Die Demokratie in der Krise? -Gründe und Folgen geringer Wahlbeteiligung in Deutschland
A) Einleitung: Die Demokratie in der Krise?
Die Philosophie des achtzehnten Jahrhunderts definierte den Begriff Demokratie (griechisch: Volksherrschaft) als „[…] jene institutionelle Ordnung zur Erzielung politischer Entscheide, die das Gemeinwohl dadurch verwirklicht, dass sie das Volk selbst die Streitfragen entscheiden lässt und zwar durch die Wahl von Personen, die zusammenzutreten haben, um seinen Willen auszuführen.“ Im praktischen Vollzug stellte sich diese Definition jedoch als problematisch heraus. Das Hauptproblem der klassischen Theorie ist, dass dem einzelnen ein wirklichkeitsfremdes Ausmaß von Initiative beigelegt, der Normalbürger als rational denkender und handelnder politischer Faktor schlicht überschätzt wird.
Daher wurde von Schumpeter eine alternative Theorie hervorgebracht, welche Demokratie nicht nach dem Wortsinn definiert. Die Hauptaufgabe des Volkes besteht laut Schumpeter darin, eine Regierung hervorzubringen. Die demokratische Methode ist hier „[…] diejenige Ordnung der Institutionen zur Erreichung politischer Entscheidungen, bei welcher einzelne die Entscheidungsbefugnis vermittels eines Konkurrenzkampfs um die Stimmen des Volkes erwerben.“ Demokratie bedeutet hier also nicht, dass das Volk die Herrschaft ausübt, sie gibt dem Volk vielmehr nur die Möglichkeit, seine(n) Herrscher am Wahlsonntag zu akzeptieren oder abzulehnen.
Demokratie und Wahlen stehen also in einem engen Zusammenhang. Das Volk, die wahlberechtigten Bürger, entscheiden über die politische Machtverteilung und legitimieren sie somit. In den letzten Jahren ist in der BRD (wie in einigen anderen westlichen Industriegesellschaften auch), die Wahlbeteiligung stark zurückgegangen. Dies ist insofern beunruhigend, da Wahlen nicht nur die Grundlage des liberalen Demokratieverständnisses bilden, sondern auch für die breite Masse der Bevölkerung die einzige Form der Teilnahme am politischen Prozess darstellen. Ist diese Form der Regierungsbildung überhaupt noch demokratisch zu nennen, wenn teilweise nur noch drei von fünf Wahlberechtigten zur Wahl gehen und die stärkste Regierungspartei Rückhalt lediglich bei einem Viertel der Wahlbevölkerung findet, während zwei Fünftel tatenlos zuschauen? Die Meinungen der Wahlforscher, wie eine hohe Nichtbeteiligung zu bewerten ist divergieren stark. [...]
Inhaltsverzeichnis
- A) Einleitung: Die Demokratie in der Krise?
- B) Gründe und Folgen geringer Wahlbeteiligung in Deutschland.
- I. Das Wahlverhalten in der Bundesrepublik
- II. Vier Hypothesen über die Ursachen sinkender Wahlbeteiligung
- III. Die Konsequenzen geringer Wahlbeteiligung für das politische System
- C) Schlussbemerkung: Die Demokratie in der Krise?
- D) Quellenangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Gründe und Folgen geringer Wahlbeteiligung in Deutschland, indem sie verschiedene Ansätze in Bezug auf die Ursachen und Konsequenzen dieser Entwicklung am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland erläutert.
- Entwicklung der Wahlbeteiligung in Deutschland
- Analyse verschiedener Theorien zur Wahlbeteiligung
- Einfluss des Strukturwandels auf das Wahlverhalten
- Konsequenzen geringer Wahlbeteiligung für das politische System
- Bewertung der Demokratie in Zeiten sinkender Wahlbeteiligung
Zusammenfassung der Kapitel
A) Einleitung: Die Demokratie in der Krise?
Die Einleitung beleuchtet die Definition von Demokratie, zeigt die Problematik der klassischen Theorie und führt die alternative Theorie von Schumpeter ein, welche Demokratie als Wettbewerb um Wählerstimmen definiert. Die Einleitung betont die enge Verbindung zwischen Demokratie und Wahlen und stellt die Problematik der sinkenden Wahlbeteiligung in Deutschland dar.
B) Gründe und Folgen geringer Wahlbeteiligung in Deutschland
I. Das Wahlverhalten in der Bundesrepublik
Dieser Abschnitt betrachtet die Entwicklung der Wahlbeteiligung in Deutschland und identifiziert drei Phasen, die durch unterschiedliche Nichtwähleranteile gekennzeichnet sind. Es werden grafische Darstellungen der Nichtwählerentwicklung in Westdeutschland und den neuen Bundesländern gezeigt, um den Verlauf der Wahlbeteiligung zu illustrieren.
II. Vier Hypothesen über die Ursachen sinkender Wahlbeteiligung
Dieser Abschnitt untersucht vier verschiedene Hypothesen zur Erklärung der sinkenden Wahlbeteiligung in Deutschland. Es wird auf den Wandel in der Wählerstruktur, das veränderte Wahlverhalten und die veränderte Wählermotivation eingegangen.
III. Die Konsequenzen geringer Wahlbeteiligung für das politische System
Dieser Abschnitt analysiert die möglichen Auswirkungen der sinkenden Wahlbeteiligung auf das politische System. Es werden die Perspektiven verschiedener Autoren aufgezeigt, die die Folgen der geringen Wahlbeteiligung unterschiedlich bewerten. Einige sehen eine Destabilisierung des Systems, während andere eine Normalisierung in einer funktionierenden Demokratie vermuten.
Schlüsselwörter
Wahlbeteiligung, Demokratie, Deutschland, Nichtwähler, politische Partizipation, Wahlverhalten, Strukturwandel, Gesellschaftlicher Wandel, politische System, Legitimation, Repräsentation.
- Citation du texte
- Juliane Sarnes (Auteur), 2004, Die Demokratie in der Krise? Gründe und Folgen geringer Wahlbeteiligung in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68004