktionsabwicklung über einen Intermediär, bei Zertifizierung des Kunden oder bei zeitgleicher Zahlung haben. Bei der Vielzahl der Anbieter sind mit jedem elektronischen Zahlungssystem für den Händler unterschiedliche Kosten verbunden wie Registrierungskosten, Kos-

ten für die Integration in die e-shop-Umgebung, über Betriebs- und Wartungskosten bis hin zu Transaktionskosten und Provisionszahlungen an den Systemanbieter.

Ein Zahlungssystem unterliegt vielen technischen Anforderungen wie Verfügbarkeit, Skalierbarkeit, Integrierbarkeit und Plattformunabhängigkeit. Die Verfügbarkeit eines Systems ist ausschlaggebend für die Zahl der abgewickelten Transaktionen. Da es im Internet keine Beschränkung der Ladenöffnungszeiten gibt, ist die Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit eine wesentliche Forderung des Händlers.[13] Dies schließt die Skalierbarkeit des Systems mit ein, denn selbst bei hohem Kundenaufkommen sollte eine schnelle, parallele Transaktion im e-shop möglich und die Leistungsfähigkeit erweiterbar sein.[14] Auch die Integrierbarkeit in die bestehende e-shop-Umgebung wie auch Plattformunabhängigkeit seitens des Betreibers tragen zum reibungslosen Ablauf des Geschäftsverkehrs und somit zur Kostenverringerung und Akzeptanz durch Händlern bei.

Zusammenfassend setzt sich folgende Erkenntnis durch. Erst wenn wesentliche Anforderungen bei beiden Handelspartnern Anerkennung finden, kann ein Zahlungssystem im E-Commerce ein verbessertes Marktverhalten erwarten.[15] Denn wie Kapitel 3.4 belegt, erfüllt derzeit keines der gängigen Bezahlsysteme alle wichtigen Anforderungen.

[...]


[1] Vgl. Heddendorp, Uwe: Vorwort, in: E-Commerce und E-Payment, Hrsg.: Teichmann, Rene; Henkel, Joachim; Nonnenmacher, Martin G., Wiesbaden: Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH 2001, Vorwort.

[2] Vgl. Heddendorp, Uwe: Vorwort, in: E-Commerce und E-Payment, a. a. O., Vorwort.

[3] Vgl. Reichenbach, Martin: Deutsche skeptisch bei E-Payment, Online im Internet: URL:

http://www.iig.uni-freiburg.de/~marei/publications/ReiDebisEPay2000.pdf, 04.10.2000, S. 1.

[4] Vgl. Henkel, Joachim: Bezahlen auf Draht, in: Report E-Payment, Online im Internet, URL: http://www.inno-tec.de/forschung/henkel/Epaym_JH.pdf, 24.04.2002, S.14.

[5] Vgl. o.V.: Auswahl der Bezahlmethoden, Online im Internet: URL:

http://www.wuvstudien.de/wuv/studien/032001/226/693.htm, 19.04.2002.

[6] Vgl. o.V.: Auswahl der Bezahlmethoden, a. a. O.

[7] Vgl. Henkel, Joachim: Anforderungen an Zahlungsverfahren im E-Commerce, in: E-Commerce und E-Payment, Hrsg.: Teichmann, Rene; Henkel, Joachim; Nonnenmacher, Martin G., Wiesbaden: Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH 2001, S. 105.

[8] Vgl. o.V.: Sicherheit: Was würden Online-Shopper dafür tun?, Online im Internet: URL:

http://www.wuv-studien.de/wuv/studien/032001/226/696.htm, 24.04.2002.

[9] Vgl. Eckert, Franz und Partner: Zahlungssysteme im Internet, Online im Internet: URL: http://www.competencesite.com/ecommerceshop.nsf/12b19b642c468c68c1256918003764b7/560d6629f045e48dc1256ae6005182ec!OpenDocument, 19.09.2001, S. 14.

[10] Vgl. o.V.: Sicherheit: Was würden Online-Shopper dafür tun?, a. a. O.

[11] Vgl. Reichenbach, Martin: Deutsche skeptisch bei E-Payment, a. a. O., S. 2.

[12] Vgl. Wiedemann, Stefan; Moser, Peter; Kerschbaum, Bernard: Geschäftsmodelle und technische Konzepte von Payment Systemen, Universität Hohenstein, Institut für BWL und Wirt-schaftsinformatik, Online im Internet: URL: http://www.uni-hohenheim.de/~www510h/winfobase/lehre/downloads/SS00/seminar/15.pdf, 7/2000, S. 13.

[13] Vgl. Wiedemann, Stefan; Moser, Peter; Kerschbaum, Bernard: Geschäftsmodelle und technische Konzepte von Payment Systemen, a. a. O., S. 9.

[14] Vgl. Selbmann, Michael: Banken – Sichere Zahlungssysteme im Internet, in: Handbuch electronic commerce: Kompendium zum elektronischen Handel, Hrsg.: Gora, Walter; Mann, Erika, Berlin et al.: Springer-Verlag 1999, S. 282.

[15] Vgl. Alms, Wilhelm: Digitale Bezahlsysteme: Das Sterben hat begonnen, Online im Internet: URL: http://www.mummert.de/deutsch/press/a_press_info/021004.html, 10.04.02.

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Details

Title
Zahlungssysteme für den E-Commerce: Stand und Entwicklungstendenzen
College
Johannes Gutenberg University Mainz  (Wirtschaftsinformatik)
Course
Seminar zur Wirtschaftsinformatik
Grade
1,0
Author
Year
2002
Pages
17
Catalog Number
V5899
ISBN (eBook)
9783638136228
File size
562 KB
Language
German
Notes
Die Beurteilung des Prüfers war: Der Stoff ist hervorragend und ausgewogen auf dem sehr begrenzten Umfang dargestellt, verdient Anerkennung. Diplomarbeitreif! 168 KB
Keywords
Zahlungssysteme, e-payments, Micropayment, Makropayments, Netzeffekt, Anforderungen, Kategorisierung, kumulative Inkassosysteme, guthabenbasierte vorausbezahlte Systeme, Online angewandte klassische Ve
Quote paper
Tobias Meinert (Author), 2002, Zahlungssysteme für den E-Commerce: Stand und Entwicklungstendenzen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5899

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