Das Frauenbild des jungen Goethe am Beispiel von 'Die Leiden des jungen Werther'


Dossier / Travail, 2006

18 Pages, Note: 2,3


Extrait


2. Einleitung

Johann Wolfgang von Goethe ist einer der größten deutschen Dichter. Wir kennen seine Werke, wir kennen seine Sammelleidenschaft für Mineralien und antike Skulpturen. Wir wissen, dass er mit Christiane Vulpius verheirat war und mit ihr einen Sohn hatte. Doch was weiß der Leser über die Liebschaften in seiner Jugend? In wieweit haben sie sein Schaffen beeinflusst? Was dachte Goethe über die Rolle der Frau?

In meiner Hausarbeit möchte ich Goethes Verhältnis zu Frauen und seine Ansichten über die Aufgaben der Frau näher beleuchten. Dabei arbeite ich mich vom Allgemeinen zum Besonderen vor. Beginnen werde ich mit einigen allgemeinen Aussagen des Dichters über das weibliche Geschlecht. Später komme ich zu den zwei wichtigsten Frauengestalten seiner Jugend, seiner Mutter und Charlotte Buff, sie war Vorbild für die Figur der Lotte im Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“.

Das Hauptaugenmerk meiner Arbeit liegt auf der Frauenfigur in Goethes „Die Leiden des jungen Werther“, der Lotte. Wie stellt Goethe sie dar? Was lobt, was kritisiert er an ihr?

3. Aussagen Johann Wolfgang Goethes über die Frauen

Brief vom 12. Oktober 1767 an seine Schwester Cornelia:

Er bittet sie „so wenig als möglich zu lesen, viel zu schreiben; allein nichts als Briefe, und das wenn es sein könnte, wahre Briefe an mich, die Sprachen immer fort zu treiben und die Haushaltung, wie nicht weniger die Kochkunst zu studieren (…) Ferner verlange ich, dass Du Dich im Tanzen perfektionierst (…)“.1

aus der „Zweiten Epistel“:

„Immer ist das Mädchen so beschäftigt und reifet im Stillen häuslicher Tugend entgegen, den klugen Mann zu beglücke. Wünscht sie dann endlich zu lesen, so wählt sie ein Kochbuch“2

aus dem Lexikon der Goethe-Zitate:

Behandle die Frauen mit Nachsicht! Aus krummer Rippe ward sie erschaffen; Gott konnte sie nicht grade machen.3

1 Weitzel, Jasmin: Das Frauenbild in Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“.Kassel:2002
2 Düntzer, Heinrich: Goethes lyrische Gedichte. Leipzig: Wartig 1877
3 Lexikon der Goethe-Zitate. Hrsg. von Richard Dobel. Augsburg: Weltbild-Verlag 1991

4. Die „erste“ Frau in Goethes Leben- seine Mutter Catharina Elisabeth Goethe

Catharina Elisabeth Goethe wurde am 19. Februar 1731 als Tochter von Johann Wolfgang und Anna Textor in Frankfurt am Main geboren. Die Textors waren schon seit Generationen in Frankfurt ansässig. Goethes Großvater war ein anerkannter Jurist. Catharina wurde früh verheiratet und erhielt kaum schulische Ausbildung, so wie im 18. Jahrhundert leider üblich. Schon 1748, mit 17 Jahren heiratete sie Johann Caspar Goethe. Der große deutsche Dichter war der älteste Sohn der Goethes, neben ihm überlebte nur seine Schwester Cornelia die Kindheit. Von Kindheit an, lebte der kleine Johann Wolfgang in sehr guten Verhältnissen. Er hatte seine eigene Amme und seine eigene Kammer, etwas Besonderes in dieser Zeit. Die Kinder der Goethes gehen auch in eine Spielschule, eine Schule für Kinder besseren Standes. Die Goethes hatten sogar eine eigene Köchin. Der junge Wolfgang kam schon früh in den Genuss der Gaumenfreuden und erwartete ausgezeichnete Kochkünste auch von der eigenen Frau. Christiane Vulpius musste ihm später riesige Menüs kochen. Goethes Mutter galt überall als selbstbewußte, gutmütige und, trotz der geringen Schulbildung, geistreiche Frau. Da sie schon so früh verheiratet wurde, kam Catharina direkt aus den Händen der Eltern in die ihres ehrgeizigen Gatten. Ihr Ehemann bestand auf eine gebildete Gattin. Frau Goethe ließ sich das gern gefallen, sie las sehr gern. Der junge Goethe wurde so geprägt und wollte dann eine Frau, die nicht zu viel, aber auch nicht ganz ungebildet war. Goethes Mutter las alle Werke ihres Sohnes, ob gedruckt oder ungedruckt. Außerdem war sie sehr religiös, jedoch dabei in keiner Weise dogmatisch oder übertrieben, eher handfest und hilfreich. Diese Religiösität scheint Johann Wolfgang auch an Frauen zu schätzen, seine Lotte im Werther trägt festen Glauben in sich. Johann Wolfgang von Goethe wollte seine Mutter der Nachwelt als Frohnatur präsentieren. In Wirklichkeit hatte es Catharina Goethe alles andere als leicht. 1779 hatte ihr Mann einen Schlaganfall und war von da ab auf die Hilfe seiner Frau angewiesen, kurz darauf starben Tochter und Mutter. Der Herr Geheimrat Goethe machte im fernen Weimar Karriere, nur seine Frau Christiane hielt Kontakt zur Mutter in Frankfurt. Mit wachsendem Erfolg des Sohnes nahm Catharina Elisabeth ihre Rolle als Mutter des Genies immer mehr an und war stolz auf ihn. Sie unterhielt zahlreiche Kontakte, u.a. auch mit der Schriftstellerin Bettina von Arnim. Diese kam ab 1807 fast täglich, um mit Frau Goethe über ihren Sohn zu sprechen. Sie starb am 13. September 1808 in Frankfurt. Noch heute darf sie nicht sie selbst sein, sie ist immer „nur“ die Mutter des Dichters. Auf ihrem Grabstein steht: “Hier ruhet Goethes Mutter“.1

Meiner Ansicht nach war seine Mutter für den jungen Goethe und sein Frauenbild sehr prägend. Sie war häuslich und doch gesellig. Keine intellektuelle Konkurrenz für ihn, aber doch nicht ungebildet. Sie las gern Lyrik, so wie Goethe es seinen Werther auch an Lotte lieben lässt. Kein Zweifel, Teile der Persönlichkeit seiner Mutter ließ der Dichter in die Figur der Lotte fließen.

1 „Goethe-Briefe aus dem Elternhaus“. Hrsg. und eingeleitet von Ernst Beutler. Frankfurt am Main: Insel Verlag 1997

5. Charlotte Buff - das Vorbild für die Figur der Lotte

Charlotte Buff wurde am 11. Januar 1753 in Wetzlar geboren. Mit 19 Jahren, 1772, lernt sie den 23-jährigen Dichter Johann Wolfgang Goethe ebendort kennen. Nach einem dreimonatigen Aufenthalt in Wetzlar verschwindet Goethe ohne Abschied. Zwei Jahre später erscheint der Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“. Goethes erster großer Erfolg.

Kennen gelernt hatten sich die beiden auf einem Ball in Volpershausen. Goethe ist zu dieser Zeit Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar.1

Bei der ersten Begegnung ahnt Goethe genau wie Werther nicht, dass Charlotte bereits mit Johann Christian Kestner verlobt ist. Charlotte kümmert sich ebenso rührend um ihre zehn Geschwister wie Lotte im Roman. Auch der wahre Kestner arbeitet genauso viel und so fleißig wie Albert. Kestner schätzt Charlottes Häuslichkeit. Damals reichte dieser Grund augenscheinlich als Argument für eine Hochzeit. Doch auch Goethe scheint so zu denken, er beschreibt Lotte auch liebend gern als perfekte Hausfrau. Der Dichter Goethe schneidet sogar Bohnen und Erbsen zusammen mit Charlotte. Kestner passt es bald nicht mehr, dass seine Zukünftige so viel Zeit mit dem Dichter verbringt, er schreibt an einen Freund:“ (ich) geh zu meinem Mädchen, finde den Dr. Goethe da. (…) (ich) seh auch nicht gern, dass er bei meinem Mädchen allein bleiben und sie unterhalten soll.“ Nach dem einen Kuss, den es auch in Wirklichkeit gegeben hatte, zeigt Charlotte Goethe die kalte Schulter und wendet sich wieder ihrem Verlobten zu. Johann Wolfgang Goethe verlässt Wetzlar und am 4. April 1773 heiraten Kestner und Charlotte Buff. Das jung vermählte Brautpaar zieht nach Hannover. Statt Charlotte hält Kestner den Kontakt zu Goethe aufrecht, Charlotte ist beschäftigt mit der Erziehung ihrer zwölf Kinder. 1774 schickt Goethe dem Ehepaar seinen fertigen Roman. Er schreibt, jeder Partner solle es für sich lesen.2

[...]

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Das Frauenbild des jungen Goethe am Beispiel von 'Die Leiden des jungen Werther'
Université
http://www.uni-jena.de/
Cours
Proseminar: Der junge Goethe
Note
2,3
Auteur
Année
2006
Pages
18
N° de catalogue
V62852
ISBN (ebook)
9783638560177
ISBN (Livre)
9783638822442
Taille d'un fichier
484 KB
Langue
allemand
Mots clés
Frauenbild, Goethe, Beispiel, Leiden, Werther, Proseminar, Goethe
Citation du texte
Julia Grubitzsch (Auteur), 2006, Das Frauenbild des jungen Goethe am Beispiel von 'Die Leiden des jungen Werther' , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62852

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