Klonen, Keimbahntherapie, Stammzellen, pränatale Diagnostik - die schöne neue Welt der Medizin mit all ihren Fortschritten und Möglichkeiten eröffnet ein weites Feld für Skeptiker wie Optimisten, die Chancen und Risiken der neuen Technologien einschätzen, bewerten und ihre Meinung in die gesellschaftliche Debatte einbringen wollen. Hierbei werden ethische Grenzen bemüht, betont und strapaziert. Wer weiß, was die neuen Techniken, die uns die Fähigkeit geben, ins Innerste, in die eigentliche Substanz des menschlichen Lebens, die DNS detailliert zu blicken und sie uns fruchtbar zu machen, für die Zukunft bringen wird? Die neuartigen Möglichkeiten drängen danach erforscht zu werden, doch überschreiten wir dabei Grenzen, die zu überschreiten sich lohnt angesichts des drohenden Zerfalls moralischer Grundsätze durch gentechnische Errungenschaften?
Präimplantationsdiagnostik, das Thema dieser Arbeit, spielt in der öffentlichen Diskussion eine wichtige Rolle; die Möglichkeit, behindertes und krankheitsbehaftetes Leben noch vor dem wirklichen Lebendigwerden auszusondern, ruft die Kritik von Besorgten z.B. aus Kirchen und Behindertenverbänden hervor, die ein eugenisches Klima befürchten und um die Wertschätzung des menschlichen Lebens bangen. Die Argumente werden, gestützt von geschichtlichen Erfahrungen um die Euthanasie-Praxis im Dritten Reich und Furcht vor dem Designer-Baby, mit aller verbaler Macht in die Waagschale geworfen, und auch die Befürworter bedienen sich keinesfalls immer diplomatischer Töne. Dabei sind die Argumente beider Seiten durchaus verständlich, und es scheint mir möglich, den Überblick über die verfassungsrechtliche und ethische Problematik, die ich geben möchte, zum Schluß einer eigenen Stellungnahme zuzuführen, die Ausgewogenheit und Einbeziehung beider Seiten bewahren soll. Hierbei ist es aufgrund des Umfangs der Arbeit nicht möglich, fundiert auf alle Stellungnahmen einzugehen, was aber dennoch nicht daran hindert, die wichtigen Aspekte in die Argumentation einzubeziehen.
Inhaltsverzeichnis
- Darstellung der PID
- Befruchtung der Eizelle im Vorfeld
- Methode der PID
- Polkörperdiagnostik
- PID an totipotenter Zelle
- PID an pluripotenter Zelle
- Verfahren und Risiken der IVF
- Rechtliche Einordnung
- Strafbarkeit nach ESchG
- Umgehung durch PID an pluripotenten Zellen
- Umgehung durch PID an Polkörpern
- Vergleich des Schutzes des Embryos in vitro und in vivo
- Stellung des Embryos
- Widersprüche in der Verfassungsrechtsprechung
- Schutz des Embryos vor PID?
- Betroffene Abwehrrechte
- Schutz von Ehe und Familie, Art. 6 I GG
- Allgemeines Persönlichkeitsrecht, informationelle Selbstbestimmung (Art. 2 I iVm Art. 1 GG)
- Leben und Gesundheit (Art. 2 II GG) und Menschenwürde (Art. 1 I GG) der Mutter
- Art. 12 und Art. 5 III GG
- Embryo als Subjekt d. Art. 1 I GG / Art 2 II S. 1 GG
- Einfluß der Menschenwürde?
- Betroffene Abwehrrechte
- Schutzwürdigkeit des Embryos vor dem Hintergrund der Auswirkungen der PID
- Eugenik
- Stellung Behinderter in der Gesellschaft
- Autonomie
- Weibliche Autonomie
- Autonomie von Politik und Gesellschaft
- Stammzellenforschung
- Abwägung der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Präimplantationsdiagnostik (PID) als ethisches und verfassungsrechtliches Problem. Sie analysiert die Methode der PID, ihre rechtliche Einordnung und die ethischen Herausforderungen, die sie mit sich bringt.
- Der Schutz des Embryos im deutschen Recht
- Die Abwägung von individueller Autonomie und dem Schutz des Embryos
- Ethische und gesellschaftliche Folgen der PID
- Die Rolle der Menschenwürde im Kontext der PID
- Die Bedeutung der Stammzellenforschung im Zusammenhang mit der PID
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Darstellung der PID, ihrer Methoden und Verfahren. Anschließend werden die rechtlichen Aspekte der PID im deutschen Recht beleuchtet, insbesondere die Strafbarkeit nach dem Embryonenschutzgesetz (ESchG) und die Umgehungsmöglichkeiten durch alternative PID-Methoden.
Die Arbeit analysiert anschließend die Stellung des Embryos im deutschen Recht, die Widersprüche in der Verfassungsrechtsprechung und die betroffenen Abwehrrechte. Die Schutzwürdigkeit des Embryos vor dem Hintergrund der Auswirkungen der PID wird ebenfalls untersucht, wobei die Themen Eugenik, die Stellung von Menschen mit Behinderung, die Autonomie der Frau und der Gesellschaft sowie die Stammzellenforschung im Mittelpunkt stehen.
Schlüsselwörter
Präimplantationsdiagnostik, Embryonenschutz, Verfassungsrecht, Menschenwürde, Eugenik, Autonomie, Stammzellenforschung, Ethik, Recht, Gesellschaft, Abwägung, Bioethik
- Quote paper
- Philipp Kohlhaas (Author), 2003, Präimplantationsdiagnostik als ethisches und verfassungsrechtliches Problem, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62814