Diese Arbeit befasst sich mit dem Phänomen des türkischen Demokratiemodells, das sich seit der Republikgründung als dualistisch und sehr widersprüchlich aufweist. Einerseits, wurden die demokratischen Grundlagen der modernen Türkei durch das autoritäre Regime von Mustafa Kemal Atatürk aufgebaut, dessen Legitimation historisch begründet in der Krise des Osmanischen Reichs und der damit verbundenen außenpolitischen Aufteilung des Landes lag. Der an seiner Wirkkraft zunehmende Kemalismus betrachtete den Islam als eine Art „Bedrohung der nationalstaatlichen Integrität“ und als einen Störfaktor in den Modernisierungsprozessen. Er versuchte die Religion als wichtigsten Bestandteil der türkischen Kultur ganz zu beseitigen. Andererseits, hat sich dann auch das türkische strikte Laizismusverständnis im Zeitverlauf unter außenpolitischem Druck so transformiert, dass Islam nicht nur wieder an seiner Bedeutung gewann, sondern sich sogar stark politisierte. Wie hat sich aber die Demokratisierung in der Türkei zwischen diesen zwei antagonistischen Strömungen, also dem Kemalismus und dem politischen Islam, entwickelt und zu welchem Ergebnis kommt man heute? Welche politischen Akteure waren an den Transformationsprozessen beteiligt und welche Rolle wurde ihnen beigemessen? Eine objektive komparative Analyse der typischen Kennzeichen des Kemalismus und des politischen Islams in der Türkei ist sehr relevant, denn daraus lässt sich ein gutes Bild nicht nur über die Besonderheiten des türkischen Regierungssystems, sondern auch über die außenpolitischen Perspektiven, wie z.B. im Hinblick auf aktuelle Debatte um den Beitritt der Türkei in die Europäische Union zusammenstellen. Das Ziel meiner Arbeit ist also den Systemwandel in der Türkei unter den zwei oben genannten Gesichtspunkten aufzuklären und dadurch einen Erklärungsversuch für das gegenwärtige Demokratieverständnis zu wagen. Bei der Literaturrecherche lehnte ich mich hauptsächlich an den Werken solcher Autoren wie F.Adanir, G.Seufert, H.Wehling, C.Leggewie, M.Bozdemir, den unterschiedlichen Texten aus unserem Grundkurs I sowie den elektronischen Zeitungen an.
Im Folgenden möchte ich auf das kemalistische Konzept, seine Entstehungsursachen, die sechs wichtigsten Grundprinzipien ausführlich eingehen, danach den Stellenwert der Militärs und das Einparteiensystem kurz beschreiben. Im nächsten Schritt wird der politische Islam, seine Hintergründe, Formen und intensive Entwicklung ab 1980 untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kemalismus
- Entstehungsgründe
- Sechs Grundprinzipien
- Einparteiensystem- die CHP und das Militär
- Politischer Islam
- Hintergründe
- Funktionen des politischen Islams nach 1980
- Kritik: Kemalismus plus Islamismus gleich Demokratie?
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Phänomen des türkischen Demokratiemodells, das sich seit der Republikgründung als dualistisch und sehr widersprüchlich aufweist. Sie untersucht die Entwicklung der Demokratie in der Türkei zwischen den zwei antagonistischen Strömungen, dem Kemalismus und dem politischen Islam.
- Entstehungsgründe und Prinzipien des Kemalismus
- Die Rolle des Islams in der türkischen Geschichte und Gesellschaft
- Die Entwicklung des politischen Islams in der Türkei
- Der Einfluss des Kemalismus und des politischen Islams auf die Demokratie in der Türkei
- Die Bedeutung des türkischen Demokratiemodells für die internationale Politik
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und skizziert den dualistischen Charakter des türkischen Demokratiemodells zwischen Kemalismus und politischem Islam. Sie beleuchtet die historischen und politischen Hintergründe der türkischen Republikgründung und den Einfluss des Kemalismus auf die Entwicklung des Landes.
- Kemalismus: Dieses Kapitel geht auf die Entstehungsursachen des Kemalismus ein und präsentiert die sechs wichtigsten Grundprinzipien. Es beleuchtet die Rolle des Einparteiensystems und des Militärs in der türkischen Politik.
- Politischer Islam: Dieses Kapitel untersucht die Hintergründe und Funktionen des politischen Islams in der Türkei, insbesondere nach 1980. Es beleuchtet die Bedeutung der türkischen Re-Islamisierung und ihre Folgen für die Gesellschaft und Politik.
- Kritik: Kemalismus plus Islamismus gleich Demokratie?: Dieses Kapitel analysiert den kritischen Vergleich der beiden Ideologien im Bezug auf die Demokratiewerte und stellt die Folgen des türkischen Nationalismus und Laizismus für den Aufbau der demokratischen Gesellschaft in Frage.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den wichtigsten Schlüsselbegriffen und Themenfeldern des türkischen Demokratiemodells, darunter Kemalismus, politischer Islam, Laizismus, Nationalismus, Modernisierung und Demokratisierung. Sie analysiert den Einfluss dieser Konzepte auf die politische Entwicklung der Türkei und die Rolle des Militärs und der politischen Akteure im Systemwandel.
- Citar trabajo
- Luiza Usmanova (Autor), 2006, Die Türkei zwischen dem Kemalismus und dem politischen Islam: eine Demokratie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63928