Um die Wettbewerbsfähigkeit des Europäischen Handels- und Wirtschaftraumes aufrecht zu erhalten bzw. zu forcieren, wurde in einer Sondersitzung des Europäischen Rates in Lissabon im März 2000 ein Förderprogramm mit ebenjenem Ziel initiiert. Die so genannt eLissabon-Strategie mstellt die einleitende Politikstrategie zur Förderung des europäischen Wirtschaftsraumes dar, in der festgelegt wurde, dass sich die Europäische Union bis zum Jahre 2010 „zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftraum der Welt“ entwickeln solle (Frommberger 2005a, S. 371). Die Betonung des Wissens als Grundlage jeder wirtschaftlichen Weiterentwicklung macht deutlich, welchen hohen Stellenwert die Bildung bzw. die Berufsbildung und das lebenslange Lernen für diesen Prozess haben.
Ein wesentliches Ziel der Europäischen Berufsbildungspolitik ist von jeher die Freizügigkeit der EU-Bürger, d.h. die freie Wahl sowohl des Wohn- als auch des Arbeitsortes. Besonders diese gewünschte und erforderliche berufliche Mobilität bereitet größte Schwierigkeiten in der Förderung des europäischen Wirtschaftsraumes, da die divergenten Berufsbildungssysteme mder europäischen Mitgliedstaaten bzw. deren nicht einheitliche Zugangs- und Zertifizierungsansätze die Anerkennung von in unterschiedlichen Ländern erworbenen Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten erschweren. Frommberger (2005b) stellt bezüglich der Mobilitätspraxis in Europa fest, „dass das Recht auf Niederlassungs- und Dienstleistungsfreiheit [...] der Europäischen Union durchaus in Konfrontation zu den beruflichen und sozialrechtlichen nationalen Unterschieden steht“ und darin ein „nicht unwesentliches Konfliktpotential der Europäischen Politik zur Förderung der Mobilität“ besteht, da diese „per se den Bereich der Berufsbildung und damit die nationalen Hoheitsrechte tangiert“ (Frommberger 2005b, S. 13). Die nationalen Regelungen zur Berufsbildung und den in diesen Systemen zu erwerbenden Qualifikationen - im Sinne von „anerkannte[n] Abschlüsse bzw. geprüfte[n] und nachgewiesene[n] Kompetenzbündel[n]“ (ebd., S. 6) - seien seiner Ansicht nach dazu geeignet, die angeführten Grundfreiheiten zu beeinträchtigen, „weil der Zugang zu bestimmten Berufstätigkeiten und Bildungsinstitutionen in den Mitgliedstaaten an unterschiedliche Voraussetzungen gebunden ist“ (ebd., S. 13).
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- MABNAHMEN ZUR ERRICHTUNG EINES EUROPÄISCHEN BERUFSBILDUNGSRAUMES
- DER EUROPÄISCHE QUALIFIKATIONSRAHMEN - EIN INSTRUMENT ZUR FÖRDERUNG DES EUROPÄISCHEN BERUFSBILDUNGSRAUMS..
- RESÜMEE.
- DISKUSSION - EQF ALS INSTRUMENT DES EUROPÄISIERUNGSPROZESSES..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Errichtung eines europäischen Berufsbildungsraumes und der Rolle des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQF) in diesem Prozess. Sie untersucht die Herausforderungen und Möglichkeiten, die durch die Divergenz der nationalen Berufsbildungssysteme entstehen und wie der EQF zur Förderung der beruflichen Mobilität und der Anerkennung von Qualifikationen beitragen kann.
- Die Lissabon-Strategie und die Notwendigkeit eines wissensbasierten Wirtschaftsraumes
- Die Bedeutung der Berufsbildung und des lebenslangen Lernens für die europäische Wettbewerbsfähigkeit
- Herausforderungen der Divergenz in den nationalen Berufsbildungssystemen
- Der EQF als Instrument zur Förderung der Transparenz und Anerkennung von Qualifikationen
- Die Rolle der offenen Koordinierung und des Konvergenzdrucks in der europäischen Berufsbildungspolitik
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Notwendigkeit der Errichtung eines europäischen Berufsbildungsraumes im Kontext der Lissabon-Strategie dar. Sie hebt die Herausforderungen hervor, die durch die divergenten Berufsbildungssysteme der Mitgliedstaaten entstehen und wie der EQF zur Förderung der beruflichen Mobilität und der Anerkennung von Qualifikationen beitragen kann.
- Maßnahmen zur Errichtung eines europäischen Berufsbildungsraumes: Dieses Kapitel beleuchtet die wichtigsten Maßnahmen zur Errichtung eines europäischen Berufsbildungsraumes, darunter die Lissabon-Strategie und die Kopenhagen-Erklärung. Es stellt die Bedeutung der offenen Koordinierung und des Konvergenzdrucks für die Entwicklung eines europäischen Berufsbildungsraumes dar.
- Der Europäische Qualifikationsrahmen: Dieses Kapitel untersucht den EQF als Instrument zur Förderung des europäischen Berufsbildungsraumes. Es beleuchtet seine Bedeutung für die Transparenz von Qualifikationen und die Anerkennung von Kompetenzen.
Schlüsselwörter
Europäischer Qualifikationsrahmen, Berufsbildung, Mobilität, Anerkennung von Qualifikationen, offene Koordinierung, Konvergenzdruck, Lissabon-Strategie, Kopenhagen-Erklärung, Lebenslanges Lernen, Transparenz, Europäischer Wirtschaftsraum.
- Citation du texte
- Dipl.-Päd. Karsten Rohr (Auteur), 2005, Der Europäische Qualifikationsrahmen - Prokrustesbett nationaler Berufsbildungsidentität?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69974