Der Einfluss des Guaraní auf den hispanoamerikanischen Wortschatz


Dossier / Travail, 2005

20 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Herkunft, Zuordnung und Verbreitung des Guaraní
1. Herkunft und Zuordnung des Guaraní.
2. Verbreitung des Guaraní und aktuelle sprachliche Situation in Paraguay

III. Geschichtlicher Hintergrund
1. Etappen der Eroberung Hispanoamerikas
2. Anfänge der Missionierung und Herausbildung der lenguas generales/ línguas gerais

IV. Einflüsse des Guaraní auf das regionale Spanisch..
1. Phonetik und Phonologie.
1.1. Schwächung bzw. Aufhebung der Opposition /r/ und /`r/
1.2. Bewahrung der Oppostion /ʎ/ - /j/.
1.3. Verlust der Allophonie bei den stimmhaften Okklusiven.
1.4. Ersatz von [b] durch [v] oder [mb]
1.5. Ersatz von /tS/ durch /S/..
1.6. Ersatz von [mp], [nt], [Nk] durch [mb], [nd], [Ng]
1.7. Glottisverschluss im Hiat dem zweiten, betonten Vokal vorausgehend.
2. Morphologie
2.1. Direkte Einflüsse
2.1.1. Diminutivsuffix ; Augmentiativsuffix –guasu
2.1.2. Interrogativsuffixe –pa und –piko
2.1.3. Ersatz des Elativ-Suffix –ísimo durch das Guaraní-Suffix -ete/ -te
2.1.4. Suffix –kue als perfektischen Zustand nach Handlungsende
2.1.5. Verlust des destinativ-futurisches Suffix
2.2. Indirekte Einflüsse
2.2.1. Nicht-Existenz eines grammatischen Genus und einer Numerusunterscheidung
2.2.2. Pronominalsyntax: „leísmo“ gegenüber dem „loísmo“.
2.2.3. Vernachlässigung nicht finaler Konjunktivkonstruktionen
2.2.4. Verbvalenz: zahlreiche Lehnübersetzungen nach der
Guaraní-Syntax..
3. Lexikalische Einflüsse

V. Fazit

Literatur

I. Einleitung

Die nachfolgende Ausarbeitung zum Thema „Der Einfluss des Guaraní auf den hispanoamerikanischen Wortschatz“ stellt einen Aspekt der Geschichte des spanischen Wortschatzes dar, der im Rahmen der Sprachwissenschaft und in Bezug auf das Spanische Hispanoamerikas von Bedeutung ist.

Hinsichtlich des Gegenstandes geht es um den Einfluss einer mestizisierten indigenen Sprache auf das Spanisch in bestimmten Regionen Hispanoamerika: Das Guaraní, eine der weit verbreiteten Sprachen innerhalb der Familie der über 30 Tupí-Guaraní-Sprachen, die noch heute zahlreich in entsprechenden Gegenden Hispanoamerikas von normalen Staatsbürgern gesprochen wird. Hierbei muss insbesondere die besondere Situation Paraguays berücksichtigt werden, ein zweisprachiges Land, in dem fast die gesamte Bevölkerung neben dem Spanischen Guaraní spricht. Folglich lassen sich wechselseitige Einflüsse der beiden Sprachen beobachten. Aufgrund des Seminarthemas, das sich auf die Geschichte des spanischen Wortschatzes bezieht, soll in der nachfolgenden Arbeit lediglich der Einfluss des Guaraní auf das jeweils regionale hispanoamerikanische Spanisch dargestellt werden. Vorab soll jedoch zunächst auf die Herkunft, Zuordnung und Verbreitung des Guaraní eingegangen und daraufhin der geschichtliche Hintergrund erläutert werden, um die Situation Guaraní-sprachiger Regionen nachzuvollziehen. Es folgen dann schließlich phonetische, phonologische, morphologische und lexikalische Einflüsse des Guaraní auf das regionale Spanisch.

Im Hinblick auf die aktuelle Forschungslage sei das pluridimensionale Projekt „Atlas Lingüístico Guaraní-Románico“ (ALGR) unter der Leitung von Herrn Prof. Dietrich/ Münster und Herrn Prof Thun/ Kiel zu erwähnen. „Ziel des Projekts ist die Erstellung einer empirischen Grundlage für die Beschreibung der sprachlichen Verhältnisse im Gebiet des kolonialen Paraguay, das heute Paraguay und angrenzende Zonen in Argentinien und Brasilien (früher bis nach Uruguay hinein) umfasst“[1].

Aufgrund dieser aktuellen Ergebnisse werden sich ein Großteil der Quellenangaben der nachfolgenden Arbeit auf Bibliographien von Prof. Dietrich beziehen.

II. Herkunft, Zuordnung und Verbreitung des Guaraní

1. Herkunft und Zuordnung des Guaraní

Das Guaraní ist der Tupí-Guaraní-Familie zugehörig. Tupinambá ist ursprünglich die Sprache der Einheimischen an der Küste Brasiliens. Die erste Grammatik entstand 1549 von dem Jesuitenpater José de Anchieta, dem Vater der brasilianischen Jesuitenmission; ab diesem Zeitpunkt wurde die Sprache, insbesondere im Hinblick auf die Missionsarbeit, beschrieben und erlernt. Dies erfolgte lange Zeit nur an der brasilianischen Küste, da das Innere des Kontinents bis in das 18.Jahrhundert weitgehend unerschlossen blieb.

Im 16.Jahrhundert entstand die brasilianische Mestizenbevölkerung „mamelucos“, die aus der Vermischung von portugiesischen Siedlern mit indianischen Frauen resultierte. Deren aus dem Tupinambá entwickelte Umgangssprache wird als língua brasílica bezeichnet. Sie diente ebenfalls als Verkehrssprache zwischen Siedlern und Tupinambá-Indios und anderen Indios. Ab Mitte des 19.Jahrhunderts wurde für die língua brasílica der Terminus Tupí eingeführt.

Das Guaraní Paraguays weist eine enge Verwandtschaft mit der língua brasísilica auf und wurde von den Jesuiten ab 1549 in Brasilien und ab 1612 in Paraguay beschrieben und gelehrt[2].

2. Verbreitung des Guaraní und aktuelle sprachliche Situation in Paraguay

Es existieren ca. 50 Tupí-Guaraní-Sprachen, wie zum Beispiel das Cario/ Carijó, Tupinambá, Chiripá/ Nhandeva, Mbyá, Kawahyb, Parintintin, Juma, Kamayurá oder Avañe’e, das sogenannte Paraguay-Guaraní. Die der Tupí-Guaraní-Familie zugehörigen Sprachen sind in Paraguay, im Nordosten Argentiniens, in Ostbolivien und im Amazonasgebiet (Brasilien, Peru, Teile Franz.-Guayanas) verbreitet[3].

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass das Guaraní heute in Paraguay, Argentinien und im brasilianischen Westen nicht von Indianern, sondern von normalen Staatsbürgern gesprochen wird. Aus diesem Grund besteht die Notwendigkeit zur Unterscheidung von tribalen Guaraní-Sprachen, d.h. tatsächliche Stammessprachen und nicht-tribalem Guaraní, das auch als Paraguay-Guaraní bezeichnet wird. So ist das Paraguay-Guaraní die Muttersprache von über 90% der Paraguayer in und um Paraguay herum, woraus eine Gesamtsprecherzahl von ca. 5 Millionen resultiert[4]. Aufgrund dieser besonderen sprachlichen Situation in Paraguay dient das Guaraní als nationales Identifikationsmerkmal, weshalb das Guaraní auch als „lengua nacional“ bezeichnet wird. In der Verfassung von 1992 ist das Guaraní als zweite offizielle Sprache Paraguays anerkannt und in den Grundschulen wird der Unterricht in der offiziellen Muttersprache der Schüler gewährleistet[5]. Zudem trägt auch die Landeswährung Paraguays den Namen „Guaraní“, es existieren Radiosendungen auf Guaraní und in Asunción befindet sich ein „Instituto de lingüística guaraní“, wo Guaranílehrer für die zweisprachige Erziehung in den Schulen ausgebildet werden[6].

III. Geschichtlicher Hintergrund

1. Etappen der Eroberung Hispanoamerikas

Die Eroberung Hispanoamerikas lässt sich in drei Etappen einteilen:

1.Etappe: 1492 – 1519
2.Etappe: 1519 – 1531
3.Etappe: 1531 – 1556

Die erste Etappe umfasst die Eroberung des Antillengebietes, d.h. Hispaniola, Puerto Rico, Jamaika und Kuba. Von diesen Gebieten aus erfolgten weitere Erkundungen, wie die der Küste Venezuelas, Teile Mittelamerikas (Panama und Yucatán) bis nach Nordamerika und im Süden bis zum Río de la Plata-Gebiet.

In der zweiten Etappe wurde unter der Führung von Hernán Cortés das Aztekenreich durch die Spanier in Besitz genommen. Zudem erfolgte die Eroberung Guatemalas und die weiterer Gebiete Mittelamerikas.

Die dritte Etappe bildet die Eroberung der Andenhochländer, welche 1531 durch die Spanier unter Führung von Francisco Pizarro eingeleitet wurde. Um 1536 führte Pedro de Mendoza seine Expedition in der Río de la Plata-Region aus und gründete erstmals die Stadt Buenos Aires, welche aufgrund von starkem Widerstand seitens der Indios wieder abgegeben und 1580 neu gegründet wurde[7]. Nach der Eroberung Paraguays durch die Spanier gründet sein Stellvertreter, Juan de Ayolas, 1937 am Ufer des Río Paraguay die Stadt Asunción. Dessen “Nachfolger, Domingo Martínez de Irala (1506-1577), baute die Festung als Siedlung aus, ließ zu Missionszwecken weitere Siedlungen in der Nähe gründen”[8]. So wurde durch die Vermischung von Spaniern mit Guaraní-Frauen die Basis für die Mestizisierung und dadurch auch für die Sprachentwicklung Paraguays gelegt. Weiterhin wurde in dieser Etappe Bolivien erobert und Venezuela kolonialisiert. Im Anschluss hieran erfolgte eine Phase der Ausbeutung und Missionierung durch die Spanier[9].

[...]


[1] http://www.uni-muenster.de/CeLA/forschu/guarani.htm, 09.08.2005, 15:08h

[2] Dietrich, Wolf, “Amerikanische Sprachen und Romanisch”, LRL, Bd. VII, Art. 480 a-c, Tübingen 1998, 440ff.

[3] Dietrich, Amerikanische Sprachen und Romanisch, 433

[4] Dietrich, Wolf, „Zum historischen Sprachkontakt in Paraguay“, in: Hassler, Sprachkontakt und Sprachvergleich, Münster 2001, 56

[5] Dietrich, Amerikanische Sprachen und Romanisch, 483

[6] Dietrich, Die indianischen Sprachen und die (latein)amerikanische Identität, Arbeitshefte des Lateinamerika-Zentrums Nr.12, Münster 1993, 18

[7] Dietrich/ Geckeler, Einführung in die spanische Sprachwissenschaft, Berlin 2004, 173f.

[8] Dietrich, Zum historischen Sprachkontakt in Paraguay, 54

[9] Dietrich, Amerikanische Sprachen und Romanisch, 440

Fin de l'extrait de 20 pages

Résumé des informations

Titre
Der Einfluss des Guaraní auf den hispanoamerikanischen Wortschatz
Université
University of Münster  (Romanisches Seminar)
Cours
Geschichte des spanischen Wortschatzes
Note
2,0
Auteur
Année
2005
Pages
20
N° de catalogue
V69297
ISBN (ebook)
9783638623858
Taille d'un fichier
461 KB
Langue
allemand
Mots clés
Einfluss, Guaraní, Wortschatz, Geschichte, Wortschatzes
Citation du texte
Sandra Wilberding (Auteur), 2005, Der Einfluss des Guaraní auf den hispanoamerikanischen Wortschatz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69297

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