Geschichte von Herrschaft, Staat und Politik


Dossier / Travail, 2006

20 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Über den Autor
1.2 Über den Verlag
1.3 Hauptfragestellungen
1.4 Zeitliche Reichweite des Buches
1.5 Vom Autor verwendete Methoden
1.6 Aufbau der Arbeit

2. Inhaltliche Besprechung des Buches

3. Kritische Würdigung

Literaturverzeichnis

Anmerkungen.

1. Einleitung

In dieser Hausarbeit widme ich mich der Buchbesprechung von Götz Alys Publikation: „Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus“ aus dem Jahre 2005. Das Buch erschien im S. Fischer Verlag und kann über die Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) als preiswerte Lizenzausgabe bezogen werden. Die ISBN des Buches lautet 3-89331-607-8.

1.1 Über den Autor

Prof. Dr. rer. pol. Götz Aly, geb. 1947, ist Journalist, Freier Autor und Historiker. Er besuchte die Deutsche Journalistenschule in München und studierte anschließend Geschichte und politische Wissenschaften an der Freien Universität in Berlin. Götz Aly hat z. Z. eine Gastprofessur am Fritz-Bauer-Institut für interdisziplinäre Holocaustforschung der Universität Frankfurt am Main inne, die mit Ausgang des Sommersemesters 2006 enden wird. 2002 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis und 2003 den Marion-Samuel-Preis der Stiftung Erinnerung.1

1.2 Über den Verlag

1886 vom Buchhändlergehilfen Samuel Fischer in Berlin gegründet, avancierte der S. Fischer Verlag schnell zum Hauptvertreter des deutschen Naturalismus und veröffentlichte Werke namhafter Autoren wie Thomas Mann und Gerhard Hauptmann.

Infolge der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde der Verlag 1936 geteilt und unter der Leitung von Peter Suhrkamp in Berlin weitergeführt, während der Haupteigentümer Gottfried Bermann Fischer in Wien mit weiteren Autoren den Bermann-Fischer-Verlag gründete. Bereits zwei Jahre später nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich verlagerte der Bermann Fischer Verlag seinen Hauptsitz zuerst nach Stockholm und später nach New York.

Der zwischenzeitlich in Suhrkamp Verlag umbenannte S. Fischer Verlag wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in Berlin neu gegründet und verließ 1950 nach einer außergerichtlichen Einigung die Berliner und Frankfurter Verlagshäuser, die an Bermann Fischer zurückgingen. Die damaligen Autoren konnten frei wählen, ob ihre Rechte bei Suhrkamp verbleiben sollten oder an den S. Fischer Verlag übergingen.

Im Jahre 1963 zog sich das Ehepaar Bermann Fischer aus der Verlagstätigkeit zurück und verkaufte den Verlag an Georg von Holtzbrinck. Heute bilden die S. Fischer Verlage eine Verlagsgruppe mit anderen Verlagen, worauf auch der Plural in „Verlage“ hinweist.

Der S. Fischer Verlag veröffentlichte in der Nachkriegszeit weltbekannte Werke von Franz Kafka oder auch das Tagebuch der Anne Frank und unterstrich so seine Stellung als Verlag der klassischen deutschen Moderne.2

1.3 Hauptfragestellungen

Am Anfang steht die Frage nach den Voraussetzungen für den verheerenden Genozid an den europäischen Juden. Der Verfasser Götz Aly möchte wissen, wie ein auf Ausgrenzung, Raub und Mord basierendes politisches System wie der Nationalsozialismus eine so hohe Integrationsfähigkeit entwickeln, breite Bevölkerungsschichten hinter sich bringen und mobilisieren konnte und auch noch so lange an der Macht zu bleiben vermochte. Dabei beleuchtet der Autor die nationalsozialistische Herrschaft aus einem „Blickwinkel“, der das Regime als „Gefälligkeitsdiktatur“3 zeigt und gleichzeitig als Wohlfahrtsstaat konzipiert. Die sozialstaatlichen Maßnahmen, von denen die Mehrheit der deutschen Bevölkerung profitierte und die mit weitgehender Zufriedenheit und Gefolgschaft belohnt wurde und damit das fragile „Herrschaftsgebäude“4 Hitlers stabilisierten, stammten zu großen Teilen aus Besatzungskosten des besetzten Europas und dem Raubmord an den Juden und sollen zum Gegenstand weiterer Untersuchungen des Autors werden.

1.4 Zeitliche Reichweite des Buches

Der Autor Götz Aly konzentriert sich in seinem Werk hauptsächlich auf die Ära der nationalsozialistischen Herrschaft von 1933-1945, insbesondere widmet er sich hier der Zeit des Zweiten Weltkriegs.

Dazu beschäftigt er sich phasenweise wie beispielsweise in den Unterabschnitten „Das Trauma von 1918“5 auch mit der Zeit und den Folgen des Ersten Weltkriegs und in „Deutsch-griechisches Schweigen“6 überprüft er nach 1945 gemachte Aussagen anhand von historischem Quellenmaterial auf ihren Wahrheitsgehalt.

1.5 Vom Autor verwendete Methoden

Als Historiker wendet Götz Aly bei der Bearbeitung der dem Buch zugrunde liegenden Fragestellungen historische Methoden an und geht dabei historisch-analytisch vor. Nach Durchführung einer Quellenanalyse äußert er, dass nur eine begrenzt vorhandene Literatur für das von ihm zu untersuchende Thema vorliegt. Für unterschiedliche Aspekte der Themenstellung kann der Verfasser nach eigenem Bekunden teils auf „empirisch vorbildlich gearbeitete sozialgeschichtliche“7 Publikationen, teils auf unvollständig vorhandene originäre Quellen aus Archiven zurückgreifen, darunter auch viel Zahlenmaterial. Als Grund für das Fehlen von Informationen führt der Autor die Vernichtung von Akten, sowie die Vorenthaltung und Verschleierung von Informationen durch einige sowohl in- als auch ausländischer Archive und Behörden an.8 Gefundenes Material wird durch Primäranalysen in der Phase der Quellenkritik auf Plausibilität hin überprüft.9 Hierbei muss der Verfasser auch interdisziplinär vorgehen und Erkenntnisse aus den Wirtschaftswissenschaften heran ziehen. Um die Methoden der deflationistischen Währungspolitik der deutschen Besatzer im Ausland zu durchleuchten, führt Aly eine eigene Studie durch. Durch Quelleninterpretation gelangt der Autor dann zu seiner provokanten These von der „Gefälligkeitsdiktatur“ in seiner Publikation.

1.6 Aufbau der Arbeit

Das Buch umfasst insgesamt 444 Seiten und ist in vier Teile unterteilt. Götz Aly hat sein Werk innerhalb dieser Teile nochmals zahlreich in Kapitel und Unterkapitel untergliedert. Neben den Fragestellungen und Angaben zum Quellenmaterial wird im ersten Teil auf insgesamt 90 Seiten die Umverteilungspolitik des Dritten Reiches im Rahmen der sozialpolitischen Maßnahmen zugunsten der mittleren und unteren Schichten und der Stimmungsverlauf der Bevölkerung thematisiert. Teil II umfasst weitere 113 Seiten und beleuchtet die Methoden, mit denen die Kriegskosten auf das Ausland abgewälzt, die Inflation zurück gedrängt und die Nöte im Inland bekämpft wurden. Der dritte Teil handelt von der Enteignung der europäischen Juden und erstreckt sich über weitere 102 Seiten, während im vierten und letzten Teil ab S. 311 der vom Autor postulierte Zusammenhang zwischen überwiegendem Ausbleiben innenpolitischer Antagonismen und sozialstaatlicher Wohlfahrt im NS-Regime beleuchtet wird.

Ab Seite 365 finden sich im Anhang eine Tabelle mit den damaligen Währungswechselkursen, ein Abkürzungs- und Literaturverzeichnis, einen ausführlichen Anmerkungsapparat sowie ein Personenregister.

2. Inhaltliche Besprechung des Buches

Im ersten Teil „Stimmungspolitiker in Aktion“ geht Götz Aly auf die Faszination und vermeintliche Attraktivität ein, die der Nationalsozialismus auf weite Kreise der Bevölkerung in Deutschland ausübte. Somit möchte der Verfasser ein in der Historiografie verbreitetes Denken überwinden, das eine Verkürzung des Nationalsozialismus auf die Judenvernichtung zur Folge hat, jedoch das damalige politische Handeln nicht in Gänze zu veranschaulichen verspricht.

Hierbei stellt Aly heraus, dass die Ideologie des Nationalsozialismus neben der Betonung der Ungleichheit der Rassen soziale Gleichheit im Volk versprach, wodurch sie ihre Attraktivität bezog aber gleichsam auch ihre zerstörerische Energie gewann. Dem von Aly so genannten „nationalen Sozialismus“ wird von ihm eine gewisse Nähe zu linkssozialistischen Ideen attestiert, da beide Ansätze die Aufhebung von sozialen Klassenschranken gemeinsam hatten und es so möglich war, dass Sozialisten und Kommunisten sich mit dem Regime arrangieren konnten. Große Integrationskraft schöpfte der Nationalsozialismus auch aus der Tatsache, dass er Emotionen und Rationalität in einen sich gegenseitig bereichernden Widerstreit setzen konnte. In der Verwaltung wurde Effizienz durch engagierte Beamte gewährleistet, die die Erwartungen der politischen Machthaber teils überflügelte. Hitler und seine Vasallen konnten sich währenddessen als emotionale Einpeitscher betätigen und Stimmungen in der Bevölkerung durch Versprechungen und Verheißungen schüren. Dem Regime gelang es, unterschiedlichste Milieus und Schichten in die so genannte Volksgemeinschaft zu integrieren. Viele, gerade auch jüngere, verband eine Sehnsucht nach Abenteuer und eine Aufbruchstimmung in ein besseres, sozial gerechteres Morgen. Nach den einschneidenden Erfahrungen des wirtschaftlichen Abstiegs und der nationalen Schmach des Ersten Weltkriegs, war es leicht, Wiedergutmachung auf Kosten eines konstruierten Sündenbocks zu fordern: den Juden. Um ab 1937 die steigende Verschuldung des Deutschen Reichs in den Griff zu bekommen, beginn man, auf so genanntes „Juden- und Feindvermögen“ zurückzugreifen.

Im Kapitel „Hinweise zur Lektüre“ konkretisiert der Autor die Fragestellungen des Buches und wählt dabei eine Sicht auf den Nationalsozialismus, den er als „Gefälligkeitsdiktatur“10 bezeichnet. Im folgenden gleichnamigen Kapitel umreisst er dann die Haushalts- und Kriegsfinanzierungspolitik des Dritten Reiches, bei der die Enteignung der Juden eine zentrale Rolle einnahm und dadurch breite Bevölkerungsschichten vor hohen Steuern bewahrt wurden. Im Unterkapitel „Historisches Material“ stellt der Verfasser seine Quellen vor.

In Teil II des Buches „Unterwerfen und ausnutzen“ geht der Autor auf die Methoden ein, die darauf abzielten, Kriegskosten auf das besetzte Ausland und verbündete Staaten abzuwälzen, um damit Inflationsgefahren, Nöte und Engpässe in der deutschen Bevölkerung abzuschwächen und die Steuern zu senken. Eine aus Sicht der politischen Führung attraktive Möglichkeit waren die den besetzten Gebieten auferlegten Besatzungskosten. Dabei orientierte sich der Besatzungskostenetat oftmals weniger an den tatsächlichen Aufwendungen der Wehrmacht, sondern vielmehr am Haushalt des jeweiligen Landes im letzten Friedensjahr. Die hieraus erzielten Einnahmen wurden u. a. auch Wehrmachtsangehörigen in Form von Sold ausbezahlt, welche wiederum Lebensmittel und sonstige Sachaufwendungen privater Art erwerben konnten und im großen Stil an ihre Angehörigen schickten. In der Heimat freute sich die Familie über Pakete mit landestypischen Delikatessen oder Luxuswaren, welche zudem als Tauschmittel verwendet werden konnten. Die Nachfrage der Besatzer in den besetzten Ländern dagegen verknappte lebensnotwendige Güter in hohem Maße und förderte Nöte bis hin zu Hungerskatastrophen. Die Vorgänge des Ausplünderns werden auch von Aly anhand der Feldpost des späteren Literaturnobelpreisträgers Heinrich Böll nachgezeichnet. Selbst nachdem Korruption und Schmuggel um sich griffen war die NS-Führung nicht gewillt, dem grenzenlosen Treiben ein Ende zu setzen, weil sie um die gute Stimmung besorgt war. Das Deutsche Reich konnte somit dem schon zu Beginn des Krieges aufziehenden Kaufkraftüberhangs aufgrund Angebotsmangels ziviler Güter bei gleichzeitigem Anstieg des privaten Einkommens entgegen getreten. Die Mittelherkunft aus Besatzungskosten und Kriegskostenbeiträgen11 ermöglichten es Deutschland den Zweiten Weltkrieg im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg zu bedeutenden Teilen aus laufenden Einnahmen aus dem Ausland zu finanzieren.

[...]

Fin de l'extrait de 20 pages

Résumé des informations

Titre
Geschichte von Herrschaft, Staat und Politik
Université
University of Hagen
Cours
Politik und Organisation 'Geschichte von Herrschaft, Staat und Politik'
Note
1,7
Auteur
Année
2006
Pages
20
N° de catalogue
V71721
ISBN (ebook)
9783638632294
Taille d'un fichier
459 KB
Langue
allemand
Mots clés
Geschichte, Herrschaft, Staat, Politik, Organisation, Herrschaft, Staat, Politik“
Citation du texte
Patrick Reimers (Auteur), 2006, Geschichte von Herrschaft, Staat und Politik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/71721

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