1. EINLEITUNG
Sieht man sich als Student der Betriebswirtschaftslehre (BWL) mit der Frage von Außenstehenden nach dem Inhalt seiner Fachrichtung konfrontiert, kann die Beantwortung dieser Frage genauso einfach wie nichts sagend sein. Was studiert jemand, der BWL studiert? Und was unterscheidet beispielsweise die Betriebs- von der Volkswirtschaftslehre? Diese zunächst trivial wirkenden Fragestellungen, denen sich im 20. Jahrhundert zahlreiche Fachvertreter innerhalb der deutschen BWL aus unterschiedlichsten Blickwinkeln genähert haben, sollen im erweiterten Zentrum dieser Arbeit stehen: dazu werden unter Punkt 2 zunächst einige Wesenszüge der „traditionellen“ BWL dargestellt: mit Eugen Schmalenbach, Wilhelm Rieger und Heinrich Nicklisch – die in diesem Kontext gemeinhin als die „herausragenden Wegbereiter“(1) gelten – werden in prägnanter Form drei unterschiedliche Ansätze vorgestellt, die die gegenwärtige BWL entscheidend geprägt haben.
So verschiedenartig diese Konzepte im Kern auch sein mögen, eint sie laut den Verfassern der hier vornehmlich präsentierten „Arbeitsorientierten Einzelwirtschaftslehre“ (AOEWL) insbesondere die Vernachlässigung der Arbeitnehmerinteressen(2) : Dieses in den 70er Jahren entstandene Konzept, das sich als bewusstes Kontrastprogramm gegenüber der BWL sieht und in erster Linie deren einseitige Orientierung auf Kapitalinteressen kritisiert, wird unter Punkt 3 anhand von Entstehungsgeschichte, Charakteristika und konkreten Umsetzungsvorstellungen skizziert.
Punkt 4 nennt im Anschluss daran Kritikpunkte, die wiederum gegenüber der AOEWL geäußert wurden, bevor unter Punkt 5 die gewonnenen Erkenntnisse kurz zusammengefasst und aus heutiger Sicht bewertet werden.
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(1) Schanz, Günther: „Wissenschaftsprogramme der Betriebswirtschaftslehre“ in Bea, Franz Xaver/ Dichtl, Erwin/ Schweitzer, Marcell (Hrsg.): „Allgemeine Betriebswirtschaftslehre“, Band 1: Grundfragen (1988), S. 49-114, S. 62.
(2) Eine Ausnahme in dieser Aufzählung stellt zweifelsohne Nicklischs Ansatz dar, der den Gedanken von der Bedürfnisorientierung der in Betrieben tätigen Menschen bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgriff.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 2. CHARAKTERISTIKA DER „HERRSCHENDEN“ BWL – KLASSISCHE ANSÄTZE
- 3. DIE AOEWL ALS GEGENPOSITION ZUR BWL
- 4. KRITIK VON SEITEN DER BWL
- 5. SCHLUSSBEMERKUNG – DIE AOEWL HEUTE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der arbeitsorientierten Einzelwirtschaftslehre (AOEWL) und stellt diese als Gegenposition zur traditionellen Betriebswirtschaftslehre (BWL) dar. Sie analysiert die Kritik an der BWL, insbesondere deren Vernachlässigung der Arbeitnehmerinteressen und einseitige Orientierung auf Kapitalinteressen. Darüber hinaus werden die Entstehungsgeschichte, Charakteristika und konkreten Umsetzungsvorschläge der AOEWL beleuchtet.
- Die Entwicklung und Kritik der traditionellen Betriebswirtschaftslehre
- Die Entstehung und Grundzüge der AOEWL
- Die Kritik an der AOEWL
- Die Bedeutung der AOEWL im heutigen Kontext
- Die arbeitsorientierte versus die kapitalorientierte Rationalität
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Problematik der BWL aus der Sicht von Außenstehenden vor und erläutert, wie sich verschiedene Fachvertreter im 20. Jahrhundert mit dieser Frage auseinandersetzten.
- Kapitel 2 beleuchtet die „herausragenden Wegbereiter“ der BWL, Eugen Schmalenbach, Wilhelm Rieger und Heinrich Nicklisch, und stellt deren Ansätze vor. Es wird deutlich, dass diese Ansätze zwar unterschiedlich sind, aber alle die Arbeitnehmerinteressen vernachlässigen und sich einseitig auf Kapitalinteressen konzentrieren.
- Kapitel 3 skizziert die AOEWL, die als bewusstes Kontrastprogramm zur BWL entstand und deren einseitige Kapitalorientierung kritisiert. Es werden die Entstehungsgeschichte, Charakteristika und konkrete Umsetzungsvorschläge der AOEWL dargestellt.
- Kapitel 4 beleuchtet die Kritikpunkte, die gegenüber der AOEWL geäußert wurden.
Schlüsselwörter
Arbeitnehmerinteressen, Kapitalinteressen, Arbeitsorientierte Einzelwirtschaftslehre (AOEWL), Betriebswirtschaftslehre (BWL), Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut des Deutschen Gewerkschaftsbundes (WSI), Traditionelle BWL, Rentabilität, Wirtschaftlichkeit, Kapitalverwertungsinteresse.
- Quote paper
- Michael Wilhelmi (Author), 2005, Das Konzept der arbeitsorientierten Einzelwirtschaftslehre (AOEWL), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/72237