Ursachen der Diskrepanz zwischen der hohen Anzahl an Betrieben und der geringen Anzahl Auszubildender im deutschen Obstbau


Proyecto/Trabajo fin de carrera, 2006

98 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Verzeichnis der Abbildungen

Verzeichnis der Tabellen

Verzeichnis der Anlagen

Verzeichnis der Abkürzungen

Begriffsklärung

Einleitung

1. Problematik und Zielstellung

2. Fragestellung und Hypothesen

3. Untersuchungsmethodischer Weg

4. Darstellung der Ausgangssituation
4.1 Faktoren der betrieblichen Ausbildungsbereitschaft
4.2 Der Obstbau in Deutschland
4.2.1 Die Obstanbaugebiete in Deutschland
4.2.2 Größenstrukturen der deutschen Obstbaubetriebe
4.2.3 Strukturwandel im Obstbau
4.3 Ausbildungskosten im Obstbau
4.4 Saison Arbeitskräfte im Obstbau
4.5 Trends für die Ausbildung im Gartenbau in Deutschland
4.6 Demografische Entwicklung

5. Theoretische Auseinandersetzung mit den Hypothesen
5.1 Fachkräftebedarf im Obstbau
5.2 Die wirtschaftlichen Lage im Obstbau
5.3 Image und Berufsinformation
5.3.1 Das Image des Berufs Gärtner/in
5.3.2 Informationen zum Ausbildungsberuf Gärtner/in im Obstbau
5.4 Die geforderte „Ausbildungsreife“ für den Beruf Gärtner/in
5.5 Negativen Erfahrungen mit Auszubildenden als Ausbildungshemmnis
5.6.1 Berufschule als Ausbildungshemmnis
5.6.2 Durchschnittsalter der Lehrer in Deutschland
5.6.3 Anpassung der Lerninhalte an Veränderungen in der beruflichen Praxis
5.6.4 Zweiter Berufsschultag
5.6.5 Schulstandort

6. Überprüfung der Hypothesen durch eine Befragung
6.1 Fragebogenkonstruktion
6.2 Auswahlverfahren und Befragungsdurchführung
6.3 Ergebnisse der Befragung
6.4 Diskussion der Untersuchungsergebnisse

7. Schlussfolgerungen und Handlungsoptionen

8. Eigenständigkeitserklärung

9. Zusammenfassung
Quellenverzeichnis
Anlagen

Verzeichnis der Abbildungen

Abb. 1: Faktoren der betrieblichen Ausbildungsbereitschaft

Abb. 2: Übersicht der Apfelanbauflächen 2002 in Deutschland

Abb. 3: Verteilung der Baumobstflächen nach Betriebsgrößenklassen

Abb. 4: Entwicklung der Betriebe nach Größenklassen der Baumobstfläche

Abb. 5: Ausbildungskosten –Vollkosten –

Abb. 6: Ausbildungskosten – Teilkosten –

Abb. 7: Feste AK und Saison AK im Gartenbau

Abb. 8: Absolventen aus allgemein bildenden Schulen 2005 -2020

Abb. 9: Ausbildung über Bedarf

Abb. 10: Fragebogen Seite 1

Abb. 11: Fragebogen Seite 2

Abb. 12: Ergebnisse der Frage 3 (Ausbildungskapazität)

Abb. 13: Ergebnisse der Frage 4 im Diagram (Ursachen)

Abb. 14: Ergebnisse der Frage 5 im Diagram (Ursachen – wenig Bewerber)

Abb. 15: Ergebnisse der Frage 6 im Diagram (Ursachen – keine geeigneten Bew.)

Abb. 16: Ergebnisse der Frage 7 im Diagram (Ursachen – schlechte Erfahrungen)

Abb. 17: Ergebnisse der Frage 8 im Diagram (Ausbildungsabbrüche)

Abb. 18: Ergebnisse der Frage 9 im Diagramm (Ursache – Berufschule)

Verzeichnis der Tabellen

Tab. 1: Verhältnis der Auszubildenden zur Anzahl der Betriebe

im deutschen Gartenbau (2004)

Tab. 2: Verhältnis Obstbaubetriebe, Ausbildungsbetriebe, Auszubildende

in Länderübersicht

Tab. 3: Verkaufserlöse und Produktionswert des Obstbaus in Deutschland

im Vergleich mit den Auszubildendenzahlen

Tab. 4: Gewinn und Auszubildende in Relation

Tab. 5: Durchschnittliche Bewerberzahl auf einen Ausbildungsplatz in den

unterschiedlichen Berufsgruppen

Tab. 6: Vorzeitig gelöste Ausbildungsverträge im Obstbau

Tab. 7: Berufsschulstandorte Gartenbau

Tab. 8: Rücklaufgesamtheit nach Bundesländern

Tab. 9: Ergebnisse der Frage 4 als Prozentwerttabelle

Tab. 10: Ergebnisse der Frage 5 als Prozentwerttabelle

Tab. 11: Ergebnisse der Frage 6 als Prozentwerttabelle

Tab. 12: Ergebnisse der Frage 7 als Prozentwerttabelle

Tab. 13: Ergebnisse der Frage 8 als Prozentwerttabelle

Tab. 14: Ergebnisse der Frage 9 als Prozentwerttabelle

Tab. 15: Ausbildungskapazität nach Bundesländern

Verzeichnis der Anlagen

Anlage 1: Anerkennung als Ausbildungsbetrieb im Gartenbau

Anlage 2: Zuständige Stellen für die Berufsausbildung im Gartenbau

Anlage 3: Faktoren der betrieblichen Ausbildungskosten

Anlage 4: Image des Berufs Gärtner/in

Anlage 5: Anforderungen an Jugendliche für den Eintritt in eine Berufsausbildung im

Bereich der Agrarwirtschaft

Anlage 6: Einladungsanschreiben an die anerkannten Ausbildungsbetriebe im Obstbau

Zur Teilnahme an der Umfrage (e-Mail)

Anlage 7: Fragebogen zur Ausbildungssituation im Obstbau (online)

Anlage 8: Fragebogen zur Ausbildungssituation im Obstbau (Fax)

Begriffsklärung

- Ausbildungsquote -

Unter der Ausbildungsquote versteht man den Anteil der Auszubildenden an der Gesamtzahl aller Beschäftigten.

- Anerkannter Ausbildungsbetrieb für den Beruf Gärtner/in -

Um Auszubildende im Ausbildungsberuf Gärtner/Gärtnerin ausbilden zu können, müssen im wesentlichen zwei Voraussetzungen erfüllt sein:

1. Die persönliche und fachliche Eignung des Ausbildenden/Ausbilders;
2. Die Eignung der Ausbildungsstätte.

Gesetzliche Grundlagen sind das Berufsbildungsgesetz (BBiG) vom 14.08.1969 (BGBl. I S. 1112), die Verordnung über die Eignung der Ausbildungsstätte für die Berufsausbildung zum Gärtner/zur Gärtnerin vom 12. August 1997 (BGBl. I S. 2044) und die Ausbilder-Eignungsverordnung vom 16. Februar 1999 (BGBI. I S. 157) (Vgl. Anlage 1).

Einleitung

„Bildung und Qualifizierung sind die Grundlagen unseres Wohlstands. (…) Deshalb muss jeder junge Mensch, der am Anfang des Berufslebens steht, eine Perspektive erhalten. Von der Ausbildung und Qualifizierung unserer Jugend hängt die Zukunftsfähigkeit und Innovationskraft der deutschen Wirtschaft und der Gesellschaft insgesamt ab“ (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2004: 1). Ein nicht zu vernachlässigender Anteil der deutschen Wirtschaft stellt der Sektor Agrarwirtschaft dar. Mit rd. 21,65 Mrd. € hatten Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei im Jahre 2004 einen Anteil von 1,1 % an der gesamten Bruttowertschöpfung der Bundesrepublik Deutschland von 1995 Mrd. €. Die Erzeugung von Garten- und Obstbauprodukten machte 2004 mit rund 4,96 Mrd. € 11,5 % des Produktionswertes der Landwirtschaft aus. Allein der Wert der Obstbauprodukte betrug 1.026 Mrd. € (Vgl. BMVEL 2005: 8). Und auch im Hinblick auf die Ausbildungsleistung steht der Sektor Agrarwirtschaft, in den Forderungen des Ausbildungspaktes,[1] sehr gut da. Laut Berufsbildungsbericht liegt die Ausbildungsquote der Betriebe mit agrarwirtschaftlicher Produktion bei 6,6 (Vgl. Bundesregierung 2005: 133). Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge konnte 2005 bei den Gärtnern um 4,2 % erhöht werden (Vgl. DIHK 2005: 1). „Mit bundesweit rund 20.000 Ausbildungsverhältnissen stellt der Gärtner den bedeutendsten Ausbildungsberuf im Berufsfeld "Agrarwirtschaft" dar. Qualifizierte Fach- und Führungskräfte werden in vielen Bereichen des Gartenbaus gesucht und haben gute Berufschancen und Zukunftsperspektiven“ (LWK Weser-Ems 2005a).

Die Branche Gartenbau gliedert sich in 7 Fachrichtungen: Baumschule, Zierpflanzenbau, Gemüsebau, Garten- und Landschaftsbau, Staudengärtner, Friedhofsgärtner und Obstbau.

Für jede Fachrichtung gibt es entsprechend auch einen Ausbildungsberuf.

Die stärkste Fachrichtung ist der GaLaBau mit rund 12000 Betrieben gefolgt vom Zierpflanzenbau und dem Obstbau mit rund 9200 Betrieben (Vgl. ZVG 2005).

Wenn man die Ausbildungsstatistik der 7 Fachrichtungen des Gartenbaus jedoch genauer

betrachtet, bildet sich für den Obstbau ein deutliches Alleinstellungsmerkmal heraus.

Es besteht eine enorme Diskrepanz zwischen der Anzahl der Obstbaubetriebe und der Anzahl der Auszubildenden im deutschen Obstbau.

Die Ausbildungsquote im Gartenbau ist so hoch, weil der größte Teil der Auszubildenden aus der Fachsparte GaLaBau (Dienstleistungssektor) kommt, zwischen 1990 und 2000 stieg die Lehrlingszahl im GaLaBau um 115% (Vgl. Freyberg 2001: 57).

Der Produktionsgartenbau hat hingegen mit Nachwuchssorgen zu kämpfen, vor allem der Obstbau findet kaum Bewerber, 2004 gab es 262 Auszubildenden zum Gärtner/in in der Fachrichtung Obstbau.

Und das in einer Zeit in der seit Jahren das Problem Jugendarbeitslosigkeit immer wieder ganz oben auf der politischen Agenda steht.

1. Problematik und Zielstellung

Wie in der Einleitung bereits festgestellt wurde, besteht eine enorme Diskrepanz zwischen der Anzahl der Obstbaubetriebe und der Anzahl der Auszubildenden im deutschen Obstbau. Die folgende Tabelle verdeutlicht diese Feststellung.

Tab. 1: Verhältnis der Auszubildenden zur Anzahl der Betriebe im deutschen Gartenbau (2004)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigener Entwurf[2]

Auf 35 Obstbaubetriebe kommt nur ein Auszubildender, in den anderen Fachrichtungen ist dieses Verhältnis wesentlich enger.

Betrachtet man die Zahl der Auszubildenden im Obstbau im Vergleich der letzten Jahre von 1982-2004, wird keine große Veränderung deutlich. Die Anzahl pendelt um den Wert 240, die geringste Anzahl betrug 159 im Jahr 1991, die höchste Anzahl betrug 317 im darauf folgenden Jahr 1992 (Vgl. BML/BMVEL 2005). Doch es gibt auch Stimmen die einen Auszubildenden- Mangel feststellen. „Der Vorsitzender der Prüfungskommission Obstbau in Brandenburg Hans Eckert, sprach von Nachwuchssorgen in der Branche: Landesweit gibt es noch 6 bis 7 geprüfte Obstbaugärtner jährlich. `Das wäre früher nicht mal eine Lehrgruppe gewesen´“ (Eckert zitiert nach Klix 2001).

Da die Verteilung von Obstbau Betrieben in Deutschland regional stark variiert, kann die Annahme, dass Nachwuchssorgen in der Branche bestehen, nicht pauschal für Gesamtdeutschland geltend gemacht werden. Eine Analyse der Ausbildungsmarktsituation muss immer regional spezifisch erfolgen.

Die folgende Tabelle belegt, dass dieser Befund auch bestehen bleibt wenn man die Situation Bundesländer spezifisch betrachtet.

Tab. 2: Verhältnis Obstbaubetriebe, Ausbildungsbetriebe, Auszubildende in Länderübersicht

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigener Entwurf,[3]

Eine Ausnahme stellt das Bundesland Sachsen dar, es gibt in Sachsen nur 60 Obstbaubetriebe, die Anzahl der Auszubildenden mit 63 im Jahr 2004 übersteigt diesen Wert.

In allen anderen Bundesländern besteht eine starke Diskrepanz im Verhältnis Obstbaubetriebe zu Auszubildenden.

Sehr deutlich wird die Diskrepanz am Beispiel Schleswig-Holstein. Es gibt in Schleswig-Holstein ca. 130 Betriebe die Obstbau im Haupterwerb betreiben, von diesen 130 Betrieben sind lediglich 7 anerkannte Ausbildungsbetriebe, im Jahr 2004 gab es nur einen Auszubildenden mit der Fachrichtung Obstbau in ganz Schleswig-Holstein, 2005 hat kein[4] Jugendlicher eine Ausbildung begonnen.

Wo liegen die Ursachen für dieses Missverhältnis?

Gesamtwirtschaftlich werden oft die schleppende Konjunktur, und die mangelhafte Schulbildung der Jugendlichen als Hauptursachen genannt, doch so pauschal kann dies wohl für keinen Beruf und auch nicht für den Obstbau angenommen werden.

Bei der Betrachtung der Ausbildungssituation muss zunächst unterschieden werden in Betriebe die ausbilden dürfen „anerkannte Ausbildungsbetriebe“ und in Betriebe, die nicht ausbilden dürfen. Die für Deutschland insgesamt gültigen Anforderungen für die Anerkennung zum Ausbildungsbetrieb sind im Anhang unter (Anlage 1) einzusehen.

Eine umfassende Analyse der Ursachen für eine mangelnde Ausbildungsbereitschaft seitens der Betriebe, die noch nie ausgebildet haben, ist aufgrund der hohen Anzahl der Betriebe im Rahmen dieser Arbeit nicht zu bewältigen. Daher konzentriert sich die weitere Bearbeitung nur auf die Analyse der Ausbildungssituation anerkannter Ausbildungsbetriebe.

Dennoch möchte ich mögliche Ursachen, die aus Sicht von Obstbaubetrieben gegen eine Anerkennung als Ausbildungsbetrieb sprechen, kurz skizzieren.

Die Anerkennung als Ausbildungsbetrieb kann nicht erfüllt werden: wenn

- keine persönliche und fachliche Eignung des Ausbildenden/Ausbilders vorliegt, wenn
- keine Eignung der Ausbildungsstätte besteht (z.B. Betrieb zu klein, Anbau zu einseitig)

Weitere Gründe die gegen eine Anerkennung sprechen: sind

- der bürokratische Aufwand für eine Anerkennung wirkt abschreckend
- Informationsdefizit über die Anforderungen an einen Ausbildungsbetrieb
- Existenznot, (man möchte Auszubildenden keinen unsicheren Ausbildungsplatz bieten)
- kein entsprechender Fachkräftebedarf
- Fachkräftebedarf mit Berufserfahrung
- die Ausbildungskosten sind zu hoch

Da in dieser Arbeit lediglich die Ausbildungssituation der anerkannten Ausbildungsbetriebe eine Rolle spielen soll, ist zunächst zu hinterfragen ob eine höhere Ausbildungsquote durch die bestehende Anzahl anerkannter Ausbildungsbetriebe zu realisieren wäre.

Wenn das Verhältnis von anerkannten Ausbildungsbetrieben (ca. 213) zur Anzahl der Auszubildenden (262 im Jahr 2004) betrachtet wird, ergibt sich ein Durchschnitt von 1,2 Auszubildenden pro Betrieb. Aufgrund dieses geringen Durchschnittes läßt sich annehmen, dass die Ausbildungskapazität in vielen Betrieben nicht ausgelastet ist. Um noch einmal die Bundesländer Sachsen und Schleswig-Holstein als Beispiele herauszugreifen, in Sachsen bilden 11 Ausbildungsbetriebe im Jahr 2004 63 Auszubildende aus, im Durchschnitt hat jeder Betrieb 6 Auszubildende, ob die Ausbildungskapazität der Betriebe damit ausgelastet ist, kann an dieser Stelle noch nicht beantwortet werden. In Schleswig-Holstein gibt es 7 Ausbildungsbetriebe jedoch nur einen Auszubildenden, es wären theoretisch noch viele Ausbildungsplätze frei.

Diese Beispiele sollen verdeutlichen, dass der Durchschnitt von Auszubildenden pro Betrieb weit über dem aktuellen Durchschnitt von 1,2 liegen könnte.

Welche Ursachen bedingen die geringe Auslastung der Ausbildungskapazität?

Das Ziel dieser Arbeit ist es Ursachen zu analysieren, die einer höheren Ausbildungsquote im Obstbau entgegenwirken. Auf das Thema der Arbeit bezogen heißt dies, Ursachen zu finden, zu analysieren und zu evaluieren, welche die große Diskrepanz erklären, zwischen der hohen Anzahl an Betrieben und der geringen Anzahl Auszubildender im deutschen Obstbau.

Nur wenn die Ursachen für die geringe Anzahl von Auszubildenden im deutschen Obstbau bekannt sind, können gezielte Maßnahmen ergriffen werden um zu einer höheren Ausbildungsquote im Obstbau zu kommen. Aus dem Ergebnis der Ursachen-Analyse ergeben sich eventuell Möglichkeiten, für die an der Ausbildung beteiligten Seiten (Betriebe, Schule und Politik), auf diese Ursachen mit gezielten Maßnahmen zu reagieren.

2. Fragestellung und Hypothesen

Um wissenschaftlich fundierte Aussagen zur Thematik treffen zu können, ist zu hinterfragen, wie die in Punkt 1 angestrebten Ziele erreicht werden sollen. Hieraus ergeben sich eine Fragestellung und Hypothesen, welche auf einer Annahme der Ursachen beruhen, die die Diskrepanz zwischen der hohen Anzahl an Betrieben und der geringen Anzahl an Auszubildenden im deutschen Obstbau erklären.

Im folgenden Abschnitt soll stichpunktartig skizziert werden, welche Ursachen anzunehmen sind. Diesen Fragen folgen mögliche Antworten, welche komprimiert dargelegt werden und zusammenfassenden Charakter besitzen. Auf einzelne, wesentliche Punkte wird im Verlauf der Arbeit tiefer eingegangen.

Fragestellung: Warum haben anerkannte Ausbildungsbetriebe im Obstbau

keine oder nur wenige Auszubildende?

Die Ursachen, sich gegen die Aufnahme von Auszubildenden zu entscheiden, lassen sich voraussichtlich nicht auf einen Punkt reduzieren. Jeder Betrieb handelt individuell, bedingt durch betriebliche Zwänge, der eigenen Erfahrung und Umständen die entweder von der Region, von den Bewerbern oder von anderen Gründen beeinflusst werden.

Darum wird hier versucht ein breites Spektrum möglicher Ursachen zu nennen.

- Kein Bedarf
- Genug Auszubildende
- Können nicht übernommen werden
- Wirtschaftliche Gründe
- Schwierige wirtschaftliche Lage
- Zurzeit ist kein Ausbilder (Meister) im Betrieb beschäftigt
- Der Betriebsleiter mit Ausbildereignung hat keine Zeit
- Keine Bewerber
- Das Image des Berufes ist in der öffentlichen Meinung zu schlecht
- Genaue Informationen über den Beruf sind ungenügend verbreitet
- Der Ausbildungsberuf Gärtner/in im (Obstbau) wird als zu anstrengend empfunden
- Keine geeigneten Bewerber
- Mangel an Motivation
- Bewerber haben zu schlechte Eingangsqualifikationen
- Bewerber sind zu unflexibel/unmobil
- Konsequenz schlechter Erfahrungen
- Lehrlinge brachten schlechte Leistungen
- Fehlzeiten waren zu hoch
- zu häufige Ausbildungsabbrüche
- Die Berufschule behindert eine qualitative Ausbildung, aus Sicht der Betriebe
- Lehrer sind zu alt
- Lerninhalte sind nicht mehr aktuell
- Lehrlinge sind zu viele Tage in der Berufschule
- Der Schulstandort ist zu weit weg

Hieraus lassen sich folgende Hypothesen ableiten:

Hypothesen

1. Wenn der eigene Bedarf an Fachkräften im Betrieb bereits gedeckt ist sinkt die
Bereitschaft über den eigenen Bedarf hinaus auszubilden.
2. Je schlechter sich die wirtschaftlich Lage, der anerkannter Ausbildungsbetriebe
im Obstbau darstellt, desto geringer ist die Bereitschaft seitens der Betriebe
neue Ausbildungsverhältnisse abzuschließen.
3. Die geringe Anzahl an Bewerbern für einen Ausbildungsplatz im Obstbau ist eine
Folge mangelnder Informationen über den Beruf Gärtner/in im Obstbau und eines
oftmals unattraktiv dargestellten Berufsbildes.
4. Die geringen Auszubildendenzahlen im Obstbau sind eine Konsequenz des Mangels
an geeigneten Bewerbern.
5. Je häufiger schlechte Erfahrungen mit Auszubildenden gemacht wurden, desto
geringer ist die Bereitschaft, seitens der anerkannten Ausbildungsbetriebe im Obstbau,
erneut Auszubildende einzustellen.
6. Die duale Berufsausbildung fußt auf zwei Säulen, Berufschule und Ausbildungsbe-
trieb. Wenn die Berufsschule aus betrieblicher Sicht behindernd wirkt, sinkt die
Bereitschaft, der anerkannten Ausbildungsbetriebe im Obstbau, für eine Beteiligung
an der Ausbildung.

3. Untersuchungsmethodischer Weg

Für die Überprüfung der Hypothesen ist es notwendig, einen systematisch aufgebauten, untersuchungsmethodischen Weg einzuschlagen. Die beschriebenen Positionen werden nachfolgend unter Punkt 5 theoretisch überprüft.

In der anschließenden Untersuchung wird ein Fragebogen entwickelt (Punkt 6.1), um die theoretisch geprüften Hypothesen mittels einer Repräsentativbefragung aller anerkannten Ausbildungsbetrieben im Obstbau empirisch zu überprüfen.

Die Befragung der Ausbildungsbetriebe soll repräsentative Informationen erheben, die

über das Ausbildungsverhalten und Ausbildungsentscheidungen der Betriebe Auskunft geben. Die aktuelle Ausbildungssituation und Ursachen für die geringe Zahl Auszubildender in den Betrieben werden abgefragt. Darüber hinaus wird ein aktuelles Meinungsbild darüber angestrebt, wie Entscheidungsträger ausbildender Betriebe (Inhaber bzw. Personal- und Ausbildungsleiter) die Ursachen von Ausbildungshemmnissen einschätzen.

Die Darstellung des Verfahrens der Repräsentativbefragung erfolgt unter dem Punkt 7.2

Die Grundgesamtheit der Untersuchung bilden die rund 215 anerkannten Ausbildungsbetriebe für den Beruf Gärtner/in in der Fachrichtung Obstbau in Deutschland.

Grundlage für den Kontakt zu den Betrieben bilden Adressenlisten der anerkannten Ausbildungsbetriebe Fachrichtung Obstbau aus den jeweiligen Bundesländern.

Diese wurden bei der jeweilig zuständigen Stelle angefordert. (je nach Bundesland unterschiedlich: Landwirtschaftskammer, Gartenbaukammer, Senatsverwaltung, Ministerium für Landwirtschaft) (siehe Anlage 2).

Den Abschluss der Untersuchung bildet die Auswertung der Ergebnisse der durchgeführten Repräsentativbefragung (Punkt 6.3 und 6.4).

Als Abschluss der wissenschaftlichen Hausarbeit werden mögliche Handlungsoptionen, auf Basis der erbrachten Ergebnisse, für eine Erhöhung der Ausbildungsquote im Obstbau aufgezeigt.

4. Darstellung der Ausgangssituation

4.1 Faktoren der betrieblichen Ausbildungsbereitschaft

Bei einer Beschäftigung mit den Ursachen, warum anerkannte Ausbildungsbetriebe im Obstbau keine oder nur wenige Auszubildende haben, sollte zunächst gefragt werden wovon die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe abhängt.

Dazu wird im Folgenden zwischen einer einzelwirtschaftlichen, einer gesamtwirtschaftlichen und einer gesellschaftlichen Ebene unterschieden. Die Darstellung nach Ebenen soll die relevanten Faktoren für eine Ausbildungsbereitschaft transparent machen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Es handelt sich bei dieser Einteilung um eine theoretische Ebene, die eine Analyse relevanter Einflussfaktoren der betrieblichen Ausbildungsbereitschaft erleichtern soll.

Die einzelwirtschaftliche Ebene bezieht sich dabei auf das ökonomische Interesse des einzelnen Betriebes an der Ausbildung. Betriebe verfolgen bei einer zu treffenden Ausbildungsentscheidung das Ziel, Kosten und Nutzen einer Ausbildung gegenüberzustellen und den Nettonutzen der Ausbildung möglichst zu maximieren (Vgl. Beicht/Walden/Herget 2004). Hierbei sind zwei Möglichkeiten einer positiven Nutzenbilanz zu unterscheiden.

Investitionsorientierte Unternehmen sehen Ausbildung als langfristige Investition, die sich erst später – nach Übernahme des Auszubildenden in ein Beschäftigungsverhältnis – für den Betrieb rentiert. Produktionsorientierte Unternehmen können die Ausbildungskosten durch einen wirtschaftlichen Einsatz der Auszubildenden in der laufenden Produktion kompensieren[5] (Vgl. Becker 1993).

Für Betriebe mit einer ausgeprägten Investitionsorientierung dürfte der zu deckende Fachkräftebedarf von wesentlicher Bedeutung für eine Beteiligung an der Ausbildung sein. Dies sind in der Regel größere Betrieb die eine höhere Zahl Beschäftigter und somit auch einen gewissen Ersatzbedarf haben.

Von Bedeutung für die Ausbildungsbereitschaft ist ebenfalls eine positive Wirkung der Ausbildung für das Ansehen des Betriebes in der Öffentlichkeit und bei Kunden (Vgl. Walden 2005: 97). Die Ausbildungskosten dürften für Betriebe mit Investitionsorientierung nicht von zentraler Bedeutung sein, Solange die Kosten ein bestimmtes Niveau nicht überschreiten. Insbesondere müssen die Ausbildungsvergütungen deutlich unter dem Lohn für eine ungelernte Arbeit liegen (Vgl. Beicht/Walden 2004).

Bei den Betrieben mit Produktionsorientierung sind die Ausbildungskosten, die wirtschaftliche Situation und Auftragslage von großer Bedeutung, da diese Faktoren entscheiden ob sich eine Ausbildung lohnt (Vgl. Walden 2005: 98).

Neben den mit einer Ausbildung verfolgten Zielen ist für die Ausbildungsentscheidung eines Betriebs von unmittelbarer Bedeutung, inwieweit abgesehen von der zu erfüllenden Anerkennung als Ausbildungsbetrieb, Personal und Zeit für eine Betreuung der Auszubildenden zur Verfügung stehen. Die wirtschaftliche Situation des Betriebes ist natürlich auch in Abhängigkeit mit der gesamtwirtschaftlichen Lage zu sehen. Eine gute Konjunktur wirkt sich tendenziell positiv auf die Auftragslage und somit auch auf die Ausbildungsbereitschaft aus.

Die bisher angesprochenen ökonomischen Aspekte können die betriebliche Ausbildungsbereitschaft nicht vollkommen erklären. Von Bedeutung sind darüber hinaus Faktoren, die auf der gesellschaftlichen Ebene angesiedelt sind. Die Duale Ausbildung in Deutschland ist eine gewachsene institutionelle Struktur die in der Regel bei den Betrieben angesehen und anerkannt ist. Die Berufsschule wird für ihren Teil der Berufsausbildung von den Betrieben als wichtigen Partner angesehen. Hinzu kommt, dass Betriebe in Deutschland, einen Nutzen in anerkannten Zertifikaten sehen (Gesellenprüfung, Meisterbrief usw.).

Neben dieser institutionellen Struktur sind noch Werte und Normen von Bedeutung. Hier geht es insbesondere darum, inwieweit Betriebe auch ein gesellschaftliches Engagement für die Ausbildung der heranwachsenden Generation entwickeln und ihre ökonomischen Interessen ein Stück weit zurückstellen.

Auf der Grundlage der skizzierten Faktoren soll nun untersucht werden welche Aussagen sich über die Ausbildungsbereitschaft der anerkannten Ausbildungsbetriebe im Obstbau treffen lassen.

4.2 Der Obstbau in Deutschland

Eine Besonderheit des Obstbaus stellt die Betriebsverteilung nach Obstanbaugebieten dar. Das Angebot von Ausbildungsplatzbewerbern wird durch die Anzahl der Ausbildungsbetriebe stark mit beeinflusst. Ist die Dichte an Ausbildungsbetrieben in einer Region sehr hoch, sinkt dadurch das Angebot an Ausbildungsplatzbewerbern.

Im Folgenden wird die Verteilung der Obstbaubetriebe in Deutschland beschrieben.

4.2.1 Die Obstanbaugebiete in Deutschland

Der Obstbau in Deutschland konzentriert sich durch Bodenverhältnisse, klimatische Bedingungen und geschichtliche Entwicklung auf folgende Hauptanbaugebiete.

Die Bodenseeregion, die Niederelbe „Altes Land“, die Sachsen-Elbe Region, der Rhein-Sieg Kreis in Nordrhein Westfalen, das Havel Gebiet in Brandenburg, die Region um Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern und der Ortenaukreis in Baden-Württemberg.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Übersicht der Apfelanbauflächen 2002 in Deutschland (Keckl 2005: 10)

Um die Bedeutung der Betriebsverteilung für die Ausbildungssituation darstellen zu können, werden die verschiedenen Obstanbaugebiete kurz vorstellet.

Bodenseeregion und Baden Württemberg

Der Obstbau am Bodensee hat eine lange Tradition. Ortschaftsnamen wie Birnau, Apflau oder Nußdorf zeugen davon, dass in diesem vom Bodensee klimatisch begünstigten Gebiet der Obstbau sehr früh beheimatet war. In den klein parzellierten Gemischtbetrieben der Region diente der Obstbau sehr lange der Selbstversorgung und wurde in den Krisenzeiten zur Volksernährung herangezogen. Ab den 50 Jahren hat der Obstbau einen Wandel durchgemacht, wie kaum ein anderer landwirtschaftlicher Bereich, und bedingt durch den außerordentlichen Verdrängungswettbewerb innerhalb der Europäischen Gemeinschaft. Mit dem Generalplan zur Neuordnung des Obstbaus in Baden-Württemberg wurde der Grundstock gelegt für den heutigen modernen Obstbau, wie er am Bodensee anzutreffen ist. Heute ist Baden-Württemberg mit den drei Obstlandschaften Bodensee, Rheinebene und Neckar-Tauber das bedeutendste Obstbauland in Deutschland. 21.315 ha werden von ca. 9.000 Betrieben im Land bewirtschaftet (Anmerkung des Verfassers: hier drunter aber auch viele Nebenerwerbsbetriebe) (Vgl. Ministerium für Ernährung und ländlichen Raum, Baden-Württemberg 2005b). Mit ca. 30 % der Obstbaufläche ist Baden-Württemberg der größte Obstproduzent und Vermarkter in der Bundesrepublik. Jeder zweite Apfel, der in Deutschland erzeugt wird, kommt aus Baden-Württemberg. Nicht nur flächenmäßig, sondern auch betriebszahlenmäßig ist Baden-Württemberg stärkstes Obstbauland in Deutschland. Statistisch gesehen befindet sich hier jeder zweite Obstbaubetrieb. Doch wie in der gesamten Landwirtschaft findet der Strukturwandel auch im Erwerbsobstbau statt. Im Zeitraum von 1992 bis 1997 haben 3.500 Betriebe die Produktion aufgegeben, was einem Rückgang von ca. 25 % entspricht (Vgl. ebd.). Dieser Trend setzt sich auch heute noch fort. Während die Anzahl der Betriebe abnimmt, nimmt die jeweils bewirtschaftete Fläche zu. Im statistischen Durchschnitt bewirtschaften Baden-Württembergische Obstbaubetriebe etwa 2 Hektar. Hinter dieser Zahl verstecken sich jedoch viele Nebenerwerbsbetriebe. In Abhängigkeit von der Spezialisierung auf eine Obstkultur beträgt die Anbaufläche der Vollerwerbsbetriebe im Schnitt zwischen 5 und 40 Hektar. In der Regel können diese Flächen nicht mehr durch die Familienbetriebe alleine bewirtschaftet werden. Zur Ernte oder zu anderen Arbeitsspitzen müssen daher Saisonarbeitskräfte hinzugezogen werden. (Vgl. Fachgruppe Obstbau, 2004a / Ministerium für Ernährung und ländlichen Raum, Baden-Württemberg 2005b)

[...]


[1] Nationaler Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland vom 16. Juni 2004. Mit diesem

Pakt haben sich Wirtschaft und die ehemalige Bundesregierung verpflichtet, gemeinsam die Ausbildungs-

leistung in den nächsten drei Jahren deutlich zu erhöhen. (Vgl. Ausbildungs-Pakt, 2004)

[2] Anzahl der Betriebe nach Angaben des ZVG 2005

Anzahl der Auszubildende 2004 nach BMVEL-Statistik 2005

[3] - Angaben Ausbildungsbetriebe: Anfrage bei den zuständigen Stellen für Ausbildung (Anlage 2) - Angaben Auszubildende: (BMVEL-Statistik 2005) - Angaben Obstbau Betriebe: Die Nr. in Klammern entsprechen den Quellennr. des Quellenverzeichnisses. (2005 wurde deutschlandweit eine Gartenbauerhebung durchgeführt, die Ergebnisse werden leider erst im kommenden Frühjahr erwartet. Daher liegen meine Angaben zu den Betriebszahlen, der jeweiligen Bundesländer, aus unterschiedlichen Jahrgängen vor.)

[4] Christiane Nissen, Ausbildungsberaterin LWK-Schleswig Holstein (e-Mail Oktober 2005)

[5] Die Unterscheidung zwischen Investitions- und Produktionsorientierung geht zurück auf den amerikani- schen Bildungsökonom Gary S. Becker

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Detalles

Título
Ursachen der Diskrepanz zwischen der hohen Anzahl an Betrieben und der geringen Anzahl Auszubildender im deutschen Obstbau
Universidad
Humboldt-University of Berlin  (Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät)
Curso
Staatsexamen
Calificación
1,3
Autor
Año
2006
Páginas
98
No. de catálogo
V63345
ISBN (Ebook)
9783638564144
ISBN (Libro)
9783640476374
Tamaño de fichero
1769 KB
Idioma
Alemán
Notas
Der Produktionsgartenbau hat aktuell mit Nachwuchssorgen zu kämpfen, vor allem der Obstbau findet kaum Bewerber, 2004 gab es 262 Auszubildenden zum Gärtner/in in der Fachrichtung Obstbau. Und das in einer Zeit in der seit Jahren das Problem Jugendarbeitslosigkeit immer wieder ganz oben auf der politischen Agenda steht.
Palabras clave
Ursachen, Diskrepanz, Anzahl, Betrieben, Anzahl, Auszubildender, Obstbau, Staatsexamen
Citar trabajo
Harm Sönksen (Autor), 2006, Ursachen der Diskrepanz zwischen der hohen Anzahl an Betrieben und der geringen Anzahl Auszubildender im deutschen Obstbau, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63345

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