Der Beruf stellt im gesellschaftlichen Gefüge auch heute noch einen entscheidenden Faktor dar. Er weist den Status zu und erschließt gesellschaftliche Chancen. Fehlende Berufstätigkeit mindert nicht nur das Selbstwertgefühl, sondern auch die Entwicklung sozialer Kontakte. Manche junge Menschen wissen nach der Schule nicht, welchen Beruf sie erlernen sollen oder sie verfügen aufgrund diverser Ursachen noch nicht über die notwendigen Voraussetzungen um eine Berufsausbildung oder Berufstätigkeit aufnehmen zu können - sie sind noch nicht berufsreif.
Ohne Hilfestellungen zur beruflichen Orientierung hätten gerade junge Menschen mit Behinderungen aufgrund komplexer Wechselwirkungen zwischen persönlichen Voraussetzungen und den Anforderungen der sich ständig wandelnden Berufswelt keine ausreichende Chance, ihre berufliche Integration und damit ihre Integration in die Gesellschaft angemessen zu realisieren. Mehr noch als anderen ist es ihnen meist nicht möglich, ihren Traumberuf zu erlernen. Vor diesem Hintergrund stellen der Ausbildung vorausgehende berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit, wie sie u.a. in Berufsbildungswerken angeboten werden, eine wichtige und geeignete Voraussetzung zur beruflichen Ersteingliederung gerade dieser jungen Menschen dar. Sie bieten ihnen die Möglichkeit, sich vorab beruflich zu orientieren und eigene Fähigkeiten und Neigungen in verschiedenen, vornehmlich handwerklich orientierten Berufsfeldern auszutesten. Damit verbessern sie die Startbedingungen für eine Berufsausbildung oder Berufstätigkeit erheblich und beugen Ausbildungsabbrüchen gezielt vor.
Angebote der Berufsvorbereitung halten den Zugang zu einer Berufsausbildung auch dann offen, wenn Jugendliche und junge Erwachsene an der ersten Schwelle des Arbeitsmarktes zu scheitern drohen oder bereits gescheitert sind. Um die „Berufsvorbereitung von Jugendlichen mit Lernbehinderungen im Berufsbildungswerk“ eingehend darstellen zu können, richte ich in meinen Ausführungen den Blickwinkel zunächst auf das „Phänomen“ der Lernbehinderung und gehe in diesem Zusammenhang auf grundlegende Aspekte und Zusammenhänge ein, welche zum Verständnis für die Arbeit mit lernbehinderten Jugendlichen und jungen Erwachsenen relevant sind. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Phänomen der Lernbehinderung
- Jugendliche mit Lernbehinderungen
- Der Begriff der Behinderung allgemein
- Lernbehinderung in Kontext der ICID
- Lernbehinderung - (r)eine Definitionssache
- Medizinisch-organische und personenbezogene Betrachtungsweisen
- Soziologische Ansätze
- Pädagogisch-Psychologische Ansätze
- Systemorientierte Ansätze
- Multidimensionale Ansätze
- Lernbehinderung und „Persongenese“ nach Kanter
- Lernbehinderung, Lernstörung, Verhaltensstörung - die drei Teilgruppen von Lernbehinderungen nach Kanter
- Merkmale und Erscheinungsformen einer Lernbehinderung
- Ursachen die eine Lernbehinderung bedingen können
- Das Konzept der bio-sozialen Interaktion und Kumulation
- Wesentliche Faktorengruppen die eine Lernbehinderung verursachen
- Abgrenzung des Begriffs zu anderen Erscheinungsformen
- Lernbehinderung und Verhaltensstörung
- Lernbehinderung im Kontext einer Mehrfachbehinderung
- Abgrenzung zu anderen Behinderungsformen
- Berufsvorbereitung lernbehinderter Jugendlicher
- Berufliche Rehabilitation und Ersteingliederung
- Grundsätze beruflicher Rehabilitation
- Die berufliche Ersteingliederung junger Menschen mit Behinderungen
- Jugendliche mit Lernbehinderungen im Rahmen beruflicher Rehabilitation
- Zur Berufswahlsituation von Jugendlichen mit Lernbehinderungen
- Der Prozess beruflicher Entscheidungsfindung
- Berufs- und Ausbildungsvorbereitende Bildungsmaßnahmen als Chance beruflicher Ersteingliederung
- Personenkreismerkmale und allgemeiner Förderbedarf lern- und mehrfachbehinderter Jugendlicher
- Die Relevanz beruflicher Schlüsselqualifikationen für die Berufsvorbereitung
- Recht auf Hilfeleistung, Anerkennung als Schwerbehinderter und Möglichkeiten einer Berufsvorbereitung
- Berufsvorbereitung lernbehinderter Jugendlicher im Rahmen neuer Förderstrukturen
- Das neue Fachkonzept für berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB) der Bundesagentur für Arbeit
- Ziele, Zielgruppen und Förderdauer
- Eckpunkte und Neuerungen
- Qualifizierungsebenen als Angebotsstruktur und Inhalt der neuen Förderstruktur
- Die Eignungsanalyse
- Die Grundstufe
- Die Förderstufe
- Die Übergangsqualifizierung
- Förder- und Qualifizierungssequenzen, Qualifizierungsbausteine und Schlüsselkompetenzen
- Bildungsbegleitung und Qualifizierungsplanung
- Berücksichtigung des besonderen Förderbedarfs von jungen Menschen mit Behinderungen - Anlage 4
- Berufsvorbereitung im Berufsbildungswerk
- Grundlegende Kennzeichen von Berufsbildungswerken
- Ganzheitliche Rehabilitation als Auftrag der Berufsbildungswerke
- Anforderungen an eine Berufsvorbereitung im Berufsbildungswerk
- Der Lernort Berufsbildungswerk als wesentliche Voraussetzung beruflicher und gesellschaftlicher Rehabilitation
- Das Berufsbildungswerk als sozialer Lernort
- Das Berufsbildungswerk als Ort der Bindungs- und Beziehungsgestaltung
- Pädagogik als grundlegendes Arbeitsprinzip der Rehabilitation lernbehinderter Jugendlicher im BBW
- Berufsbildungswerke und deren Unterstützungs- und Leistungsangebote im Rahmen der Berufsvorbereitung - dargestellt am BBW Dürrlauingen
- Werkstätten der Berufsvorbereitung
- Internatserziehung als wesentlicher Beitrag beruflicher und gesellschaftlicher Rehabilitation
- Differenzierte Wohngruppen und Externenbetreuung
- Lernförderung
- Freizeitgestaltung
- Elternarbeit
- Förderplanung
- Die Förderberufsschule
- Fachdienste und Bildungsbegleitung
- Fachkompetenz der Ausbilder
- Pädagogische Begleitung und Betreuung
- Bereichsübergreifende Disziplinen als Garant für eine ganzheitliche Rehabilitation innerhalb der Berufsvorbereitung
- Konkrete Auswirkungen der rehaspezifischen Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) auf den Maßnahmejahrgang 2004/2005 des BBW Dürrlauingen
- Ausgangsituation und Ablauf der rehaspezifischen BvB im Berufsbildungswerk Dürrlauingen
- Grundlegende Fragestellungen der Untersuchung
- Beschreibung der Fragebogen
- Befragungszeitraum
- Befragungssituation
- Vorgehensweise bei der Auswertung der unterschiedlichen Daten
- Auswertung der Befragungsergebnisse
- Auswirkungen auf das Arbeits- und Sozialverhalten der Rehabilitanden
- Befragungsergebnisse der Ausbilder
- Befragungsergebnisse der Rehabilitanden
- Gegenüberstellung der Bewertungsergebnisse
- Auswirkungen der BvB auf Ausbildungsreife, Berufswünsche und Berufswahlverhalten der Rehabilitanden
- Erreichen der Ausbildungsreife im Kontext der verkürzten Maßnahmedauer
- Berufswünsche und Berufswahlverhalten der Rehabilitanden
- Besondere Stärken und Schwierigkeiten in der täglichen Arbeit mit den Rehabilitanden
- Besondere Stärken der Jugendlichen
- Besondere Schwierigkeiten der Jugendlichen
- Benennung zusätzlicher Förderangebote
- Beurteilung des Lehrgangs durch die Rehabilitanden
- Bewertung einzelner Lehrgangsphasen- und Elemente
- Positive und negative Aspekte der Maßnahme aus Sicht der Rehabilitanden
- Wünsche und Anregungen der Rehabilitanden
- Zusammenfassung und Interpretation der Befragungsergebnisse
- Schlussbetrachtungen und Fazit
- Der Begriff der Lernbehinderung und seine Definitionen
- Die Herausforderungen der Berufsvorbereitung von Jugendlichen mit Lernbehinderungen
- Das neue Fachkonzept für berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB)
- Die Rolle des Berufsbildungswerks in der Rehabilitation von Jugendlichen mit Lernbehinderungen
- Die Auswirkungen der BvB auf die Berufswahl und die Entwicklung von Arbeits- und Sozialverhalten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Berufsvorbereitung von Jugendlichen mit Lernbehinderungen im Berufsbildungswerk. Sie analysiert die Unterstützungsangebote, die im Rahmen der rehaspezifischen Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) zur Verfügung stehen, und beleuchtet deren Einfluss auf die Berufswahl sowie die Entwicklung des Arbeits- und Sozialverhaltens der Jugendlichen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die Relevanz der Arbeit dar. Kapitel 2 beleuchtet das Phänomen der Lernbehinderung und untersucht verschiedene Definitionen, Merkmale und Ursachen. Kapitel 3 widmet sich der Berufsvorbereitung von Jugendlichen mit Lernbehinderungen im Allgemeinen, beleuchtet die Bedeutung beruflicher Rehabilitation und Ersteingliederung sowie die Herausforderungen der Berufswahl. In Kapitel 4 wird das neue Fachkonzept für berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB) der Bundesagentur für Arbeit vorgestellt. Kapitel 5 beschreibt die Berufsvorbereitung im Berufsbildungswerk und beleuchtet die spezifischen Unterstützungsangebote. Schließlich werden in Kapitel 6 die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung präsentiert, die die Auswirkungen der BvB auf den Maßnahmejahrgang 2004/2005 des BBW Dürrlauingen analysiert.
Schlüsselwörter
Lernbehinderung, Berufsvorbereitung, Berufsbildungswerk, Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB), Rehabilitation, Arbeits- und Sozialverhalten, Berufswahl, Förderangebote, empirische Untersuchung.
- Quote paper
- Martina Sedlatschek-Dussling (Author), 2005, Berufsvorbereitung von Jugendlichen mit Lernbehinderungen im Berufsbildungswerk, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61129