Nach altem Volksglauben wurde dem Blut, dem roten Lebenssaft, eine beson-dere Kraft und heilsame Wirkung zugesprochen. Schon das Alte Testament verweist auf den Sitz des Blutes im Leben und in der Seele (3. Mose 17,11). In der mittelalterlichen Literatur findet man Geschichten, in denen die Heilung des Aussatzes durch ein Bad im Blut von unschuldigen Kindern thematisiert wird. Das Aussatzmotiv und die Heilung durch herzebluot greift Hartmann von Aue in seinem Werk „Der arme Heinrich“ auf.
Meine Arbeit beschreibt in einem kurzen Exkurs, welches furchtbare Los die Erkrankung am Aussatz für einen Menschen zur damaligen Zeit darstellte. Nach einem inhaltlichen Überblick werde ich den „Armen Heinrich“ im Hinblick auf die Ursache der Erkrankung, die Opferbereitschaft des Mädchens, die Ablehnung bzw. die Annahme des Opfers, die Heilung und die Wandlung beleuchten.
Es gibt zwei Grundtypen von mittelalterlichen Aussatzgeschichten: den Barm-herzigkeitstypus , der durch die heilsgeschichtliche „Silvesterlegende“ vertreten wird und die Freundschaftssage, die sich in der Sage von den opferbereiten Freunden „Amis und Amiles“ wiederfindet. Ich werde von beiden Modellen einen inhaltlichen Überblick geben und abschließend die Erzählmodelle in Bezug auf die vier oben genannten Leitgedanken mit dem „Armen Heinrich“ vergleichen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aussatz im Mittelalter
- ,,Der arme Heinrich“
- Inhalt
- Vier Beobachtungsschwerpunkte
- Das Aussatzmotiv
- Das Opfer durch die maget
- Die Annahme des Opfers durch Heinrich
- Heinrichs erste Entscheidung
- Heinrichs zweite Entscheidung
- Die Ursache der Heilung
- Aussatzlegenden
- Die,,Silvesterlegende“ in der Legenda aurea
- Der Vergleich zum „Armen Heinrich“
- ,,Amis und Amiles“
- Der Vergleich zum „Armen Heinrich“
- Die,,Silvesterlegende“ in der Legenda aurea
- Die Verbindung der Heilsgeschichte und Opferlegende
- Schlussworte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das Motiv des Kindsblutes zur Heilung von Aussatz im mittelalterlichen Werk ,,Der arme Heinrich“ von Hartmann von Aue. Ziel ist es, die Verbindung zwischen Heilsgeschichte und Opferlegende in diesem Werk aufzuzeigen und zu untersuchen, wie die Krankheit des Aussatzes in der mittelalterlichen Gesellschaft wahrgenommen wurde. Die Arbeit beleuchtet die Opferbereitschaft des Mädchens, die Ablehnung und Annahme des Opfers durch Heinrich, sowie die Heilung und Wandlung des Protagonisten.
- Die Rolle des Blutes in der Heilsgeschichte und Opferlegende
- Die gesellschaftliche Stigmatisierung des Aussatzes im Mittelalter
- Die Opferbereitschaft als Ausdruck von Liebe und Glaube
- Die Bedeutung des moralischen Wandels des Protagonisten
- Die Interpretation des Motives der Heilung durch Kindsblut im Kontext der mittelalterlichen Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in die Thematik des Aussatzes im Mittelalter und die Bedeutung des Blutes im Volksglauben ein. Sie stellt die Arbeit und ihren Schwerpunkt auf den,,Armen Heinrich“ von Hartmann von Aue vor.
- Kapitel 2 beleuchtet die Rolle des Aussatzes als Krankheit und soziales Stigma im Mittelalter. Es beschreibt den Umgang mit Aussätzigen und die theologische Interpretation der Krankheit als Gottesstrafe.
- Kapitel 3 befasst sich mit der Analyse des,,Armen Heinrich“ durch die Betrachtung von vier Beobachtungsschwerpunkten. Dazu zählen die Beschreibung des Aussatzes, die Opferbereitschaft des Mädchens, Heinrichs Entscheidung, das Opfer anzunehmen, und die Heilung des Protagonisten.
- Kapitel 4 vergleicht die in ,,Der arme Heinrich“ dargestellten Motive mit anderen mittelalterlichen Aussatzgeschichten. Es werden die,,Silvesterlegende“ und die Freundschaftssage,,Amis und Amiles“ analysiert und mit dem Werk von Hartmann von Aue in Bezug gesetzt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Schlüsselwörter Aussatz, Heilsgeschichte, Opferlegende, Kindsblut, Mittelalter, ,,Der arme Heinrich“, Hartmann von Aue, Silvesterlegende, Amis und Amiles, moralische Wandlung.
- Citation du texte
- Nicole Dietrich (Auteur), 2005, Die Verbindung von Heilsgeschichte und Opferlegende - das Kindsblutmotiv im 'Armen Heinrich' von Hartmann von Aue, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70440