Das deutsche Steuerrecht und seine Reformbedürftigkeit sind seit vielen Jahren immer wieder gern diskutierte Themen. Dabei wird vor allem die Unternehmensbesteuerung als besonders reformbedürftig hervorgehoben. Die Steuerbelastung von Unternehmen, vor allem von Kapitalgesellschaften, ist im internationalen Vergleich zu hoch und wird daher als Standortnachteil für den Wirtschaftsstandort Deutschland angesehen. Zudem knüpft die Besteuerung von Unternehmen an deren Rechtsform an, was Kritiker als verfassungs- und europarechtswidrig ansehen. Aus diesen Gründen ist das Thema Reform der Unternehmensbesteuerung ein allgegenwärtiges Thema in jedem Bundestagswahlkampf, zuletzt im Jahr 2005. Politik und Wissenschaft nutzten diese Zeit des Umbruchs immer wieder um zahlreiche neue Steuerreformmodelle der Öffentlichkeit vorzustellen. Doch wurden diese Konzepte gar nicht oder nach politischer Diskussion nur unvollständig umgesetzt, mit dem Ergebnis, dass der Reformbedarf des deutschen Steuerrechts immer dringender wird. Aus diesem Grund sind Anfang des Jahres 2006 zwei neue Vorschläge zur Reform des Steuerrechts veröffentlicht worden. Der von der Bundesregierung eingesetzte Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung erarbeitete das Konzept der Dualen Einkommensteuer, welches stark vereinfacht die unterschiedliche Behandlung von Arbeits- und Kapitaleinkünften zu Gunsten der Kapitaleinkünfte zum Ziel hat, und präsentierte es im April 2006. Ein zweites Konzept wurde bereits im Januar von der durch die Stiftung Marktwirtschaft gegründeten Kommission Steuergesetzbuch vorgelegt. Dieses Konzept hat das Ziel in Deutschland eine einfache, gerechte und rechtsformneutrale Unternehmensbesteuerung zu gestalten. Dabei sollen alle Unternehmen die Möglichkeit bekommen ihre Gewinne zu thesaurieren, auf die dann nur ein ermäßigter Steuersatz erhoben werden soll. In der vorliegenden Arbeit wird das Konzept kurz vorgestellt und untersucht, ob die von der Stiftung Marktwirtschaft selbst gesteckten Ziele der Reform tatsächlich durch das Konzept erreicht werden. Dabei erfolgt zunächst eine Einführung in das bestehende System der Unternehmensbesteuerung in Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Die Unternehmensbesteuerung in Deutschland
- 2.1 Das Wesen der Unternehmung
- 2.2 Das Wesen der Unternehmensteuer
- 2.2.1 Die steuerliche Behandlung von Unternehmen - Transparenz- vs. Trennungsprinzip
- 2.2.2 Zusammenfassender Überblick über die steuerliche Ungleichbehandlung von Unternehmen
- 3. Das Konzept der Stiftung Marktwirtschaft
- 3.1 Ziele des Konzepts zur Reform der Unternehmensbesteuerung
- 3.2 Das Konzept im Detail
- 3.2.1 Die Besteuerung auf Unternehmensebene
- 3.2.2 Unternehmensteuerobjekt und Bemessungsgrundlage
- 3.2.3 Verlustverrechnung
- 3.2.4 Die Besteuerung auf der Gesellschafterebene
- 3.2.5 Ausnahmeregelungen
- 3.2.6 Das Konzept im internationalen Zusammenhang
- 3.2.7 Die Neuordnung der Kommunalfinanzen
- 3.2.8 Änderungen bei der Einkommensteuer
- 3.3 Kritische Würdigung des gesamten Konzepts
- 4. Die quantitative Untersuchung des Konzepts
- 4.1 Der statische Vergleich
- 4.1.1 Die durchschnittliche Steuerbelastung im Vergleich
- 4.1.2 Berücksichtigung von schuldrechtlichen Beziehungen
- 4.2 Der dynamische Vergleich
- 4.3 Zusammenfassung und Auswertung der Ergebnisse
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit analysiert das Konzept der Stiftung Marktwirtschaft, das eine umfassende Reform der Unternehmensbesteuerung in Deutschland anstrebt. Ziel ist es, die Auswirkungen dieser Reform auf die Steuerbelastung von Unternehmen und Gesellschaftern zu untersuchen und das Konzept kritisch zu bewerten.
- Neutrale Besteuerung von Unternehmen unabhängig von der Rechtsform
- Vereinfachung der Besteuerungssystematik
- Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
- Auswirkungen auf die Steuerbelastung von Unternehmen und Gesellschaftern
- Kritische Bewertung der Annahmen und Auswirkungen des Konzepts
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik der Unternehmensbesteuerung in Deutschland. Hier werden die grundlegenden Prinzipien der Besteuerung von Unternehmen erläutert und die Unterschiede in der steuerlichen Behandlung verschiedener Rechtsformen aufgezeigt. Im dritten Kapitel wird das Konzept der Stiftung Marktwirtschaft im Detail vorgestellt, wobei die einzelnen Reformvorschläge und deren Auswirkungen auf die Steuerbelastung von Unternehmen und Gesellschaftern analysiert werden. Im vierten Kapitel erfolgt eine quantitative Untersuchung des Konzepts, in der die durchschnittliche Steuerbelastung von Unternehmen unter dem Konzept der Stiftung Marktwirtschaft mit der aktuellen Situation verglichen wird. Abschließend wird eine kritische Bewertung des Konzepts und seiner Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft gegeben. Die Arbeit enthält keine Zusammenfassung der Schlussbetrachtung, um keine wesentlichen Schlussfolgerungen oder Spoiler vorwegzunehmen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der Unternehmensbesteuerung, Rechtsformneutralität, Stiftung Marktwirtschaft, Steuerbelastung, Unternehmenssteuer, Einkommensteuer, internationale Wettbewerbsfähigkeit, quantitative Analyse, Reformvorschläge, kritische Bewertung.
- Citation du texte
- Markus Jaunich (Auteur), 2006, Rechtsformneutrale Unternehmensbesteuerung - Das Konzept der Stiftung Marktwirtschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65432