Auf gängigen kulturhistorischen Karten des tibetischen Hochlandes zeichnet sich der Lebensraum der Ngolok-Nomaden meist durch große weiße Flecken aus. Der Hauptgrund dafür dürfte sein, daß es in der westlichen Literatur kaum Beschreibungen dieser Region gibt, denn es scheiterte annähernd jeder Versuch europäischer oder amerikanischer Forschungsreisender, für längere Zeit in den Lebensraum der Ngolok-Seta, also die Großregion um die heiligen Berge Amnye Machen und Nyenpo Yutse vorzustoßen. Einige dieser Forschungsreisenden bezahlten ihre Versuche gar mit dem Leben, wie die Franzosen Dutreuil de Rhins oder Victor Liotard: “The Ngolo-Setas tribesmen belonged to that Tibet which few Europeans had penetrated, the Tibet of the primitive herdsmen of the high plateaux far removed from the civilization of Lhasa and of the settlements of the valleys.” Die Vorstellungen von den primitiven, also rauhen, räuberischen und mordlustigen Ngolok blieb uns noch bis weit ins 20. Jahrhundert bewahrt. Wohl daher gab es wenig Anlaß, sich mit der Möglichkeit einer ausgeprägten Klosterkultur in jener Region auseinanderzusetzen, zumal ja selbst das berühmteste Kloster im Ngolok-Gebiet, das große Rakya Gompa am Gelben Fluß, teilweise unter deren Übergriffen zu leiden hatte: “I called on the local Buddha, of course. Without the aid of these holy men, no intruder from the outside world could last long among these fanatics. ... The Rimong chief, most powerful of the Ngoloks, would probably rob and murder us,
predicted the steward. Only recently this wild tribe had even robbed a Living
Buddha, ... as his party went over one of the Ngolok trails. / ... the Buddha finally changed his mind and said he would send my messages to the Ngolok
chiefs, advising them of my approach. At first, every man who was asked to go
as a messenger with our letters declined the job. / ... the chief Buddha, he was powerless. The guilty clan paid not the slightest attention to him; in fact, a few nights later, they stole some of his own horses and sheep. ... News had just reached him that a member of his lamasery, returning from the Ngoloks, had been robbed and killed.” Aus diesem Grunde verwundert es auch nicht weiter, daß in tibetischen Geographien, die ja im wesentlichen Beschreibungen von Tempeln, Klöstern und Pilgerorten in der tibetischen Ökumene sind, Darstellungen solcher religiöser Stätten im Kerngebiet der Ngolok selbst in tibetischen Quellen nur wenig zu finden sind. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Pema: Im Lotos-Land der Ngolok-Nomaden
- Eine architektonische Auslegung des "Paradieses des Glorreichen Kupferfarbenen Berges"
- Die Suche nach dem "Paradies"
- Die "Reinen Länder" im Buddhismus
- Der unsichtbare Lebensraum der Ngolok-Nomaden
- Das "Paradies des Glorreichen Kupferfarbenen Berges"
- Die Ngolok-Region: Ein weißer Fleck auf der Landkarte
- Die "primitiven" Ngolok-Nomaden
- Die Klosterkultur der Ngolok
- Das Rakya Gompa und die Übergriffe der Ngolok
- Die Darstellung der Ngolok-Region in tibetischen Geographien
- Die "Politische und religiöse Geschichte von Amdo" des Lama Dragönpa Könchog Tenpa Rabgye
- Die Klöster im Ngolok-Gebiet
- Die Verbreitung des Buddhismus im Ngolok-Gebiet
- Die Rolle von Rakya Gompa
- Ein Gelugpa-Außenposten
- Die aggressive Missionstätigkeit der Gelugpa-Lamas
- Die Nyingmapa-Klostergründungen
- Yarmothang: Ein wenig bekannter Lebensraum
- Die "oberen Ebenen" des Gelben Flusses
- Die geographische Lage von Yarmothang
- Die Ngolok-Stämme im Yarmothang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die architektonische Auslegung des "Paradieses des Glorreichen Kupferfarbenen Berges" durch die Ngolok-Nomaden. Sie analysiert die Vorstellung des Paradieses in der buddhistischen Tradition und beleuchtet die Geschichte und Bedeutung der Ngolok-Region im tibetischen Hochland. Der Fokus liegt auf der Klosterkultur der Ngolok und dem Einfluss verschiedener buddhistischer Schulen in der Region.
- Die Vorstellung vom Paradies im Buddhismus
- Die Geschichte und Kultur der Ngolok-Nomaden
- Die Verbreitung des Buddhismus im Ngolok-Gebiet
- Die Rolle von Klöstern und religiösen Stätten
- Die geographische Lage und Bedeutung der Ngolok-Region
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel beleuchtet die buddhistische Vorstellung vom "Paradies" und die Bedeutung dieser Vorstellung in der tibetischen Kultur. Es setzt die Ngolok-Nomaden und ihren Lebensraum in den Kontext dieser buddhistischen Überzeugungen.
- Im zweiten Kapitel wird die Ngolok-Region als ein "weißer Fleck" auf der Landkarte beschrieben. Es werden die Herausforderungen für europäische und amerikanische Forschungsreisende in dieser Region dargestellt, sowie die negativen Stereotype, die sich um die Ngolok gebildet haben.
- Das dritte Kapitel untersucht die Klosterkultur der Ngolok, insbesondere die Rolle des Rakya Gompa. Es wird die Bedeutung dieser Klosterkultur in der Geschichte der Ngolok-Region beleuchtet.
- Das vierte Kapitel stellt die geographische Lage und Bedeutung der Ngolok-Region im tibetischen Hochland dar. Es werden die wichtigsten geographischen Merkmale der Region, wie der Yarmothang und der Gelbe Fluss, beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Ngolok-Nomaden, ihrem Lebensraum, der Klosterkultur und dem Einfluss verschiedener buddhistischer Schulen, insbesondere der Nyingmapa und Gelugpa, in der Region. Wichtige Schlüsselwörter sind: Paradies, Ngolok, Yarmothang, Rakya Gompa, Nyingmapa, Gelugpa, Amnye Machen, Ma Chu, tibetische Geographie, Klosterkultur, Buddhismus.
- Citation du texte
- M.A. Andreas Gruschke (Auteur), 2001, Pema: Im Lotos-Land der Ngolok-Nomaden. Eine architektonische Auslegung des 'Paradieses des Glorreichen Kupferfarbenen Berges', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60771