Der Eifersuchtsmord in Georg Büchners 'Woyzeck'


Trabajo Escrito, 1997

16 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Die gesellschaftskritische Komponente

2. Die religiöse Isolation

3. Die Frage der menschlichen Freiheit

Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Der Eifersuchtsmord an de untreuen Geliebten bildet den tragischen Höhepunkt in Georg Büchners Drama „Woyzeck“[1]. Welche Umstände „diese einzige und letzte Auflehnung des Leidenden gegen das Leben“[2] begünstigen, soll im Folgenden untersucht werden.

Dazu sollen der gesellschaftskritische Anteil des Dramas, das Gottesbild Woyzecks und die Frage der Willensfreiheit des Menschen – auch im Zusammenhang mit Woyzecks akustischen und optischen Halluzinationen diskutiert werden.

1. Die gesellschaftskritische Komponente

Mit „Woyzeck“ hinterlässt Georg Büchner nicht nur die dramatische Darstellung eines Einzelschicksals, sondern auch die „Tragödie des Armen“[3]. Woyzeck entbehrt rein äußerlich der Fallhöhe des tragischen Helden:

„Als zu einer niedrigen sozialen Schicht gehörend ist der Soldat Woyzeck von jener oberen Schicht abhängig, die im Drama der Hauptmann und der Doktor vertreten. Beiden gemeinsam ist die bestenfalls gutmütig-herablassende Haltung Woyzeck gegenüber.“[4]

Ein Repräsentant der Gesellschaft, die auf Macht und Besitz aufgebaut ist und ihre Mitglieder in Klassen schichtet, der Doktor, macht sich die Armut Woyzecks zu Nutze, indem er ihn gegen eine geringfügige finanzielle Zuwendung als menschliches Experimentierfeld benutzt. Woyzeck, dem der niedrige Sold eines einfachen Soldaten ein kleiner Nebenverdienst als Barbier nicht reicht, um Frau und Kind zu ernähren, ist den Demütigungen des Doktors ausgeliefert. In der Szene „Hof des Doktors“ führt der Doktor Woyzeck einigen Studenten regelrecht vor:

„Doktor: „Sehn Sie, der Mensch seit einem Vierteljahr ißt er nichts als Erbsen, beachte Sie die Wirkung, fühle Sie einmal was ein ungleicher Puls, da und die Augen.

Woyzeck: Herr Doktor, es wird mir dunkel.

Doktor: „Courage Woyzeck, noch ein paar Tage und dann ist’s fertig, fühlen Sie meine Herren, fühlen Sie. A propos, Woyzeck, beweg den Herren doch einmal die Ohre, ich hab es Ihnen schon zeigen wollen. Zwei Muskeln sind bei ihm tätig. Allons frisch!

Woyzeck: Ach Herr Doktor.

Doktor: Bestie, soll ich dir die Ohren bewege, willst du’s machen wie die Katze! So meine Herren, das sind so Übergänge zum Esel, häufig auch in Folge weiblicher Erziehung und der Muttersprache (…).“[5]

Hier zeigt sich die brutale Verachtung des Ranghöheren dem Rangniedri-geren gegenüber, getarnt als wissenschaftliche Objektivität. Die diagnosti-zierten „Übergänge zum Esel“ und die Anrede „Bestie“ stufen Woyzeck auf eine tierische Existenz ab. Die Haltung des Doktors zum Tier ist ebenfalls geprägt von scheinbar wissenschaftlicher Experimentierfreude. So will er eine Katze aus dem Fenster hinaus werfen, nur um zu sehen, wie sich das Tier dann verhält. Auf der gleichen Ebene wie das Tier ist Woyzeck für den Doktor angesiedelt. Keinesfalls ist Woyzeck der Mitmensch, der gleichberechtigte Partner, sondern „ein interessanter Kasus“, „Subjekt Woyzeck“.

Das zeigt auch das fragwürdige Erbsenexperiment. Sollte Woyzeck wirklich nur Erbsen gegessen haben, dürfte es zu Mangelerscheinungen und Krankheiten gekommen sein, was den Doktor in seinem pseudo-wissenschaftlichen Eifer jedoch nicht interessiert. Im Gegenteil, hat Woyzeck Symptome (die allerdings nicht vom Erbsenessen kommen dürften) wie das Hören von Stimmen, diagnostiziert der Doktor hocherfreut eine „Aberratio mentalis partialis“, „eine fixe Idee, mit allgemein vernünf-tigem Zustand“[6] und verspricht Woyzeck eine Zulage zu seinen Bezügen. An einer Heilung Woyzecks ist ihm nicht gelegen, das klinische Bild mit seinen Symptomen soll erhalten bleiben.

Der Doktor ist die

„Personifikation der Wissenschaft als monomaner Diagnostizier- und Experimentierfreudigkeit, des zum Krampf gewordenen Glaubens an das Experiment, erfüllt von aufklärerischem stolzen Bewußtsein höchster Macht über Ding und Mensch.“[7]

Der Versuch, Macht auszuüben, zeigt sich auch in den Redeanteilen, die der Doktor Woyzeck zugesteht. Gestattet er es sich selbst, langatmig über „Freiheit“ und „Individualität“ zu schwadronieren, so unterbricht er Woyzeck abrupt, als dieser von „Charakter“ und „Struktur“ spricht, mit den Worten:

„Woyzeck, Er philosophiert wieder.“[8]

[...]


[1] Die Textzitate folgen der Reclam-Ausgabe von Georg Büchners Woyzeck, Universalbibliothek Nr. 7733

[2] Pongs-Anderson, Frida: Die Tragödie Georg Büchners, Marburg 1975,

[3] Pongs-Anderson, Frida: a.a.O.,

[4] Ullmann, Bo: Die sozialkritische Thematik im Werk Georg Büchners und ihre Entfaltung im „Woyzeck“, Stockholm 1972,

[5] Büchner, Georg: Woyzeck, S. 15 f.

[6] A.a.O.,

[7] Ullmann, Bo: a.a.O.,

[8] Büchner, Georg: a.a.O.,

Final del extracto de 16 páginas

Detalles

Título
Der Eifersuchtsmord in Georg Büchners 'Woyzeck'
Universidad
Ruhr-University of Bochum
Calificación
2,0
Autor
Año
1997
Páginas
16
No. de catálogo
V65136
ISBN (Ebook)
9783638577779
ISBN (Libro)
9783640862887
Tamaño de fichero
468 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Eifersuchtsmord, Georg, Büchners, Woyzeck
Citar trabajo
MA Annette Wallbruch (Autor), 1997, Der Eifersuchtsmord in Georg Büchners 'Woyzeck', Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65136

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