Caesars erstes Konsulat


Dossier / Travail de Séminaire, 2006

23 Pages, Note: 1,4


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Erste Schritte in der Politik

2. Der Weg zum Konsulat

3. Das Triumvirat

4. Die Politik Caesars
4.1 Land für die Veteranen und andere Gesetze
4.2 Neue Ehebande

5. Die Vorsorge für die Zeit nach dem Konsulatsjahr

Fazit

6. Auswahlbibliographie
a. Quellen
b. Literatur

Einleitung

„Wozu viele Worte vor Dir über den Staat? Er ist dahin, ganz und gar dahin!“[1]

Diese Worte schrieb Cicero seinem Freund Atticus im Juli des Jahres 59 v. Chr., Jahre nach dem ersten Marsch auf Rom durch Sulla. Es war der Beginn des Konsulatsjahres des Gaius Iulius Caesar – ein Zeitpunkt, der aus der Perspektive des Historikers als „tiefer Einschnitt“[2] in der römischen Geschichte gilt.

Die Römer, die zwischen Sulla und Caesar an der Spitze der Republik standen – seien es nun Metellus, Lepidus, Sertorius, Crassus oder Pompeius gewesen – fielen vor allem durch ihr militärisches Wirken auf.[3] Die seit Sulla bestehenden Konflikte, wie die Auseinandersetzung mit Mithridates und innenpolitisch die sozialen Spannungen, blieben von ihnen ungelöst. Ein „sozialer Ausgleich“ zwischen den armen Volksschichten und den vermögenden aristokratischen Optimaten und Rittern war in weiter Ferne, da diese nicht auf Privilegien verzichten wollten und konnten.[4]

Ausgangspunkt dieser Arbeit soll die These Jehnes sein, der Caesars Konsulat als den „Anfang vom Ende“[5] der römischen Republik bezeichnete. An diese Aussage schließt sich die Frage an, ob es Caesars Politik war, die das Ende der Republik einläutete. Welche Rolle spielte das Verhalten der Senatsaristokratie und wäre eine Politik mit anderen Mitteln, mit dem Senat möglich gewesen?

Zur Quellenlage ist zu sagen, dass die Briefe des Cicero an seinen Freund Atticus zwar oft sehr subjektiv abgefasst sind und die Ansichten eines popularen Senatsmitgliedes widerspiegeln, jedoch durch ihre zeitnahe Niederschrift wichtige Einsichten in das politische Geschehen ermöglichen.

Die Römische Geschichte des Dio Cassius wird bekanntlich erst zur Zeit des Commodus detailreicher, da sich dort das Leben des Autoren abspielte, aber auch seine eher zusammenfassenden Charakter tragenden Darstellungen der Konsulatszeit Caesars ist für den Historiker interessant. Insgesamt bieten seine Texte wenige Einzelheiten. Seine Hauptquelle scheint Livius gewesen zu sein.[6]

Die Anfänge der Caesar-Biographien Plutarchs und Suetons sind leider verloren, so dass insgesamt über die Jugend des späteren Diktators wenig bekannt ist. Die erhaltene Beschreibung Suetons beispielsweise setzt mit dem Verlust des Vaters ein – zu diesem Zeitpunkt war Caesar bereits 16 Jahre alt.

Während Plutarch aber prinzipiell chronologisch vorgeht (Geburt, Jugend, Charakter, Taten, Tod) und seine Biographien mit vielen moralischen Reflexionen versieht, wählte Sueton eine eher thematische Herangehensweise an das Leben Iulius Caesars. Beide Darstellungen unterscheiden sich weiterhin dadurch, dass Plutarch auch Wert auf zunächst scheinbar unwichtige Details legt, die, so seine Ansicht, oftmals mehr über die Persönlichkeit auszusagen in der Lage sind, als große Taten auf dem Schlachtfeld.[7]

Sueton, der möglicherweise für Traian und höchstwahrscheinlich für Hadrian gearbeitet hat, hatte durch diese Tätigkeiten das Privileg, Zugang zu den kaiserlichen Archiven zu besitzen.[8] Ein Fakt, der der Genauigkeit seiner Schriften sicher zuträglich war. Das Fehlen von persönlichen Vorurteilen und rhetorischer Färbung machen seine Arbeiten besonders.

1. Erste Schritte in der Politik

Als Sohn eines Senator musste Caesar nicht erst den Beschluss fassen, die politische Laufbahn einzuschlagen. Wollte er sich dem Ansehen seiner Familie würdig erweisen, blieb ihm nur die Karriere in der Politik, mit der höhere militärische Kommandopositionen zwingend verbunden waren.[9]

Prozesse gegen etablierte Senatoren boten politischen Aufsteigern die Möglichkeit, öffentlich auf sich aufmerksam zu machen, sowie ihre Fähigkeiten und ihre Sorge um das römische Allgemeinwohl zu demonstrieren. Auf eben diese Weise wurde auch Caesar der politischen Klasse bekannt, als er (wahrscheinlich im Jahre 77) den Konsul Gnaeus Cornelius Dolabella wegen illegaler Bereicherung als Provinzstatthalter in Makedonien den Prozess antrug.[10] Zwar wurde jener nach harter Auseinandersetzung freigesprochen, trotzdem ist die Konfrontation als Erfolg für den Ankläger zu werten, machte dieser doch als brillanter Redner auf sich aufmerksam und profilierte sich gleichzeitig als Gegner von Korruption und illegaler Machenschaften. Auch Caesars Niederlage in einer Zivilklage gegen den ehemaligen Offizier Sullas, Gaius Antonius, bedeutete für seine Position keinen Rückschlag.[11] Caesar war in der politischen Landschaft Roms angekommen, der „Glanz seiner Lebensführung“ sowie seine Gastlichkeit ließen nach und nach seinen politischen Einfluss erstarken.[12]

Diese „Gastfreundschaft“, die Plutarch so beiläufig erwähnt, entspringt handfestem politischem Kalkül, wie den Briefen des Quintos Ciceros an seinen Bruder Marcus zu entnehmen ist: „Bei der Bewerbung um ein Amt musst du zweierlei sorgfältig beachten, dich der Bereitwilligkeit deiner Freunde zu versichern und dir das Wohlwollen des Volkes zu gewinnen. Diese Bereitwilligkeit der Freunde musst Du Dir gewonnen haben durch Gefälligkeiten, durch Erfüllung freundschaftlicher Verpflichtungen, durch die lange Dauer der Bekanntschaft, Freundlichkeit im Umgang und Liebenswürdigkeit im Wesen“[13].

Nur wer genügend und die richtigen diplomatischen Fäden spann, über eine einflussreiche Hausmacht verfügte und sich im Selektionskampf behauptete, konnte auf ein Fortkommen im cursus honorum hoffen. Wer dann eine hohe Position inne hatte, musste um Leib und Leben fürchten. Leute von Stand führten immer eine Leibwache mit sich, denn die Sprache der Gewalt war allgegenwärtig.[14]

Nach dem Prozess gegen Gaius Antonius unternahm Caesar die für adlige Jugendliche übliche Bildungsreise zu den historischen Stätten Griechenlands, zu welcher auch die Unterweisung durch einen Rhetoriklehrer gehörte. Dies sollte für ihn der Rhetor Appolonios Molon in Rhodos sein, dessen designierter Schüler aber auf der Reise in die Gefangenschaft von Piraten geriet.

An dieser Episode lässt sich – so sie denn der Wahrheit entspricht – bereits früh Caesars Entscheidungsfreude und Handlungssicherheit erkennen: Nachdem er 40 Tage lang ausharren musste und auf die Lösegeldzahlung aus den Gemeinden der Provinz Asia gewartet hatte, sammelte er nach seiner Freisetzung an der kleinasiatischen Küste in den umliegenden Städten eine kleine, schlagkräftige Truppe um sich, verfolgte die Piraten, nahm sie gefangen, strich die Beute ein und überstellte seine Gefangenen dem zuständigen Statthalter. Als dieser sich noch zierte die Piraten zu exekutieren, ließ Caesar sie eigenmächtig ans Kreuz schlagen. Der reguläre Dienstweg wurde bedenkenlos ausgehebelt.

Plutarch ordnet die Piratenepisode, indem er sie chronologisch direkt an den Beginn der Biographie stellt, aller Wahrscheinlichkeit nach falsch ein, setzt er sie doch weit früher in Caesars Jugend an.[15] Sueton dagegen liegt vermutlich richtig, indem die Geschichte so einordnet, wie es hier übernommen wurde.

Ebenfalls mit einer in Eigeninitiative aufgestellten Truppe griff er auch in den erneut aufgeflammten Konflikt mit dem pontischen Herrscher Mithridates VI., genannt Eupator Dionysos, ein.[16]

Während dieser Zeit im Osten wurde Caesar in Abwesenheit unter die pontifices aufgenommen. Die Mitgliedschaft war lebenslänglich, die Posten begehrt. Sein Ruf und seine Verbindungen scheinen in jener Zeit bereits beträchtlich gewesen zu sein. So wurde er, auch als Mitglied einer eigentlich nur noch leidlich prominenten Familie, 73 (ebenfalls in Abwesenheit) vom Volke gewählt und in eines von 24 Militärtribunaten berufen.

Als Verwandter von Marius und Cinna (durch Abstammung und Heirat) befand sich Caesar seit jeher inmitten einer Sulla opponierenden Gruppierung und begann nach dessen Tod (78 v. Chr.) in Anfängen mit der Revision der sullanischen Ordnung.[17] Er unterstützte die Rückholung der ehemaligen Anhänger des aufständischen (und auf der Flucht verstorbenen) Konsuls Lepidus und setzte sich für die Volkstribunen ein, deren Rechte unter Sulla stark beschnitten worden waren.

Für eine solche Ausrichtung war ihm die Unterstützung des Volkes gewiss, was wiederum den Weg bereitete für eine populare Politik, welche die denkbare Durchsetzung von Gesetzen über die Volksversammlung, also am Senat vorbei, ermöglichte. Die via popularis konnte natürlich nur beschritten werden, indem man sich öffentlichkeitswirksam um die Belange des einfachen Volkes kümmerte und auf diese Weise Stimmen sammelte. Mittels popularer Politik war es möglich, den Senat als politisches Zentrum Roms auszuhebeln.

Im Jahre 70 schließlich wurden alle von Sulla initiierten Restriktionen gegenüber den Volkstribunen auf Antrag der Konsuln Crassus und Pompeius aufgehoben.

Wahrscheinlich im Jahre 69 wurde Caesar Quaestor im Stab des Statthalters Antistius Vetus in Spanien und ernannte dessen Sohn, als er selbst Praetor geworden war, wiederum zu seinem Quaestor.[18] Bis zu dieser Zeit war Caesar bereits extrem hoch verschuldet, da er riesige Summen ausgab, um seinen Erfolg und sich die Liebe des Volkes zu sichern. Bei Aufführungen, Festzügen und öffentlichen Speisungen ließ er großen Prunk auffahren und zahlte dafür zum erheblichen Teil aus eigener Tasche.[19]

2. Der Weg zum Konsulat

Die Propraetur in Spanien war Caesars erstes wichtiges Amt außerhalb Roms. Die Statthalterschaft dort erlaubte es ihm, seine maroden Finanzen zu sanieren. Dies war auch dringend nötig, denn als er Rom verlassen wollte, um die Verwaltung der spanischen Provinz anzutreten, hielten seine Gläubiger ihn auf und wollten ihn nicht ziehen lassen. Man ließ sich nicht beschwichtigen und erst als Crassus die hartnäckigsten unter ihnen auszahlte und für weitere Summen Bürgschaften leistete, konnte Caesar in Richtung Spanien abreisen.[20] Dort angekommen konnte er sich neben den nötigen Finanzen in jener Zeit durch eine aggressive Kriegsführung gegen die Iberer auch seinen Ruf als fähiger Stratege erwerben. Dies, kombiniert mit der nun deutlich verbesserten Finanzlage, erlaubte es ihm die Spitze der Ämterlaufbahn anzugehen: Das Amt des Konsuls. Zu diesem Zeitpunkt wäre seine Wahl jedoch fraglich gewesen, denn in seiner bisherigen Laufbahn hatte er bereits zu deutlich gemacht, wer für Freund und wer Feind war.[21]

[...]


[1] Cic. att. 2, 21, 1

[2] Meier, Christian: Caesar. Berlin 1982, S. 276

[3] Pusch, Matthias: Die Römer. Politik mit Legionen. München 1977, S. 102f.

[4] Pusch, S. 104

[5] Jehne, Martin: Caesar. München 1997, S. 35ff.

[6] Michael Grant: Genie – Eroberer – Diktator. München 2006, S. 197

[7] Plut. alex. 1, 1-2

[8] Edwards, Catharine: Suetonius: Lives of the Caesars. Oxford 2000. Introduction, S. VIII

[9] Jehne, S. 18

[10] Plut. caes. 4

[11] Jehne, S. 19

[12] Plut. caes. 4

[13] Zitiert nach: Pusch, S. 107

[14] Pusch, S. 109

[15] Plut. caes. 1-2

[16] Jehne, S. 20

[17] Jehne, S. 20

[18] Plut. caes. 5

[19] Plut. caes. 5

[20] Plut. caes. 11

[21] Alfred Heuss: Das Zeitalter der Revolution. In: Propyläen Weltgeschichte. Berlin 1963, S. 254

Fin de l'extrait de 23 pages

Résumé des informations

Titre
Caesars erstes Konsulat
Université
University of Rostock  (Fachbereich Altertumswissenschaften)
Cours
Caesar
Note
1,4
Auteur
Année
2006
Pages
23
N° de catalogue
V65512
ISBN (ebook)
9783638580588
ISBN (Livre)
9783638670708
Taille d'un fichier
513 KB
Langue
allemand
Annotations
Ist Caesar mit seiner Politik verantwortlich für das Ende der Republik? Woran scheiterte die mögliche Kooperation mit dem Senat? Caesars politische Arbeit während seines ersten Konsulats 59 v. Chr. wird in dieser Arbeit ausführlich beleuchtet, wobei besondere Schwerpunkte die Zusammenarbeit mit dem Senat, die Entstehung des ersten Triumvirats und der politische Alltag (D.h.: Mit welchen Mitteln wurde gearbeitet, um ein Gesetz durchzubringen?) sind.
Mots clés
Caesars, Konsulat, Caesar
Citation du texte
Andy Schalm (Auteur), 2006, Caesars erstes Konsulat, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65512

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