Störend in Hegels Kreise werfen möchte ich mich, ohne ihn zuvorderst töten zu müssen. Den Momenten seiner Bewegungen, seinen kreisenden Gedanken soll versucht werden nachzudenken. Jeder meiner Gedanken über Hegels Satz-Teile, die je schon Ganzes für sich sind, erscheinen natürlich auch als eine Wiederholung. Aber jeder Anfang ist eben immer schon seine Wiederholung, um mit einem Worte Derridas meinen Versuch zu entschuldigen. Um Hegels Dialektik soll es im folgenden kreisend gehen. Meine Gedanken konzentrieren sich dabei auf die Beschreibungen seines bewegten Unterwegs-seins hin zu einem arche-telos eines zu-sich-selbst-kommenden Weltgeist und der Bedingung seiner Möglichkeit ― einer vollendeten Philosophie als Wissenschaft. Im ersten Teil sollen hernach das sich selbst denkende Bewußtsein beobachtet werden in seinem dialektischen Kreisen und vor allem die Bedeutung der Begriffe Moment und topologischer Ort als Konsequenz der vielen geometrischen Metaphern in Hegels Werk. Der zweite Teil ist inspiriert durch eine Bemerkung Hegels über das Verhältnis von Teilen der Philosophie zu deren Ganzem als „ein in sich selbst schließender Kreis […]; das Ganze stellt sich daher als ein Kreis von Kreisen dar, deren jeder ein notwendiges Moment ist.” (Hegel, 1979, Bd. 8, 60.) Jene Momente vergleicht Hegel an vielen Stellen mit einer Pendelbewegung. Diese Pendelschläge werde ich innerhalb der Topologie eines Phasendiagramms nach Henri Poincarés Arbeit von 1890 untersuchen. In einem solchen Phasenzustandsdiagramm beschreibt ein Pendel eine Ellipse. Danach wird die Annahme eines Kreisringes oder Torus als Hüllkurve zwingend anstelle der üblichen euklidisch-geometrischen Anschauung der dialektischen Bewegung als nach oben gerichtete Spirale.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Vorrede
- Bewegtes Werden
- Nicht Orte
- Endliches Heimkehren
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Hegels Dialektik aus einer topologischen Perspektive und analysiert die Bewegung des Denkens in Hegels System mithilfe von Begriffen wie "Moment" und "topologischer Ort".
- Die dialektische Bewegung des Bewusstseins
- Die Rolle der Topologie und nicht-euklidischer Geometrie in Hegels Philosophie
- Die Metapher der Heimkehr und ihre Bedeutung in Hegels Denken
- Die Dialektik als Strukturprinzip der Wirklichkeit
- Die Bedeutung von Lücken und Unvollständigkeit im Denken
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitende Vorrede
Die Einleitung stellt die Grundidee des Buches vor, Hegels Dialektik aus einer topologischen Perspektive zu betrachten. Es wird betont, dass diese Arbeit nicht Hegels System widerlegen, sondern seine Bewegung des Denkens mithilfe von topologischen Begriffen nachvollziehen möchte.
Bewegtes Werden
Dieses Kapitel befasst sich mit dem sich selbst denkenden Bewusstsein in seiner dialektischen Bewegung. Es werden die Begriffe "Moment" und "topologischer Ort" eingeführt und in Bezug gesetzt zu Hegels Werk. Die Bedeutung geometrischer Metaphern für Hegels Philosophie wird hervorgehoben.
Nicht Orte
Dieser Abschnitt analysiert das Verhältnis von Teilen und Ganzem in Hegels Philosophie anhand des Konzepts des "Kreis von Kreisen". Hegels Metapher der Pendelbewegung wird in Verbindung mit einem Phasendiagramm nach Henri Poincaré untersucht. Das Konzept eines nicht-euklidischen Raums wird als Alternative zur traditionellen, aufwärtsgerichteten Spiralbewegung der Dialektik eingeführt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit Hegels Dialektik, Topologie, nicht-euklidischer Geometrie, dem Konzept des "Moments", der Metapher der Heimkehr, den Begriffen "Kreis von Kreisen" und "Phasendiagramm", sowie der Bedeutung von Lücken und Unvollständigkeit im Denken.
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- Dr. des. Robert Dennhardt (Autor), 2001, Ein Ort bewegter Heimkehr - Versuch einer topologischen Interpretation über Hegels Dialektik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68382