Interconnection: Bill and Keep?


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2006

22 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Die Einleitung

2. Das Modell

3. Die gleichgewichtige Anschlussgebühr

4. Die Weiterleitungsgebühr

5. Die Schlussfolgerungen

Anhang

Literaturverzeichnis

1. Die Einleitung

Die Grundlagen meiner folgenden Ausführungen beschäftigen sich mit einer Netzwerkindustrie, bezugnehmend auf die Telekommunikationsbranche. Um umfangreiche Dienstleistungen in diesem Bereich anbieten zu können, müssen die einzelnen Firmen kooperieren. Jedoch nimmt jede Firma für sich ihre Kunden unter Vertrag. Sind die Netzwerke der Unternehmen für Konkurrenten zugänglich, impliziert dies, dass die Firmen sowohl im Betrieb als auch in der Preisbildung zusammenarbeiten müssen bzw. wollen um ihre Ergebnisse zu optimieren. In diesem Kontext spielt die regulierungspolitische Diskussion um Bill and Keep- Arrangements gegenwärtig eine vehemente Rolle. Bei diesem Abrechnungsverfahren bleiben die Netze zusammengeschaltet und tauschen Dienstleistungen aus. Diese Ströme werden aber nicht als Interconnectionleistung untereinander verrechnet, sondern die Netze vereinnahmen ein Ent-to-End-Entgelt direkt vom Telefonnutzer.

Die Reformen in den US-amerikanischen und europäischen lokalen Telekommunikationsfestnetzen haben das Potential des Wettbewerbs zwischen Netzwerken besonders hervorgehoben. Schlüsselelement im Wettbewerb ist die Tatsache der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen den konkurrierenden Netzwerken. Die Kosten für die Bereitstellung von Gesprächen zwischen und möglicherweise sogar innerhalb eines Netzes, werden durch Preisabsprachen und der Vereinbarung einer Weiterleitungsgebühr für durchgestellte Telefonate der Netze beeinflusst. Dies beeinflusst die Effektivität des Wettbewerbs1.

Eine Reihe von neueren Aufsätzen zeigen allerdings Probleme auf, eine Weiterleitungsgebühr für Telefonate zwischen konkurrierenden Unternehmen zu verwenden um kollusive Ergebnisse herbeizuführen. Laffont, Rey und Tirole (1998b), Armstrong (1998), Carter und Wright (1999) demonstrieren, im Falle einer Aushandlung hoher Weiterleitungsgebühren zwischen den Netzen, entsteht trotz der Existenz konkurrierender Netzwerke ein Monopolergebnis. Weiterleitungsgebühren spielen eine wichtige Rolle für das Ausmaß der (Grenz-) Kosten für Telefonate. Unter der Annahme eines Preisnehmersystems repräsentieren diese Weiterleitungsgebühren den Betrag, den das Netzwerk des eingehenden Anrufes, an das Netzwerk das den Anruf weiterleitet, bezahlen muss. Folglich ergibt sich, je höher die Weiterleitungsgebühren, je höher die Grenzkosten, je höher sind auch die Preise der Telefonate. Bei Vereinbarung einer ausreichend hohen Weiterleitungsgebühr können die Netze ein Monopolpreis erreichen. Die Netze erleiden keine Verluste aus den hohen Gebühren, da der interdependente Strom an Gesprächen zu einer Symmetrie tendiert2.

Dieser Erläuterung unterliegen zwei wichtige Annahmen. Zum einen ist Preisdiskriminierung für Telefonate innerhalb eines Netzes (Intra-Network-Calls oder On-Net-Calls) und zwischen den Netzen (Inter-Network-Calls oder Off-Net-Calls) nicht gestattet. In Abwesenheit der Preisdiskriminierung führt eine Preisreduktion zu einem Ansteigen der Nachfrage nach Telefonaten, besonders bei den Off-Net-Calls. Somit entsteht ein Ungleichgewicht des interdependenten Strom an Gesprächen. Übersteigt die Weiterleitungsgebühr die Grenzkosten des Anschlusses der Konsumenten, ist eine Erhöhung des Marktanteils einer Firma verbunden mit einem Verlust aus dem Anschluss der Konsumenten. Unter Preisdiskriminierung kann, muss dies aber nicht der Fall sein, da das Netzwerk um mehr Marktanteile zu generieren, den On-Net-Call-Preis senken und den Off-Net-Call-Preis konstant halten könnte. Aus diesem Zusammenhang könnten regulierte Restriktionen abgeleitet werden. Demzufolge gehen die Weiterleitungsgebühren nicht nur in die Kosten der Telefonate zwischen den Netzen ein, sondern spiegeln sich direkt in den Kosten der Telefonate wider3.

Die zweite wichtige Annahme besteht darin, dass die Konsumenten linearen Preisen auf Basis einer Gebühr pro Minute oder pro Anruf gegenüberstehen. Würde diese Annahme gelockert werden, beispielsweise durch das Erlauben eines zweiteiligen Tarifs, führe dies zu hohen Weiterleitungsgebühren, folglich zu hohen Preisen für Telefonate und zu einem Verlust von Nutzen der Konsumenten. Dies beachtet, würden die Gewinne der Netzwerke zu einem geringeren Wert tendieren. In solch einem ökonomischen Umfeld mit einem gegenseitig verbundenem Arrangement der Netze, in welcher jedes Netz dem anderen die gleiche Weiterleitungsgebühr zahlt, sind die Netzwerke entweder indifferent bezüglich dem Niveau der Weiterleitungsgebühr oder bevorzugen eine niedrigere Gebühr4.

In Kommunikationsfestnetzen oder Mobilfunknetzen und in vielen Internets und Datenservices unterscheiden Netzwerke zwischen Intra- und Internetzwerktelefonaten. Weiterhin weisen die Preise der Netze immer mehr nicht-lineare Strukturen auf. Dies steht im Gegensatz zur Diskussion früherer Forscher, in der örtliche Telefonnetzwerke kategorisch enger in das ökonomische Umfeld eingebunden sind. In der folgenden Ausarbeitung wird demonstriert, dass unter Preisdiskriminierung und nicht-linearen Preisen für konkurrierende Netzwerke einen Anreiz besteht, sehr niedrige Weiterleitungsgebühren auszuhandeln. Diese liegen meistens unterhalb der Grenzkosten und könnten ein Bill and Keep- Arrangement oder Nullgebühr, möglicherweise sogar eine negative Gebühr involvieren. Diese geringe Gebühr wird dazu verwendet, den Preiswettbewerb zwischen konkurrierenden Netzen aufzuweichen.

Laffont, Rey und Tirole (1998b) analysieren diesen Fall. Sie folgern aus ihren Erkenntnissen, dass die Weiterleitungsgebühr so verhandelt wird, indem sie den Grenzkosten der Weiterleitung oder Verbindung eines Anrufes entsprechen. Mit Hilfe folgender Analysen wird diese Theorie widerlegt und aufgezeigt das die ausgehandelte Weiterleitungsgebühr ausnahmslos unter den Grenzkosten liegen wird. Der angesprochene Effekt erschließt sich aus den übersteigenden Einkünfte der Netze durch die Weiterleitung der Telefonate, d.h. den Betrag, welche Firmen aus den ankommenden Telefongesprächen erhalten, gegenüber den Kosten der Weiterleitung von Gesprächen. Dies hat zur Folge, dass die Netzwerke einem geringeren Nutzen aus der Gewinnung von marginalen Abonnenten gegenüberstehen und deshalb ihr Bemühen um alle potentielle Konsumenten zu erhalten, aufweichen. Das bedeutet die Unternehmen deklarieren höhere Grundgebühren. Diese Tatsache steigert den Gewinn jedes Netzwerkes. Folglich unterstützt das Modell von Laffont, Rey und Tirole (1998b) die These der Verwendung von eher geringen anstatt hohen Weiterleitungsgebühren um höhere kollusive Ergebnisse zu erzielen.

2. Das Modell

Diese Ausarbeitung geht von demselben Aufbau aus wie Laffont, Rey und Tirole (1998b). In der Modellwelt existieren zwei Netze, A und B5. Beide Netzwerke arbeiten mit derselben Technologie. Die Kosten des Anschlusses eines Konsumenten am Netz sind fix und belaufen sich auf ƒ. Die Grenzkosten um ein Gespräch zu erzeugen oder einen Anruf zu erhalten werden auf c0 festgesetzt. Weiterhin fallen Grenzkosten in Höhe von c1 an um das Telefonat zwischen den Gesprächspartner zu transferieren. Folglich belaufen sich die gesamten Grenzkosten eines Telefonats auf die Identität:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Anzahl der Verbraucher, zwischen denen die Netze A und B konkurrieren, ist auf 1 normiert. Laut Annahme hat jedes Netzwerk die komplette Reichweite in Bezug auf die Konsumenten, d.h. die Unternehmen haben keine räumliche Einschränkungen und können somit theoretisch alle Konsumenten unter Vertrag nehmen. Es wird angenommen alle Kunden sind über ein Segment der Länge 1 gleichmäßig verteilt. Netz A ist bei Punkt 0 ansässig und Netz B bei Punkt 1 fixiert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Visualisierung der Netzstandorte

Aus Abbildung 1 ist erkennbar, dass beide Firmen nicht identische Produkte anbieten. Jedoch können die heterogenen Güter gegeneinander substituiert werden. Der Nutzen, welchen die Verbraucher in diesem Modell genießen setzt sich aus mehreren Argumenten zusammen. Während y das Einkommen eines Individuums darstellt, wird der Konsum an Telefonaten als q definiert. Des weiteren geht v0 als eine Art innerer Wert eines Konsumenten in die Nutzenfunktion ein und modelliert einen fixen Nutzenwert aus dem Anschluss an ein Netzwerk. v0 repräsentiert auch andere Faktoren, die nicht explizit als Argumente in die Nutzenfunktion einfließen und dem Konsumenten einen positiven Nutzen stiften, wie beispielsweise Service, Zufriedenheit mit der Leistung, Qualität oder Präferenzen aufgrund Marketingmaßnahmen seitens der Unternehmen. t x - xi modelliert die immateriellen Kosten falls ein Individuum nicht bei seinem bevorzugten Netz unter Vertrag steht. Wobei x den Standort des Verbrauchers auf der Linie von 0 bis 1 sowie xi den Standort des Netzes i (i = {A,B}) darstellt. Desto weiter ein Konsument von seinem bevorzugten Netz entfernt ist, desto höher sein Nutzenverlust. Schließlich steht jedem Verbraucher eine Nutzenfunktion ( mit u(q) als variablen “Bruttonutzen” ) der Form

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

gegenüber, welche durch die Parameter das ökonomische Umfeld, wie beispielsweise die Nachfrage, definiert und dadurch die Aufteilung der Konsumenten zu den zwei Netzen bestimmt6. Das Modell nimmt an, dass Einkommen y und der innere Wert v0 im Gleichgewicht hinreichend hoch sind. Somit wird für jedes Individuum ein Anreiz geschaffen sich in jedem Fall bei einem der beiden Netze anzuschließen, wodurch eine Tendenz zu Preisnehmerverhalten existiert und auf duopolistische Marktstrukturen hingedeutet wird.

Um die Determinanten der Entscheidung der Konsumenten genauer zu betrachten, wird im folgenden die indirekte Nutzenfunktion verwendet, welche den Nutzenwert der optimalen Entscheidung eines Individuums wieder gibt. Sie wird durch die Identität

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

bestimmt, wobei p7 den Preis für einen abgehenden Anruf darstellt und q die Quantität dessen. Nach Laffont, Rey and Tirole (1998b) kann dies demnach interpretiert werden, dass die Konsumenten ihren Nutzen generieren, indem sie einzelne Personen anrufen. Respektive bedeutet dies, dass es für den Nutzen eines Individuums gleichgültig ist welche Person es anruft. Es besteht keine Präferenzordnung zwischen verschiedenen Personen, d.h. ein Telefonat mit einem guten Freund, einem Familienmitglied oder ein Telefonat mit einer unbekannten Person wird vom Wirtschaftssubjekt identisch bewertet und stiftet somit den gleichen Nutzen. Genauso wenig Nutzen verursacht die Gegebenheit dass ein Kunde von anderen Teilnehmer angerufen werden kann. Vorangegangene Ausführungen implizieren, dass steigende Gesprächspreise p die Konsumenten nicht vom Telefonieren abhalten. Reaktionen der Teilnehmer werden sich in verkürzter Gesprächsdauer und verringertem Ausmaße der Telefonate widerspiegeln.

Nachdem der Nutzen der Individuen näher erläutert wurde, werden nun die Preise, mit denen die Konsumenten konfrontiert werden, betrachtet. Im Modell wird unter Preisdiskriminierung (pi ≠ pij) ein nicht-lineares Preissystem verwendet. Speziell wird ein zweiteiliger Tarif der Form:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

von den Firmen angeboten. Während Fi eine fixe Anschlussgebühr darstellt, ist pi der Preis pro Telefonat von Netz i und qi die entsprechende Menge an Gesprächen, welche Netz i erhält (On-Net-Calls).

[...]


1 Laffont, J-J., P. Rey and J. Tirole (1998a), „Network Competition 1: Overview and nondiscriminatory Pricing“, RAND Journal of Economics, 29 (1), S. 1-5.

2 Williams, P. (1995), „Local Network Competition: The Implications of Symmetrie“, Annual Industry Economics Conference Volume, Bureau of Industry Economics: Melbourne.

3 Laffont, J-J., P. Rey and J. Tirole (1998b), „Network Competition 2: Price Discrimination“, RAND Journal of Economics, 29 (1), S. 38-40.

4 Laffont, J-J., P. Rey and J. Tirole (1998b), „Network Competition 2: Price Discrimination“, RAND Journal of Economics, 29 (1), S. 40ff.

5 Beispielsweise Deutsche Telekom AG und Arcor AG & Co. KG (falls beide separate Netze besitzen würden).

6 6 Laut Annahme übersteigt die Nachfrageelastizität in den Preisen den Wert 1.

7 p kann als Preis pro Minute oder als Preis pro Telefonat interpretiert werden.

Fin de l'extrait de 22 pages

Résumé des informations

Titre
Interconnection: Bill and Keep?
Université
University of Heidelberg  (Alfred-Weber-Institut)
Cours
Seminar: Regulierung in der Telekommunikation
Note
1,7
Auteur
Année
2006
Pages
22
N° de catalogue
V64862
ISBN (ebook)
9783638575645
ISBN (Livre)
9783656449935
Taille d'un fichier
457 KB
Langue
allemand
Mots clés
Interconnection, Bill, Keep, Seminar, Regulierung, Telekommunikation
Citation du texte
Diplom-Volkswirt Manuel Würtz (Auteur), 2006, Interconnection: Bill and Keep?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64862

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