Aimé Césaires Begriff der Négritude erfuhr unterschiedliche Deutungen – so sah Jean-Paul Sartre die Négritude in seinem berühmten Vorwort Orphée noir als einen racisme antiraciste.
Doch wie stellte Césaire den Begriff der Négritude in seinem Werk Cahier d’un retour au pays natal ursprünglich dar? Wie definierte er ihn und welche Eigenschaften spricht er ihm zu? Kann man die Négritude wirklich als einen racisme antiraciste auslegen?
Mithilfe der einzelnen Passagen, in denen Césaire in seinem Cahier das Wort Négritude benutzt und näher erläutert, werde ich versuchen herauszufinden, wie er diesen Begriff versteht und was er damit verbindet. Anschließend stelle ich seinen Begriff der Négritude den Kritiken gegenüber, die ihm entgegengebracht werden, und werde abschließend erörtern, ob die herangetragene Kritik wirklich tragbar ist.
Die erste Nennung der Négritude erfolgt durch Césaire in seinem Cahier in Verbindung mit Haiti und dem dortigen Sklavenaufstand unter Führung von Toussaint Louverture. Dieser Nennung geht eine Beschreibung der Missstände auf Césaires Heimatinsel Martinique voraus, die „eine Abrechnung des Autors mit dem Klischee der glücklichen Antillen und ihrer sorglosen Menschen“ ist.
So rechnet er in den Anfangszeilen des Cahiers mit den Hütern der weltlichen und geistigen Ordnung ab:
Va-t-en, lui disais-je, gueule de flic, gueule de vache, va-t-en je déteste les larbins de l’ordre et les hannetons de l’espérance. Va-t-en mauvais gris-gris, punaise de moinillon.
Césaire kritisiert darin die koloniale Situation, die für ihn in besonderem Maße durch den Polizisten („gueule de flic“) und den Priester („moinillon“) repräsentiert wird:
La police et l’église sont pour Césaire le contraire de la liberté d’expression, et, au delà de l’écriture, de la liberté du peuple. Ils sont la représentation du pouvoir de la société coloniale – le premier s’occupe de la répression physique et le deuxième de la répression spirituelle – qui domine la société colonisée.
Inhaltsverzeichnis
- Der Begriff der Négritude in Aimé Césaires Cahier d'un retour au pays natal
- Césaires Kritik an der kolonialen Situation
- Haiti als Symbol der Négritude
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Aimé Césaires Begriff der Négritude im Kontext seines Werkes "Cahier d'un retour au pays natal". Die Untersuchung fokussiert auf die Entstehung und Entwicklung des Begriffs sowie die spezifische Bedeutung, die Césaire ihm zuschreibt. Dabei wird auch die Frage beleuchtet, inwiefern die Négritude als ein "racisme antiraciste" verstanden werden kann.
- Die Definition und Bedeutung des Begriffs "Négritude" in Césaires Werk
- Die Kritik an der kolonialen Situation und deren Auswirkungen auf die schwarze Bevölkerung
- Das Symbol Haiti als Sinnbild für die Négritude und die Kraft der schwarzen Selbstbehauptung
- Die Kritik an den Interpretationen der Négritude als "racisme antiraciste"
- Die Herausarbeitung der komplexen und vielschichtigen Bedeutung der Négritude
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text beginnt mit einer Einordnung des Begriffs der Négritude und der verschiedenen Interpretationen, die ihm entgegengebracht werden. Im Zentrum der Arbeit steht die Analyse des Werkes "Cahier d'un retour au pays natal" von Aimé Césaire, in dem der Begriff der Négritude zum ersten Mal auftaucht.
Im ersten Kapitel werden die kritisierten Missstände auf Martinique, der Heimat Césaires, beleuchtet. Césaire beschreibt die koloniale Situation, die geprägt ist von Unterdrückung, Rassismus und Diskriminierung. Er kritisiert die Rolle der Polizei und der Kirche als Repräsentanten des kolonialen Machtgefüges. Im weiteren Verlauf des Kapitels analysiert die Arbeit Césaires Kritik an der kolonialen Bildung und deren mangelnde Relevanz für die schwarzen Einwohner der Insel.
Das zweite Kapitel fokussiert sich auf Haiti, das im Text als ein Schlüsselmoment in der Geschichte der Négritude herangezogen wird. Die Arbeit analysiert Haiti als Symbol für die schwarze Selbstbehauptung und die erfolgreiche Rebellion gegen die Sklaverei. Dabei wird deutlich, wie Haiti für Césaire ein Vorbild für die schwarze Bevölkerung der französischen Kolonien darstellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Begriff der Négritude in Césaires Werk "Cahier d'un retour au pays natal". Die zentralen Themen sind die koloniale Situation, die Kritik an der französischen Kolonialherrschaft, die Rolle von Haiti in der Geschichte der Négritude, sowie die Bedeutung des Begriffs als Ausdruck der schwarzen Selbstbehauptung. Der Text thematisiert die kulturelle Identität der schwarzen Bevölkerung, die Rolle der Sprache und Literatur sowie die Herausforderungen des postkolonialen Diskurses.
- Quote paper
- Andreas Kirchmann (Author), 2006, Der Begriff der Négritude in Aimé Césaires Cahier d'un retour au pays natal, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63965