Qualitative Interviews mit Kindern


Dossier / Travail, 2006

16 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltverzeichnis

Einleitung

1. Einsatz qualitativer Interviews mit Kindern

2. Alter und Verbalisierungsfähigkeit der Kinder

3. Formen qualitativer Interviews mit Kindern
3.1 Teilstandardisierte Interviews
3.2 Narrative Interviews
3.3 Psychoanalytische Tiefeninterviews

4. Vorbereitung und Durchführung der Interviews mit Kindern
4.1 Zugang zu den Kindern und Ort des Interviews
4.2 Interviewdauer, Motivation und Kooperationsbereitschaft der Kinder
4.3 Haltung des Interviewers / der Interviewerin zum Kind
4.4 Verständlichkeit der Instruktionen

5. Zum Antwortverhalten der Kinder

6. Auswertung der qualitativen Interviews mit Kindern

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die neue Kindheitsforschung betrachtet Kinder als gleichwertige Gesellschaftsmitglieder und aktiv handelnde Akteure in ihrer Lebensumwelt. Sie sieht ihre Aufgabe nicht nur darin, Kinder zu erforschen, sondern „aus der Perspektive von Kindern“ zu forschen. Um sich in die Welt der Kinder zu versetzen, ihre Wünsche, Gedanken, Handlungen, Ideen, Probleme, Interessen und Reaktionen zu verstehen, bedient sich die neue Kindheitsforschung unterschiedlicher Methoden. Neben teilnehmender Beobachtung und standardisierter Befragungen sind auch qualitative Interviews eine oft angewandte Methode bei der Forschung mit Kindern. Doch obwohl im Bereich der Kindheitsforschung inzwischen eine beträchtliche Zahl von Untersuchungen entstanden ist, in denen qualitative Interviews als Instrument für die Datensammlung verwendet wurden, gibt es bisher nur wenige Ausführungen zu den forschungstechnischen Schwierigkeiten und Möglichkeiten, die sich beim Interviewen von Kindern ergeben.[1]

In der vorliegenden Arbeit werden die Probleme und Lösungsmöglichkeiten bei der Vorbereitung und Durchführung qualitativer Interviews mit Kindern in der Kindheitsforschung aufgezeigt.

Als erstes wird ein kurzer Überblick darüber gegeben, zu welchen Fragestellungen die Methode der qualitativen Interviews in der Forschung mit Kindern eingesetzt wird. Als nächstes wird das Thema des Alters und der Verbalisierungsfähigkeit der Kinder behandelt, das bei der Anwendung von qualitativen Interviews mit Kindern eine große Rolle spielt. Danach werden die, für die Forschung mit Kindern bedeutendsten, Interviewformen kurz skizziert. Im nächsten Schritt werden die wichtigsten Punkte bei der Gestaltung der Kinderinterviews betrachtet. Dabei kommen dem Zugang zu den Kindern und dem Ort des Interviews, der Interviewdauer, der Motivation und der Kooperationsbereitschaft der Kinder, der Haltung des Interviewers / der Interviewerin zum Kind sowie der Verständlichkeit der Instruktionen eine große Rolle zu. Als letztes wird das Antwortverhalten der Kinder untersucht und auf einige zentrale Auswertungsverfahren eingegangen, die in der Analyse von Kinderinterviews verwendet werden.

Abschließend wird ein Fazit gezogen.

1. Einsatz qualitativer Interviews mit Kindern

In der neueren Kindheitsforschung wurden in den letzten Jahren immer wieder qualitative Interviews als eine wichtige Methode eingesetzt.[2] Diese Methode „...eröffnet die Möglichkeit, die Sicht von Kindern auf ihr Leben, ihre Wünsche, Interessen, Lernprozesse, Probleme und Ängste, in familiären und freundschaftlichen Beziehungen, in Schule, Wohnumwelt und Freizeit wissenschaftlich zu erfassen.“[3]

„Wenn man die Lebenswelt von Kindern untersuchen möchte, genügt es heutzutage nicht mehr, die Erwachsenen zu fragen, die für die Betreuung und Erziehung von Kindern zuständig sind. Kinder werden vielmehr auch als Personen mit eigenen Rechten, Interessen und Ansichten gesehen, die als Akteure ihr Leben mitgestalten und deren Meinungen und Wünsche gehört und berücksichtigt werden müssen.“

Im deutschsprachigen Raum werden mit qualitativen Interviews Kinder insbesondere zu Fragestellungen der Schulforschung, der Sozialisationsforschung und der Kindheitsforschung befragt.[4]

In der Schulforschung werden Interviewaussagen der Kinder dafür verwendet, um ihr alltagskulturelles Handeln in der Schule zu verstehen.

„Vor allem werden in der Grundschulforschung qualitative Interviews genutzt, um Denkweisen, Lerngewohnheiten, Arbeitsstile, Erwartungen, Interessenetwicklung und Verarbeitungsmuster von Schülerinnen und Schülern aus ihrer Perspektive erfassen und bei der pädagogischen Arbeit in der Schule berücksichtigen zu können.“[5]

Außerdem werden mit Hilfe von Interviews mit Kindern das Schulwahlverhalten, die Bedeutung von Freundschaften, die Entwicklung des Soziallebens in Schulklassen und der Zusammenhang von innerschulischen und außerschulischen kindlichen Erfahrungen erschlossen.[6]

In der Sozialisationsforschung werden anhand Kinderinterviews insbesondere Forschungsfragen im Bereich der geschlechtsspezifischen Identitätsbildung und Sozialisation, der Moralentwicklung, der Autonomieentwicklung sowie der Entwicklung des sozialen Verhaltens und Verstehens thematisiert. Außerdem werden die zentralen Sozialisationsinstanzen (Familie, Kindergarten, Schule oder Gleichaltrigengruppe) erforscht. Die Kinder werden über Familienerfahrungen, Freundschaftsbeziehungen und Zukunftsentwürfe befragt.[7]

In der Kindheitsforschung werden durch die Interpretation von Interviews kindliche Lebenswelten und Lebenssituationen, so wie sie von Kindern alltäglich erlebt werden, beschrieben. Bisher kamen Interviews mit Kindern in der deutschsprachigen Forschung besonders dann zum Einsatz, wenn die Lebensqualität und die Lebensverhältnisse von Kindern, der Wandel von Kindheit im interkulturellen oder intergenerativen Vergleich, die Risiken und Chancen der Modernisierung oder die Analyse der soziokulturellen Umwelten von Kindern das Interesse bildeten.[8] nit Kindern

Doch zwar wird die Notwendigkeit, Kinder selbst über ihr Leben zu befragen, immer wieder betont, gleichzeitig aber werden die Methoden der Befragung von Kindern mit Skepsis und kritischen Einwänden konfrontiert.[9]

„In verschiedenen Untersuchungen wurde darauf hingewiesen, dass Kinder dazu neigen, den elterlichen sozialen Status zu überschätzen. Ihr Antwortverhalten in Befragungen deute darauf hin, dass sie mit sozialen Normen übereinstimmen wollen und hierarchische Denkkategorien adaptieren (BAUER 1984). Als Vorbehalte gegen direkte Befragung wurden zudem die begrenzten Möglichkeiten im sprachlichen Ausdruck und die Schwierigkeit, die kindlichen Aussagen richtig zu interpretieren, hervorgehoben.“[10]

2. Alter und Verbalisierungsfähigkeit der Kinder

Als besonderes Problem der Anwendung von qualitativen Interviews in der Kindheitsforschung stellt also die sprachliche Kommunikation dar.[11] „Es muss damit gerechnet werden, dass Kinder unterschiedlichen Alters unterschiedlich gut ihre subjektive Welt sprachlich ausdrücken können.“[12]

„Bereits die Entwicklung der allgemeinen sprachlichen Fähigkeiten wirkt einschränkend auf die Anwendbarkeit dieser Art der Datenerhebung. So kann es als wenig erfolgversprechend gelten, Kinder unter 5 Jahren mittels qualitativer Interviews zu befragen, da in dieser Altersgruppe sowohl die sprachlichen als auch die kognitiven Kompetenzen noch kaum so weit entwickelt sind (vgl. etwa Piaget 1978), dass sie den Erwartungen eines solchen Interviews entsprechen könnten.“[13]

[...]


[1] Vgl. Heinzel 1997, S. 396

[2] Vgl. Fuhs, S. 87

[3] Heinzel 1997, S. 396

[4] Vgl. ebd., S. 399

[5] Ebd.

[6] Vgl. ebd., S. 399, 400

[7] Vgl. ebd., S. 400

[8] Vgl. ebd.

[9] Vgl. Fuhs, S. 89

[10] Heinzel 1997, S. 398, 399

[11] Vgl. Fuhs, S. 89

[12] Ebd.

[13] www.erzwiss.uni-halle.de/gliederung/paed/allgew/texte/intkitxt.html

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Qualitative Interviews mit Kindern
Université
University of Osnabrück
Note
2,0
Auteur
Année
2006
Pages
16
N° de catalogue
V70433
ISBN (ebook)
9783638615952
ISBN (Livre)
9783638769105
Taille d'un fichier
418 KB
Langue
allemand
Mots clés
Qualitative, Interviews, Kindern
Citation du texte
Natalie Schlee (Auteur), 2006, Qualitative Interviews mit Kindern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70433

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