Die folgende Arbeit soll einen Eindruck über die englische Ministerialverwaltung verschaffen. Das Hauptmerkmal soll sich nach der Funktionsweise, und noch weiter, der Machtstellung des englischen Civil Service richten. Die Komplexität um die waren Machtverhältnisse in der Exekutive Englands, macht eine Frage bezüglich der Rolle des Civil Service von Nöten. Richten wird sich die Arbeit an die These des Politikwissenschaftlers Rhoderick Rhodes. Dieser führte erstmals den Begriff „Kern-exekutiven“ (Core Executives)1 ein. Dieser besagt, dass die Frage nach dem Verhältnis von Premierminister und Kabinett irreführend ist. Nicht nur die formellen Akteure wie der Premierminister, das Kabinettsamt oder die Kabinettsauschüsse, sondern auch die informellen und traditionellen Treffen zwischen einzelnen Ministerien oder interministeriellen Arbeitsgruppen, müssen in den engeren Kreis der Politikvorbereitung miteinbezogen werden. Diese Vernetzung von Politkverantwortlichkeit und die Mischung von Theorie und Praxis, macht die eigentliche Durchleuchtung des britischen Spitzenbeamtentums sehr schwer. Auch die Unterschiedlichkeit des englischen Spitzenbeamten mit dem deutschen Adäquat erschwert die Verständigung zunehmend.
Der Civil Service und vor allem das Spitzenbeamtentum also die „Higher Civil Servants“ sind ausschließlich für die Regierung tätig. Das Prinzip der allgemeinen Neutralität wirft einige Fragen auf, inwieweit die Zusammenarbeit mit der jeweiligen Regierung verläuft. Die volle Unterstützung der Regierung, egal welcher Partei, ist jedoch auch ein Kritikpunkt. „The Civil Service is a bit like a rusty weathercock. It moves with opinion then it stays where it is until another wind moves it in a different direction“.2 (Tony Benn 1995. Historiker an der Queen Mary und Westfield Universität). Diese Feststellung ist als richtig einzustufen, jedoch wirft sie einige Fragen auf. Das zweite Kapitel dieser Arbeit wird versuchen diese These zu untersuchen. Aus den Schlussfolgerungen soll eine Kausalkette entstehen welche die Ursachen für die entstandenen Prinzipien auflistet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Historische Entwicklung des Civil Service
- II. Erscheinungsform des Civil Service
- 1) Aufbau der Schlüsselpositionen im Civil Service
- 2) Traditionelle Prinzipien und Funktionen in Whitehall
- 2.1) Neutralität durch öffentliche Diskretion und Disziplin
- 2.2) Der Grundsatz der Geheimhaltung
- III. Der Civil Service im Zuge der Reformen und Reformversuchen
- 1) Der Fulton Report als erster reformpolitischer Ansatz
- 2) Margret Thatcher als Katalysator der Reformwelle in der Ministerialbürokratie
- IV. „Generalisten“ und „Amateure“: Merkmale der Vergangenheit? (Schlussbetrachtung)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der englischen Ministerialverwaltung und analysiert die Funktionsweise und Machtstellung des Civil Service. Der Fokus liegt auf der Rolle des Civil Service in der Exekutive Englands und dem Verhältnis von Premierminister, Kabinett und Beamten. Die Arbeit beschäftigt sich mit der These des Politikwissenschaftlers Rhoderick Rhodes, der den Begriff „Kern-Exekutiven“ einführte und darauf hinweist, dass nicht nur die formellen Akteure, sondern auch informelle und traditionelle Treffen in die Politikvorbereitung einbezogen werden müssen.
- Entwicklung und Funktionsweise des Civil Service
- Traditionelle Prinzipien und Funktionen des Civil Service in Whitehall
- Reformen und Reformversuche des Civil Service
- Rolle des Civil Service in der Politikgestaltung
- Verhältnis von „Generalisten“ und „Amateuren“ im Civil Service
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik der englischen Ministerialverwaltung ein und stellt die These von Rhoderick Rhodes sowie die Komplexität der Machtverhältnisse in der Exekutive Englands vor. Die Arbeit untersucht die Rolle des Civil Service in diesem Kontext.
I. Historische Entwicklung des Civil Service
Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung und Entwicklung des Civil Service als viktorianische Einrichtung. Es thematisiert die Korruption des alten Beamtenapparats, die durch den Northcote-Trevelyan-Report im Jahre 1854 reformiert wurde. Die Reform führte zur Etablierung des modernen Civil Service und markierte die Geburtsstunde des heutigen Systems.
II. Erscheinungsform des Civil Service
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Struktur und den Funktionsweisen des Civil Service. Es erläutert den Aufbau der Schlüsselpositionen sowie die traditionellen Prinzipien und Funktionen in Whitehall, darunter die Neutralität durch öffentliche Diskretion und Disziplin sowie der Grundsatz der Geheimhaltung.
III. Der Civil Service im Zuge der Reformen und Reformversuchen
Dieses Kapitel analysiert die Reformbewegungen im Civil Service, beginnend mit dem Fulton Report als erstem reformpolitischen Ansatz. Es beleuchtet die Reformen, die von Margaret Thatcher in der Ministerialbürokratie initiiert wurden und langfristig ihr Ziel zu erreichen schienen.
Schlüsselwörter
Civil Service, Ministerialverwaltung, Whitehall, Premierminister, Kabinett, Rhoderick Rhodes, Kern-Exekutiven, Traditionelle Prinzipien, Neutralität, Geheimhaltung, Reformen, Fulton Report, Margaret Thatcher, „Generalisten“, „Amateure“.
- Quote paper
- Ioannis Orfanidis (Author), 2000, 'Generalisten' und 'Amateure': Merkmale der Vergangenheit?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62971