Im Folgenden soll die erste Sünde, der wissentlich begangene Geschwisterinzest und die sich daraus vor allem für Gregorius ergebenden Konsequenzen analysiert werden. Um eine angemessene Bewertungsgrundlage zu erhalten, wird zunächst gleichsam als Folie ein Überblick über Theorien des Opfers herausgearbeitet. Es soll nachgewiesen werden, dass schon der erste Inzest und vor allem die Konsequenz der Aussetzung, an dem/der Gregorius gänzlich unbeteiligt ist,eineVoraussetzung für die Erlösung (bzw. Heiligkeit) des Gregorius darstellt. Dabei folge ich weitestgehend der Schlussfolgerung von Brigitte Herlem-Prey, die aufgrund der Analyse des Schuldkomplexes im Gregorius zu der Aussage kommt, dass Hartmann „den Mutter-Sohn-Inzest als Doppelung des Bruder-Schwester-Inzests begreift“.
Anschließend soll der zweite erzählte Inzest zwischen Gregorius und seiner Mutter ins Betrachtungsfeld rücken, wobei nur ein Ausblick vorgenommen werden soll, mithilfe dessen gezeigt wird, dass der zweite Inzest, an dem Gregorius unmittelbar beteiligt ist, „nur“ eine Fortsetzung bzw. Wiederholung des ersten Inzests und seiner Konsequenzen ist und es sich bei der Heilsgeschichte des Gregorius demnach um eine kausale Kette von Sünde - Opferung - Heiligkeit handelt. In der Abschlussbetrachtung sollen die gewonnenen Erkenntnisse noch einmal akzentuiert gegenübergestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Themeneingrenzung
- Der erste Inzest als Sünde [anderer]
- Gregorius` Aussetzung als religiöses Opfer der Buße
- Gregorius` Aussetzung als Opfer zur Sicherung der gesellschaftlichen Ordnung
- Der zweite Inzest als Sünde - ein Ausblick
- Theorien des Opfers
- Abschlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Hartmanns von Aues „Gregorius“ mit dem Fokus auf den ersten Inzest und die sich daraus ergebenden Folgen für Gregorius, um zu belegen, dass dieser als Vorbedingung für seine Erlösung (bzw. Heiligkeit) fungiert.
- Analyse des ersten Inzests als Sünde, die nicht von Gregorius begangen wurde
- Die Rolle des Opfers in der Heilsgeschichte des Gregorius
- Zusammenhang zwischen Sünde, Opferung und Heiligkeit
- Vergleich mit Theorien des Opfers
- Der zweite Inzest als Fortsetzung des ersten Inzests
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung und Themeneingrenzung
Die Einleitung stellt den Kontext und die Zielsetzung der Arbeit vor. Sie beleuchtet Hartmanns Wandel in seinem Werk von weltlicher Literatur hin zu religiöser Thematik und deutet auf die Bedeutung des ersten Inzests für die Heilsgeschichte des Gregorius hin.
Theorien des Opfers
Dieses Kapitel bietet einen Überblick über verschiedene Theorien des Opfers, insbesondere die Ansätze von Girard, Freud und Bürkle. Der Fokus liegt auf der Bedeutung des Opfers in Religion und Gesellschaft sowie der Frage nach den Anfängen des Opferverhaltens.
Der erste Inzest als Sünde [anderer]
Dieses Kapitel untersucht den ersten Inzest, der von Gregorius` Eltern begangen wurde, und die Folgen, die sich daraus für Gregorius ergeben. Es wird die Aussetzung als religiöses Opfer der Buße sowie als Opfer zur Sicherung der gesellschaftlichen Ordnung betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Inzest, Opfer, Heiligkeit, Erlösung, Schuld, Buße, mittelalterliche Literatur, Hartmann von Aue, Gregorius, Theorien des Opfers und gesellschaftliche Ordnung.
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- Katja Erben (Autor), 2007, Hartmanns von Aue: Gregorius - Der erste Inzest als Vorbedingung seiner Heiligkeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71367