Die Ereignisse des 11. September 2001 stellen unbestreitbar eine historische Zäsur dar. Hierin ereignet sich auf eine bösartige Weise der Übergang vom 20. ins 21. Jahrhundert. Nicht das jähe Platzen der „New-Economy-Bubble“ markierte für die Mehrheit das Ende des vergangenen Jahrhunderts, sondern die Geschehnisse, die Amerikaner unter dem Kürzel „9/11“ zusammenfassen. „Nichts wird mehr sein, wie es war“ – der Weltbevölkerung ist von Anfang an klar, dass die Terroranschläge Veränderungen epochaler Ausmaße zur Folge haben werden. 9/11 ist der Epilog des 20. und Prolog des 21. Jahrhunderts zugleich.
Nun, im Jahr 2005, haben sich die Rauchschwaden ein wenig gelichtet und der Blick fällt auf eine Welt, die im Schatten von 9/11 ihre Triebe ausgebildet hat. Die politische Landkarte geriet innerhalb weniger Jahre völlig durcheinander; alte Bündnisse zerbrachen, Institutionen und Instrumente internationaler Politik durchlaufen rasante Veränderungsprozesse. Die augenscheinlichsten Folgen dieser Prozesse sind zwei Kriege – einer davon unter deutscher Beteiligung – und der anhaltende Kampf gegen den Terrorismus. Die Welt ist im Wandel.
Die politischen Umwälzungen sind allgegenwärtig, doch wie sieht es auf der Ebene des Sozialen respektive der Kultur aus? Haben sich hier am Ende ebenfalls Verwerfungen ergeben, oder im Vokabular des amerikanischen Soziologen Zygmunt Baumann: Findet zu Beginn des 21.Jahrhunderts eine erneute Umbettung der Individuen statt? Und wenn dem so ist, wie sind diese neuen Betten beschaffen?
Wie ist es aktuell um die Flüchtigkeit respektive die Flüssigkeit moderner, gegenwärtiger Kultur bestellt? Finden sich Verfestigungstendenzen? Treffen die Diagnosen Baumanns noch zu, vor dem Hintergrund einer Welt, die sich durch 9/11 veränderte bzw. verändert?
Diesen Fragen werde ich in der vorliegenden Arbeit nachgehen. Ich möchte versuchen, aktuelle Entwicklungen, die sich dem (im besten Falle) scharf beobachtenden Kulturwissenschaftler erschließen, differenziert zu diskutieren; Ausgangspunkt hierbei sind Thesen und Begriffsinstrumentarium, welche Zygmunt Baumann in seiner programmatischen Gegenwartsanalyse 'Flüchtige Moderne' aufzeigt.
Inhaltsverzeichnis
- PROLOG: EIN SCHRITT VOR, ZWEI ZURÜCK?
- I. PRÉCARITÉ EST AUJOURD'HUI
- II. EINE FESTE BURG IST UNSER GOTT
- III. DER NEUE BIEDERMEIER
- IV. AUFERSTANDEN AUS RUINEN
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die Auswirkungen der Ereignisse des 11. September 2001 auf die moderne Gesellschaft und untersucht, wie die „Flüchtige Moderne“ im Anschluss an diese Ereignisse ihre Ausprägung gefunden hat.
- Die „Flüchtige Moderne“ nach 9/11
- Veränderungen in der politischen Landschaft
- Die Auswirkungen auf die soziale und kulturelle Sphäre
- Verfestigungstendenzen im Sozialkörper
- Kritik an der „Verflüssigung“ des Sozialen
Zusammenfassung der Kapitel
- Prolog: Ein Schritt vor, zwei zurück?: Der Prolog führt in die Thematik ein und stellt den Kontext der „Flüchtigen Moderne“ im Anschluss an 9/11 dar. Er beschreibt die Auswirkungen der Terroranschläge auf die Welt und skizziert die Veränderungen, die sie mit sich gebracht haben.
- I. PRÉCARITÉ EST AUJOURD'HUI: Dieses Kapitel analysiert den Zustand der „Flüchtigen Moderne“ und beleuchtet die Verunsicherung, die durch die Ereignisse des 11. September 2001 entstanden ist. Es wird die Frage gestellt, wie sich die Menschen in einer Welt, die sich ständig wandelt, zurechtfinden.
- II. EINE FESTE BURG IST UNSER GOTT: Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität in einer unsicheren Welt. Es diskutiert die Frage, ob die „Flüchtige Moderne“ den Menschen eine solche Sicherheit bieten kann.
- III. DER NEUE BIEDERMEIER: Dieses Kapitel analysiert die kulturellen und sozialen Veränderungen, die im Anschluss an 9/11 stattgefunden haben. Es werden die Auswirkungen auf die Lebensweise der Menschen und die Beziehungen untereinander untersucht.
- IV. AUFERSTANDEN AUS RUINEN: Das vierte Kapitel beleuchtet die Frage, ob die Ereignisse des 11. September 2001 zu einer neuen Verfestigung des Sozialen geführt haben. Es untersucht, ob die Menschen nach der Katastrophe wieder ein Bedürfnis nach Gemeinschaft und Stabilität verspüren.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Textes sind „Flüchtige Moderne“, 9/11, soziale Verflüssigung, Verfestigungstendenzen, Sicherheit, Gesellschaft, Kultur, und Werteorientierung.
- Quote paper
- Christian Jany (Author), 2005, Die 'Flüchtige Moderne' nach 9/11, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70070