Hörschädigungen im Kindesalter - unter besonderer Berücksichtigung der Anbahnung einer Kommunikationsstörung


Dossier / Travail de Séminaire, 2006

19 Pages


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2.1. Was ist eine Hörschädigung?
2.2. Formen der Hörschädigungen
2.3. Art des Erlangens der Hörschädigung

3. Phasen der Sprachentwicklung

4. Früherkennung und Frühförderung

5. Hilfe zur Bewältigung von Hörproblemen

6. Quellen

1.Einleitung

Diese Hausarbeit wird sich mit der Thematik der Gehörlosigkeit und der Schwerhörigkeit, insbesondere im Kindesalter und der daraus resultierend Anbahnung einer Kommunikations­störung, auseinander setzen.

Es soll keine reine medizinische Abhandlung darstellen, sondern sich in erster Linie um die pädagogischen Probleme und Sichtweisen handeln. Um diese aber besser darstellen zu kön­nen, wird es im ersten Teil eine genauere Definition der erwähnten Begriffe (2.Kapitel) ge­ben.

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit sollen nicht nur, die in Verbindung mit dieser Art der Be­hinderung, auftretenden Problemen erläutert werden, sondern auch pädagogische Maßnahmen, die zur Verbesserung der Lebensqualität betroffener Kinder beitragen können. Denn eine der Hauptaufgaben eines Heilpädagogen ist „... eine zweckgerichtete Tätigkeit in medizinischer, pädagogischer, sozialer und ökonomischer Sicht zur Erhaltung, Herstellung, Wiederherstel­lung und Pflege der Fähigkeit des Menschen, (um) in allen Altersstufen aktiv am gesellschaft­lichen Geschehen teilzunehmen.“ (Wellmitz/von Pawel [Hrsg.], 1993, S.49)

Das bedeutet, das sich der zweiten Teil dieser Arbeit konkret mit den verschiedenen Stufen der Gehörlosigkeit, der Möglichkeiten des Auftretens, der Einfluss dieser Behinderung auf den Spracherwerb und -entwicklung sowie pädagogische Maßnahmen zur Handhabung und Umgang mit dieser Beeinträchtigung, beschäftigt, denn: “Hörschädigungen im Kindesalter können unbehandelt zu Störungen der Sprachentwicklung und der intellektuellen und psycho­sozialen Entfaltung führen.“ (http://www.meb.uni-bonn.de/hno/text/inf02_96.html, Stand: 02.06.2006)

2.1. Was ist eine Hörschädigung?

Aus pädagogischer Sicht betrachtet werden unter diesem Begriff sämtliche Formen und Grade einer Beeinträchtigung des Hörapparates erfasst. Dabei sollte man zwischen den Begriffen Hörbeeinträchtigung und Hörschädigung unterscheiden, da letzteres im Gegensatz zum ersten Begriff irreparabel ist.

Des Weiteren muss gerade unter pädagogischen Gesichtspunkten zwischen den Begriffen Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit differenziert werden. „Ein gehörloses Kind ist vor allem ein Augenmensch. Es nimmt die Sprache hauptsächlich durch das Sehen auf, d.h. es sieht sie als gesprochene Sprache vom Mund seiner Mitmenschen ab... Beim schwerhörigen Kind ver­hält es sich gerade umgekehrt. Das ihm im Vergleich zum gehörlosen Kind in einem größeren Umfang gebliebene Hörvermögen befähigt es, die Sprache hauptsächlich über das Gehör auf­zunehmen, ...“ (Löwe, 1974, S.43)

2.2. Formen der Hörschädigungen

Der Begriff der Hörschädigung lässt sich in verschiedene Grade unterteilen, wobei hierbei der medizinische Aspekt außer Acht gelassen werden soll.

1. Normalhörigkeit
2. annähernde Normalhörigkeit
3. geringgradige Schwerhörigkeit
4. mittelgradige Schwerhörigkeit
5. hochgradige Schwerhörigkeit
6. an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit
7. praktische Taubheit
8. völlige Taubheit

Mediziner unterscheiden zwischen

- leichtgradiger Schwerhörigkeit : Der Hörverlust im besseren Ohr beträgt im Haupt­sprachbereich durchgehend 25 bis 40 dB. Das betroffene Kind hat immer noch genug Hörvermögen, um Sprache über das Ohr aufzunehmen und einer normalen Unterhal­tung bezogen auf das Verständnis zu folgen.
- Mittelgradige Schwerhörigkeit: In diesem Fall bewegt sich der Hörverlust zwischen 40 und 70 dB. Auch hier ist die Möglichkeit zur Sprachaufnahme über das Ohr noch vorhanden, doch treten bei der Teilnahme an Gesprächen je nach Höhe des Hörverlus­tes zunehmend Verständnisprobleme auf. In gleichem Maße wachsen die Schwierig­keiten des Kindes, sich auszudrücken. Durch den Einsatz von Hörgeräten können die­se Probleme stark verringert werden.
- Hochgradige Schwerhörigkeit: Dieser Grad der Behinderung liegt vor, wenn der mitt­lere Hörverlust zwischen 70 und 100 dB beträgt. Bei Hörverlusten zwischen 85 und 100 dB spricht man auch von »Resthörigkeit« oder »an Taubheit grenzender Schwer­hörigkeit«. Spracherwerb ist in diesem Fall nur mit einer optimalen Versorgung durch Hörgeräte oder ein Cochlea-Implantat (CI) und einer intensiven Förderung des Kindes zu erreichen. Falls keine zusätzlichen den Spracherwerb hemmenden Behinderungen vorliegen, sind aber auch derart hörgeschädigte Kinder in der Lage, soviel Sprache zu erwerben, dass häufig sogar der Besuch eines Regelkindergartens oder später einer Regelschule möglich ist.
- Gehörlosigkeit: Der Hörverlust beträgt im Bereich zwischen 125 und 250 dB mehr als 60 dB sowie mehr als 90 dB im übrigen Frequenzbereich. Man spricht in diesem Fall auch von Taubheit, wobei dies nicht automatisch bedeutet, dass das Kind über keiner­lei Restgehör mehr verfügt.

(vgl. Schütze/Steuer, 2005, S.1f.)

In dieser kleinen Skala nicht aufgelistet ist die einseitige Hörschädigung bzw Taub­heit, die aber der Vollständigkeit halber mit erwähnt werden soll, im weiteren Verlauf dieser Arbeit aber keine weitere Berücksichtigung finden wird. Weiter muss eine Hör­schädigung nach dem Ort des Defektes/Schädigung unter­schieden werden. Kondukti­ve Schwerhörigkeit bzw. Schallleitungs­schwer­hörig­keit werden Störungen im Mittel­ohr genannt, während Schädigungen im Innenohr auch unter der Bezeichnung Schall­empfindungsschwerhörigkeit oder sensorineurale Schwerhörigkeit zu finden sind.

Um die verschieden Arten der Hörschädigungen besser unterscheiden zu können, wird diese Arbeit sich einer Graphik von Otto Kröhnert aus seinen Beitrag Gehörlosenpädagogik bedie­nen:

Hörsprachschädigung

Gehörlosigkeit Hörrestigkeit Schwerhörigkeit

Taubheit Ertaubung

Abbildung 1: Kröhnert, 1989, S.32

2.3. Art des Erlangen der Schädigungen

Zwar gibt es noch immer einen sehr hohen Anteil an Hörschädigungen, deren Ursache unge­klärt ist, aber nach der Art des Eintritts beurteilt werden können. „Die Frage nach den Ursa­chen der Gehörlosigkeit (Ätiologie) ist in erster Linie eine medizinische Angelegenheit. So­bald bei einem Kind der Verdacht aufgetreten ist, daß eine Hörschädigung vorliegt, ist es Sa­che des Arztes, nach den Ursachen zu forschen und Möglichkeiten der Behandlung bereitzu­stellen mit dem Ziel, das Leiden zu mindern beziehungsweise zu kompensieren.[ ...] Den Ge­hörlosenpädagogen interessieren im Einzelfall insbesondere die Art und das Ausmaß einer Hörschädigung. Diese hängen oft mit der Ursachenfrage zusammen. Wichtig ist für den Päd­agogen ferner die Frage, wann die Hörschädigung eingetreten ist und ob diese mit weiteren Behinderungen gekoppelt ist.“ (Kröhnert,1989, S. 34f.)

Den Anfang hierzu sollen die pränatalen Störungen liefern, die zum einem durch Viruser­krankung (Röteln, Masern,...) der Mutter während der Schwangerschaft aber auch durch Me­dikamenteneinnahmen und anderen Gifte hervorgerufen werden können. Weiter sollen die pe­rinatalen Störungen Erwähnung finden, welche im hauptsächlichen bei Schwierigkeiten bei der Geburt auftreten. Dazu gehören lange, schwierige Geburten im Allgemeinen, aber auch Frühgeburten, Asphyxien, pathologische Neugeborenengelbsucht, sowie andere Neugebore­nenkrankheiten. Schließlich sollen die postnatalen Störungen genannt werden, die nach der Geburt auftreten können. Dazu zählen unter anderem Krankheitsbilder wie Diphtherie, Mittel­ohrentzündung oder auch Meningo-Enzephalitis. Letztere Erwähnung führt häufig zu einem absterben des Hörnervs, welches aber auch durch äußere Einflüsse (Narkosen, Unfälle, usw.) hervorgerufen werden können.

3. Phasen der Sprachentwicklung

In diesem Kapitel sollen die verschiedenen Phasen einer kindlichen Sprachentwicklung und die Möglichkeiten der Störungen in chronologische Reihenfolge aufgearbeitet werden. Als erste sprachliche Äußerung eines Kindes wird bereits der erste Schrei direkt nach der Ge­burt gedeutet. Je nach Entwicklung des Babys kommt es in der Regel im Alter von 6 - 8 Mo­naten zu den ersten Worten. (vgl. Graf, 1966, S. 21) Auf dem Weg dorthin, werden aber die zuvor erwähnten Laute oder Schreie verfeinert, so das es einen relativ fließenden Übergang zu sprachlich deutbaren Worten des Kindes kommt. Eltern zeigen hierbei oft auch ein großes Ta­lent die Ausdrücke ihrer eigenen Kinder bereits als Worte zu verstehen. Kommt es in der an­gegeben Zeitspanne zu keiner Weiterentwicklung der sprachlichen Möglichkeiten des Kindes, kann es hierfür einen vielseitigen Hintergrund geben, der nicht immer mit Defiziten der Hör­organe in Zusammenhang stehen muss.

„Ein neugeborenes Kind reagiert eindeutig nur auf Schallreize von etwa 90 dB Lautstärke. (Es ist dies die durchschnittliche Lautstärke sehr lauten Schreiens aus etwa 1 Meter Entfernung). Ein solcher Schallreiz veranlaßt einen Neugeborenen zu ruckartigen Bewegungen seiner Arme und Beine. Wenn dasselbe Kind etwa 3 Monate alt ist, wird es sich vermehrt auch leiser Geräusche in seiner Umgebung bewusst. Ist es etwa 6 Monate alt, kann es sich bereits einer Schallquelle zuwenden. Im Alter von 9 Monaten kann es Schallreize lokalisieren, die seitlich ober- und unterhalb seiner Ohren erzeugt wurden sind. Aus solchen Verhaltensweisen läßt sich auf das Vorliegen einer normalen Hörfähigkeit schließen. Ein Kind, das Schallreize in seiner Umgebung nicht beachtet und sich im Alter von 7 Monaten noch nicht spontan einer für es bedeutungsvollen Schallquelle zuwende, ist hörauffällig und muß unverzüglich in einer kinderaudiologischen Abteilung einer HNO – Klinik oder einer Pädoaudiologischen Bera­tungsstelle vorgestellt werden.“ (Löwe, 1979, S.161)

Mit etwa 6 Monaten kommt es zu den ersten bewussten Lauten, da sich die Säuglinge in dieser Entwicklungsphase selber erkennen und nun anfangen mit ihren Lauten zu experimentieren. Mit Vollendung des ersten Lebens­jahres sollte das Kleinkind in der Lage sein, ganze, bewusst gewählte Worte oder auch Wort­gruppen zu äußern. Im Verlauf des zweiten Lebensjahres entwickelt sich der Sprachgebrauch kontinuierlich und sollte in etwa 20 Worte umfassen. Die größte sprachliche Entwicklung vollzieht sich meist im dritten Lebensjahr, an dessen Ende das Kind etwa 1000 Wörter und vollständige, kleine Sätze beherrschen sollte. Ist dieses nicht der Fall, könnte eine Hörschädi­gung vorliegen, die von kompetentem Personal untersucht werden sollte.

Die folgende Tabelle soll nochmals einen chronologischen Gesamtüberblick über die Sprach­entwicklung eines Kleinkindes aufweisen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Diller, u.a., 2002, S.15

4. Früherkennung und Frühförderung

Da die Hörgeschädigtenpädagogik eine Teildisziplin der Rehabilitationspädagogik ist, greifen auch hier verschiedene Modelle der Frühförderung, von denen hier nur einige wenige ausführ­licher erwähnt werden sollen. Wie Otto Kröhnert bereits schrieb: „Gehörlose sind zugleich in ihrer Sprachentwicklung behindert. Sie bedürfen besonderer Hilfe, um sprachliche Fähigkei­ten zu entfalten.“ (Kröhnert, 1989, S.31)

Laut Löwe gilt gerade in diesem Teil der Behindertenpädagogik der Leitsatz, dass so früh wie möglich mit dem Lernen begonnen werden muss, um anderen Folgebehinderungen entgegen zu wirken. (vgl. Löwe, 1979)

Einen wichtigen Teil der Frühförderung stellen die Beratungsstellen. Die erste dieser Art (für hörgeschädigte Kleinkinder im deutschsprachigen Mitteleuropa) wurde 1959 von Löwe in Heidelberg eröffnet. Dieses war die Pädoaudiologische Beratungsstelle für Eltern hörgeschä­digter Kleinkinder. Dieser Einrichtung folgten viele weitere in Form von Anlaufstellen zur Beratung aber auch beispielsweise Gehörlosenschulen und/oder Schwerhörigenschulen.

Um die Sinnesentwicklung positiv unterstützen zu können, müssen ebenfalls biologische Aspekte der Entwicklung berücksichtigt werden. Löwe bezieht sich hierbei ganz besonders auf zwei Phasen, der kritischen und der sensitiven Periode. Unter dem Begriff der kritischen Periode versteht Löwe „... einen zeitlich eng begrenzten Entwicklungsabschnitt, in dem sich gewisse Fähigkeiten innerhalb eines bestimmten Zeitraumes und zu keiner anderen Zeit irre­versibel ausbilden.“ (Löwe, 1974, S. 158), unter dem Begriff der sensitiven Phase versteht er „...dass ein Kind zu bestimmten Zeiten gewisse Fähigkeiten nachhaltiger, rascher oder mit ge­ringerem Aufwand an Energie erwerben kann als zu anderen Zeiten.“ (Löwe, 1974, S. 158) Des Weiteren spricht er im selben Abschnitt von Deprivation, „... worunter man die weitge­hende Vorenthaltung von Umweltreizen versteht. Bei hörgeschädigten Kindern ist dabei vor allem an Schallreizen zu denken.“ (Löwe, 1974, S. 158) In seinem Modell geht er davon aus, das es im Rahmen der Früherkennung und Frühförderung eine unabdingbare Notwendigkeit ist dieser Deprivation entgegenzuwirken. Als geeignetes Beispiel hierfür bringt er auf S. 159 eine Studie aus dem Jahre 1967 von Griffiths an.

Griffiths (1967) hat seit 1954 mehrere tausend hörgeschädigter Kleinkinder betreut. Von die­sen waren 106 jünger als 8 Monate, als mit der Hörerziehung begonnen wurde. Bei 66 von ih­nen (62%) hatte sich nach etwa 5 Monaten, während der sie ganztägig mit 2 Taschenhörgerä­ten ausgestattet waren, die Hörfähigkeit so weit entwickelt, daß die Hörgeräte wieder abge­setzt werden konnten. Ein 1973 abgeschlossenes Forschungsprojekt von dreijähriger Dauer hatte zum Ergebnis, daß bei 14 von 21 Säuglingen eine anfänglich hochgradige Hörschädigung bis hin zu einer normalen Hörfähigkeit abgebaut werden konnte. Auch bei dieser Gruppe war jedes Kind jünger als 8 Monate gewesen, als erste Maßnahmen wie Hörgeräteversorgung und Hörerziehung eingeleitet wurden. Im Gegensatz dazu konnte von keinem der Kinder, deren Hörerziehung erst nach Vollendung des 8. Monates begonnen hatte, eine audiometrisch nachweisbare Hörverbesserung gemeldet werden. Wohl zeigten sich auch bei Kindern, bei denen im Alter von 9 bis 24 Monaten eingeleitet worden war, gute Fortschritte, was dafür spricht, daß bei ihnen noch rechtzeitig die sensitive Phase wahrgenommen worden war. Bei keinem von ihnen konnte jedoch ein vorhandener Hörverlust durch Hörerziehung abgebaut werden. Angesichts dieser Beobachtung kann von einer kritischen Periode nur von der Geburt bis gegen Ende des 8. Lebensmonats gesprochen werden.“ (Löwe, 1979, S. 159)

Löwe schließt sich damit Grafs Meinung an, dass von Früherfassung in der Regel nur bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres gesprochen werden kann, folglich eine spätere Erken­nung zur Späterfassung gezählt werden muss und sehr problematisch in therapeutischer Hin­sicht ist. Wie lassen sich aber nun Hörschädigungen feststellen? Als Antwort auf diese Fra­ge ergeben sich drei Wege.“... die Verhaltensbeobachtung, die Untersuchung aller Risikokin­der und Aussonderungsuntersuchungen bei allen Säuglingen.“ (Löwe, 1979, S. 160)

Verhaltensbeobachtung

Da ein Hörverlust kein sichtbares Stigma ist, wird er auf dieser Weise oft auf Grund eines nächsten Vertrauten des Säuglings, der ihn in der Regel versorgt, meist die Mutter, die Hörauffälligkeit erkannt. Um diese Unregelmäßigkeit beurteilen zu können, müssen Eltern aber auch wissen, wie sich die normale Hörentwicklung, vorsprachlichen Äußerungen und das ersten Sprechen eines Säuglings/Kleinkindes gestaltet.

Wie vorhergehend bereits beschrieben ( Kapitel 3. Sprachentwicklung) geben Säugling mit etwa 6 Monaten die ersten bewussten Laute von sich, weil sie sich nun selber erkennen und eine experimentelle Phase einsetzt. Reagiert es mit sieben Monaten noch immer nicht auf Ge­räusche aus seiner unmittelbaren Umgebung, besteht der dringende Verdacht einer Hörauffäl­ligkeit, die einer ärztlichen und beratenden Stelle mitgeteilt werden sollte.

Untersuchung der audiologischen Risikokinder

Da hoch- und mittelgradige Hörschädigungen sehr selten auftreten (1-2 auf 2000 Geburten), ist eine generelle Untersuchung aller Neugeborenen wirtschaftlich nicht tragbar. Daher wer­den derartige Untersuchungen auf so genannte Risikokinder beschränkt. Hierzu zählen alle Säuglinge mit einem der folgenden Merkmale:

-Alle Fälle, in deren Familie bei nahen Verwandten frühkindliche Hörschäden vorge­kommen sind
-Bilirubin – Werte von 20 mg/100mg oder mehr
-Congenitale Röteln während der Schwangerschaft
-defekte an Ohr, Nase oder im Rachen
-ein Geburtsgewicht von weniger als 1500g

(nach Northern/Downs 1974, S.109 in Löwe, 1979, S. 162)

Ein Säugling, welches eines dieser Kriterien erfüllt, gehört zu der Gruppe der audiologischen Risikokinder und sollte „... unmittelbar nach der Geburt und dann erneut im Alter von 3, 6, 9 und 12 Monaten eingehend auf altersspezifische Hörreaktionen geprüft bzw. beobachtet wer­den.“ (Löwe, 1979, S.162) Mit diesen Untersuchungen können bereits 75 – 90 % aller Risiko­kinder erfasst und dementsprechend behandelt werden.

Aussonderungsuntersuchungen bei allen Säuglingen

Bei dieser Methode sollten alle Neugeborenen in den ersten Tagen nach der Geburt in der Kli­nik prophylaktisch untersucht werden. Im Vergleich mit den Ergebnissen von Downs/Melcher u.a. die unter 200 Risikokindern ein hochgradig hörgeschädigtes Kind, und unter 2000 Neu­geborenen eines, erfassten, scheint diese Methodik ungeeignet und sollte vorwiegend nur auf Risikokinder beschränkt werden.

5. Hilfe zur Bewältigung von Hörproblemen

Unter der Begrifflichkeit Hilfe sind in diesem Zusammenhang zweierlei Richtungs­stränge zu beachten. Zum einem wären die technischen Hilfsmittel zur Verbesserung des Hörvermögens zunennen und zum anderem Hilfe aus dem Berufsbereich der Sonderpädagogik, mit der Auf­gabe der besseren Bewältigung beziehungsweise des generellen Umganges mit einer Hörschä­digung.

Mit Blick auf technische Hilfsmittel sind im besonderen die Hörgeräte und die Cochlea-Im­plantate zunennen.

„In den letzen Jahren hat die Hörgerätetechnologie enorme Fortschritte verzeichnet. Durch die Einführung programmierbarer Hörgräte vor einigen Jahren hat sich die Anzahl der einstellba­ren Parameter erhöht, wodurch mehr Flexibilität in der Anpassung erreicht wurde. Gleichzei­tig wurden modernere Verarbeitungsstrategien (z.B. mehrkanalige Geräte und Kompression des breiten Dynamikbereiches) auf dem Markt gebracht. Heute hat sich durch die Marktein­führung der Hörhilfen mit digitaler Signalverarbeitung das Potential von Hörgeräten wieder­um erhöht. Hörgeräte bestehen im wesentlichen aus einem Mikrofon, einem Verstärkerkreis­lauf und einem Lautsprecher. Einige Geräte sind mit einer Telespule für den Empfang induk­tiver Signale oder einem direkten Audioinput (z.B. für den Signalempfang über eine kabellose FM – Anlage) ausgestattet. […] In viele Fällen kann durch die Hörgeräteversorgung erreichte Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit durch entsprechendes Zubehör noch weiter ge­steigert werden. Insbesondere für Kinder ist die Auswahl des richtigen Zubehörs (z.B. direkter Audioinput über FM – Anlagen oder Verstärkergeräte für das Klassenzimmer) äußerst wich­tig.“ (Diller, u.a., 2002, S.24)

Für den Fall, dass ein Hörgerät nicht die gewünschte Verbesserung erzielt,, besteht die Mög­lichkeit eines Cochlea – Implantates. „Das Cochlea – Implatat besteht aus einem implantier­baren Teil, der unter die Haut in den Schädel eingesetzt wird, einem Sprachprozessor und ei­nem Headset. Der Hauptunterschied zwischen einem Cochlea – Implantat und einem Hörge­raät liegt darin, dass das Hörgerät den Schall nur verstärkt (akustischer Input), während das Chochlea – Implantat die akustische Information in elektrische Stimulation umwandelt. Es übernimmt s9omit die ausgefallene Funktion der Haarzellen des Innenohres.“ (Diller, u.a., 2002, S. 26)

Aber auch pädagogische Hilfsmassnahmen sollten nicht außer Acht gelassen werden. Sie können zwar keine wirkliche Verbesserung der Schädigung des Hörapparates hervorrufen, aber eine gesteigerte Lebensqualität bewirken. Neben den bereits erwähnten Anlauf – und Beratungsstellen, sind in diesem Zusammenhang insbesondere Logopäden zunennen. Durch ihre Arbeit erschaffen Sie mehrere positive Ergebnisse. Das offensichtlichste (sollte) die Verbesserung der Sprachmöglichkeiten sein. Hieraus resultiert aber oft auch ein verbessertes Selbstbewusstsein, welches Kinder befähigt sich in vielseitiger Weise positiv zu entwickeln. Ein Kind, dass mit sich und seinem Körper/Wesen (auch mit etwaigen Fehlern) im Einklang steht, ist in der Regel offener für neue Dinge und kann seine Umwelt individuell auf kindlich-neugierige Art erforschen und entdecken und kann auch mit eventuellen irreparablen Fehler, ein nahe zu normales Leben erfahren.

Das Gefühl von Normalität können und sollten nicht nur Logopäden vermitteln. Vielmehr sollte einem Kind mit einer Behinderung ein kompetenter Personenkreis verschiedener Bereiche zur Seite stehen. In diesen Zusammenhang sollten auch Sozialarbeiter /- pädagogen genannt werden, die in speziellen Projekten zur Verbesserung der Lebenslage betroffener Eltern und Kinder, arbeiten.

In einschlägiger Literatur wird der Idealzustand insofern beschrieben, dass betroffene Kinder sogar in der Lage sein sollten Regelschulen in Verbindung mit nicht-behinderten Kindern, zu besuchen. Leider sieht aber noch heute der Unterricht so aus, dass die entsprechenden Kinder häufig durch geschultes Personal zum Teil separat (innerhalb der Regelschule) unterrichtet werden. Ob dieser Einzelunterricht allerdings gut für das Kind ist, lässt sich dabei in Frage stellen. Dieses stellt eine Art der Deprivation dar, welche laut Löwe gerade durch Pädagogen entgegen zu wirken ist.

[...]

Fin de l'extrait de 19 pages

Résumé des informations

Titre
Hörschädigungen im Kindesalter - unter besonderer Berücksichtigung der Anbahnung einer Kommunikationsstörung
Université
Otto-von-Guericke-University Magdeburg  (Erziehungswissenschaft)
Cours
Kommunikation mit behinderten Menschen
Auteur
Année
2006
Pages
19
N° de catalogue
V62305
ISBN (ebook)
9783638555715
ISBN (Livre)
9783638793001
Taille d'un fichier
478 KB
Langue
allemand
Mots clés
Hörschädigungen, Kindesalter, Berücksichtigung, Anbahnung, Kommunikationsstörung, Kommunikation, Menschen
Citation du texte
Stephanie König (Auteur), 2006, Hörschädigungen im Kindesalter - unter besonderer Berücksichtigung der Anbahnung einer Kommunikationsstörung , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62305

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