Gewalt: Ein Thema in Bezug auf ältere Menschen?


Trabajo, 2006

25 Páginas, Calificación: 1,7


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Formen der Gewalt
2.1 Strukturelle Gewalt
2.2 Personale Gewalt
2.2.1 Physische Gewalt
2.2.2 Psychische Gewalt
2.2.3 Finanzielle Ausbeutung
2.2.4 Vernachlässigung
2.2.5 Freiheitsbeschränkung
2.3 Kulturelle Gewalt

3. Das Altersbild in unserer Gesellschaft: Versuch einer Definition

4. Erklärungsansätze zur Gewalt gegen alte Menschen
4.1 Gewalt in der Familie
4.2 Gewalt in Pflegeeinrichtungen
4.2.1 Betroffenenberichte

5. Vermeidung von Gewalt gegen alte Menschen – ein Ausblick

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Wer Vater und Mutter schlägt, der soll des Todes sterben.“[1]

„Die Menschenwürde ist unantastbar.“[2]

Zu allen Zeiten haben Verhaltenskodizes oder, moderner ausgedrückt, Gesetzestexte das Zusammenleben unterschiedlicher Gruppen einer Gesellschaft zu regeln versucht. Dabei zeigen Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens die Eigenart, reaktiv zu sein, d.h. sie werden erlassen, wenn bestimmte Um- oder Mißstände in einer Gesellschaft ihre Existenz notwendig machen.

Während der alttestamentarische Gesetzestext es sich noch leisten konnte, in einer relativ überschaubaren Gesellschaft das konkrete Problem der „Altenmißhandlung“ dezidiert anzusprechen, kann eine Verfassung wie das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland das nicht mehr tun – zu komplex sind die einzelnen Bereiche des täglichen Zusammenlebens geworden, weshalb die textliche Fassung eine „Helikopter-Perspektive“ einnehmen muß.

Trotzdem – oder gerade deswegen – muß auch in der Gegenwart an unsere „aufgeklärte“ Gesellschaft die Frage gestellt werden:

Gewalt gegen ältere Menschen – ist das ein Thema?

In den Medien wird in eher unregelmäßigen Abständen über Gewalt an alten Menschen berichtet. Trotzdem ist das Bild, daß wir von dem Problemkomplex „Gewalt gegen alte Menschen“ haben, hauptsächlich von den Medien geprägt. Außenstehende, die nur wenig Einblick in die Realität und Bedeutung der Pflege eines alten Menschen haben, reagieren auf solche Berichterstattung mit Recht entsetzt.

Dank eines allmählichen Umdenkens in der Bevölkerung und verstärkter Kontrollen durch den Medizinischen Dienst wird vermehrt Gewalthandeln aufgedeckt und wenn möglich rechtlich verfolgt.

Doch sind nicht Begriffe wie Rentnerlawine, Generationenkonflikt und Überalterung schon Diskriminierungen alter Menschen, die unsere Altersbilder beeinflussen und der Gewalt Vorschub leisten?

Nicht jede Art der Gewalt läßt sich in strafrechtliche Definitionen fassen. Deshalb wird sich diese Arbeit zuerst mit den verschieden Formen von Gewalt beschäftigen müssen.

Danach werde ich aufzeigen, durch welche Bilder innerhalb der Gesellschaft unser Denken über alte Menschen geprägt ist.

Zur Zeit befinden sich ca. eine halbe Million alte Menschen in stationärer Pflege und ca. 1,2 Millionen Pflegebedürftige werden zu Hause gepflegt.[3]

Im Laufe der nächsten Jahre werden diese Zahlen aufgrund des demographischen Wandels stark ansteigen.

Die Gruppe der Alten, die von dem Phänomen Gewalt betroffen sein kann, ist also keine kleine.

Die vorliegende Arbeit versucht, den Stand der Erkenntnis zu diesem Thema zusammenzufassen, einer Bewertung zu unterziehen und Ausblicke auf potentielle Lösungsansätze zu liefern.

2. Formen der Gewalt

Das öffentliche Augenmerk richtete sich ab Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts zunehmend auf das Thema Gewalt in der Familie, wobei zunächst die Gewalt gegen Frauen und Kinder im Vordergrund stand.

Durch eine verstärkte Auseinandersetzung mit dem Problem einer immer älter werdenden Gesellschaft, rückte auch das Thema „Gewalt gegen ältere Menschen“ in den Blickpunkt.

Verstärkt seit Anfang 1999 finden sich auch Berichte in Zeitungen und Dokumentationen im Fernsehen über die Mißstände in Alteninstitutionen. Es wird differenziert über Mißstände in Altenpflegeheimen anhand vom Falldokumentationen berichtet.

Entgegen der weit verbreiteten Meinung, daß alte Menschen aufgrund ihrer höheren Verletzbarkeit ein erhöhtes Risiko haben, Opfer von kriminellen Handlungen im Allgemeinen zu werden, trifft dieses nicht zu (eine Ausnahme stellt der Handtaschenraub dar)[4].

Laut Wetzels & Greve[5] liegen die Gründe hierfür in einer Konzentration der sozialen Kontakte auf den häuslichen Nahbereich mit zunehmendem Alter.

Dadurch ergibt sich aber auch eine Verschiebung der Gewalt in diesen Bereich mit einer entsprechend hohen Tabuisierung.

Bei der sogenannten „Altenmisshandlung“[6] wie Eastman es bezeichnet – er benutzt den Begriff Gewalt nicht – läßt sich beobachten, daß Mißhandlung und Pflegebedürftigkeit des Opfers in engem Zusammenhang stehen.

Gerade deshalb ist es notwendig, näher auf die verschiedenen Formen der Gewalt einzugehen.

Bei dem Wort „Gewalt“ fällt auf, daß es keine allgemein gültige Definition gibt, geben kann.

Mit dem Begriff wird zuerst einmal eine aktive Mißhandlung assoziiert, aber Gewalt kann auch darin bestehen, daß bestimmte Handlungen unterlassen werden (im Sinne von „Gewalt über andere Menschen haben“).

Zum richtigen Verständnis von Gewalt müssen die einzelnen Ebenen, auf denen sie ausgeübt werden kann, benannt und erklärt werden als: strukturelle Gewalt, personale Gewalt und kulturelle Gewalt[7].

2.1 Strukturelle Gewalt

Strukturelle Gewalt wird auch als indirekte Gewalt bezeichnet. Sie wird verursacht durch bestimmte Rahmenbedingungen, wie z.Bsp.:

- Einseitige Vorschriften in Heimverträgen, die die persönliche Freiheit von Heimbewohnern einschränken können
- Finanzielle Gegebenheiten, durch die Pflegebedürftige sich die optimale Pflege nicht leisten können
- Mangel an Hilfsmitteln, sowie Personal- und Fachkräftemangel in pflegenden und betreuenden Einrichtungen
- Mangel an ärztlicher Versorgung
- Abhängigkeit von Familienmitgliedern in verschiedenster Form.

2.2 Personale Gewalt

Die direkte Gewalt, die von Personen ausgeht, läßt sich weiter differenzieren in „physische und psychische Gewalt, finanzielle Ausbeutung, Vernachlässigung und Freiheitsbeschränkung“[8].

2.2.1 Physische Gewalt

Hierzu werden körperliche Mißhandlungen durch z.B. Zerren, Stoßen, Schubsen, Kneifen oder sexuelle Belästigung gezählt.

2.2.2 Psychische Gewalt

Sie bezieht sich auf den emotionalen Beziehungsbereich und kann von verbalen Ausbrüchen und Beschimpfungen bis zu Drohungen, Beleidigungen und Sicherheits- und Gefühlsverweigerungen reichen.[9]

Diese Form der Gewalt kann sowohl vom Angehörigen als auch vom alten Menschen ausgehen.

2.2.3 Finanzielle Ausbeutung

Diese Ebene umfaßt alle Versuche, Kontrolle über das Vermögen oder das Eigentum eines alten Menschen zu erlangen. Auch der Tatbestand, Geld oder Wertgegenstände zu erpressen, fällt ebenso unter diesen Begriff wie der ganz „normale“ Diebstahl.

2.2.4 Vernachlässigung

Dazu zählt das Unterlassen von Handlungen, wie das Vorenthalten von Nahrung, mangelnde Hygiene, unzureichende medizinische Versorgung oder unzureichende Pflege im Allgemeinen.

2.2.5 Freiheitsbeschränkung

Darunter wird z.B. das Fixieren eines Menschen am Bett oder im Stuhl verstanden. Zwar müssen diese Maßnahmen durch eine richterliche Verfügung legitimiert sein, doch gibt es auch hier eine Grauzone.

Ferner verstehen wir unter dem Begriff Freiheitsbeschränkung das Einschließen alter Menschen oder deren Isolation von sozialen Kontakten.

2.3 Kulturelle Gewalt

Die kulturelle Gewalt ist die Form, „durch die direkte und strukturelle Gewalt legitimiert“[10] werden.

Als wichtigste Beispiele, die unser Handeln beeinflussen, sind hier religiöse Wertvorstellungen, Ideologien und das in der Gesellschaft vorherrschende Altersbild zu erwähnen.

Alle diese Gewaltformen stehen nicht isoliert voneinander, sondern greifen ineinander und bedingen sich manchmal gegenseitig.

Es zeigt sich aber auch, daß nicht alle Gewaltarten strafrechtlich erfaßt werden können, was eine Verfolgung und Änderung der Verhältnisse schwierig gestaltet.

[...]


[1] Die Bibel, 2. Buch Mose, Kap. 21, Vers 15.

[2] Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, Artikel 1, Abs. 1.

[3] vgl. BMFSFJ (Hg.): Gewalt gegen Ältere zu Hause. Berlin/ Köln. 1. Aufl. 1997. S. 13.

[4] Wetzels, P./ Greve, W.: Alte Menschen als Opfer innerfamiliärer Gewalt – Ergebnisse einer kriminologischen Dunkelfeldstudie. In: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 29. S. 191-200 (1996).

[5] ebd. S. 192.

[6] Eastman, Mervyn: Gewalt gegen alte Menschen. Freiburg im Breisgau. 2. Aufl. 1991, S.38.

[7] Hirsch, Rolf D., Vollhardt, Bodo R. (Hg.): Gewalt gegen alte Menschen / 1. Arbeitsbericht. Bonn 1997, S.7.

[8] vgl. hierzu: Hirsch, Rolf D., Vollhardt, Bodo R. (Hg.): Gewalt gegen alte Menschen / 1. Arbeitsbericht. Bonn 1997, S.7.

[9] vgl. Eastman, Mervyn: Gewalt gegen alte Menschen. Freiburg im Breisgau. 2. Aufl. 1991, S.39.

[10] Hirsch, Rolf D., Vollhardt, Bodo R. (Hg.): Gewalt gegen alte Menschen / 1. Arbeitsbericht. Bonn 1997. S.9.

Final del extracto de 25 páginas

Detalles

Título
Gewalt: Ein Thema in Bezug auf ältere Menschen?
Universidad
University of Applied Sciences Braunschweig / Wolfenbüttel
Calificación
1,7
Autor
Año
2006
Páginas
25
No. de catálogo
V61535
ISBN (Ebook)
9783638549707
ISBN (Libro)
9783640983544
Tamaño de fichero
517 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Gewalt, Thema, Bezug, Menschen
Citar trabajo
Dunja Droske (Autor), 2006, Gewalt: Ein Thema in Bezug auf ältere Menschen?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61535

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