In der Medizin und in der Pflege hat das Bewusstsein um die Bedeutung von theoretischem und praktischem Wissen auf dem Gebiet der Ethik zugenommen. Verantwortlich hierfür sind veränderten Rahmenbedingungen denen sich beide Professionen gegenüber sehen. Die therapeutischen Möglichkeiten wachsen, das Durchschnittsalter der Bevölkerung sowie die Zahl der chronisch kranken Patienten steigt. Ärzte müssen täglich schwierige Entscheidungen treffen, welche oftmals vom Pflegepersonal ausgeführt werden sollen. Auch die Patientenautonomie hat in den letzten Jahren vermehrt an Bedeutung gewonnen. Der Patient äußert Wünsche, Ängste und stellt Ansprüche, welche es nicht nur aus ethischen, sondern auch aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und des Wettbewerbes der Krankenhäuser untereinander zu berücksichtigen gilt. Die Forderungen nach klinischen Ethikkomitees, die sich ethischer Entscheidungsfindungsmodelle bedienen macht eine „ethische Verunsicherung“ sowohl in der Medizin als auch in der Pflege deutlich welche nicht nur durch die zunehmenden Möglichkeiten Leben in ethisch fragwürdiger Weise zu verlängern, die steigende Komplexität der Medizin sondern auch durch veränderte Wertvorstellungen der Gesellschaft bedingt ist. Dieser Wertewandel brachte es vor allem mit sich, dass die Autonomie, also die Selbstbestimmung des Menschen, zunehmend als grundlegender ethischer Wert gesehen wird. Daraus folgt, dass nicht mehr das Wohlergehen des Patienten und der Schutz des Lebens, sondern viel mehr der Wille zur obersten Direktive des medizinischen und pflegerischen Handelns wurde. Diese Veränderungen führten in den letzten Jahrzehnten zu der bereits oben erwähnten Verunsicherung der bis dahin noch paternalistisch ausgerichteten ärztlichen und pflegerischen Ethik.
In dieser Hausarbeit werden wir uns eingehend mit dem Modell der ethischen Entscheidungsfindung von Verena Tschudin befassen, da es als praxisnah und verhältnismäßig gut handhabbar im klinischen Alltag gilt.
Hierbei werden zunächst die veränderten Rahmenbedingungen im klinischen Alltag thematisiert. Anschließend folgt ein Kapitel über die Hintergründe und Notwendigkeit der ethischen Diskussion, gefolgt von einem Exkurs zur Diskursethik, welche wir als Grundlage der ethischen Entscheidungsfindung sehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Veränderte Rahmenbedingungen in der Pflege
- Die Pflege im Wandel
- Vom paternalisitscher Fürsorge hin zur Patientenautonomie
- Ethische Theorien
- Ethik und Moral
- Unterschiedliche ethische Betrachtungsweisen
- Deskriptive Ethik
- Normative Ethik
- Teleontologie und Deontologie
- Teleontologie
- Deontologie
- Die Prinzipien der Ethik von Thiroux
- Das Prinzip vom Wert des Lebens
- Das Prinzip vom Guten und Richtigen
- Das Prinzip der Gerechtigkeit oder Fairness
- Das Prinzip von Wahrheit und Ehrlichkeit
- Das Prinzip der individuellen Freiheit
- Ethische Entscheidungsfindungsmodelle
- Diskursethik als Grundlage ethischer Entscheidungsfindungen
- Gemeinsamkeiten ethischer Entscheidungsfindungsmodelle
- Darstellung des Models von Verena Tschudin
- Die Schritte der Entscheidungsfindung in Tschudins Modell
- Erster Schritt: Erkennen des Problems
- Zweiter Schritt: Planung
- Dritter Schritt: Ausführung
- Vierter Schritt: Auswertung
- Darstellung und Bearbeitung des ethischen Fallbeispiels
- Der Fall
- Erkennen des Problems
- Planung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Modell der ethischen Entscheidungsfindung von Verena Tschudin, welches als praxisnah und gut handhabbar im klinischen Alltag gilt. Sie beleuchtet die Veränderungen in der Pflege und im Gesundheitswesen, die die Notwendigkeit ethischer Diskussionen hervorrufen. Im Fokus steht die Diskursethik als Grundlage ethischer Entscheidungsfindung sowie die einzelnen Schritte des Tschudin-Modells, die anhand eines Fallbeispiels illustriert werden.
- Veränderte Rahmenbedingungen in der Pflege und im Gesundheitswesen
- Die Bedeutung von Patientenautonomie und ethischer Entscheidungsfindung
- Die Diskursethik als Grundlage ethischer Entscheidungsfindung
- Das Modell der ethischen Entscheidungsfindung von Verena Tschudin
- Anwendung des Modells im klinischen Alltag anhand eines Fallbeispiels
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Hintergrund der Arbeit dar und beleuchtet die veränderten Rahmenbedingungen in der Pflege, welche zu einer stärkeren Bedeutung von ethischen Fragen führen. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den Veränderungen in der Pflege, von der traditionellen Fürsorge hin zur Patientenautonomie. Das dritte Kapitel behandelt die ethische Diskussion und verschiedene ethische Betrachtungsweisen, einschließlich der Prinzipien der Ethik von Thiroux. Im vierten Kapitel wird die Diskursethik als Grundlage ethischer Entscheidungsfindung beleuchtet und das Entscheidungsfindungsmodell von Verena Tschudin vorgestellt. Das fünfte Kapitel erläutert die einzelnen Schritte des Tschudin-Modells, die anhand eines Fallbeispiels im sechsten Kapitel verdeutlicht werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen wie ethische Entscheidungsfindung, Diskursethik, Patientenautonomie, Pflege, Gesundheitswesen, Verena Tschudin, Fallbeispiel und klinischer Alltag.
- Citation du texte
- Manuel Greune (Auteur), 2005, Tschudins Entscheidungsfindungskatalog im ethischen Diskurs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66832