Wenn die Europäische Union (EU) seit den 1990ern außenpolitisch tätig wurde, so reagierte sie meist nur. Ereignisse wie die Balkankriege, eine durch Terror veränderte Welt und Auswirkungen der Globalisierung wurden nicht aktiv beeinflusst. Deshalb ist Europa vielfältig gefordert und muss, um Einfluss zu entfalten, mit einer Stimme sprechen. Wie folgend gezeigt wird, verwundert es nicht, warum hat sich die EU – entgegen eigener Erwartungen – auf dem Balkan engagiert hat. Spannend ist jedoch, wieso militärisch.
Die Balkan-Region stellte alle internationalen Akteure vor eine weitere Herausforderung – zusätzlich zum Ende des Ostblocks und des Golfkriegs. Im Verlauf des Konflikts nahmen die EU und ihre Mitglieder verschiedenste Rollen ein. So war man anfangs für Eindämmung und Konfliktbearbeitung; hinterließ jedoch den Anschein von Ineffizienz, Unentschlossenheit und des gänzlichen Scheiterns mangels Einigkeit und Motivation.
Unter dem Eindruck dieser ’Schmach’ war die Geburtsstunde der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) ein Lichtblick. Mit einem Mal einigte eine Krise die sonst oft uneinigen EU-Mitglieder und zeigte die Notwendigkeit für ein gemeinsames Vorgehen auf. Auch bettet die aktuelle Lage die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) in einen Prozess des Wandels und gewinnt an Bedeutung, da viele „entfernte“ Krisen auf Europa zurückwirken. Dies ließ die Einsicht wachsen, dass frühzeitiges Handeln im eigenen Interesse ist. Deshalb sind die zaghaften Militäroperationen der EU Testmarken für ihre ESVP.
Die These dieser Arbeit ist, dass das Engagement der EU eine logische Konsequenz der GASP und der EU-Integrationsentwicklungen seit Beginn der 1990er ist. Die Arbeit versucht diese Darstellung nachzuweisen und wird sie in einem Fazit nochmals erläutern. Dazu werden zuerst kurz die Konzepte der Zivil-/ bzw. Militärmacht umrissen. Anschließend werden Meilensteine der Entwicklung der GASP/ESVP seit 1990 beschrieben und es wird auf die EU-NATO (North Atlantic Treaty Organisation) Kooperation eingegangen. Einer überblicksartigen Beschreibung der Operation Althea und ihrer Vorläufer folgt ein perspektivischer Ausblick für GASP und ESVP.
Inhaltsverzeichnis
- Gegenstand und Gang der Untersuchung
- Zivilmacht- oder Miltärmachtkonzept?
- ESVP und GASP
- Das Wiedererwachen von 1990 bis 1997
- Meilensteine der Jahre 1998 bis 2000
- Entwicklungen ab dem Jahr 2001
- EU-NATO- Kooperation
- Die EU als Militärakteur auf dem Balkan
- Operation Althea / EUFOR
- SFOR/IFOR
- Perspektiven für GASP und ESVP
- Fazit und Zusammenfassung
- Anhang
- Literatur- und Quellenverzeichnis
- Thesenpapier des Referats vom 13. Januar 2005
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Gründe für das militärische Engagement der Europäischen Union auf dem Balkan. Sie analysiert die Entwicklung der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) seit den 1990er Jahren und beleuchtet die Rolle der EU als Militärakteur in der Region.
- Die Entwicklung der ESVP und die Rolle der GASP
- Die EU-NATO-Kooperation im Kontext des militärischen Engagements
- Die Bedeutung der Operation Althea als Beispiel für die militärische Aktivität der EU
- Die Herausforderungen und Perspektiven der ESVP für die Zukunft
- Das Konzept der Zivilmacht vs. Militärmacht im Kontext der EU-Außenpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Hausarbeit beleuchtet die Konzepte der Zivilmacht und Militärmacht sowie die Entwicklung der ESVP und der GASP seit den 1990er Jahren. Die EU-NATO-Kooperation und die verschiedenen Phasen des militärischen Engagements der EU auf dem Balkan werden im zweiten Kapitel behandelt. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Operation Althea, einem Beispiel für die aktive Rolle der EU als Sicherheitsanbieter. Abschließend werden die Perspektiven für die ESVP und die GASP in der Zukunft diskutiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen dieser Hausarbeit sind: Europäische Union (EU), Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP), Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP), Militär, Balkan, Operation Althea, EU-NATO-Kooperation, Zivilmacht, Militärmacht.
- Quote paper
- Michael A. Braun (Author), 2005, Warum hat sich die Europäische Union – entgegen eigener Erwartungen und Pläne – militärisch auf dem Balkan engagiert?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69560