Marcel Beyer, geboren 1965, hat mit Flughunde einen Roman geschrieben, an dem vielfach die neue Sicht gelobt wurde, die er auf den Nationalsozialismus eröffnet. Ebenso, wie er bereits mit seinem Debütroman Das Menschenfleisch eine Geschichte erzählte, die trotz des oft behandelten Themas der eifersüchtigen Liebe eine ungewöhnliche Perspektive auf scheinbar Altbekanntes ermöglichte, bietet auch dieser Roman eine neue Sicht auf das
tradierte Themenfeld der deutschen Vergangenheit. Die Gründe für die Faszination seiner Texte liegen darin, dass er die Sprache – jene von Liebe und Eifersucht, jene von Macht und Krieg – selbst zum Thema macht und versucht, „Leerstellen“ der Wahrnehmung nicht zu umgehen, sondern gerade zu thematisieren. Denn, so heißt es in Das Menschenfleisch, der teilweise fast einen Manifestcharakter für sein Schreiben zu haben scheint, „an den Rändern
des Narrativen findet der Krieg statt“. Durch das bewusste Aufsuchen dieser Ränder unterscheidet sich Beyer von den meisten zeitgenössischen Autoren, die heute über den Nationalsozialismus schreiben. Entsprechend ist Flughunde auch keine Aufarbeitungs- oder Bewältigungsliteratur im Sinne von Romanen wie Bernhard Schlinks Der Vorleser, sondern setzt auf einer abstrakteren Ebene an. Worin seine Eigenheit besteht, soll im Verlauf der folgenden Arbeit gezeigt werden, indem zunächst die Persönlichkeit Karnaus, des
„perspektivischen Zentrums“ des Romans, herausgearbeitet werden soll. Im zweiten Schritt wird dann gefragt, welche Absichten Beyer mit der Konstruktion dieser Figur verfolgt haben mag.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hören: Hermann Karnau
- Sehen: Marcel Beyer
- Denken: Der Leser
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit Marcel Beyers Roman "Flughunde" und untersucht, wie der Autor eine neue Perspektive auf den Nationalsozialismus eröffnet. Der Fokus liegt auf der Analyse der Figur des Tontechnikers Hermann Karnau und seinen menschenverachtenden Experimenten im Kontext der Nazi-Ideologie.
- Die einzigartige Sichtweise auf den Nationalsozialismus in "Flughunde"
- Die Rolle von Hermann Karnau und seine Verbindung zur Machtstruktur des Regimes
- Die Bedeutung von Klang und Stimme in der Konstruktion der Nazi-Ideologie
- Die Verbindung von individueller Besessenheit und systemischem Wahn
- Die Rolle der Medien und Propaganda im Nationalsozialismus
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt Marcel Beyers Roman "Flughunde" und seinen neuartigen Ansatz zur Darstellung des Nationalsozialismus vor. Sie beleuchtet Beyers Schreibstil und seinen Fokus auf die Sprache und die Wahrnehmung von Ereignissen. Außerdem wird die Bedeutung von "Leerstellen" und die Bedeutung von "Rändern" im narrativen Kontext des Romans hervorgehoben.
Hören: Hermann Karnau
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Figur des Tontechnikers Hermann Karnau, dessen monologische Berichte einen Großteil des Romans ausmachen. Die Analyse zeigt, wie Karnaus Experimente, die von einem privaten "Wahn" angetrieben werden, dennoch "systemlogisch" sind und mit der Nazi-Ideologie in Verbindung stehen. Es wird die Bedeutung der Stimme, des Klangs und der Dunkelheit für Karnaus Weltbild und seine Suche nach Selbsterkenntnis untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie dem Nationalsozialismus, der Rolle von Medien und Propaganda, der Verbindung von individueller Besessenheit und systemischem Wahn, sowie den Begriffen Klang, Stimme und Dunkelheit als Ausdruck von Macht und Unterdrückung.
- Citation du texte
- Anonym (Auteur), 2006, Gespaltenes Schweigen - Marcel Beyers Roman "Flughunde", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60444