Im Jahr 1852 trat das österreichische Strafgesetzbuch in Kraft, dass allerdings nur eine Neuausgabe des StGB von 1803 war. In ihm waren unter anderem die §§ 144ff 1 festgehalten, die sich auf den Schwangerschaftsabbruch bezogen. Trotz dieser Gesetze stieg die Dunkelziffer der Abtreibungen in den Folgejahren. Deshalb entstanden im Jahr 1934 § 344 und § 357a und 1937 das „Bundesgesetz zum Schutze des keimenden Lebens“ um den Abbrüchen entgegenzuwirken.2 Diese blieben bis auf das „Bundesgesetz zum Schutze des keimenden Lebens“, das nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr in das Gesetz aufgenommen wurde3, bis 1975 bestehen. Trotz heftiger Kritik einzelner Organisationen, die eine Liberalisierung des Gesetzes forderten, wie auch der 1919 gegründete Bund gegen den Mutterschaftszwang und den rassenhygienischen Gesetzen der Deutschen in den Jahren des Zweiten Weltkrieges, änderte sich daran nichts. Die Fristenregelung, die am 1.1.1975 in Kraft trat, legalisiert eine Abtreibung in den ersten drei Monaten, da in diesem Zeitraum eine Abtreibung für die Mutter weniger gefährlich sei als später. Weiterhin erlaubte sie die Abtreibung zwischen dem vierten und sechsten Monat, im Falle einer Medizinische-, Eugenische- oder einer Unmündigkeitsindikation und vom siebten bis neunten Monat, wenn eine unabwendbare Lebensgefahr für die Mutter besteht.
Wie war und ist die Stellung der Frau in der Alpenrepublik und wie reagierte ihre Bevölkerung, deren Politiker und Ärzte, aber vor allem die Kirche auf die legislativen Regelungen? Diesen Fragen wird sich hier gewidmet.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Die Entwicklung von der medizinischen Indikation zur Fristenregelung
- 1945 bis 1954: Die große Koalition
- 1954 bis 1966: Der Stillstand
- 1966 bis 1970: ÖVP ist Regierungspartei
- 1970 bis 1975: Vorarbeit zur Fristenregelung
- Ab 1975: Die Fristenregelung
- Darstellung der Abtreibungsgesetze von 1852 und 1975
- Abtreibungsgesetz von 1852
- Verschärfungen des Abtreibungsgesetzes
- Die Fristenregelung von 1975
- Die Gesetze im Vergleich
- Die Fristenregelung in der Praxis
- Verurteilungen seit der Fristenregelung
- Reaktionen auf die Einführung der Fristenregelung
- Politik
- Kirche
- Bevölkerung
- Ärzte
- Laienorganisationen
- Pro und Contra - Maßnahmen zur Fristenlösung
- Flankierende und unterstützende Maßnahmen
- Der „Auersperg Skandal“
- Die Rechtssprechung
- Bemühungen gegen die Fristenregelung und ihre Durchsetzung
- Konservative Organisationen
- „Aktion Leben“
- „Geborene für Ungeborene“
- Die ÖVP
- Konservative Organisationen
- Familienpolitische Maßnahmen
- Flankierende und unterstützende Maßnahmen
- Stellung der Frau
- in der Politik
- in der Gesellschaft
- Meinung der österreichischen Frauen zur Fristenregelung
- Indikationserläuterungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, einen historischen Überblick über die Abtreibungsdiskussion in Österreich im 20. Jahrhundert zu geben. Sie analysiert die Entwicklung der gesetzlichen Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch von der medizinischen Indikation bis zur Fristenregelung. Der Fokus liegt auf den politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Auseinandersetzungen um dieses Thema.
- Entwicklung der Abtreibungsgesetze in Österreich
- Einfluss von Politik und Kirche auf die Gesetzgebung
- Reaktionen der Bevölkerung auf die unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen
- Rolle der Frauen in der Abtreibungsdebatte
- Vergleich der Abtreibungsgesetze von 1852 und 1975
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung: Die Einführung beschreibt den Kontext der Abtreibungsdiskussion in Österreich, beginnend mit dem Strafgesetzbuch von 1852 und den folgenden Gesetzesänderungen. Sie betont die hohe Dunkelziffer an Abtreibungen trotz der gesetzlichen Verbote und die unterschiedlichen Reaktionen von Politik, Kirche und Bevölkerung.
Die Entwicklung von der medizinischen Indikation zur Fristenregelung: Dieses Kapitel skizziert die Entwicklung der rechtlichen und politischen Auseinandersetzungen um den Schwangerschaftsabbruch in Österreich während des 20. Jahrhunderts. Es zeigt die unterschiedlichen Positionen von SPÖ und ÖVP, den Einfluss der katholischen Kirche und die schrittweise Annäherung an eine Fristenregelung. Der Abschnitt beleuchtet die Herausforderungen nach dem zweiten Weltkrieg, die Rolle der großen Koalition und den Einfluss des Geburtenrückgangs auf die Debatte.
Darstellung der Abtreibungsgesetze von 1852 und 1975: Der Abschnitt vergleicht detailliert das Abtreibungsgesetz von 1852 mit der Fristenregelung von 1975. Es analysiert die Verschärfungen des Gesetzes im Laufe der Zeit und beleuchtet die Unterschiede in den Indikationen für einen legalen Schwangerschaftsabbruch. Der Vergleich unterstreicht die tiefgreifenden Veränderungen in der rechtlichen und gesellschaftlichen Akzeptanz von Abtreibungen.
Die Fristenregelung in der Praxis: Dieses Kapitel untersucht die praktische Umsetzung der Fristenregelung, insbesondere die Anzahl der Verurteilungen nach ihrer Einführung. Es beleuchtet die Herausforderungen bei der Durchsetzung des Gesetzes und die anhaltende Kontroverse um die Thematik.
Reaktionen auf die Einführung der Fristenregelung: Dieser Abschnitt analysiert die Reaktionen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen auf die Einführung der Fristenregelung, einschließlich der Politik, der Kirche, der Bevölkerung, der Ärzte und Laienorganisationen. Es beschreibt die unterschiedlichen Positionen und Strategien dieser Gruppen im Umgang mit dem neuen Gesetz.
Pro und Contra - Maßnahmen zur Fristenlösung: Dieses Kapitel befasst sich mit den Maßnahmen, die die Fristenregelung flankieren und unterstützen, sowie mit den Bemühungen gegen ihre Durchsetzung. Es werden sowohl unterstützende Maßnahmen als auch die Aktivitäten konservativer Organisationen und der ÖVP analysiert. Die Rolle des "Auersperg Skandals" und der rechtlichen Auseinandersetzungen wird hervorgehoben.
Stellung der Frau: Dieses Kapitel untersucht die Stellung der Frau in der Politik und Gesellschaft im Kontext der Abtreibungsdebatte und präsentiert die Meinungen österreichischer Frauen zur Fristenregelung. Es analysiert den Zusammenhang zwischen der gesellschaftlichen Stellung der Frau und der Debatte um den Schwangerschaftsabbruch.
Schlüsselwörter
Abtreibung, Schwangerschaftsabbruch, Österreich, Fristenregelung, Indikation, Politik, Kirche, Gesellschaft, Frauen, Gesetzgebung, 20. Jahrhundert, SPÖ, ÖVP, Gesetzgebungsgeschichte.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Abtreibungsdiskussion in Österreich
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit bietet einen umfassenden Überblick über die Abtreibungsdebatte in Österreich im 20. Jahrhundert. Sie beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der gesetzlichen Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch von der medizinischen Indikation bis zur Fristenregelung, sowie auf den politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Auseinandersetzungen um dieses Thema.
Welche Zeiträume werden in der Analyse der Abtreibungsgesetzgebung behandelt?
Die Arbeit untersucht die Entwicklung der Abtreibungsgesetzgebung in Österreich von 1852 (Einführung des damaligen Strafgesetzbuches) bis zur Fristenregelung von 1975 und darüber hinaus. Sie unterteilt die Geschichte in verschiedene Phasen, beginnend mit der großen Koalition nach 1945, über Perioden des Stillstands bis hin zur Vorarbeit und schließlich der Einführung der Fristenregelung.
Welche Gesetze werden im Detail verglichen?
Der Schwerpunkt des Vergleichs liegt auf dem Abtreibungsgesetz von 1852 und der Fristenregelung von 1975. Die Analyse beleuchtet die Verschärfungen des Gesetzes im Laufe der Zeit und die Unterschiede in den Indikationen für einen legalen Schwangerschaftsabbruch.
Wie wird die Fristenregelung in der Praxis dargestellt?
Die Arbeit untersucht die praktische Umsetzung der Fristenregelung, einschließlich der Anzahl der Verurteilungen nach ihrer Einführung. Sie beleuchtet die Herausforderungen bei der Durchsetzung des Gesetzes und die anhaltende Kontroverse.
Welche gesellschaftlichen Reaktionen auf die Fristenregelung werden behandelt?
Die Reaktionen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen auf die Einführung der Fristenregelung werden analysiert. Dies umfasst die Positionen und Strategien von Politik, Kirche, Bevölkerung, Ärzten und Laienorganisationen.
Welche politischen Akteure und Organisationen werden in der Analyse berücksichtigt?
Die Arbeit analysiert die Rolle der SPÖ und der ÖVP, der katholischen Kirche und verschiedener konservativer Organisationen wie „Aktion Leben“ und „Geborene für Ungeborene“ in der Abtreibungsdebatte. Der „Auersperg Skandal“ und die Aktivitäten der politischen Parteien werden ebenfalls thematisiert.
Welche Rolle spielt die Stellung der Frau in der Abtreibungsdebatte?
Die Arbeit untersucht die Stellung der Frau in der Politik und Gesellschaft im Kontext der Abtreibungsdebatte und präsentiert Meinungen österreichischer Frauen zur Fristenregelung. Der Zusammenhang zwischen der gesellschaftlichen Stellung der Frau und der Debatte um den Schwangerschaftsabbruch wird analysiert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter umfassen: Abtreibung, Schwangerschaftsabbruch, Österreich, Fristenregelung, Indikation, Politik, Kirche, Gesellschaft, Frauen, Gesetzgebung, 20. Jahrhundert, SPÖ, ÖVP, und Gesetzgebungsgeschichte.
Welche Kapitelzusammenfassungen werden angeboten?
Die Arbeit enthält Zusammenfassungen für jedes Kapitel, angefangen von der Einführung über die Entwicklung der Gesetzgebung bis hin zur Stellung der Frau und den verschiedenen Reaktionen auf die Fristenregelung. Diese Zusammenfassungen bieten einen schnellen Überblick über den jeweiligen Inhalt.
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- Sebastian Gottschalch (Author), 2001, Die Abtreibungsentwicklung Österreichs im 20. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59003